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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Lugubre post fatum remanet constantia
victrix,

quam decorat superaum, fronte virente,
chorus.

Haec pinxit nostri secli, Sandrartus Apelles,
ceu praesens tragicam viderit ipse ne-
cem.

G. P. Harsdörfferus.

Er wird nach Wien beruffen: mahlet daselbst Ihr. Käys. Maj. Ferdinandi III, der Röm. Käyserin/ des Röm. Königs Ferdinandi IV und Erzh. Leopoldi Contrafäte. Um selbige Zeit ward Er/ im Namen der Röm. Käys. Majest. Ferdinandi III, mit übersendung eines Passes/ nach Wien beruffen: alda Er dieses höchste Haupt der Welt/ in dero Käyserlichem Ornat, lebhaft abgemahlet. Diß Contrafät hat deroselben so wol gefallen/ daß Er/ in gleicher Größe/ Ihr. Maj. die Römische Käyserin/ nachmals auch den Römischen König Ferdinandum IV in ganzer Statur, und den damaligen Durchleuchtigsten ErzHerzogen Leopoldum, nunmehr Unseren Allergnädigsten Käyser/ contrafäten müßen. Bey dieser gelegenheit/ wurde H. Daniel Neuberger/ berühmter Wachsposirer/ mit in das Zimmer gelassen: der dann Ihr. Maj. gleichfalls nach dem Leben gebildet/ und hernach dieses Contrafät zu vielen seinen guten Bildern gebrauchet. Unser Herr von Sandrart erlangte hierdurch großen Ruhm/ und ward/ neben mildreicher remuneration, mit einer schönen güldenen Kette samt der Käyserlichen Medaglie beschenket/ auch Ihme der vorgehabte Adel und Wappen/ mit dem Zusatz einer Königlichen Kron/ bestätigt und erneuret.

Es ware ja allerhöchst-gedachte Käys. Maj. in der Mahlerey-Kunst vollkommen erfahren/ und daher mit unsers Künstlers Geschicklichkeit ganz vergnüget: daher Sie Ihn oft und gern bey sich gehabt/ Unterredung mit Ihm gepflogen/ und Ihn viel dero Gnadenzeichen verspürenlassen/ dero von Ihm verfärtigtes Contrafät/ durch den kunstreichen von Stein/ groß zu Kupfer bringen lassen/ auch öfters mit eigener Hand Ihm zugeschrieben/ und die Concepte von dero Erfindungen (wie sie dann in der Poesy perfect erfahren gewesen) übersendet. Zu bezeugung dessen/ wird allhier die Copey/ von einem dergleichen Käyserlichen Concept zum Gemälde/ vorgewiesen/ das dann also gelautet.

Concept von Käyserlicher Hand. Jupiter auf dem Adler sitzend/ auf der Erden/ in der Rechten einen Olivenzweig/ in der Linken sein fulmen haltend/ und mit Lorbeer gekrönet: so mein Contrafät seyn könte. Aus dem Himmel die zwey verstorbene Käyserinnen/ als Juno und Ceres, die eine Reichtümer/ und die andere Fruchtbarkeit ihm offerirend. Die Königin aus Spanien/ als Minerva, die Streitrüstung und Kunst praesentirend. Bellona, die jetzt-regirende Römische Käyserin/ die Militarische Instrumenta ihm unter die Füße werfend. ErzHerzog Leopold Wilhelm/ in forma Martis, auch die Instrumenta bellica untergebend. Der Römische König/ in forma Apollinis, mit den Musicalischen Instrumenten. Mein kleiner Sohn/ in forma Amoris, doch bekleidter/ den Köcher und Bogen anpraesentirend.

Obiges Käyserliches Contrafät/ komt in die Chur-Brandenb. Kunstkammer. Als bey Ihr. Maj. zu Prag/ nach der zeit/ S. Churf. Durchl. von Brandenburg sich befunden/ und obbesagtes in dero Cabinet ersehenes Sandrartisches [Spaltenumbruch] Contrafät gepriesen/ haben Ihr. Maj. deroselben solches praesentiret: die es mit sich nach Berlin genommen/ und alda in dero Residenz am höchsten Ort aufgestellet/ da es auch noch zu finden und zu sehen ist.

