Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] erschreckend sagte: Ach/ mein Heinrich! ihr seyd es nicht/ eure Tracht und Aufzug weiset die Fürtreflichkeit dieses berühmten Künstlers nicht aus/ worüber Gölzius freundlich lachte/ in Bedenken/ daß der von Wingen die Fürtreflichkeit dem Habit und Kleidung zumasse/ da er doch selbst/ als ein reicher Edelmann/ in gleichem Spital zu Bett läge; aber der von Wingen repetirte seine vorige Rede/ sprechend: Ach/ mein Heinrich! ihr seyd es nicht; und als sie zu Abend nach Viletry in das Quartier gelanget/ bekame er nochmalen neue Briefe/ in denen er des Anwesens Golzii in Italien vergwißert wurde/ jedoch was Johann Mathisen ihme von desselben Gegenwart vorhielte/ gab er ihm doch keinen Glauben; weil nun Golzius sahe/ daß der von Wingen ein vertrauter guter Freund und wehrter Reißgefärt wäre/ streckte er seinen krummen Arm aus und wiße dieses Zeichen H. G. auf seinem Arm/ gleichwie es auf dem Kupferblat des Contrafäts Golzii, so der von Wingen hatte/ zu sehen war; worüber sich der andere gänzlich entfärbt/ aufgesprungen/ und Golzium umarmet hat/ mit Bedaurung/ daß er selbiges nicht eher gewust. Also haben sie folgends ihre Reiß nach Neapel fortgesetzt/ und daselbst alles denkwürdige besichtiget/ wie nicht minder zu Puzziola; Zu Neapel contrafätete Golzius den schönen Antichen Hercules, nach dessen Endigung er wieder mit seiner Gesellschaft in des Pabsts Galeen nacher Rom gekehret; von wannen er/ nach unterschiedlich verfärtigten Kunst-reichen Werken/ mit einem großen Schatz der raresten Stucken samt dem Johann Mathisen/ als seinem Reis-Gesellen/ wieder nach Haus gezogen/ und daselbst frisch und gesund angelangt. Als er aber sich daselbst eine Zeitlang wieder aufgehalten/ hat ihm voriges Ubel wieder zugesetzt/ daß er/ nach gutachten der Aertzte/ viel Jahr Geißmilch trinken/ und gleichwie ein Kind Frauen-Brüste saugen müßen/ so ihn/ nächst Göttlicher Hülffe/ wieder zurecht gebracht. Seine Werke belangend/ so zeigen deßelben Kupfer nach Genügen die meisterhafte Hand und den vernünftigen Geist/ und wäre allein darzu mächtig genug/ die schöne Historie von der Lucretia, Seine Kupferstiche. so er selbst inventirt und in Kupfer gebracht/ worunter auch ein sehr herrlich Banquet mit Vielfältigkeit der Kleidungen/ so dem Werk eine große Zierde zuwegen gebracht/ und gewiß eine andere Invention ware/ als dern sich vorzeiten die Niderländer gebraucht. Es scheuete sich Golzius zwar nicht/ anderer lobwürdigen Meistere/ als des Hemskerken, Franz Floris, Bloklands, Fridrichs und Sprangers Geist-reiche Manier nachzufolgen/ wie er dann kurz nach erstbemeldtem das himmlische Banquet Sprangers in Kupfer gebracht/ gleichwol hat er auch sehr viel herrliche Werke mit eigner Hand gefärtiget/ welche alle zu beschreiben fast allein ein gantzes Buch er fordern/ und uns die geliebte Kürze dieses Buchs allzuweit ergrößern würden: Gleichwol können mit Stillschweigen nicht vorbey gangen werden die sechs hochschätzbare Stücke/ die er dem Durchleuchtigen Herzogen in Bäyern dedicirt/ für welche er auch eine guldene Kette/ samt einem schönen Gnaden-Pfenning/zur[Spaltenumbruch] Verehrung empfangen. Gleichwol ist lobwürdig seine ganze Passion/ nach Art und Manier des Lucae von Leyden/ darinn er auch eine bässere und bequemere Weiß in Stellung der Bilder gebraucht: nicht weniger Kunst-reich ist sein Marien-Bild mit dem todten Christus auf der Schoß/ zwar ein kleines/ aber von Kunst erfülltes und ganz nach Albert Dürers Manier gemachtes Stuck/ so zu Harlem bey dem Kunst-liebenden Herrn Beerenstein zu sehen war; welche genugsam bezeugen/ wie ein geschickter Protheus oder Vertumnus, der sich in alle Kunst zu schicken wuste/ Golzius gewesen. Weil er aber neben dem Kupferstechen auch im Seine Gemälde. Mahlen treflich geübt/ solle ebenmässig etwas denkwürdiges angeregt