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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] wol und sauber an dem Bild gefunden/ und muste der Spanier mit Schanden bestehen/ auch von Gillis wider denselben weiters die Klag geführt/ daß der Spanier all seinen angewandten Fleiß/ Müh und Arbeit gern mit nichts bezahlen wolte. Worauf ihm dann gleich/ durch den Marggrafen/ das Bild zu bezahlen/ anbefohlen worden. Dieser und dergleichen Bossen machte Gillis noch viel mehr/ so aber nicht alle können erzehlet werden/ weil man bald ein eigenes Buch darvon ausgehen lassen könte; In seinem Sein Testament. Sterben verschafte er seinen Kindern die ganze Welt/ sprechend: darinnen sey Gut und Gelds genug/ aber sie müsten solches nur gewinnen. Er starb Anno 1598. den 28.December, im guten Alter/ und sind seine Werke bey den Kunstliebenden wol geachtet; Zu Mittelburg/ bey den Herrn Wyntgis, ist ein schön großes Stuck/ da die Herren Schützen/ als Herren von Hoboke/ sehr stattlich von den Bauren eingeholt werden; wiederum auch einen Kreuztrager und ein Perspectiv in die Nacht/ wie Petrus von dem Engel erlöst und aus der Gefängnus geführt wird/ samt unterschiedlichen mehr andern Stucken/ so alle fürtreflich und wol gemacht/ von ihm vorhanden.

XCIX. Martin Hemskerken/ Mahler.VIel der berühmtesten Hof-Mahler werden in unterschiedlichen Ländern gefunden/ die ihren unansehlichen Geburts-Ort/ Stadt/ Markt/ oder Flecken berühmt gemacht/ unter welchen nun auch das Dorf Hemskirchen in Holland war/ weil in demselben seinen Ursprung der kunstreiche Mahler Martin Hemskerk Anno 1498. von Jacob Wilhelm von Veen/ einem Bauersmann/ hergenommen. Es hatte aber Martin von Jugend aus zu der Mahlkunst eine gute Zuneigung/ daher er den ersten Anfang zu derselben in Harlem/ bey einem/ Cornelius Wilhelm mit Namen/ so ein Vatter Lucas und Floris/ zweyer fürtreflichen Mahlere (die Italien/ Rom/ und andere Länder besucht) gemacht: Wird von seinem Vatter zum Baurenwerk angeführt. Nachdem aber den Vatter Martins bedunkt/ daß die Mahlkunst nichts besonders in sich hielte/ hat er seinen Sohn wieder nach Hauß/ um denselben zu seinem Ackerbau und Baurenwesen zu gebrauchen/ genommen/ welches wol mit großem Widerwillen des Jünglings/ als der in seiner angefangenen Kunst gern fortgefahren/ geschehen.

Wie er nun mit großem Unlust bey dem Baurenwesen/ als Kühemelken und dergleichen/ seyn muste/ gieng er einstens von dem Melken/ mit dem Eymer auf dem Kopf/ stieße ungefehr an einen Ast des Baums/ und verschüttete alle Milch/ worüber der Vatter/ sehr erzürnt/ ihme mit einem Stecken nachgelauffen und schlagen wollen. Als er aber selbige Nacht verborgen auf dem Heustock geschlaffen/ hat ihn des andern Tags seine Mutter mit einem Wandersack und etwas Reißgelt versehen/ worauf er noch denselben Tag durch Harlem auf Delf kommen/ und sich wieder zu der Kunst bey einem/ Johann Lernet bey Johann Schorel. Lucas mit Namen/ begeben/ woselbst er dann im Zeichnen und Mahlen so großen Fleiss angewandt/ daß er in kurzer Zeit treflich zugenommen.

