Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.Das V. Capittel. [Spaltenumbruch]
Vom Kalch/ und Art selbigen an zu machen. DIe Steine/ worvon der Kalch gemacht wird gräbt man entweder aus den Bergen/ oder nimt sie aus den Flüssen. Jeder Berg-Stein ist gut/ wann er trucken/ ohne Feuchtigkeit und zerbrechlich ist/ und der keine andere Materi in sich hat/ welche/ wann er in das Feuer gelegt/ verzehret/ und der Stein dadurch kleiner wird: Dannenhero ist derjenige Kalch der beste/ der von einem harten/ dicken und weissen Stein gebrannt wird/ und der nach diesen/ über den dritten theil leichter/ als der Stein bleibt. Man findet auch eine gewisse Art schwammmichte Steine/ deren Kalch sehr gut ist zu Bekleibung der Mauren. Aus den Paduanischen und Runnischen Bergen werden etliche Schiefersteine gegraben/ deren Kalch trefflich gut zu den Wercken im Wasser/ sintemal er gar bald hafftet und lang dauret. Ein ieder Stein der zum Kalchmachen gegraben wird/ ist besser/ als der/ den man samlet; und/ wann du gräbest/ so nim viel lieber einen feuchten/ als truckenen/ so ist auch der weisse besser zugebrauchen/ als der braune. Die Steine so aus denen Flüssen und Bächen genommen/ und Kieselsteine genant werden/ machen einen trefflich guten Kalch/ der sehr schön weis wird/ und saubare Arbeit giebt:[Spaltenumbruch] deswegen er auch meistentheils zum Anwurf der Mauren genommen wird. Ein ieder Stein/ er sey gleich aus den Bergen oder Flüssen/ kocht sich geschwind oder langsam/ nachdem er ein starckes Feuer bekommt/ gemeiniglich aber brennt er sich in 60. Stunden aus. Wann er nun gebrannt/ soll er genätzet/ aber nicht alles Wasser auf einmal darein gegossen werden/ sondern öffters nach einander/ doch also/ daß er nicht anbrenne/ bis er wol temperiret sey. Hernach legt man ihn an einen feuchten Ort und Schatten/ ohne Vermischung einiges andern Dings/ ausser daß er mit hüpschen leichten Sand bedecket wird. Je gebeytzter er nun ist/ je zäher und besser ist er auch/ ausgenommen derjenige/ so aus Schiefersteinen gemacht wird/ der dann/ so bald er genätzet worden/ auch so stracks gebraucht werden mus; widrigenfalls er sich selbst verzehrt/ und verbrennt. Dahero er auch nicht hafftet/ sondern zu allem Gebrauch untüchtig ist. Den Mörter nun anzumachen/ muß man den Sand nehmen der gantz trucken ist/ und folgends also anmischen; Nimt man einen gegrabenen Sand/ so komt ein Theil Kalch und drey Theil Sand darzu. Nimt man aber Fluß- oder Meer-Sand/ müssen zwey Theil Sand und ein Theil Kalch darzu genommen werden. Das VI. Capittel. [Spaltenumbruch]
Von Metallen. DEr Metallen/ so zu dem Gebäuen gebraucht werden/ sind Eisen.unterschiedliche/ als das Eisen/ das Bley/ und das Kupfer. Das Eisen dienet zu Verfertigung der Nägel/ Angel/ Schlösser und Riegel/ wormit die Thüren verschlossen werden/ auch zu den Thüren selbst/ zu den Gitterwercken und andern dergleichen Arbeit. Diese findet und gräbt man nirgend wo rein und sauber/ sondern müssen durch das Feuer erst gereinigt werden: sintemalen solche also zerschmiltzt/ daß man sie giessen kan/ und solcher Gestalt/ wird das Unreine/ noch ehe es erkaltet/ darvon gethan. Hernach aber wann es gereinigt und wieder kalt ist/ so wird es wol glüend/ und dadurch weich gemacht/ also daß man mit dem Hammer solches zwingen und richten kan/ wie man will. Es kan aber so leichtlich nicht gegossen werden/ wann es nicht vom neuen in die hierzu gemachte Oefen