werden. Dann als er aus Italien zuruck gelangt/ hat er die Kunst-reiche Italienische Gemälde so fest in seine Gedächtnis gedruckt/ als ob er sie noch allbereit völlig für Augen hätte. Also ware er allezeit wol ingedenk/ der reichen Zeichnung des Raphaels/ der eigentlichen Lebhaftigkeit des Corregio, und des Kunst-reichen angenommenen Colorit des Titians, so daß es vielen Künstlern eine große Freude ware/ wann sie Golzium bloß allein von der Kunst reden hören mochten; zeichnete er etwa sonderlich die nackende Leiber/ so musten sie mit den Creonnen ihre Farben haben; so daß er den Pensel und Oelfarbe ergriffen/ da er noch nicht 2. Jahr von der Brust abgewehnet/ doch 42. Jahr alt war. Seine erste Arbeit ware für Gysbert Ryckersen zu Harlem/ so ein kleines Stuck auf ein kupfernes Blatt/ ein Christus/ ein Kreutz mit Maria und Magdalena/ die Nacht/ in der Christus begraben worden/ darinnen alles sehr tödlich und artich colorirt/ sinnreich und sauber mit Farben gemacht; in die Weite komt Jerusalem/ auf dem Vorgrund eine Bruthenne/ die ihre Junge versamlet/ so Christum bedeutet/ da er die Stadt beweinet hat. Es schäzte Golzius nichts höher als seine eigne Freyheit und Erbarkeit/ dahero er in seinem Symbolo führte Aurum aequat honor, dem Gold Unterschiedliche dieses Künstlers denkwürdige Reden. gleichet die Ehre/ wie er dann auch mehr Ehr-als Geld-süchtig war/ hielte sich doch nicht allzuprächtig in Kleidung/ und ware in Philosophia naturali sehr wol erfahren. Er brauchte unterschiedliche schöne Sprüche/ die er bey Gelegenheit wol zu Paß zu bringen wuste; unter andern da er viele artige Contrafäte zu Kupfer gebracht/ hat er Anno 1583. zwey Polnische junge Prinzen/ so die Länder besuchten/ contrafätet; diese kamen aus Frankreich auf selbige Mode gekleidet/ dann der eine ware ein Vetter des Königs. Da nun Golzius zu Harlem in ihrer Behausung war/ und mit ihnen um den Wehrt pactiret/ hatten sie einen Kaufmann von Amsterdam/ welches Beutel mehr dann der Verstand gespielet/ so ihnen die Unkosten herschiessen solte: Dieser/ als er hörte/ daß Golzius einen höheren Wehrt forderte/ als ihme bedunkte genug zu seyn/ sagte; behüte Gott! würdet doch ihr dergestalt vielmehr als ein Kaufmann gewinnen. Worauf er mit Lachen geantwortet: O! Kaufmannschaft hat weit mit Künsten keine ähnlichkeit/ dann mit Geld man leichtlich ein Kaufmann/ nicht alsobald [Spaltenumbruch] erschreckend sagte: Ach/ mein Heinrich! ihr seyd es nicht/ eure Tracht und Aufzug weiset die Fürtreflichkeit dieses berühmten Künstlers nicht aus/ worüber Gölzius freundlich lachte/ in Bedenken/ daß der von Wingen die Fürtreflichkeit dem Habit und Kleidung zumasse/ da er doch selbst/ als ein reicher Edelmann/ in gleichem Spital zu Bett läge; aber der von Wingen repetirte seine vorige Rede/ sprechend: Ach/ mein Heinrich! ihr seyd es nicht; und als sie zu Abend nach Viletry in das Quartier gelanget/ bekame er nochmalen neue Briefe/ in denen er des Anwesens Golzii in Italien vergwißert wurde/ jedoch was Johann Mathisen ihme von desselben Gegenwart vorhielte/ gab er ihm doch keinen Glauben; weil nun Golzius sahe/ daß der von Wingen ein vertrauter guter Freund und wehrter Reißgefärt wäre/ streckte er seinen krummen Arm aus und wiße dieses Zeichen H. G. auf seinem Arm/ gleichwie es auf dem Kupferblat des Contrafäts Golzii, so der von Wingen hatte/ zu sehen war; worüber sich der andere gänzlich entfärbt/ aufgesprungen/ und Golzium umarmet hat/ mit Bedaurung/ daß er selbiges nicht eher gewust. Also haben sie folgends ihre Reiß nach Neapel fortgesetzt/ und daselbst alles denkwürdige besichtiget/ wie nicht minder zu Puzziola; Zu Neapel contrafätete Golzius den schönen Antichen Hercules, nach dessen Endigung er wieder mit seiner Gesellschaft in des Pabsts Galeen nacher Rom gekehret; von wannen er/ nach unterschiedlich verfärtigten Kunst-reichen