Indem aber zu selbiger Zeit der Namen des Johann Schorel sehr weit ausgebreitet worden/ weil derselbe eine herrliche neue Manier aus Italien [Spaltenumbruch] mitgebracht/ so einem jedwedem/ und zwar absonderlich dem Martin wolgefallen/ hat er so viel zuwegen gebracht/ daß er nach Harlem zu diesem Meister gekommen/ und bey demselben/ in seinem gewönlichen Fleiß/ von neuen wiederum sich fortgeübt/ so/ daß er leztlich seinem vorgegangnen Meister in der Kunst gleich geworden/ und beeder Werk man nicht zu unterscheiden gewust. Welches/ als es der Meister vermerkt/ und darbey auch besorgt/ daß seine Ehre zimlich/ durch dieses Jünglings Kunst/ verdüstert werden dörfte/ hat er selbigen von sich geschaft: Demnach begab er sich in die Behausung Peter von Fopsen zu Harlem/ allwo Cornelius von Berenstein/ seliger Gedächtnus/ zu wohnen pflag; daselbst machte er unterschiedliche Werke/ auch eine Sol und Luna in seine hintere Kammer zu den Bett-Bildern/ groß nach dem Leben/ wie auch hernach einen Adam und Eva in Lebens-größe/ und/ wie man gesagt/ ganz nackend. Seine Kos - und Ehfrau Peter Johann Fopsen war ihm wolgewogen/ und wolte nicht leiden/ daß man ihn schlechts hinweg Martin hieß/ sondern sagte zu denen/ so nach ihm fragten/ man müße ihn nicht Martin/ sondern Meister Martin heißen/ als der solches wol verdiente.

Von dannen kam er zu einem andern/ Joas Corneliß/ einem Goldschmidt/ auch zu Harlem/ für Seine Werke. den er/ unter andern vielen Werken/ die er ihm gemacht/ auch einen sehr künstlichen Altar des heiligen Lucae verfärtiget/ und hernach denen Mahlern zu Harlem/ bey seiner Abreiß nach Rom/ verehrt/ darinnen ware S. Lucas sitzend/ als ob er die heilige Jungfrau Maria mahlt/ mit ihrem Kind auf der Schoß gebildet/ so ein herrlich und fürtrefliches Werk/ auf eine schöne Weiß und Manier erhoben/ dabeneben sehr künstlich/ dem Tag nach/ abgeschnitten; das Marien-Bild hat ein liebliches Angesicht/ mit einem sonderbar-lieblichen und freundlichen Kindlein/ auf ihrer Schoß ligt eine schöne Indianische Decke/ von unterschiedlichen Farben schön und herrlich geziert/ alles sehr gefällig und nicht zu verbäßern. Der heilige Lucas ist nach dem Angesicht eines Becken ganz lebhaft gecontrafätet/ und alles sehr nett von unten auf zu sehen: Hinter diesem Heiligen stehet ein Poet, mit Blättern auf dem Haupt gekrönt/ so ihme Martin nicht übel ähnlich scheinet; ob er nun mit deme wollen zu erkennen geben/ daß die Mahlkunst und Dichterey eine Gemeinschaft haben/ und daß die Mahlkunst einen Poetischen Geist erfordere/ oder ob er nur damit die Geschichte auszieren wollen/ weiß ich nicht/ dabey ist auch ein Engel/ so eine brennende Fackel hält/ sehr wol gemacht. Ich weiß kein Stuck von dieses Künstlers Hand/ in dem schönere Angesichter/ als in diesem Werk/ die Metßlerey sind viele flache Felder/ und oben her ein Papagey mit seinem Korb/ unten her ist gemacht ein Brieff/ mit Wachs angeheft/ worauf einige Niderländische Zeilen geschrieben. Diese Tafel ist/ gleich wie sie deßen wol würdig/ von der Obrigkeit aus Harlem erkauft/ und in die Fürstliche Antecamera, wo sie von vielen allezeit besehen wird/ aufgehangen worden; Dieses Stuck hat er in seinem 34sten Jahr gemacht/ wie an dem Datum, bey seinem Gebuhrts-Jahr/ zu sehen ist.

[Spaltenumbruch] wol und sauber an dem Bild gefunden/ und muste der Spanier mit Schanden bestehen/ auch von Gillis wider denselben weiters die Klag geführt/ daß der Spanier all seinen angewandten Fleiß/ Müh und Arbeit gern mit nichts bezahlen wolte. Worauf ihm dann gleich/ durch den Marggrafen/ das Bild zu bezahlen/ anbefohlen worden. Dieser und dergleichen Bossen machte Gillis noch viel mehr/ so aber nicht alle können erzehlet werden/ weil man bald ein eigenes Buch darvon ausgehen lassen könte; In seinem Sein Testament. Sterben verschafte er seinen Kindern die ganze Welt/ sprechend: darinnen sey Gut und Gelds genug/ aber sie müsten solches nur gewinnen. Er starb Anno 1598. den 28.December, im guten Alter/ und sind seine Werke bey den Kunstliebenden wol geachtet; Zu Mittelburg/ bey den Herrn Wyntgis, ist ein schön großes Stuck/ da die Herren Schützen/ als Herren von Hoboke/ sehr stattlich von den Bauren eingeholt werden; wiederum auch einen Kreuztrager und ein Perspectiv in die Nacht/ wie Petrus von dem Engel erlöst und aus der Gefängnus geführt wird/ samt unterschiedlichen mehr andern Stucken/ so alle fürtreflich und wol gemacht/ von ihm vorhanden.

