Der Teutschen Academie Zweyten/ als letzten Haupt-Theils Erster Theil/ Von Der Architectur, oder Bau-Kunst.
Das I. Capittel. Was zu betrachten und vorhero zu bereiten sey/ ehe man zum wircklichen Bau schreitet.
[Spaltenumbruch]
MAn soll/ ehe man zu bauen anfänget/ auf das fleißigste einen ieden Theil des Grunds und Nothwendigkeit oder Behufs des vorhabenden Gebäues betrachten. An einem Gebäu aber sind 3 Stuck/ wie Vitruvius sagt/ ohne welche kein Gebäu einiges Lob verdienen kan/ und diese sind: der Nutzen/ oder die Beqvemlichkeit/ die Beständigkeit und die Zierlichkeit: Sintemal ein dergleichen Werck/ daß nur auf eine geringe Zeit nützlich/ oder beqvem seyn/ oder auch alle beede/ und doch keine Annemlichkeit in sich haben würde/ gar nit vollkommen[Spaltenumbruch]
genennet werden könte; die Beqvemlichkeit aber wird es haben/ wann man einem iedwedem Zimmer seinen geschicklichen Ort und beqveme Gelegenheit/ und zwar nicht kleiner/ als etwan dessen Würdigkeit erfordert/ auch nicht grösser/ als vielleicht von nöthen/ zu eignet: auch iedes an seinen gehörigen Ort/ als die Stuben/ den Saal/ die Kammer/ den Keller und die Böden/ wie sichs gebühret/ hinsetzet. Wann nun ein solch Gebäu lang halten und wehren soll/ muß man fleißig acht haben/ daß das gantze Gemäuer von untenher viel dicker und stärcker/ als oben gemacht/ und ein gerechtes gnugsames Fundament gesetzt werde. Uber das die untere Seulen mit den obern gleich und auf einander/ auch alle Löcher/ so wol Thüren als Fenster eines ober
[Abbildung]
Der Teutschen Academie Zweyten/ als letzten Haupt-Theils Erster Theil/ Von Der Architectur, oder Bau-Kunst.
Das I. Capittel. Was zu betrachten und vorhero zu bereiten sey/ ehe man zum wircklichen Bau schreitet.
[Spaltenumbruch]
MAn soll/ ehe man zu bauen anfänget/ auf das fleißigste einen ieden Theil des Grunds und Nothwendigkeit oder Behufs des vorhabenden Gebäues betrachten. An einem Gebäu aber sind 3 Stuck/ wie Vitruvius sagt/ ohne welche kein Gebäu einiges Lob verdienen kan/ und diese sind: der Nutzen/ oder die Beqvemlichkeit/ die Beständigkeit und die Zierlichkeit: Sintemal ein dergleichen Werck/ daß nur auf eine geringe Zeit nützlich/ oder beqvem seyn/ oder auch alle beede/ und doch keine Annemlichkeit in sich haben würde/ gar nit vollkommen[Spaltenumbruch]
genennet werden könte; die Beqvemlichkeit aber wird es haben/ wann man einem iedwedem Zimmer seinen geschicklichen Ort und beqveme Gelegenheit/ und zwar nicht kleiner/ als etwan dessen Würdigkeit erfordert/ auch nicht grösser/ als vielleicht von nöthen/ zu eignet: auch iedes an seinen gehörigen Ort/ als die Stuben/ den Saal/ die Kammer/ den Keller und die Böden/ wie sichs gebühret/ hinsetzet. Wann nun ein solch Gebäu lang halten und wehren soll/ muß man fleißig acht haben/ daß das gantze Gemäuer von untenher viel dicker und stärcker/ als oben gemacht/ und ein gerechtes gnugsames Fundament gesetzt werde. Uber das die untere Seulen mit den obern gleich und auf einander/ auch alle Löcher/ so wol Thüren als Fenster eines ober
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[[I (Architektur), S. 3]/0200]
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Der
Teutschen Academie
Zweyten/ als letzten Haupt-Theils
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Von
Der Architectur, oder Bau-Kunst.
Das I. Capittel.
Was zu betrachten und vorhero zu
bereiten sey/ ehe man zum wircklichen
Bau schreitet.
MAn soll/ ehe man zu bauen anfänget/ auf das fleißigste einen ieden Theil des Grunds und Nothwendigkeit oder Behufs des vorhabenden Gebäues betrachten. An einem Gebäu aber sind 3 Stuck/ wie Vitruvius sagt/ ohne welche kein Gebäu einiges Lob verdienen kan/ und diese sind: der Nutzen/ oder die Beqvemlichkeit/ die Beständigkeit und die Zierlichkeit: Sintemal ein dergleichen Werck/ daß nur auf eine geringe Zeit nützlich/ oder beqvem seyn/ oder auch alle beede/ und doch keine Annemlichkeit in sich haben würde/ gar nit vollkommen
genennet werden könte; die Beqvemlichkeit aber wird es haben/ wann man einem iedwedem Zimmer seinen geschicklichen Ort und beqveme Gelegenheit/ und zwar nicht kleiner/ als etwan dessen Würdigkeit erfordert/ auch nicht grösser/ als vielleicht von nöthen/ zu eignet: auch iedes an seinen gehörigen Ort/ als die Stuben/ den Saal/ die Kammer/ den Keller und die Böden/ wie sichs gebühret/ hinsetzet. Wann nun ein solch Gebäu lang halten und wehren soll/ muß man fleißig acht haben/ daß das gantze Gemäuer von untenher viel dicker und stärcker/ als oben gemacht/ und ein gerechtes gnugsames Fundament gesetzt werde. Uber das die untere Seulen mit den obern gleich und auf einander/ auch alle Löcher/ so wol Thüren als Fenster eines ober
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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/200>, abgerufen am 24.11.2024.
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