Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Sein Lehrling Franz Mostert. Franz Mostert/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu Middelburg bey Melchior Wyntgis dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine Bataglia mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn.

L. Henrich DE BLES, Mahler von Bouine bey Dinant ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in Bouines gethan/ woselbst sie den Heinrich de Bles heraus gesucht/ um selbigen an den Horizont unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger Joachim Pateniers gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte Lampsonius bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist Seine Werke. zu Amsterdam bey dem Herrn Melchior Moutheron ein artig kleines Stuck von Emaus, da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das Castel Emaus und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt Jerusalem und darinn die Historie des Passions/ als Ecce homo, und dergleichen/ mehr den Calvari-Berg/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in Italien viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren.

LI. JOHANNES DE MABUSE, Mahler. WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches JOHANN DE MABUSE mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in Hennegau zu Artoys gebohren/ Mabuse geheißen/ und ein Mitgenoß des Lucas von Leyden/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat.

Bringt eine neue Manier aus Italien in Flandern. Er hat Italien und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in Flandern die rechte Weiß zu ordiniren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley Poetereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; [Spaltenumbruch] Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu Seine Werke zu Middelburg. Middelburg/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die Albert Dürer/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu Antorff besehen/ selbige ließ Abt Maximilian von Burgund/ so Anno 1524. gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen.

Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu Delf/ in der Behausung des Herrn Magni, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam Christi herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich ordinirt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden Wyntgis eine schöne Lucretia, und bey Marten Papenbroek ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich Adam und Eva/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; Johann Ricker von Amsterdam hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein Marien-Bild/ da er in Dienst des Marches von der Veren war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu Withal/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht.

Noch eine Abnemung vom Creuz. Als nun Mabuse etliche Jahr in Diensten des Marchesen gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen Käyser Carl den Fünften herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte Mabuse Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das Macht aus Papyr einen Damast. Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der Marches an seinem Hof einen gelehrten Philosophum, diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem Palast/ als der Käyser und der Marches am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber Mabuse zu der Tafel/ und/

[Spaltenumbruch] Sein Lehrling Franz Mostert. Franz Mostert/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu Middelburg bey Melchior Wyntgis dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine Bataglia mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn.

L. Henrich DE BLES, Mahler von Bouine bey Dinant ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in Bouines gethan/ woselbst sie den Heinrich de Bles heraus gesucht/ um selbigen an den Horizont unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger Joachim Pateniers gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte Lampsonius bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist Seine Werke. zu Amsterdam bey dem Herrn Melchior Moutheron ein artig kleines Stuck von Emaus, da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das Castel Emaus und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt Jerusalem und darinn die Historie des Passions/ als Ecce homo, und dergleichen/ mehr den Calvari-Berg/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in Italien viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren.

LI. JOHANNES DE MABUSE, Mahler. WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches JOHANN DE MABUSE mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in Hennegau zu Artoys gebohren/ Mabuse geheißen/ und ein Mitgenoß des Lucas von Leyden/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat.

Bringt eine neue Manier aus Italien in Flandern. Er hat Italien und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in Flandern die rechte Weiß zu ordiniren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley Poetereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; [Spaltenumbruch] Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu Seine Werke zu Middelburg. Middelburg/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die Albert Dürer/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu Antorff besehen/ selbige ließ Abt Maximilian von Burgund/ so Anno 1524. gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen.

Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu Delf/ in der Behausung des Herrn Magni, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam Christi herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich ordinirt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden Wyntgis eine schöne Lucretia, und bey Marten Papenbroek ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich Adam und Eva/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; Johann Ricker von Amsterdam hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein Marien-Bild/ da er in Dienst des Marches von der Veren war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu Withal/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht.