XCIX. Martin Hemskerken/ Mahler.VIel der berühmtesten Hof-Mahler werden in unterschiedlichen Ländern gefunden/ die ihren unansehlichen Geburts-Ort/ Stadt/ Markt/ oder Flecken berühmt gemacht/ unter welchen nun auch das Dorf Hemskirchen in Holland war/ weil in demselben seinen Ursprung der kunstreiche Mahler Martin Hemskerk Anno 1498. von Jacob Wilhelm von Veen/ einem Bauersmann/ hergenommen. Es hatte aber Martin von Jugend aus zu der Mahlkunst eine gute Zuneigung/ daher er den ersten Anfang zu derselben in Harlem/ bey einem/ Cornelius Wilhelm mit Namen/ so ein Vatter Lucas und Floris/ zweyer fürtreflichen Mahlere (die Italien/ Rom/ und andere Länder besucht) gemacht: Wird von seinem Vatter zum Baurenwerk angeführt. Nachdem aber den Vatter Martins bedunkt/ daß die Mahlkunst nichts besonders in sich hielte/ hat er seinen Sohn wieder nach Hauß/ um denselben zu seinem Ackerbau und Baurenwesen zu gebrauchen/ genommen/ welches wol mit großem Widerwillen des Jünglings/ als der in seiner angefangenen Kunst gern fortgefahren/ geschehen.

Wie er nun mit großem Unlust bey dem Baurenwesen/ als Kühemelken und dergleichen/ seyn muste/ gieng er einstens von dem Melken/ mit dem Eymer auf dem Kopf/ stieße ungefehr an einen Ast des Baums/ und verschüttete alle Milch/ worüber der Vatter/ sehr erzürnt/ ihme mit einem Stecken nachgelauffen und schlagen wollen. Als er aber selbige Nacht verborgen auf dem Heustock geschlaffen/ hat ihn des andern Tags seine Mutter mit einem Wandersack und etwas Reißgelt versehen/ worauf er noch denselben Tag durch Harlem auf Delf kommen/ und sich wieder zu der Kunst bey einem/ Johann Lernet bey Johann Schorel. Lucas mit Namen/ begeben/ woselbst er dann im Zeichnen und Mahlen so großen Fleiss angewandt/ daß er in kurzer Zeit treflich zugenommen.

Indem aber zu selbiger Zeit der Namen des Johann Schorel sehr weit ausgebreitet worden/ weil derselbe eine herrliche neue Manier aus Italien [Spaltenumbruch] mitgebracht/ so einem jedwedem/ und zwar absonderlich dem Martin wolgefallen/ hat er so viel zuwegen gebracht/ daß er nach Harlem zu diesem Meister gekommen/ und bey demselben/ in seinem gewönlichen Fleiß/ von neuen wiederum sich fortgeübt/ so/ daß er leztlich seinem vorgegangnen Meister in der Kunst gleich geworden/ und beeder Werk man nicht zu unterscheiden gewust. Welches/ als es der Meister vermerkt/ und darbey auch besorgt/ daß seine Ehre zimlich/ durch dieses Jünglings Kunst/ verdüstert werden dörfte/ hat er selbigen von sich geschaft: Demnach begab er sich in die Behausung Peter von Fopsen zu Harlem/ allwo Cornelius von Berenstein/ seliger Gedächtnus/ zu wohnen pflag; daselbst machte er unterschiedliche Werke/ auch eine Sol und Luna in seine hintere Kammer zu den Bett-Bildern/ groß nach dem Leben/ wie auch hernach einen Adam und Eva in Lebens-größe/ und/ wie man gesagt/ ganz nackend. Seine Kos - und Ehfrau Peter Johann Fopsen war ihm wolgewogen/ und wolte nicht leiden/ daß man ihn schlechts hinweg Martin hieß/ sondern sagte zu denen/ so nach ihm fragten/ man müße ihn nicht Martin/ sondern Meister Martin heißen/ als der solches wol verdiente.