Werken/ mit einem großen Schatz der raresten Stucken samt dem Johann Mathisen/ als seinem Reis-Gesellen/ wieder nach Haus gezogen/ und daselbst frisch und gesund angelangt. Als er aber sich daselbst eine Zeitlang wieder aufgehalten/ hat ihm voriges Ubel wieder zugesetzt/ daß er/ nach gutachten der Aertzte/ viel Jahr Geißmilch trinken/ und gleichwie ein Kind Frauen-Brüste saugen müßen/ so ihn/ nächst Göttlicher Hülffe/ wieder zurecht gebracht. Seine Werke belangend/ so zeigen deßelben Kupfer nach Genügen die meisterhafte Hand und den vernünftigen Geist/ und wäre allein darzu mächtig genug/ die schöne Historie von der Lucretia, Seine Kupferstiche. so er selbst inventirt und in Kupfer gebracht/ worunter auch ein sehr herrlich Banquet mit Vielfältigkeit der Kleidungen/ so dem Werk eine große Zierde zuwegen gebracht/ und gewiß eine andere Invention ware/ als dern sich vorzeiten die Niderländer gebraucht. Es scheuete sich Golzius zwar nicht/ anderer lobwürdigen Meistere/ als des Hemskerken, Franz Floris, Bloklands, Fridrichs und Sprangers Geist-reiche Manier nachzufolgen/ wie er dann kurz nach erstbemeldtem das himmlische Banquet Sprangers in Kupfer gebracht/ gleichwol hat er auch sehr viel herrliche Werke mit eigner Hand gefärtiget/ welche alle zu beschreiben fast allein ein gantzes Buch er fordern/ und uns die geliebte Kürze dieses Buchs allzuweit ergrößern würden: Gleichwol können mit Stillschweigen nicht vorbey gangen werden die sechs hochschätzbare Stücke/ die er dem Durchleuchtigen Herzogen in Bäyern dedicirt/ für welche er auch eine guldene Kette/ samt einem schönen Gnaden-Pfenning/zur[Spaltenumbruch] Verehrung empfangen. Gleichwol ist lobwürdig seine ganze Passion/ nach Art und Manier des Lucae von Leyden/ darinn er auch eine bässere und bequemere Weiß in Stellung der Bilder gebraucht: nicht weniger Kunst-reich ist sein Marien-Bild mit dem todten Christus auf der Schoß/ zwar ein kleines/ aber von Kunst erfülltes und ganz nach Albert Dürers Manier gemachtes Stuck/ so zu Harlem bey dem Kunst-liebenden Herrn Beerenstein zu sehen war; welche genugsam bezeugen/ wie ein geschickter Protheus oder Vertumnus, der sich in alle Kunst zu schicken wuste/ Golzius gewesen. Weil er aber neben dem Kupferstechen auch im Seine Gemälde. Mahlen treflich geübt/ solle ebenmässig etwas denkwürdiges angeregt werden. Dann als er aus Italien zuruck gelangt/ hat er die Kunst-reiche Italienische Gemälde so fest in seine Gedächtnis gedruckt/ als ob er sie noch allbereit völlig für Augen hätte. Also ware er allezeit wol ingedenk/ der reichen Zeichnung des Raphaels/ der eigentlichen Lebhaftigkeit des Corregio, und des Kunst-reichen angenommenen Colorit des Titians, so daß es vielen Künstlern eine große Freude ware/ wann sie Golzium bloß allein von der Kunst reden hören mochten; zeichnete er etwa sonderlich die nackende Leiber/ so musten sie mit den Creonnen ihre Farben haben; so daß er den Pensel und Oelfarbe ergriffen/ da er noch nicht 2. Jahr von der Brust abgewehnet/ doch 42. Jahr alt war. Seine erste Arbeit ware für Gysbert Ryckersen zu Harlem/ so ein kleines Stuck auf ein kupfernes Blatt/ ein Christus/ ein Kreutz mit Maria und Magdalena/ die Nacht/ in der Christus begraben worden/ darinnen alles sehr tödlich und artich colorirt/ sinnreich und sauber mit Farben gemacht; in die Weite komt Jerusalem/ auf dem Vorgrund eine Bruthenne/ die ihre Junge versamlet/ so Christum bedeutet/ da er die Stadt beweinet hat. Es schäzte Golzius nichts höher als seine eigne Freyheit und Erbarkeit/ dahero er in seinem Symbolo führte Aurum aequat honor, dem Gold Unterschiedliche dieses Künstlers denkwürdige Reden. gleichet die Ehre/ wie er dann auch mehr Ehr-als Geld-süchtig war/ hielte sich doch nicht allzuprächtig in Kleidung/ und ware in Philosophia naturali sehr wol erfahren. Er brauchte unterschiedliche schöne