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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Anno 1605. von Raphael Sadler in Kupfer gestochen worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre Churfürstl. Durchl. Maximilian seligster Gedächtnis höchlich/ da ich des Meisters Namen geoffenbaret.

Wiederum gehet in Holzschnitt aus die Offenbarung des heiligen Johannes/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in Rom ein heiliger Johannes mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er Christum am Creutz anschauete/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher gratia, so aestimirt/ und auch hoch für Albert Dürers Arbeit geschäzt worden; da ich aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe ich gleich hintenher mit Oelfarbe (womit ich eben damals des Papsts Contrafät machte) dessen Namen also setzen müssen: Matthaeus Grünwald Alemann fecit. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken mir bewust/ ausser daß er sich meistens zu Maynz aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist mir unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um An. 1510. geschehen/ sein Contrafät zeiget die Kupferblatte Cc.

XXXVIII. Hans Grünewald/ Mahler.ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant Hans Grünewald/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem Matthaeus von Aschaffenburg bekandt/ ausser/ daß die obgemeldte Altar-Flügel auf des Albrecht Dürers Tafel/ welche auswendig Matthaeus von Aschaffenburg gemahlt/ inwendig von Hans Grünewald kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist mir von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab ich ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren Fama, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte.

XXXIX. Cornelius Engelbrecht/ Mahler von Leyden.OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der Antichen Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen Cornelius Engelbrecht schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist Anno 1468. in der Stadt Leyden geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet[Spaltenumbruch] hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte Johann von Eyk/ erfunden; bey wem Cornelius gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist mir un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende Lucas Hugensen von Leyden/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat Cornelius auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten Lucae gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ Peter Cornelius Kunst genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme Lucas viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen.

Seine Werke zu Leyden Dieser Cornelius Engelbrecht nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem Rahthaus verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des Klosters zu Marien Puel gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ Jungfrauen Marien/ Johannes und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung Abrahams/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut.

und Utrecht Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem Herrn von Lochorst gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die S. Peters Kirche zu Leyden über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach Utrecht in das Haus Herrn von Baugart/ als der eine Tochter gemeldten Herrn Lochorsts zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron GOttes das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu Leyden Anno 1533. im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters.

XL. Bernhard von Brüßel/ Mahler.ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte Bernhard von Brüßel/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer

[Spaltenumbruch] Anno 1605. von Raphael Sadler in Kupfer gestochen worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre Churfürstl. Durchl. Maximilian seligster Gedächtnis höchlich/ da ich des Meisters Namen geoffenbaret.

Wiederum gehet in Holzschnitt aus die Offenbarung des heiligen Johannes/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in Rom ein heiliger Johannes mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er Christum am Creutz anschauete/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher gratia, so aestimirt/ und auch hoch für Albert Dürers Arbeit geschäzt worden; da ich aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe ich gleich hintenher mit Oelfarbe (womit ich eben damals des Papsts Contrafät machte) dessen Namen also setzen müssen: Matthaeus Grünwald Alemann fecit. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken mir bewust/ ausser daß er sich meistens zu Maynz aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist mir unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um An. 1510. geschehen/ sein Contrafät zeiget die Kupferblatte Cc.

XXXVIII. Hans Grünewald/ Mahler.ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant Hans Grünewald/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem Matthaeus von Aschaffenburg bekandt/ ausser/ daß die obgemeldte Altar-Flügel auf des Albrecht Dürers Tafel/ welche auswendig Matthaeus von Aschaffenburg gemahlt/ inwendig von Hans Grünewald kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist mir von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab ich ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren Fama, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte.

XXXIX. Cornelius Engelbrecht/ Mahler von Leyden.OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der Antichen Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen Cornelius Engelbrecht schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist Anno 1468. in der Stadt Leyden geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet[Spaltenumbruch] hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte Johann von Eyk/ erfunden; bey wem Cornelius gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist mir un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende Lucas Hugensen von Leyden/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat Cornelius auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten Lucae gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ Peter Cornelius Kunst genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme Lucas viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen.

