Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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          <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-232">mit Leinwat bekleidet. Diese und die Engel vermehren dieses Werks Anmütig- und Lieblichkeit/ mit ihrer himlischen Zier/ auch schönst-gebildeten holdseeligen Angesichtern. Alle diese Bilder sind in herrlich und prächtigen Gewändern/ von weiß/ gelb/ blau/ purpur/ roht/ und mit andern schönen Farben/ ausgemahlet/ bey bescheidener und vernünftiger Zusammenordnung der <hi rendition="#aq">Coloriten</hi>. Ist also dieses Werk/ wegen der fürtrefflichen <hi rendition="#aq">Harmonie</hi> und Einstimmung/ nicht weniger auch wegen der herrlicher <hi rendition="#aq">Invention,</hi> guter Zeichnung/ und fürtrefflichen <hi rendition="#aq">variablen</hi> Gesicht-Bildungen/ Kleider und Haarbünde/ über-hoch zu schätzen und zu preisen.</name>
        </p>
        <p xml:id="p642.1"><note place="right"><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-234">Das große Altar-Blat in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-749 http://www.geonames.org/8349500/"><hi rendition="#aq">S. Cajetani</hi> Kirche</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-234 http://www.geonames.org/2867714/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004333">Mönchen</placeName></name>.</note> Die nächste Kunst-Arbeit nach dieser/ so Er noch daselbst zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augsburg</placeName> verrichtet/ ist <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-234">das große Altar-Blat in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-749 http://www.geonames.org/8349500/">Kirche <hi rendition="#aq">S. Adelheit</hi> und <hi rendition="#aq">S. Cajetani</hi></placeName></name> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-234 http://www.geonames.org/2867714/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004333">Mönchen</placeName>: welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3097 http://d-nb.info/gnd/119105691 http://viaf.org/viaf/32799430">Ihr. Churf. Durchl. in Bayrn</persName> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4109 http://d-nb.info/gnd/4224919-3">Herren <hi rendition="#aq">PP. Cajetanis</hi></persName> durch den berühmten <hi rendition="#aq">Architectum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1754 http://d-nb.info/gnd/131969153 http://viaf.org/viaf/18371517">Augustino Barelli</persName></hi> von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bologna</placeName>,</hi> in dieser deroselben Residenz-Stadt/ mit großem Kosten aufführen lassen/ und zweifelsfrey zu einem Wunder-Werk <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutscher Nation</placeName>/ wann alles zur <hi rendition="#aq">Perfection</hi> gelanget/ aufstellen werden. Sie haben ja/ von dem berühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1550 http://d-nb.info/gnd/118622854 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011407 http://viaf.org/viaf/95161574">Jacob <hi rendition="#aq">Tintoret</hi></persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName>/ um hohen Preiß/ ein Altar-Blat zuwegen gebracht/ welches <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4769">die Abnehmung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> vom Creuz ausbildet: worinn viel schöne Figuren/ auch etlicher Geistlicher Herren Contrafäte <hi rendition="#aq">alla moderna</hi> gekleidet/ die aber dem Werk keinen Wolstand geben/ zu sehen sind/ jedoch aber das fürnehmste Bild/ nämlich der verblichene <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName>/ mit geneigtem Haupt/ trefflich wol ausgemahlet ist und den Preis erhält;</name> und wird dieses Stuck zu einem Seiten-Altar gebrauchet. Aber <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-234">das grosse Blat/ als eines der allerfürnehmsten Stucke/ haben hochgedachte Ihr. Churf. Durchl. unsrem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herrn von Sandrart</persName> zu mahlen aufgetragen</name>/ welches Er auch zu deroselben und männigliches <hi rendition="#aq">Contento</hi> verfärtigt: massen es/ in dem Käyserlichen Saal der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-304 http://www.geonames.org/7909687/">Churfürstl. Residenz</placeName> aufgestellet/ von der ganzen Churfürstl. <hi rendition="#aq">Familie,</hi> auch dem HofStaat/ beschauet und belobet/ auch niemals daselbst einigem Kunst-Stuck so große Ehre/ wie diesem/ (besag eines daselbst hierüber gedruckten Tractätleins) angethan/ wie dann nicht minder sein angewandter Fleiß mit reichen <hi rendition="#aq">honorarien</hi> und schönen <hi rendition="#aq">Praesenten</hi>/ neben Versicherung Churfürstlicher Gnade/ belohnet worden.</p>
        <p xml:id="p642.2">
          <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-234">Es ist aber dieses Altar-Blat/ in Form des Lazareths oder Pesthauses zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapoli</placeName>,</hi> gebildet: und erscheinet zu vorderst/ eine große Anzahl <hi rendition="#aq">inficirter</hi> und bresthafter Manns- und WeibsPersonen/ Junge und Alte/ allerley Standes/ Krancke/ Todte und Lebendige durcheinander: welche alle/ mit ängstiger Andacht/ gegen dem Bildnis <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1755 http://d-nb.info/gnd/118702211 http://viaf.org/viaf/22477916">S. Cajetani</persName>,</hi> welches von einem zierlich-zugerichteten Altar durch etliche Geistliche aufgehoben wird/ üm Hülfe und Erledigung schreyen und stehen. Von oben kommet <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1755 http://d-nb.info/gnd/118702211 http://viaf.org/viaf/22477916">S. Cajetanus</persName>,</hi> in einer freudigen himlischen <hi rendition="#aq">Glori,</hi> zwischen vielen Engeln herab/ in der einen Hand einen grünen Oelzweig tragend/ und mit der andern sie zu der Göttlichen Gnade weisend. Alsdann siehet man <cb/>