Sprüche/ die er bey Gelegenheit wol zu Paß zu bringen wuste; unter andern da er viele artige Contrafäte zu Kupfer gebracht/ hat er Anno 1583. zwey Polnische junge Prinzen/ so die Länder besuchten/ contrafätet; diese kamen aus Frankreich auf selbige Mode gekleidet/ dann der eine ware ein Vetter des Königs. Da nun Golzius zu Harlem in ihrer Behausung war/ und mit ihnen um den Wehrt pactiret/ hatten sie einen Kaufmann von Amsterdam/ welches Beutel mehr dann der Verstand gespielet/ so ihnen die Unkosten herschiessen solte: Dieser/ als er hörte/ daß Golzius einen höheren Wehrt forderte/ als ihme bedunkte genug zu seyn/ sagte; behüte Gott! würdet doch ihr dergestalt vielmehr als ein Kaufmann gewinnen. Worauf er mit Lachen geantwortet: O! Kaufmannschaft hat weit mit Künsten keine ähnlichkeit/ dann mit Geld man leichtlich ein Kaufmann/ nicht alsobald <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0089" xml:id="pb-506" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 283]"/><cb/> erschreckend sagte: Ach/ mein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Heinrich</persName>! ihr seyd es nicht/ eure Tracht und Aufzug weiset die Fürtreflichkeit dieses berühmten Künstlers nicht aus/ worüber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Gölzius</hi></persName> freundlich lachte/ in Bedenken/ daß der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2145 http://d-nb.info/gnd/119433079 http://viaf.org/viaf/3280490">von Wingen</persName> die Fürtreflichkeit dem Habit und Kleidung zumasse/ da er doch selbst/ als ein reicher Edelmann/ in gleichem Spital zu Bett läge; aber der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2145 http://d-nb.info/gnd/119433079 http://viaf.org/viaf/3280490">von Wingen</persName> <hi rendition="#aq">repeti</hi>rte seine vorige Rede/ sprechend: Ach/ mein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Heinrich!</persName> ihr seyd es nicht; und als sie zu Abend nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-886 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7009108">Viletry</placeName> in das Quartier gelanget/ bekame er nochmalen neue Briefe/ in denen er des Anwesens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzii</hi></persName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000080">Italien</placeName> vergwißert wurde/ jedoch was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4152">Johann Mathisen</persName> ihme von desselben Gegenwart vorhielte/ gab er ihm doch keinen Glauben; weil nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzius</hi></persName> sahe/ daß der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2145 http://d-nb.info/gnd/119433079 http://viaf.org/viaf/3280490">von Wingen</persName> ein vertrauter guter Freund und wehrter Reißgefärt wäre/ streckte er seinen krummen Arm aus und wiße dieses Zeichen <hi rendition="#aq">H. G</hi>. auf seinem Arm/ gleichwie es auf dem Kupferblat des <hi rendition="#aq">Contrafäts <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Golzii</persName>,</hi> so der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2145 http://d-nb.info/gnd/119433079 http://viaf.org/viaf/3280490">von Wingen</persName> hatte/ zu sehen war; worüber sich der andere gänzlich entfärbt/ aufgesprungen/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzium</hi></persName> umarmet hat/ mit Bedaurung/ daß er selbiges nicht eher gewust. Also haben sie folgends ihre Reiß nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004474">Neapel</placeName> fortgesetzt/ und daselbst alles denkwürdige besichtiget/ wie nicht minder zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-233 http://www.geonames.org/3169984/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004647"><hi rendition="#aq">Puzziola</hi></placeName>; Zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004474">Neapel</placeName> contraf</hi>ätete <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Golzius</persName></hi> den schönen <hi rendition="#aq">Antich</hi>en <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName>,</hi> nach dessen Endigung er wieder mit seiner Gesellschaft in des Pabsts Galeen nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> gekehret; von wannen er/ nach unterschiedlich verfärtigten Kunst-reichen Werken/ mit einem großen Schatz der raresten Stucken samt dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4152">Johann Mathisen</persName>/ als seinem Reis-Gesellen/ wieder nach Haus gezogen/ und daselbst frisch und gesund angelangt. Als er aber sich daselbst eine Zeitlang wieder aufgehalten/ hat ihm voriges Ubel wieder zugesetzt/ daß er/ nach gutachten der Aertzte/ viel Jahr Geißmilch trinken/ und gleichwie ein Kind Frauen-Brüste saugen müßen/ so ihn/ nächst Göttlicher Hülffe/ wieder zurecht gebracht.</p> <p>Seine Werke belangend/ so zeigen deßelben Kupfer nach Genügen die meisterhafte Hand und den vernünftigen Geist/ und wäre allein darzu mächtig genug/ die schöne Historie von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-649 http://d-nb.info/gnd/118574817 http://viaf.org/viaf/1343932"><hi rendition="#aq">Lucretia</hi></persName>, <note place="right">Seine Kupferstiche.</note> so er selbst inventirt und in Kupfer gebracht/ worunter auch ein sehr herrlich Banquet mit Vielfältigkeit der Kleidungen/ so dem Werk eine große Zierde zuwegen gebracht/ und gewiß eine andere Invention ware/ als dern sich vorzeiten die Niderländer gebraucht. Es scheuete sich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzius</hi></persName> zwar nicht/ anderer lobwürdigen Meistere/ als des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1438 http://d-nb.info/gnd/118547658 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500124291 http://viaf.org/viaf/88717459">Hemskerken</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1061 http://d-nb.info/gnd/121094111 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115614 http://viaf.org/viaf/100955172">Franz Floris</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1705 http://d-nb.info/gnd/122384148 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500015653 http://viaf.org/viaf/88877471">Bloklands</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1130 http://d-nb.info/gnd/118912860 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500020194 http://viaf.org/viaf/89676041">Fridrichs</persName></hi> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1845 http://d-nb.info/gnd/118826085 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500018180 http://viaf.org/viaf/74650107">Sprangers</persName> Geist-reiche Manier nachzufolgen/ wie er dann kurz nach erstbemeldtem das himmlische <hi rendition="#aq">Banquet</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1845 http://d-nb.info/gnd/118826085 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500018180 http://viaf.org/viaf/74650107">Sprangers</persName> in Kupfer gebracht/ gleichwol hat er auch sehr viel herrliche Werke mit eigner Hand gefärtiget/ welche alle zu beschreiben fast allein ein gantzes Buch er fordern/ und uns die geliebte Kürze dieses Buchs allzuweit ergrößern würden: Gleichwol können mit Stillschweigen nicht vorbey gangen werden die sechs hochschätzbare Stücke/ die er dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1655 http://d-nb.info/gnd/118771841 http://viaf.org/viaf/10090462">Durchleuchtigen Herzogen in Bäyern</persName> <hi rendition="#aq">dedici</hi>rt/ für welche er auch eine guldene Kette/ samt einem schönen Gnaden-Pfenning/zur<cb/> Verehrung empfangen. Gleichwol ist lobwürdig seine ganze Passion/ nach Art und Manier des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180"><hi