Seine Wiederkehr nach Stockau. Von Wien/ auf allergnädigste Käyserliche Dimission, begabe Er sich wieder nach Stockau/ und mahlte daselbst/ unter andren/ für S. Hochfürstl. Gn. den H. Bischof zu Aichstett/ Er mahlet das Altar-Stuck bey S. Walburg in Aichstett. das herrliche Altar-Stuck zu S. Walburg/ in größe von 30 Schuhen. Diß Gemälde praesentiret S. Hochfürstl. Gn. auf einer Galleria im Bischoflichen Ornat und Pontifical stehend/ von allen dero und des HochStiffts Capitel-Herren umgeben/ und ganz andächtig gen Himmel sehend: als gleichsam flehentlich ansuchend um Hülfe für eine große Mänge armer/ blinder/ lahmer/ kranker und bresthafter Leute/ die vor ihme stehen und um Erledigung seufzen. Aus dem Himmel fället ein Strahl der Glori auf S. Walburgen Begräbnis: aus welchem das daselbst für heilig und heilsam gehaltene Oel schwitzet/ welches durch etliche Engel unter die Bresthaften/ zu ihrer Genesung/ ausgetheilet wird. In dieser Schaar sind hohe und niedere Personen/ und nicht allein von Christlichen Nationen/ sondern auch Türken/ Persianer/ Mohren und andere Ausländische/ theils zu Pferd/ theils herzu gehend/ theils getragen und geführet: derer aller unterschiedliche Stellungen/ Affecten und bewegliche passiones, so kunstreich ausgebildet/ daß man diß Werk nicht genug beschauen und bewundern kan/ auch ein ganzes Buch davon zu schreiben wäre. Daher viel Fürsten und Herren/ allein um dieses WunderStucks willen/ diesen Ort besuchet/ welcher hierdurch erst ruhmreich worden: und haben S. Hochfürstl. Gn. neben andren hohen Praesenten/ unsrem Künstler-Prinzen dafür wol remunerirt.

Andere seine Kunst-Werke. Die 7 Altar-Blätter im Kloster Lambach/ Wir wollen nun auch anderer seiner vornehmsten Stucke/ mit denen Er so manchen Ort bezieret/ erwähnen. Unter denselben leuchten insonderheit/ die Sieben Altar-Blätter/ die Er/ auf erforderung des HochLobwürdigen Herrn Praelatens Placidi, in das Gotteshaus und Kloster Lambach verfärtiget: worinn Er/ alte und junge/ Geist- und Weltliche/ hohe und niedere Personen/ alter und neuer Welt-Arten/ Historien und Gedichte/ Gebäude und Landschaften/ Tag und Nacht/ Liecht und Dunkel/ vorgestellet/ und also eine vollkommene Schule der ganzen Mahlerey Kunst damit aufgerichtet. Und da vordessen dieser Ort für einsam geachtet und wenig besuchet worden/ so pflegen jetzo/ nicht allein die kunstliebende Jugend/ sondern auch Käyser/ Cardinäle/ ErzHerzogen/ auch andere hohe und niedere Stands-Personen/ ihren Weg dorthin zu wenden/ um diese Kunst-Arbeit zu besichtigen: die da wol verdienet/ daß sie dißorts etlicher massen beschrieben werde.

als 1 Unser L. Frauen Himmelfahrt/ Der hohe und erste Altar/ praesentiret die Himmelfahrt Unsrer lieben Frauen: deren Angesicht/ ganz andächtig in die Höhe verzuckt/ und nicht mehr irdisch erscheinet/ auch alle actionen und Gebärden ihre innerliche himmlische Freude entdecken. Sie wird/ von einer holdseeligen Englischen

[Spaltenumbruch] Lugubre post fatum remanet constantia
victrix,

quam decorat superûm, fronte virente,
chorus.

Haec pinxit nostri secli, Sandrartus Apelles,
ceu praesens tragicam viderit ipse ne-
cem.