gethan wird. Wann es nicht glüend/ und aus dem Feuer her gearbeitet/ und durch den Hammer bezwungen wird/ so zerspringt es und verdirbt. Wann das Eisen gut ist/ und in einem Klumpen beysammen/ wird es[Spaltenumbruch] erkannt an den Adern/ welche sein hübsch aneinander/ und gleich und unterbrochen seyn/ auch der Obertheil fein sauber und ohne Unrat ist. Dann gedachte Adern werden so viel zu erkennen geben/ wie das Eisen beschaffen und von aussen her siehet man/ wie es in der Mitte ist: Dafern es aber in viereckigte Platten/ oder andere Form geschlagen/ und die Seiten gleich seyn/ so halten wir solches für durchgehend gut/ weil es gleicher Gestalt den Hammerstreich ausgedauret. Bley. Von Bley werden die herrlichen Paläste/ Tempel/ Thürne/ und andere offentliche Gebäue bedecket; Die Röhren zu denen Wasserleitungen und die Angel und Gitter an den Thüren und Fenstern damit fest gemacht/ dessen wird dreyerley Art gefunden; als weisses/ schwartzes und aschenfarbes: Schwartz nennt man es/ nicht/ daß es warhaftig schwartz sey/ sondern weil es weis/ und mit etwas schwartz untermengt ist; dahero ihm/ in Ansehung der weissen Farb/ die Alten nicht ohne Ursach den Namen geben. Daß weisse Bley ist besser und edler/ als das Schwartze; Das Aschenfarbige ist so mittelmäßig. Es wird entweder grosse Das V. Capittel. [Spaltenumbruch]
Vom Kalch/ und Art selbigen an zu machen. DIe Steine/ worvon der Kalch gemacht wird gräbt man entweder aus den Bergen/ oder nimt sie aus den Flüssen. Jeder Berg-Stein ist gut/ wann er trucken/ ohne Feuchtigkeit und zerbrechlich ist/ und der keine andere Materi in sich hat/ welche/ wann er in das Feuer gelegt/ verzehret/ und der Stein dadurch kleiner wird: Dannenhero ist derjenige Kalch der beste/ der von einem harten/ dicken und weissen Stein gebrannt wird/ und der nach diesen/ über den dritten theil leichter/ als der Stein bleibt. Man findet auch eine gewisse Art schwammmichte Steine/ deren Kalch sehr gut ist zu Bekleibung der Mauren. Aus den Paduanischen und Runnischen Bergen werden etliche Schiefersteine gegraben/ deren Kalch trefflich gut zu den Wercken im Wasser/ sintemal er gar bald hafftet und lang dauret. Ein ieder Stein der zum Kalchmachen gegraben wird/ ist besser/ als der/ den man samlet; und/ wann du gräbest/ so nim viel lieber einen feuchten/ als truckenen/ so ist auch der weisse besser zugebrauchen/ als der braune. Die Steine so aus denen Flüssen und Bächen genommen/ und Kieselsteine genant werden/ machen einen trefflich guten Kalch/ der sehr schön weis wird/ und saubare Arbeit giebt:[Spaltenumbruch] deswegen er auch meistentheils zum Anwurf der Mauren genommen wird. Ein ieder Stein/ er sey gleich aus den Bergen oder Flüssen/ kocht sich geschwind oder langsam/ nachdem er ein starckes Feuer bekommt/ gemeiniglich aber brennt er sich in 60. Stunden aus. Wann er nun gebrannt/ soll er genätzet/ aber nicht alles Wasser auf einmal darein gegossen werden/ sondern öffters nach einander/ doch also/ daß er nicht anbrenne/ bis er wol temperiret sey. Hernach legt man ihn an einen feuchten Ort und Schatten/ ohne Vermischung einiges andern Dings/ ausser daß er mit hüpschen leichten Sand bedecket wird. Je gebeytzter er nun ist/ je zäher und besser ist er auch/ ausgenommen derjenige/ so aus Schiefersteinen gemacht wird/ der dann/ so bald er genätzet worden/ auch so stracks gebraucht werden mus; widrigenfalls er sich selbst verzehrt/ und verbrennt. Dahero er auch nicht hafftet/ sondern zu allem Gebrauch untüchtig ist. Den Mörter nun anzumachen/ muß man den Sand nehmen der gantz trucken ist/ und folgends also anmischen; Nimt man einen gegrabenen Sand/ so komt ein Theil Kalch und drey Theil Sand darzu. Nimt man aber Fluß- oder Meer-Sand/ müssen zwey Theil Sand und ein Theil Kalch darzu genommen werden. Das VI. Capittel. [Spaltenumbruch]