rendition="#aq">Lucae</hi> von Leyden</persName>/ darinn er auch eine bässere und bequemere Weiß in Stellung der Bilder gebraucht: nicht weniger Kunst-reich ist sein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild mit dem todten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> auf der Schoß/ zwar ein kleines/ aber von Kunst erfülltes und ganz nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albert Dürers</persName> Manier gemachtes Stuck/ so zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007048">Harlem</placeName> bey dem Kunst-liebenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4135">Herrn Beerenstein</persName> zu sehen war; welche genugsam bezeugen/ wie ein geschickter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2150 http://d-nb.info/gnd/120908565 http://viaf.org/viaf/67309404"><hi rendition="#aq">Protheus</hi></persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1667 http://d-nb.info/gnd/122641205 http://viaf.org/viaf/64894062"><hi rendition="#aq">Vertumnus</hi></persName>, der sich in alle Kunst zu schicken wuste/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzius</hi></persName> gewesen.</p> <p>Weil er aber neben dem Kupferstechen auch im <note place="right">Seine Gemälde.</note> Mahlen treflich geübt/ solle ebenmässig etwas denkwürdiges angeregt werden. Dann als er aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000080">Italien</placeName> zuruck gelangt/ hat er die Kunst-reiche Italienische Gemälde so fest in seine Gedächtnis gedruckt/ als ob er sie noch allbereit völlig für Augen hätte. Also ware er allezeit wol ingedenk/ der reichen Zeichnung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaels</persName>/ der eigentlichen Lebhaftigkeit des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-835 http://d-nb.info/gnd/11867692X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500006208 http://viaf.org/viaf/100171932"><hi rendition="#aq">Corregio</hi></persName>, und des Kunst-reichen angenommenen <hi rendition="#aq">Colorit</hi> des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439"><hi rendition="#aq">Titians</hi></persName>, so daß es vielen Künstlern eine große Freude ware/ wann sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzium</hi></persName> bloß allein von der Kunst reden hören mochten; zeichnete er etwa sonderlich die nackende Leiber/ so musten sie mit den <hi rendition="#aq">Creonnen</hi> ihre Farben haben; so daß er den Pensel und Oelfarbe ergriffen/ da er noch nicht 2. Jahr von der Brust abgewehnet/ doch 42. Jahr alt war. Seine erste Arbeit ware für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4231"><hi rendition="#aq">Gysbert Ryckersen</hi></persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007048">Harlem</placeName>/ so ein kleines Stuck auf ein kupfernes Blatt/ ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName>/ ein Kreutz mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Magdalena</persName>/ die Nacht/ in der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> begraben worden/ darinnen alles sehr tödlich und artich <hi rendition="#aq">colori</hi>rt/ sinnreich und sauber mit Farben gemacht; in die Weite komt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-123 http://www.geonames.org/281184/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001371">Jerusalem</placeName>/ auf dem Vorgrund eine Bruthenne/ die ihre Junge versamlet/ so <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName> bedeutet/ da er die Stadt beweinet hat.</p> <p>Es schäzte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzius</hi></persName> nichts höher als seine eigne Freyheit und Erbarkeit/ dahero er in seinem Symbolo führte <hi rendition="#aq">Aurum aequat honor,</hi> dem Gold <note place="right">Unterschiedliche dieses Künstlers denkwürdige Reden.