G. P. Harsdörfferus.

Er wird nach Wien beruffen: mahlet daselbst Ihr. Käys. Maj. Ferdinandi III, der Röm. Käyserin/ des Röm. Königs Ferdinandi IV und Erzh. Leopoldi Contrafäte. Um selbige Zeit ward Er/ im Namen der Röm. Käys. Majest. Ferdinandi III, mit übersendung eines Passes/ nach Wien beruffen: alda Er dieses höchste Haupt der Welt/ in dero Käyserlichem Ornat, lebhaft abgemahlet. Diß Contrafät hat deroselben so wol gefallen/ daß Er/ in gleicher Größe/ Ihr. Maj. die Römische Käyserin/ nachmals auch den Römischen König Ferdinandum IV in ganzer Statur, und den damaligen Durchleuchtigsten ErzHerzogen Leopoldum, nunmehr Unseren Allergnädigsten Käyser/ contrafäten müßen. Bey dieser gelegenheit/ wurde H. Daniel Neuberger/ berühmter Wachsposirer/ mit in das Zimmer gelassen: der dann Ihr. Maj. gleichfalls nach dem Leben gebildet/ und hernach dieses Contrafät zu vielen seinen guten Bildern gebrauchet. Unser Herr von Sandrart erlangte hierdurch großen Ruhm/ und ward/ neben mildreicher remuneration, mit einer schönen güldenen Kette samt der Käyserlichen Medaglie beschenket/ auch Ihme der vorgehabte Adel und Wappen/ mit dem Zusatz einer Königlichen Kron/ bestätigt und erneuret.

Es ware ja allerhöchst-gedachte Käys. Maj. in der Mahlerey-Kunst vollkommen erfahren/ und daher mit unsers Künstlers Geschicklichkeit ganz vergnüget: daher Sie Ihn oft und gern bey sich gehabt/ Unterredung mit Ihm gepflogen/ und Ihn viel dero Gnadenzeichen verspürenlassen/ dero von Ihm verfärtigtes Contrafät/ durch den kunstreichen von Stein/ groß zu Kupfer bringen lassen/ auch öfters mit eigener Hand Ihm zugeschrieben/ und die Concepte von dero Erfindungen (wie sie dann in der Poesy perfect erfahren gewesen) übersendet. Zu bezeugung dessen/ wird allhier die Copey/ von einem dergleichen Käyserlichen Concept zum Gemälde/ vorgewiesen/ das dann also gelautet.

Concept von Käyserlicher Hand. Jupiter auf dem Adler sitzend/ auf der Erden/ in der Rechten einen Olivenzweig/ in der Linken sein fulmen haltend/ und mit Lorbeer gekrönet: so mein Contrafät seyn könte. Aus dem Himmel die zwey verstorbene Käyserinnen/ als Juno und Ceres, die eine Reichtümer/ und die andere Fruchtbarkeit ihm offerirend. Die Königin aus Spanien/ als Minerva, die Streitrüstung und Kunst praesentirend. Bellona, die jetzt-regirende Römische Käyserin/ die Militarische Instrumenta ihm unter die Füße werfend. ErzHerzog Leopold Wilhelm/ in formâ Martis, auch die Instrumenta bellica untergebend. Der Römische König/ in formâ Apollinis, mit den Musicalischen Instrumenten. Mein kleiner Sohn/ in formâ Amoris, doch bekleidter/ den Köcher und Bogen anpraesentirend.

Obiges Käyserliches Contrafät/ komt in die Chur-Brandenb. Kunstkammer. Als bey Ihr. Maj. zu Prag/ nach der zeit/ S. Churf. Durchl. von Brandenburg sich befunden/ und obbesagtes in dero Cabinet ersehenes Sandrartisches [Spaltenumbruch] Contrafät gepriesen/ haben Ihr. Maj. deroselben solches praesentiret: die es mit sich nach Berlin genommen/ und alda in dero Residenz am höchsten Ort aufgestellet/ da es auch noch zu finden und zu sehen ist.

Seine Wiederkehr nach Stockau. Von Wien/ auf allergnädigste Käyserliche Dimission, begabe Er sich wieder nach Stockau/ und mahlte daselbst/ unter andren/ für S. Hochfürstl. Gn. den H. Bischof zu Aichstett/ Er mahlet das Altar-Stuck bey S. Walburg in Aichstett. das herrliche Altar-Stuck zu S. Walburg/ in größe von 30 Schuhen. Diß Gemälde praesentiret S. Hochfürstl. Gn. auf einer Galleria im Bischoflichen Ornat und Pontifical stehend/ von allen dero und des HochStiffts Capitel-Herren umgeben/ und ganz andächtig gen Himmel sehend: als gleichsam flehentlich ansuchend um Hülfe für eine große Mänge armer/ blinder/ lahmer/ kranker und bresthafter Leute/ die vor ihme stehen und um Erledigung seufzen. Aus dem Himmel fället ein Strahl der Glori auf S. Walburgen Begräbnis: aus welchem das daselbst für heilig und heilsam gehaltene Oel schwitzet/ welches durch etliche Engel unter die Bresthaften/ zu ihrer Genesung/ ausgetheilet wird. In dieser Schaar sind hohe und niedere Personen/ und nicht allein von Christlichen Nationen/ sondern auch Türken/ Persianer/ Mohren und andere Ausländische/ theils zu Pferd/ theils herzu gehend/ theils getragen und geführet: derer aller unterschiedliche Stellungen/ Affecten und bewegliche passiones, so kunstreich ausgebildet/ daß man diß Werk nicht genug beschauen und bewundern kan/ auch ein ganzes Buch davon zu schreiben wäre. Daher viel Fürsten und Herren/ allein um dieses WunderStucks willen/ diesen Ort besuchet/ welcher hierdurch erst ruhmreich worden: und haben S. Hochfürstl. Gn. neben andren hohen Praesenten/ unsrem Künstler-Prinzen dafür wol remunerirt.