Noch eine Abnemung vom Creuz. Als nun Mabuse etliche Jahr in Diensten des Marchesen gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen Käyser Carl den Fünften herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte Mabuse Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das Macht aus Papyr einen Damast. Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der Marches an seinem Hof einen gelehrten Philosophum, diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem Palast/ als der Käyser und der Marches am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber Mabuse zu der Tafel/ und/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p xml:id="p463.3"><pb facs="#f0043" xml:id="pb-464" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 245 ]"/><cb/><note place="right">Sein Lehrling <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz Mostert</persName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz Mostert</persName>/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-124 http://www.geonames.org/2750896/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006752">Middelburg</placeName> bey <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1240">Melchior Wyntgis</persName></hi> dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine <hi rendition="#aq">Bataglia</hi> mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn.</p>
          <p xml:id="p0464.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">L.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-934 http://d-nb.info/gnd/121067483 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500120673">Henrich <hi rendition="#aq">DE BLES</hi></persName>, Mahler von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1524 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=4001756">Bouine</placeName></hi> bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-380 http://www.geonames.org/2799357/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007875"><hi rendition="#aq">Dinant</hi></placeName></note>  ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1524 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=4001756">Bouines</placeName></hi> gethan/ woselbst sie den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-934 http://d-nb.info/gnd/121067483 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500120673">Heinrich de Bles</persName> heraus gesucht/ um selbigen an den <hi rendition="#aq">Horizont</hi> unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-932 http://d-nb.info/gnd/118591975 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019854">Joachim Pateniers</persName> gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-217 http://d-nb.info/gnd/122880552 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500062080 http://viaf.org/viaf/54315888"><hi rendition="#aq">Lampsonius</hi></persName> bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist <note place="right">Seine Werke.</note> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> bey dem Herrn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1599"><hi rendition="#aq">Melchior Moutheron</hi></persName> ein artig kleines Stuck von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-639 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001401">Emaus</placeName>,</hi> da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1711">Castel <hi rendition="#aq">Emaus</hi></placeName> und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-123 http://www.geonames.org/281184/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001371">Jerusalem</placeName> und darinn die Historie des Passions/ als <hi rendition="#aq">Ecce homo,</hi> und dergleichen/ mehr den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1059"><hi rendition="#aq">Calvari</hi>-Berg</placeName>/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren.</p>
          <p xml:id="p0464.2"><note place="right"><hi rendition="#aq">LI. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353">JOHANNES DE MABUSE</persName>,</hi> Mahler.</note> WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353"><hi rendition="#aq">JOHANN DE MABUSE</hi></persName> mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-417 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007877">Hennegau</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-418 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012194">Artoys</placeName> gebohren/ <hi rendition="#aq">Mabuse</hi> geheißen/ und ein Mitgenoß des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180">Lucas von Leyden</persName>/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat.</p>
          <p xml:id="p0464.3"><note place="right">Bringt eine neue Manier aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024097">Flandern</placeName>.</note> Er hat <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024097">Flandern</placeName> die rechte Weiß zu <hi rendition="#aq">ordini</hi>ren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley <hi rendition="#aq">Poet</hi>ereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; <cb/>
Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu <note place="right">Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-124 http://www.geonames.org/2750896/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006752">Middelburg</placeName>.</note> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-124 http://www.geonames.org/2750896/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006752">Middelburg</placeName>/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albert Dürer</persName>/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorff</placeName> besehen/ selbige ließ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1056">Abt <hi rendition="#aq">Maximilian</hi> von Burgund</persName>/ so <date when="1524">Anno 1524.</date> gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen.</p>
          <p xml:id="p0464.4">Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-376 http://www.geonames.org/2757345/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006804">Delf</placeName>/ in der Behausung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1600">Herrn <hi rendition="#aq">Magni</hi></persName>, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich <hi rendition="#aq">ordin</hi>irt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1240"><hi rendition="#aq">Wyntgis</hi></persName> eine schöne <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-649 http://d-nb.info/gnd/118574817 http://viaf.org/viaf/1343932"><hi rendition="#aq">Lucretia</hi></persName>, und bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1601">Marten Papenbroek</persName> ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-199 http://d-nb.info/gnd/118646877 http://viaf.org/viaf/36904714">Adam</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-200 http://d-nb.info/gnd/118531441 http://viaf.org/viaf/102455812">Eva</persName>/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1602">Johann Ricker</persName> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild/ da er in Dienst des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906"><hi rendition="#aq">Marches</hi> von der Veren</persName> war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-454">Withal</placeName>/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht.</p>
          <p xml:id="p0464.5"><note place="right">Noch eine Abnemung vom Creuz.</note> Als nun <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353">Mabuse</persName></hi> etliche Jahr in Diensten des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906">Marchesen</persName> gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Käyser Carl den Fünften</persName> herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353"><hi rendition="#aq">Mabuse</hi></persName> Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das <note place="right">Macht aus Papyr einen Damast.</note> Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906">Marches</persName> an seinem Hof einen gelehrten <hi rendition="#aq">Philosophum,</hi> diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2066">Palast</placeName>/ als der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Käyser</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906">Marches</persName> am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353"><hi rendition="#aq">Mabuse</hi></persName> zu der Tafel/ und/
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 245 ]/0043] Franz Mostert/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu Middelburg bey Melchior Wyntgis dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine Bataglia mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn. Sein Lehrling Franz Mostert. ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in Bouines gethan/ woselbst sie den Heinrich de Bles heraus gesucht/ um selbigen an den Horizont unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger Joachim Pateniers gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte Lampsonius bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist zu Amsterdam bey dem Herrn Melchior Moutheron ein artig kleines Stuck von Emaus, da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das Castel Emaus und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt Jerusalem und darinn die Historie des Passions/ als Ecce homo, und dergleichen/ mehr den Calvari-Berg/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in Italien viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren. L. Henrich DE BLES, Mahler von Bouine bey Dinant Seine Werke. WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches JOHANN DE MABUSE mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in Hennegau zu Artoys gebohren/ Mabuse geheißen/ und ein Mitgenoß des Lucas von Leyden/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat. LI. JOHANNES DE MABUSE, Mahler. Er hat Italien und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in Flandern die rechte Weiß zu ordiniren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley Poetereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu Middelburg/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die Albert Dürer/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu Antorff besehen/ selbige ließ Abt Maximilian von Burgund/ so Anno 1524. gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen. Bringt eine neue Manier aus Italien in Flandern. Seine Werke zu Middelburg. Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu Delf/ in der Behausung des Herrn Magni, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam Christi herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich ordinirt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden Wyntgis eine schöne Lucretia, und bey Marten Papenbroek ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich Adam und Eva/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; Johann Ricker von Amsterdam hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein Marien-Bild/ da er in Dienst des Marches von der Veren war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu Withal/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht. Als nun Mabuse etliche Jahr in Diensten des Marchesen gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen Käyser Carl den Fünften herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte Mabuse Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der Marches an seinem Hof einen gelehrten Philosophum, diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem Palast/ als der Käyser und der Marches am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber Mabuse zu der Tafel/ und/ Noch eine Abnemung vom Creuz. Macht aus Papyr einen Damast.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/43
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 245 ]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/43>, abgerufen am 28.11.2024.