Von Metallen. DEr Metallen/ so zu dem Gebäuen gebraucht werden/ sind Eisen.unterschiedliche/ als das Eisen/ das Bley/ und das Kupfer. Das Eisen dienet zu Verfertigung der Nägel/ Angel/ Schlösser und Riegel/ wormit die Thüren verschlossen werden/ auch zu den Thüren selbst/ zu den Gitterwercken und andern dergleichen Arbeit. Diese findet und gräbt man nirgend wo rein und sauber/ sondern müssen durch das Feuer erst gereinigt werden: sintemalen solche also zerschmiltzt/ daß man sie giessen kan/ und solcher Gestalt/ wird das Unreine/ noch ehe es erkaltet/ darvon gethan. Hernach aber wann es gereinigt und wieder kalt ist/ so wird es wol glüend/ und dadurch weich gemacht/ also daß man mit dem Hammer solches zwingen und richten kan/ wie man will. Es kan aber so leichtlich nicht gegossen werden/ wann es nicht vom neuen in die hierzu gemachte Oefen gethan wird. Wann es nicht glüend/ und aus dem Feuer her gearbeitet/ und durch den Hammer bezwungen wird/ so zerspringt es und verdirbt. Wann das Eisen gut ist/ und in einem Klumpen beysammen/ wird es[Spaltenumbruch] erkannt an den Adern/ welche sein hübsch aneinander/ und gleich und unterbrochen seyn/ auch der Obertheil fein sauber und ohne Unrat ist. Dann gedachte Adern werden so viel zu erkennen geben/ wie das Eisen beschaffen und von aussen her siehet man/ wie es in der Mitte ist: Dafern es aber in viereckigte Platten/ oder andere Form geschlagen/ und die Seiten gleich seyn/ so halten wir solches für durchgehend gut/ weil es gleicher Gestalt den Hammerstreich ausgedauret. Bley. Von Bley werden die herrlichen Paläste/ Tempel/ Thürne/ und andere offentliche Gebäue bedecket; Die Röhren zu denen Wasserleitungen und die Angel und Gitter an den Thüren und Fenstern damit fest gemacht/ dessen wird dreyerley Art gefunden; als weisses/ schwartzes und aschenfarbes: Schwartz nennt man es/ nicht/ daß es warhaftig schwartz sey/ sondern weil es weis/ und mit etwas schwartz untermengt ist; dahero ihm/ in Ansehung der weissen Farb/ die Alten nicht ohne Ursach den Namen geben. Daß weisse Bley ist besser und edler/ als das Schwartze; Das Aschenfarbige ist so mittelmäßig. 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Hernach aber wann es gereinigt und wieder kalt ist/ so wird es wol glüend/ und dadurch weich gemacht/ also daß man mit dem Hammer solches zwingen und richten kan/ wie man will. Es kan aber so leichtlich nicht gegossen werden/ wann es nicht vom neuen in die hierzu gemachte Oefen gethan wird. Wann es nicht glüend/ und aus dem Feuer her gearbeitet/ und durch den Hammer bezwungen wird/ so zerspringt es und verdirbt. Wann das Eisen gut ist/ und in einem Klumpen beysammen/ wird es<cb/> erkannt an den Adern/ welche sein hübsch aneinander/ und gleich und unterbrochen seyn/ auch der Obertheil fein sauber und ohne Unrat ist. 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Es wird entweder grosse </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I (Architektur), S. 6]/0203]
Das V. Capittel.
Vom Kalch/ und Art selbigen an
zu machen.