Seine Werke zu Leyden Dieser Cornelius Engelbrecht nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem Rahthaus verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des Klosters zu Marien Puel gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ Jungfrauen Marien/ Johannes und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung Abrahams/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut.

und Utrecht Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem Herrn von Lochorst gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die S. Peters Kirche zu Leyden über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach Utrecht in das Haus Herrn von Baugart/ als der eine Tochter gemeldten Herrn Lochorsts zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron GOttes das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu Leyden Anno 1533. im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters.

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          <p xml:id="p455.5"><note place="right">und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-247 http://www.geonames.org/2745912/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006926">Utrecht</placeName></note> Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4129">Herrn von Lochorst</persName> gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-372">S. Peters Kirche zu Leyden</placeName> über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-247 http://www.geonames.org/2745912/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006926">Utrecht</placeName> in das Haus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4128">Herrn von Baugart</persName>/ als der eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4903">Tochter</persName> gemeldten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4129">Herrn Lochorsts</persName> zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOttes</persName> das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-246 http://www.geonames.org/2751773/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006809">Leyden</placeName> <date when="1533">Anno 1533.</date> im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters.</p>
          <p xml:id="p455.6"><note place="right"><hi rendition="#aq">XL.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-921 http://d-nb.info/gnd/118641425 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023119">Bernhard von Brüßel</persName>/ Mahler.</note>ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-921 http://d-nb.info/gnd/118641425 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023119">Bernhard von Brüßel</persName>/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 237]/0033] Anno 1605. von Raphael Sadler in Kupfer gestochen worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre Churfürstl. Durchl. Maximilian seligster Gedächtnis höchlich/ da ich des Meisters Namen geoffenbaret. Wiederum gehet in Holzschnitt aus die Offenbarung des heiligen Johannes/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in Rom ein heiliger Johannes mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er Christum am Creutz anschauete/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher gratia, so aestimirt/ und auch hoch für Albert Dürers Arbeit geschäzt worden; da ich aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe ich gleich hintenher mit Oelfarbe (womit ich eben damals des Papsts Contrafät machte) dessen Namen also setzen müssen: Matthaeus Grünwald Alemann fecit. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken mir bewust/ ausser daß er sich meistens zu Maynz aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist mir unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um An. 1510. geschehen/ sein Contrafät zeiget die Kupferblatte Cc. ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant Hans Grünewald/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem Matthaeus von Aschaffenburg bekandt/ ausser/ daß die obgemeldte Altar-Flügel auf des Albrecht Dürers Tafel/ welche auswendig Matthaeus von Aschaffenburg gemahlt/ inwendig von Hans Grünewald kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist mir von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab ich ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren Fama, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte. XXXVIII. Hans Grünewald/ Mahler. OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der Antichen Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen Cornelius Engelbrecht schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist Anno 1468. in der Stadt Leyden geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte Johann von Eyk/ erfunden; bey wem Cornelius gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist mir un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende Lucas Hugensen von Leyden/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat Cornelius auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten Lucae gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ Peter Cornelius Kunst genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme Lucas viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen. XXXIX. Cornelius Engelbrecht/ Mahler von Leyden. Dieser Cornelius Engelbrecht nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem Rahthaus verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des Klosters zu Marien Puel gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ Jungfrauen Marien/ Johannes und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung Abrahams/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut. Seine Werke zu Leyden Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem Herrn von Lochorst gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die S. Peters Kirche zu Leyden über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach Utrecht in das Haus Herrn von Baugart/ als der eine Tochter gemeldten Herrn Lochorsts zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron GOttes das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu Leyden Anno 1533. im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters. und Utrecht ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte Bernhard von Brüßel/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer XL. Bernhard von Brüßel/ Mahler.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 237]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/33>, abgerufen am 21.11.2024.