</note> gleichet die Ehre/ wie er dann auch mehr Ehr-als Geld-süchtig war/ hielte sich doch nicht allzuprächtig in Kleidung/ und ware in <hi rendition="#aq">Philosophia naturali</hi> sehr wol erfahren. Er brauchte unterschiedliche schöne Sprüche/ die er bey Gelegenheit wol zu Paß zu bringen wuste; unter andern da er viele artige Contrafäte zu Kupfer gebracht/ hat er <date when="1583">Anno 1583.</date> zwey Polnische junge Prinzen/ so die Länder besuchten/ contrafätet; diese kamen aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000070">Frankreich</placeName> auf selbige Mode gekleidet/ dann der eine ware ein Vetter des Königs. Da nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Golzius</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007048">Harlem</placeName> in ihrer Behausung war/ und mit ihnen um den Wehrt <hi rendition="#aq">pacti</hi>ret/ hatten sie einen Kaufmann von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName>/ welches Beutel mehr dann der Verstand gespielet/ so ihnen die Unkosten herschiessen solte: Dieser/ als er hörte/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Golzius</persName> einen höheren Wehrt forderte/ als ihme bedunkte genug zu seyn/ sagte; behüte Gott! würdet doch ihr dergestalt vielmehr als ein Kaufmann gewinnen. Worauf er mit Lachen geantwortet: O! Kaufmannschaft hat weit mit Künsten keine ähnlichkeit/ dann mit Geld man leichtlich ein Kaufmann/ nicht alsobald </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 283]/0089]
erschreckend sagte: Ach/ mein Heinrich! ihr seyd es nicht/ eure Tracht und Aufzug weiset die Fürtreflichkeit dieses berühmten Künstlers nicht aus/ worüber Gölzius freundlich lachte/ in Bedenken/ daß der von Wingen die Fürtreflichkeit dem Habit und Kleidung zumasse/ da er doch selbst/ als ein reicher Edelmann/ in gleichem Spital zu Bett läge; aber der von Wingen repetirte seine vorige Rede/ sprechend: Ach/ mein Heinrich! ihr seyd es nicht; und als sie zu Abend nach Viletry in das Quartier gelanget/ bekame er nochmalen neue Briefe/ in denen er des Anwesens Golzii in Italien vergwißert wurde/ jedoch was Johann Mathisen ihme von desselben Gegenwart vorhielte/ gab er ihm doch keinen Glauben; weil nun Golzius sahe/ daß der von Wingen ein vertrauter guter Freund und wehrter Reißgefärt wäre/ streckte er seinen krummen Arm aus und wiße dieses Zeichen H. G. auf seinem Arm/ gleichwie es auf dem Kupferblat des Contrafäts Golzii, so der von Wingen hatte/ zu sehen war; worüber sich der andere gänzlich entfärbt/ aufgesprungen/ und Golzium umarmet hat/ mit Bedaurung/ daß er selbiges nicht eher gewust. Also haben sie folgends ihre Reiß nach Neapel fortgesetzt/ und daselbst alles denkwürdige besichtiget/ wie nicht minder zu Puzziola; Zu Neapel contrafätete Golzius den schönen Antichen Hercules, nach dessen Endigung er wieder mit seiner Gesellschaft in des Pabsts Galeen nacher Rom gekehret; von wannen er/ nach unterschiedlich verfärtigten Kunst-reichen Werken/ mit einem großen Schatz der raresten Stucken samt dem Johann Mathisen/ als seinem Reis-Gesellen/ wieder nach Haus gezogen/ und daselbst frisch und gesund angelangt. Als er aber sich daselbst eine Zeitlang wieder aufgehalten/ hat ihm voriges Ubel wieder zugesetzt/ daß er/ nach gutachten der Aertzte/ viel Jahr Geißmilch trinken/ und gleichwie ein Kind Frauen-Brüste saugen müßen/ so ihn/ nächst Göttlicher Hülffe/ wieder zurecht gebracht.