DIe Steine/ worvon der Kalch gemacht wird gräbt man entweder aus den Bergen/ oder nimt sie aus den Flüssen. Jeder Berg-Stein ist gut/ wann er trucken/ ohne Feuchtigkeit und zerbrechlich ist/ und der keine andere Materi in sich hat/ welche/ wann er in das Feuer gelegt/ verzehret/ und der Stein dadurch kleiner wird: Dannenhero ist derjenige Kalch der beste/ der von einem harten/ dicken und weissen Stein gebrannt wird/ und der nach diesen/ über den dritten theil leichter/ als der Stein bleibt. Man findet auch eine gewisse Art schwammmichte Steine/ deren Kalch sehr gut ist zu Bekleibung der Mauren. Aus den Paduanischen und Runnischen Bergen werden etliche Schiefersteine gegraben/ deren Kalch trefflich gut zu den Wercken im Wasser/ sintemal er gar bald hafftet und lang dauret. Ein ieder Stein der zum Kalchmachen gegraben wird/ ist besser/ als der/ den man samlet; und/ wann du gräbest/ so nim viel lieber einen feuchten/ als truckenen/ so ist auch der weisse besser zugebrauchen/ als der braune. Die Steine so aus denen Flüssen und Bächen genommen/ und Kieselsteine genant werden/ machen einen trefflich guten Kalch/ der sehr schön weis wird/ und saubare Arbeit giebt:
deswegen er auch meistentheils zum Anwurf der Mauren genommen wird. Ein ieder Stein/ er sey gleich aus den Bergen oder Flüssen/ kocht sich geschwind oder langsam/ nachdem er ein starckes Feuer bekommt/ gemeiniglich aber brennt er sich in 60. Stunden aus. Wann er nun gebrannt/ soll er genätzet/ aber nicht alles Wasser auf einmal darein gegossen werden/ sondern öffters nach einander/ doch also/ daß er nicht anbrenne/ bis er wol temperiret sey. Hernach legt man ihn an einen feuchten Ort und Schatten/ ohne Vermischung einiges andern Dings/ ausser daß er mit hüpschen leichten Sand bedecket wird. Je gebeytzter er nun ist/ je zäher und besser ist er auch/ ausgenommen derjenige/ so aus Schiefersteinen gemacht wird/ der dann/ so bald er genätzet worden/ auch so stracks gebraucht werden mus; widrigenfalls er sich selbst verzehrt/ und verbrennt. Dahero er auch nicht hafftet/ sondern zu allem Gebrauch untüchtig ist. Den Mörter nun anzumachen/ muß man den Sand nehmen der gantz trucken ist/ und folgends also anmischen; Nimt man einen gegrabenen Sand/ so komt ein Theil Kalch und drey Theil Sand darzu. Nimt man aber Fluß- oder Meer-Sand/ müssen zwey Theil Sand und ein Theil Kalch darzu genommen werden.
Das VI. Capittel.
Von Metallen.
DEr Metallen/ so zu dem Gebäuen gebraucht werden/ sind unterschiedliche/ als das Eisen/ das Bley/ und das Kupfer. Das Eisen dienet zu Verfertigung der Nägel/ Angel/ Schlösser und Riegel/ wormit die Thüren verschlossen werden/ auch zu den Thüren selbst/ zu den Gitterwercken und andern dergleichen Arbeit. Diese findet und gräbt man nirgend wo rein und sauber/ sondern müssen durch das Feuer erst gereinigt werden: sintemalen solche also zerschmiltzt/ daß man sie giessen kan/ und solcher Gestalt/ wird das Unreine/ noch ehe es erkaltet/ darvon gethan. Hernach aber wann es gereinigt und wieder kalt ist/ so wird es wol glüend/ und dadurch weich gemacht/ also daß man mit dem Hammer solches zwingen und richten kan/ wie man will. Es kan aber so leichtlich nicht gegossen werden/ wann es nicht vom neuen in die hierzu gemachte Oefen gethan wird. Wann es nicht glüend/ und aus dem Feuer her gearbeitet/ und durch den Hammer bezwungen wird/ so zerspringt es und verdirbt. Wann das Eisen gut ist/ und in einem Klumpen beysammen/ wird es
erkannt an den Adern/ welche sein hübsch aneinander/ und gleich und unterbrochen seyn/ auch der Obertheil fein sauber und ohne Unrat ist. Dann gedachte Adern werden so viel zu erkennen geben/ wie das Eisen beschaffen und von aussen her siehet man/ wie es in der Mitte ist: Dafern es aber in viereckigte Platten/ oder andere Form geschlagen/ und die Seiten gleich seyn/ so halten wir solches für durchgehend gut/ weil es gleicher Gestalt den Hammerstreich ausgedauret.
Eisen. Von Bley werden die herrlichen Paläste/ Tempel/ Thürne/ und andere offentliche Gebäue bedecket; Die Röhren zu denen Wasserleitungen und die Angel und Gitter an den Thüren und Fenstern damit fest gemacht/ dessen wird dreyerley Art gefunden; als weisses/ schwartzes und aschenfarbes: Schwartz nennt man es/ nicht/ daß es warhaftig schwartz sey/ sondern weil es weis/ und mit etwas schwartz untermengt ist; dahero ihm/ in Ansehung der weissen Farb/ die Alten nicht ohne Ursach den Namen geben. Daß weisse Bley ist besser und edler/ als das Schwartze; Das Aschenfarbige ist so mittelmäßig. Es wird entweder grosse
Bley.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/203>, abgerufen am 03.03.2025. |