Von dannen kam er zu einem andern/ Joas Corneliß/ einem Goldschmidt/ auch zu Harlem/ für Seine Werke. den er/ unter andern vielen Werken/ die er ihm gemacht/ auch einen sehr künstlichen Altar des heiligen Lucae verfärtiget/ und hernach denen Mahlern zu Harlem/ bey seiner Abreiß nach Rom/ verehrt/ darinnen ware S. Lucas sitzend/ als ob er die heilige Jungfrau Maria mahlt/ mit ihrem Kind auf der Schoß gebildet/ so ein herrlich und fürtrefliches Werk/ auf eine schöne Weiß und Manier erhoben/ dabeneben sehr künstlich/ dem Tag nach/ abgeschnitten; das Marien-Bild hat ein liebliches Angesicht/ mit einem sonderbar-lieblichen und freundlichen Kindlein/ auf ihrer Schoß ligt eine schöne Indianische Decke/ von unterschiedlichen Farben schön und herrlich geziert/ alles sehr gefällig und nicht zu verbäßern. Der heilige Lucas ist nach dem Angesicht eines Becken ganz lebhaft gecontrafätet/ und alles sehr nett von unten auf zu sehen: Hinter diesem Heiligen stehet ein Poët, mit Blättern auf dem Haupt gekrönt/ so ihme Martin nicht übel ähnlich scheinet; ob er nun mit deme wollen zu erkennen geben/ daß die Mahlkunst und Dichterey eine Gemeinschaft haben/ und daß die Mahlkunst einen Poetischen Geist erfordere/ oder ob er nur damit die Geschichte auszieren wollen/ weiß ich nicht/ dabey ist auch ein Engel/ so eine brennende Fackel hält/ sehr wol gemacht. Ich weiß kein Stuck von dieses Künstlers Hand/ in dem schönere Angesichter/ als in diesem Werk/ die Metßlerey sind viele flache Felder/ und oben her ein Papagey mit seinem Korb/ unten her ist gemacht ein Brieff/ mit Wachs angeheft/ worauf einige Niderländische Zeilen geschrieben. Diese Tafel ist/ gleich wie sie deßen wol würdig/ von der Obrigkeit aus Harlem erkauft/ und in die Fürstliche Antecamera, wo sie von vielen allezeit besehen wird/ aufgehangen worden; Dieses Stuck hat er in seinem 34sten Jahr gemacht/ wie an dem Datum, bey seinem Gebuhrts-Jahr/ zu sehen ist.

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            <p xml:id="p496.4">Von dannen kam er zu einem andern/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1839">Joas Corneliß</persName>/ einem Goldschmidt/ auch zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007048">Harlem</placeName>/ für <note place="right">Seine Werke.</note> den er/ unter andern vielen Werken/ die er ihm gemacht/ auch einen sehr künstlichen Altar des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-924 http://d-nb.info/gnd/118575198 http://viaf.org/viaf/89050853">heiligen <hi rendition="#aq">Lucae</hi></persName> verfärtiget/ und hernach denen Mahlern zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007048">Harlem</placeName>/ bey seiner Abreiß nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ verehrt/ darinnen ware <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-924 http://d-nb.info/gnd/118575198 http://viaf.org/viaf/89050853"><hi rendition="#aq">S. Lucas</hi></persName> sitzend/ als ob er die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">heilige Jungfrau <hi rendition="#aq">Maria</hi></persName> mahlt/ mit ihrem Kind <choice><sic>anf</sic><corr>auf</corr></choice> der Schoß gebildet/ so ein herrlich und fürtrefliches Werk/ auf eine schöne Weiß und Manier erhoben/ dabeneben sehr künstlich/ dem Tag nach/ abgeschnitten; das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild hat ein liebliches Angesicht/ mit einem sonderbar-lieblichen und freundlichen Kindlein/ auf ihrer Schoß ligt eine schöne Indianische Decke/ von unterschiedlichen Farben schön und herrlich geziert/ alles sehr gefällig und nicht zu verbäßern. Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-924 http://d-nb.info/gnd/118575198 http://viaf.org/viaf/89050853">heilige <hi rendition="#aq">Lucas</hi></persName> ist nach dem Angesicht eines Becken ganz lebhaft gecontrafätet/ und alles sehr nett von unten auf zu sehen: Hinter diesem Heiligen stehet ein <hi rendition="#aq">Poët,</hi> mit Blättern auf dem Haupt gekrönt/ so ihme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1438 http://d-nb.info/gnd/118547658 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500124291 http://viaf.org/viaf/88717459">Martin</persName> nicht übel ähnlich scheinet; ob er nun mit deme wollen zu erkennen geben/ daß die Mahlkunst und Dichterey eine Gemeinschaft haben/ und daß die Mahlkunst einen Poetischen Geist erfordere/ oder ob er nur damit die Geschichte auszieren wollen/ weiß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nicht/ dabey ist auch ein Engel/ so eine brennende Fackel hält/ sehr wol gemacht. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> weiß kein Stuck von dieses Künstlers Hand/ in dem schönere Angesichter/ als in diesem Werk/ die Metßlerey sind viele flache Felder/ und oben her ein Papagey mit seinem Korb/ unten her ist gemacht ein Brieff/ mit Wachs angeheft/ worauf einige Niderländische Zeilen geschrieben. Diese Tafel ist/ gleich wie sie deßen wol würdig/ von der Obrigkeit aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007048">Harlem</placeName> erkauft/ und in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2050">Fürstliche <hi rendition="#aq">Antecamera</hi></placeName>, wo sie von vielen allezeit besehen wird/ aufgehangen worden; Dieses Stuck hat er in seinem 34sten Jahr gemacht/ wie an dem <hi rendition="#aq">Datum,</hi> bey seinem Gebuhrts-Jahr/ zu sehen ist.</p>
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 274]/0078] wol und sauber an dem Bild gefunden/ und muste der Spanier mit Schanden bestehen/ auch von Gillis wider denselben weiters die Klag geführt/ daß der Spanier all seinen angewandten Fleiß/ Müh und Arbeit gern mit nichts bezahlen wolte. Worauf ihm dann gleich/ durch den Marggrafen/ das Bild zu bezahlen/ anbefohlen worden. Dieser und dergleichen Bossen machte Gillis noch viel mehr/ so aber nicht alle können erzehlet werden/ weil man bald ein eigenes Buch darvon ausgehen lassen könte; In seinem Sterben verschafte er seinen Kindern die ganze Welt/ sprechend: darinnen sey Gut und Gelds genug/ aber sie müsten solches nur gewinnen. Er starb Anno 1598. den 28.December, im guten Alter/ und sind seine Werke bey den Kunstliebenden wol geachtet; Zu Mittelburg/ bey den Herrn Wyntgis, ist ein schön großes Stuck/ da die Herren Schützen/ als Herren von Hoboke/ sehr stattlich von den Bauren eingeholt werden; wiederum auch einen Kreuztrager und ein Perspectiv in die Nacht/ wie Petrus von dem Engel erlöst und aus der Gefängnus geführt wird/ samt unterschiedlichen mehr andern Stucken/ so alle fürtreflich und wol gemacht/ von ihm vorhanden. Sein Testament. VIel der berühmtesten Hof-Mahler werden in unterschiedlichen Ländern gefunden/ die ihren unansehlichen Geburts-Ort/ Stadt/ Markt/ oder Flecken berühmt gemacht/ unter welchen nun auch das Dorf Hemskirchen in Holland war/ weil in demselben seinen Ursprung der kunstreiche Mahler Martin Hemskerk Anno 1498. von Jacob Wilhelm von Veen/ einem Bauersmann/ hergenommen. Es hatte aber Martin von Jugend aus zu der Mahlkunst eine gute Zuneigung/ daher er den ersten Anfang zu derselben in Harlem/ bey einem/ Cornelius Wilhelm mit Namen/ so ein Vatter Lucas und Floris/ zweyer fürtreflichen Mahlere (die Italien/ Rom/ und andere Länder besucht) gemacht: Nachdem aber den Vatter Martins bedunkt/ daß die Mahlkunst nichts besonders in sich hielte/ hat er seinen Sohn wieder nach Hauß/ um denselben zu seinem Ackerbau und Baurenwesen zu gebrauchen/ genommen/ welches wol mit großem Widerwillen des Jünglings/ als der in seiner angefangenen Kunst gern fortgefahren/ geschehen. XCIX. Martin Hemskerken/ Mahler. Wird von seinem Vatter zum Baurenwerk angeführt. Wie er nun mit großem Unlust bey dem Baurenwesen/ als Kühemelken und dergleichen/ seyn muste/ gieng er einstens von dem Melken/ mit dem Eymer auf dem Kopf/ stieße ungefehr an einen Ast des Baums/ und