Andere seine Kunst-Werke. Die 7 Altar-Blätter im Kloster Lambach/ Wir wollen nun auch anderer seiner vornehmsten Stucke/ mit denen Er so manchen Ort bezieret/ erwähnen. Unter denselben leuchten insonderheit/ die Sieben Altar-Blätter/ die Er/ auf erforderung des HochLobwürdigen Herrn Praelatens Placidi, in das Gotteshaus und Kloster Lambach verfärtiget: worinn Er/ alte und junge/ Geist- und Weltliche/ hohe und niedere Personen/ alter und neuer Welt-Arten/ Historien und Gedichte/ Gebäude und Landschaften/ Tag und Nacht/ Liecht und Dunkel/ vorgestellet/ und also eine vollkommene Schule der ganzen Mahlerey Kunst damit aufgerichtet. Und da vordessen dieser Ort für einsam geachtet und wenig besuchet worden/ so pflegen jetzo/ nicht allein die kunstliebende Jugend/ sondern auch Käyser/ Cardinäle/ ErzHerzogen/ auch andere hohe und niedere Stands-Personen/ ihren Weg dorthin zu wenden/ um diese Kunst-Arbeit zu besichtigen: die da wol verdienet/ daß sie dißorts etlicher massen beschrieben werde.

als 1 Unser L. Frauen Himmelfahrt/ Der hohe und erste Altar/ praesentiret die Himmelfahrt Unsrer lieben Frauen: deren Angesicht/ ganz andächtig in die Höhe verzuckt/ und nicht mehr irdisch erscheinet/ auch alle actionen und Gebärden ihre innerliche himmlische Freude entdecken. Sie wird/ von einer holdseeligen Englischen