ferner die Würg-Engel das blutige und flammende Schwerd des Zorns <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gottes</persName> einstecken/ die feurige Donnerkeile der Pestilenz aufhalten/ die mit der giftigen Seuche <hi rendition="#aq">inficirte</hi> Luft reinigen/ die Gift-speyende Ottern/ Schlangen und Krotten vertreiben/ und dem dürrbeinichten Menschen-Mörder die Sense aus der Hand reissen. Es ist hierbey/ unter andern/ preislich zu sehen/ ein darniederligender alter Mann/ den der Tod schon in die Arme gefasset/ welcher den Arzt oder <hi rendition="#aq">Medicum</hi> erbärmlich ansihet/ der ihme mit der Hand nach dem Puls fühlet/ inzwischen ihm ein <hi rendition="#aq">Chirurgus</hi> am Fuß das Pflaster von der Pest-Wunden abnimmet/ und ein anderer <hi rendition="#aq">Medicus,</hi> ihme aus dem Harm den Tod verkundigend/ den Patienten zu den himlischen Mitteln weiset. Zur andern Seite/ liget eine Mutter/ mit zweyen Kindern in den lezten Zügen/ da das eine neben ihr schon verbleichet/ das kleine aber/ noch gesund/ aus der Wiege zu der Mutter Brust sich neiget/ und die gifftige Milch in sich sauget: worbey der mitleidige Vatter/ vor dem gifftigen Lufft/ seinen Mund und Nase bedecket/ und mit der andern Hand das Kind von der vergifften MutterBrust abwendet. Das ganze Werk/ darinn 60 oder mehr grosse Figuren/ ist mit tiefsinnigen beweglichen <hi rendition="#aq">affecten</hi> erfüllet/ auch auf das bäste <hi rendition="#aq">inventirt</hi>/ gezeichnet und <hi rendition="#aq">coloriret</hi>. Man erkennet/ in den Gestalten und <hi rendition="#aq">actionen</hi> aller Bilder/ ihr innerliches Anligen und Wesen/ welche sterbkrank sind/ oder noch genesung hoffen/ oder gesund werden/ welche getrost oder erschrocken/ und dergleichen. Auch die Engel zeigen sonderbaren Gehorsam-Eifer in ihren Verrichtungen/ und über alles ist <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1755 http://d-nb.info/gnd/118702211 http://viaf.org/viaf/22477916">S. Cajetani</persName></hi> erfreuliches und erleuchtetes Angesicht/ so ein recht himlisches Wesen von sich scheinen lässen.</name>
        </p>
        <p xml:id="p642.3"><note place="right">Seiner Ehe-Liebstin Absterben:</note> Als <date rendition="#aq" when="1672">A. 1672</date> unsrem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herrn von Sandrart</persName> ob-wolernennte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-8">seine Ehe-Liebste</persName>/ nach langwüriger Unpäßlichkeit/ seel. Todes verfahren/ hat Er im folgenden Jahr/ durch Göttliche Schickung/ mit der Edlen/ Viel Ehren-Tugendreichen <note place="right">deren Stelle er in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> wieder ersetzet/</note> Jungfr. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1756 http://d-nb.info/gnd/129039659 http://viaf.org/viaf/28139491">Esther Barbara</persName>/ Herrn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1757 http://d-nb.info/gnd/129245704 http://viaf.org/viaf/42911251">Wilhelm Blommarts</persName> des Größern Rahts in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> mit Fr. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1758">Anna Elisabeth/ gebohrnen Salmuthin</persName> seel. erzeugten Jungf. Tochter/ sich in das zweyte Gelübde eingelassen/ und solches den <hi rendition="#aq">5 Novembr</hi>. daselbst hochzeitlich vollzogen. Und weil/ durch diese <hi rendition="#aq">Mariage,</hi> Ihm viel alte wehrte liebe Befreundte näher verwandt worden/ als hat <note place="right">und sich dahin häuslich verwandlet.</note> Er derentwegen die <hi rendition="#aq">resolution</hi> gefasset/ und <date rendition="#aq" when="1674">A. 1674</date> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augsburg</placeName> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> mit seinem Hauswesen sich verwandlet.</p>
        <p xml:id="p642.4">Gleichwie nun/ diese Welt-berühmte des H. Röm. <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Reichs Stadt</placeName>/ jederzeit eine Mutter/ Herberge und Nehrerin der Edlen Geister und Kunstliebenden gewesen/ also hat Sie nun auch diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">großen Mann</persName> in ihrem Schosse/ welchen Geist und Weltliche höchste und hohe Potentaten/ Chur- und Fürsten/ Prälaten/ Grafen und Herren/ geliebet/ geehret und geheget. Die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2062"><hi rendition="#aq">Academie</hi></placeName> der Kunstliebenden daselbst/ hat nun auch an Ihme einen fürtrefflichen Vorsteher/ und lernet aus seinen Discursen/ was andere weit über Land und Wasser holen müßen: dahin Er auch/ mit ob-belobter seiner daselbst in Druck gegebenen HohenSchul der Künste/ löblich abgesehen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> wolle/ diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Edlen Kunst-Adler</persName> in seinem hohen Alter verjüngen/ und/ auf seinen Fittichen/ die Künste noch ferner an die Nachbarschaft der Sternen sich empor schwingen machen.</p>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#b">E N D E.</hi> </p>
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