verschüttete alle Milch/ worüber der Vatter/ sehr erzürnt/ ihme mit einem Stecken nachgelauffen und schlagen wollen. Als er aber selbige Nacht verborgen auf dem Heustock geschlaffen/ hat ihn des andern Tags seine Mutter mit einem Wandersack und etwas Reißgelt versehen/ worauf er noch denselben Tag durch Harlem auf Delf kommen/ und sich wieder zu der Kunst bey einem/ Johann Lucas mit Namen/ begeben/ woselbst er dann im Zeichnen und Mahlen so großen Fleiss angewandt/ daß er in kurzer Zeit treflich zugenommen. Lernet bey Johann Schorel. Indem aber zu selbiger Zeit der Namen des Johann Schorel sehr weit ausgebreitet worden/ weil derselbe eine herrliche neue Manier aus Italien mitgebracht/ so einem jedwedem/ und zwar absonderlich dem Martin wolgefallen/ hat er so viel zuwegen gebracht/ daß er nach Harlem zu diesem Meister gekommen/ und bey demselben/ in seinem gewönlichen Fleiß/ von neuen wiederum sich fortgeübt/ so/ daß er leztlich seinem vorgegangnen Meister in der Kunst gleich geworden/ und beeder Werk man nicht zu unterscheiden gewust. Welches/ als es der Meister vermerkt/ und darbey auch besorgt/ daß seine Ehre zimlich/ durch dieses Jünglings Kunst/ verdüstert werden dörfte/ hat er selbigen von sich geschaft: Demnach begab er sich in die Behausung Peter von Fopsen zu Harlem/ allwo Cornelius von Berenstein/ seliger Gedächtnus/ zu wohnen pflag; daselbst machte er unterschiedliche Werke/ auch eine Sol und Luna in seine hintere Kammer zu den Bett-Bildern/ groß nach dem Leben/ wie auch hernach einen Adam und Eva in Lebens-größe/ und/ wie man gesagt/ ganz nackend. Seine Kos - und Ehfrau Peter Johann Fopsen war ihm wolgewogen/ und wolte nicht leiden/ daß man ihn schlechts hinweg Martin hieß/ sondern sagte zu denen/ so nach ihm fragten/ man müße ihn nicht Martin/ sondern Meister Martin heißen/ als der solches wol verdiente. Von dannen kam er zu einem andern/ Joas Corneliß/ einem Goldschmidt/ auch zu Harlem/ für den er/ unter andern vielen Werken/ die er ihm gemacht/ auch einen sehr künstlichen Altar des heiligen Lucae verfärtiget/ und hernach denen Mahlern zu Harlem/ bey seiner Abreiß nach Rom/ verehrt/ darinnen ware S. Lucas sitzend/ als ob er die heilige Jungfrau Maria mahlt/ mit ihrem Kind auf der Schoß gebildet/ so ein herrlich und fürtrefliches Werk/ auf eine schöne Weiß und Manier erhoben/ dabeneben sehr künstlich/ dem Tag nach/ abgeschnitten; das Marien-Bild hat ein liebliches Angesicht/ mit einem sonderbar-lieblichen und freundlichen Kindlein/ auf ihrer Schoß ligt eine schöne Indianische Decke/ von unterschiedlichen Farben schön und herrlich geziert/ alles sehr gefällig und nicht zu verbäßern. Der heilige Lucas ist nach dem Angesicht eines Becken ganz lebhaft gecontrafätet/ und alles sehr nett von unten auf zu sehen: Hinter diesem Heiligen stehet ein Poët, mit Blättern auf dem Haupt gekrönt/ so ihme Martin nicht übel ähnlich scheinet; ob er nun mit deme wollen zu erkennen geben/ daß die Mahlkunst und Dichterey eine Gemeinschaft haben/ und daß die Mahlkunst einen Poetischen Geist erfordere/ oder ob er nur damit die Geschichte auszieren wollen/ weiß ich nicht/ dabey ist auch ein Engel/ so eine brennende Fackel hält/ sehr wol gemacht. Ich weiß kein Stuck von dieses Künstlers Hand/ in dem schönere Angesichter/ als in diesem Werk/ die Metßlerey sind viele flache Felder/ und oben her ein Papagey mit seinem Korb/ unten her ist gemacht ein Brieff/ mit Wachs angeheft/ worauf einige Niderländische Zeilen geschrieben. Diese Tafel ist/ gleich wie sie deßen wol würdig/ von der Obrigkeit aus Harlem erkauft/ und in die Fürstliche Antecamera, wo sie von vielen allezeit besehen wird/ aufgehangen worden; Dieses Stuck hat er in seinem 34sten Jahr gemacht/ wie an dem Datum, bey seinem Gebuhrts-Jahr/ zu sehen ist. Seine Werke.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 274]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/78>, abgerufen am 22.11.2024.