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        <p xml:id="p638.5"><note place="right">Seine Wiederkehr nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-19">Stockau</placeName>.</note> Von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-232 http://www.geonames.org/2761369/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003321">Wien</placeName>/ auf allergnädigste Käyserliche <hi rendition="#aq">Dimission,</hi> begabe Er sich wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-19">Stockau</placeName>/ und mahlte daselbst/ unter andren/ für S. Hochfürstl. Gn. den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-791 http://d-nb.info/gnd/118977636 http://viaf.org/viaf/27871360">H. Bischof zu Aichstett</persName>/ <note place="right">Er mahlet <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-194">das Altar-Stuck bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-710">S. Walburg in Aichstett</placeName></name>.</note> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-194">das herrliche Altar-Stuck zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-710">S. Walburg</placeName>/ in größe von 30 Schuhen. Diß Gemälde <hi rendition="#aq">praesentiret</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-791 http://d-nb.info/gnd/118977636 http://viaf.org/viaf/27871360">S. Hochfürstl. Gn.</persName> auf einer <hi rendition="#aq">Galleria</hi> im Bischoflichen <hi rendition="#aq">Ornat</hi> und <hi rendition="#aq">Pontifical</hi> stehend/ von allen dero und des HochStiffts Capitel-Herren umgeben/ und ganz andächtig gen Himmel sehend: als gleichsam flehentlich ansuchend um Hülfe für eine große Mänge armer/ blinder/ lahmer/ kranker und bresthafter Leute/ die vor ihme stehen und um Erledigung seufzen. Aus dem Himmel fället ein Strahl der Glori auf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-790 http://d-nb.info/gnd/118628569 http://viaf.org/viaf/77109108">S. Walburgen</persName> Begräbnis: aus welchem das daselbst für heilig und heilsam gehaltene Oel schwitzet/ welches durch etliche Engel unter die Bresthaften/ zu ihrer Genesung/ ausgetheilet wird. In dieser Schaar sind hohe und niedere Personen/ und nicht allein von Christlichen Nationen/ sondern auch Türken/ Persianer/ Mohren und andere Ausländische/ theils zu Pferd/ theils herzu gehend/ theils getragen und geführet: derer aller unterschiedliche Stellungen/ <hi rendition="#aq">Affecten</hi> und bewegliche <hi rendition="#aq">passiones,</hi> so kunstreich ausgebildet/ daß man diß Werk nicht genug beschauen und bewundern kan/ auch ein ganzes Buch davon zu schreiben wäre.</name> Daher viel Fürsten und Herren/ allein um dieses WunderStucks willen/ diesen Ort besuchet/ welcher hierdurch erst ruhmreich worden: und haben S. Hochfürstl. Gn. neben andren hohen <hi rendition="#aq">Praesenten</hi>/ unsrem Künstler-Prinzen dafür wol <hi rendition="#aq">remunerirt</hi>.</p>
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[[Lebenslauf, S. 20]/0230] Lugubre post fatum remanet constantia victrix, quam decorat superûm, fronte virente, chorus. Haec pinxit nostri secli, Sandrartus Apelles, ceu praesens tragicam viderit ipse ne- cem. G. P. Harsdörfferus. Um selbige Zeit ward Er/ im Namen der Röm. Käys. Majest. Ferdinandi III, mit übersendung eines Passes/ nach Wien beruffen: alda Er dieses höchste Haupt der Welt/ in dero Käyserlichem Ornat, lebhaft abgemahlet. Diß Contrafät hat deroselben so wol gefallen/ daß Er/ in gleicher Größe/ Ihr. Maj. die Römische Käyserin/ nachmals auch den Römischen König Ferdinandum IV in ganzer Statur, und den damaligen Durchleuchtigsten ErzHerzogen Leopoldum, nunmehr Unseren Allergnädigsten Käyser/ contrafäten müßen. Bey dieser gelegenheit/ wurde H. Daniel Neuberger/ berühmter Wachsposirer/ mit in das Zimmer gelassen: der dann Ihr. Maj. gleichfalls nach dem Leben gebildet/ und hernach dieses Contrafät zu vielen seinen guten Bildern gebrauchet. Unser Herr von Sandrart erlangte hierdurch großen Ruhm/ und ward/ neben mildreicher remuneration, mit einer schönen güldenen Kette samt der Käyserlichen Medaglie beschenket/ auch Ihme der vorgehabte Adel und Wappen/ mit dem Zusatz einer Königlichen Kron/ bestätigt und erneuret. Er wird nach Wien beruffen: mahlet daselbst Ihr. Käys. Maj. Ferdinandi III, der Röm. Käyserin/ des Röm. Königs Ferdinandi IV und Erzh. Leopoldi Contrafäte. Es ware ja allerhöchst-gedachte Käys. Maj. in der Mahlerey-Kunst vollkommen erfahren/ und daher mit unsers Künstlers Geschicklichkeit ganz vergnüget: daher Sie Ihn oft und gern bey sich gehabt/ Unterredung mit Ihm gepflogen/ und Ihn viel dero Gnadenzeichen verspürenlassen/ dero von Ihm verfärtigtes Contrafät/ durch den kunstreichen von Stein/ groß zu Kupfer bringen lassen/ auch öfters mit eigener Hand Ihm zugeschrieben/ und die Concepte von dero Erfindungen (wie sie dann in der Poesy perfect erfahren gewesen) übersendet. Zu bezeugung dessen/ wird allhier die Copey/ von einem dergleichen Käyserlichen Concept zum Gemälde/ vorgewiesen/ das dann also gelautet. Jupiter auf dem Adler sitzend/ auf der Erden/ in der Rechten einen Olivenzweig/ in der Linken sein fulmen haltend/ und mit Lorbeer gekrönet: so mein Contrafät seyn könte. Aus dem Himmel die zwey verstorbene Käyserinnen/ als Juno und Ceres, die eine Reichtümer/ und die andere Fruchtbarkeit ihm offerirend. Die Königin aus Spanien/ als Minerva, die Streitrüstung und Kunst praesentirend. Bellona, die jetzt-regirende Römische Käyserin/ die Militarische Instrumenta ihm unter die Füße werfend. ErzHerzog Leopold Wilhelm/ in formâ Martis, auch die Instrumenta bellica untergebend. Der Römische König/ in formâ Apollinis, mit den Musicalischen Instrumenten. Mein kleiner Sohn/ in formâ Amoris, doch bekleidter/ den Köcher und Bogen anpraesentirend. Concept von Käyserlicher Hand. Als bey Ihr. Maj. zu Prag/ nach der zeit/ S. Churf. Durchl. von Brandenburg sich befunden/ und obbesagtes in dero Cabinet ersehenes Sandrartisches Contrafät gepriesen/ haben Ihr. Maj. deroselben solches praesentiret: die es mit sich nach Berlin genommen/ und alda in dero Residenz am höchsten Ort aufgestellet/ da es auch noch zu finden und zu sehen ist. Obiges Käyserliches Contrafät/ komt in die Chur-Brandenb. Kunstkammer. Von Wien/ auf allergnädigste Käyserliche Dimission, begabe Er sich wieder nach Stockau/ und mahlte daselbst/ unter andren/ für S. Hochfürstl. Gn. den H. Bischof zu Aichstett/ das herrliche Altar-Stuck zu S. Walburg/ in größe von 30 Schuhen. Diß Gemälde praesentiret S. Hochfürstl. Gn. auf einer Galleria im Bischoflichen Ornat und Pontifical stehend/ von allen dero und des HochStiffts Capitel-Herren umgeben/ und ganz andächtig gen Himmel sehend: als gleichsam flehentlich ansuchend um Hülfe für eine große Mänge armer/ blinder/ lahmer/ kranker und bresthafter Leute/ die vor ihme stehen und um Erledigung seufzen. Aus dem Himmel fället ein Strahl der Glori auf S. Walburgen Begräbnis: aus welchem das daselbst für heilig und heilsam gehaltene Oel schwitzet/ welches durch etliche Engel unter die Bresthaften/ zu ihrer Genesung/ ausgetheilet wird. In dieser Schaar sind hohe und niedere Personen/ und nicht allein von Christlichen Nationen/ sondern auch Türken/ Persianer/ Mohren und andere Ausländische/ theils zu Pferd/ theils herzu gehend/ theils getragen und geführet: derer aller unterschiedliche Stellungen/ Affecten und bewegliche passiones, so kunstreich ausgebildet/ daß man diß Werk nicht genug beschauen und bewundern kan/ auch ein ganzes Buch davon zu schreiben wäre. Daher viel Fürsten und Herren/ allein um dieses WunderStucks willen/ diesen Ort besuchet/ welcher hierdurch erst ruhmreich worden: und haben S. Hochfürstl. Gn. neben andren hohen Praesenten/ unsrem Künstler-Prinzen dafür wol remunerirt. Seine Wiederkehr nach Stockau. Er mahlet das Altar-Stuck bey S. Walburg in Aichstett. Wir wollen nun auch anderer seiner vornehmsten Stucke/ mit denen Er so manchen Ort bezieret/ erwähnen. Unter denselben leuchten insonderheit/ die Sieben Altar-Blätter/ die Er/ auf erforderung des HochLobwürdigen Herrn Praelatens Placidi, in das Gotteshaus und Kloster Lambach verfärtiget: worinn Er/ alte und junge/ Geist- und Weltliche/ hohe und niedere Personen/ alter und neuer Welt-Arten/ Historien und Gedichte/ Gebäude und Landschaften/ Tag und Nacht/ Liecht und Dunkel/ vorgestellet/ und also eine vollkommene Schule der ganzen Mahlerey Kunst damit aufgerichtet. Und da vordessen dieser Ort für einsam geachtet und wenig besuchet worden/ so pflegen jetzo/ nicht allein die kunstliebende Jugend/ sondern auch Käyser/ Cardinäle/ ErzHerzogen/ auch andere hohe und niedere Stands-Personen/ ihren Weg dorthin zu wenden/ um diese Kunst-Arbeit zu besichtigen: die da wol verdienet/ daß sie dißorts etlicher massen beschrieben werde. Andere seine Kunst-Werke. Die 7 Altar-Blätter im Kloster Lambach/ Der hohe und erste Altar/ praesentiret die Himmelfahrt Unsrer lieben Frauen: deren Angesicht/ ganz andächtig in die Höhe verzuckt/ und nicht mehr irdisch erscheinet/ auch alle actionen und Gebärden ihre innerliche himmlische Freude entdecken. Sie wird/ von einer holdseeligen Englischen als 1 Unser L. Frauen Himmelfahrt/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/230>, abgerufen am 04.12.2024.