Seine Werke belangend/ so zeigen deßelben Kupfer nach Genügen die meisterhafte Hand und den vernünftigen Geist/ und wäre allein darzu mächtig genug/ die schöne Historie von der Lucretia, so er selbst inventirt und in Kupfer gebracht/ worunter auch ein sehr herrlich Banquet mit Vielfältigkeit der Kleidungen/ so dem Werk eine große Zierde zuwegen gebracht/ und gewiß eine andere Invention ware/ als dern sich vorzeiten die Niderländer gebraucht. Es scheuete sich Golzius zwar nicht/ anderer lobwürdigen Meistere/ als des Hemskerken, Franz Floris, Bloklands, Fridrichs und Sprangers Geist-reiche Manier nachzufolgen/ wie er dann kurz nach erstbemeldtem das himmlische Banquet Sprangers in Kupfer gebracht/ gleichwol hat er auch sehr viel herrliche Werke mit eigner Hand gefärtiget/ welche alle zu beschreiben fast allein ein gantzes Buch er fordern/ und uns die geliebte Kürze dieses Buchs allzuweit ergrößern würden: Gleichwol können mit Stillschweigen nicht vorbey gangen werden die sechs hochschätzbare Stücke/ die er dem Durchleuchtigen Herzogen in Bäyern dedicirt/ für welche er auch eine guldene Kette/ samt einem schönen Gnaden-Pfenning/zur
Verehrung empfangen. Gleichwol ist lobwürdig seine ganze Passion/ nach Art und Manier des Lucae von Leyden/ darinn er auch eine bässere und bequemere Weiß in Stellung der Bilder gebraucht: nicht weniger Kunst-reich ist sein Marien-Bild mit dem todten Christus auf der Schoß/ zwar ein kleines/ aber von Kunst erfülltes und ganz nach Albert Dürers Manier gemachtes Stuck/ so zu Harlem bey dem Kunst-liebenden Herrn Beerenstein zu sehen war; welche genugsam bezeugen/ wie ein geschickter Protheus oder Vertumnus, der sich in alle Kunst zu schicken wuste/ Golzius gewesen.
Seine Kupferstiche. Weil er aber neben dem Kupferstechen auch im Mahlen treflich geübt/ solle ebenmässig etwas denkwürdiges angeregt werden. Dann als er aus Italien zuruck gelangt/ hat er die Kunst-reiche Italienische Gemälde so fest in seine Gedächtnis gedruckt/ als ob er sie noch allbereit völlig für Augen hätte. Also ware er allezeit wol ingedenk/ der reichen Zeichnung des Raphaels/ der eigentlichen Lebhaftigkeit des Corregio, und des Kunst-reichen angenommenen Colorit des Titians, so daß es vielen Künstlern eine große Freude ware/ wann sie Golzium bloß allein von der Kunst reden hören mochten; zeichnete er etwa sonderlich die nackende Leiber/ so musten sie mit den Creonnen ihre Farben haben; so daß er den Pensel und Oelfarbe ergriffen/ da er noch nicht 2. Jahr von der Brust abgewehnet/ doch 42. Jahr alt war. Seine erste Arbeit ware für Gysbert Ryckersen zu Harlem/ so ein kleines Stuck auf ein kupfernes Blatt/ ein Christus/ ein Kreutz mit Maria und Magdalena/ die Nacht/ in der Christus begraben worden/ darinnen alles sehr tödlich und artich colorirt/ sinnreich und sauber mit Farben gemacht; in die Weite komt Jerusalem/ auf dem Vorgrund eine Bruthenne/ die ihre Junge versamlet/ so Christum bedeutet/ da er die Stadt beweinet hat.
Seine Gemälde. Es schäzte Golzius nichts höher als seine eigne Freyheit und Erbarkeit/ dahero er in seinem Symbolo führte Aurum aequat honor, dem Gold gleichet die Ehre/ wie er dann auch mehr Ehr-als Geld-süchtig war/ hielte sich doch nicht allzuprächtig in Kleidung/ und ware in Philosophia naturali sehr wol erfahren. Er brauchte unterschiedliche schöne Sprüche/ die er bey Gelegenheit wol zu Paß zu bringen wuste; unter andern da er viele artige Contrafäte zu Kupfer gebracht/ hat er Anno 1583. zwey Polnische junge Prinzen/ so die Länder besuchten/ contrafätet; diese kamen aus Frankreich auf selbige Mode gekleidet/ dann der eine ware ein Vetter des Königs. Da nun Golzius zu Harlem in ihrer Behausung war/ und mit ihnen um den Wehrt pactiret/ hatten sie einen Kaufmann von Amsterdam/ welches Beutel mehr dann der Verstand gespielet/ so ihnen die Unkosten herschiessen solte: Dieser/ als er hörte/ daß Golzius einen höheren Wehrt forderte/ als ihme bedunkte genug zu seyn/ sagte; behüte Gott! würdet doch ihr dergestalt vielmehr als ein Kaufmann gewinnen. Worauf er mit Lachen geantwortet: O! Kaufmannschaft hat weit mit Künsten keine ähnlichkeit/ dann mit Geld man leichtlich ein Kaufmann/ nicht alsobald
Unterschiedliche dieses Künstlers denkwürdige Reden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |