Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Pariß/ (woselbst er noch seyn solle) in hohes Ansehen gerahten/ und dem Bedunken nach/ wegen seines großen Alters/ die Kunst was leichters an ihm worden ist. IV. Claudi Oderan, von Lyon.ES ware dieser Claudi Oderan auch ein ungemeiner und guter Kupferstecher in Pariß/ begab sich aber von dar in Italien/ und wohnte viel Jahr lang zu Rom/ hinterließe taugliche Theses, hatte auch mithin viel Statuen nachgestochen in unser Werk der Justinianischen Galleria/ endlich zoge er wieder in sein Vatterland/ und ließ nach sich einen Sohn/ der ebenmäßig in der Kunst hoch gepriesen worden. V. Francois und Nicola Polly, Kupferstecher zu Pariß. DEr beeden Brüder Francois und Nicola Polly Wißenschaft in Kupfer mit dem Grabstichel zu arbeiten wurde auch hoch gerühmt/ sonderlich weil sie alles so natürlich und künstlich machten/ daß nicht unbillich in dero Werken einem geschrieben stehet: Non plus ultra, weil diese Kunst nicht wol höher solle können gebracht werden. VI. Abraham Bosse.ABraham Bosse ware zu Paris wohnhaft/ und pflegte in Kupfer auf überzognen Grund zu radiren/ hernacher aber mit Scheidwaßer solches einzuätzen oder beißen zu laßen/ weilen dardurch solches hinein drucken sehr bequämlich geschiehet/ daß etlich tausend Exemplar davon gedrucket werden können; diese schöne Wißenschaft aber hat er über alle/ die vor ihm gewesen/ in eine sothane Vollkommenheit gebracht/ daß er in solcher nicht nur allein denen Kupferstechern gleich geachtet worden/ sondern so gar auch dieselbe übertroffen hat/ welches darum hochlöblich/ weil dieser letztere Gebrauch zu radiren viel geschwinder und leichter geschicht/ worvon er dann (nachdem man ihm zuvor einen ewigen Dank dafür schuldig) in offnen Druck ein ganzes Büchlein sehr weißlich ausgehen laßen/ Sein Büchlein vom ätzen. worinnen er dieser Kunst Geheimnußen und Kunst-Griffe ganz klar und handgreiflich beschrieben/ daß ein jedwederer daraus alles gar leicht erlernen kan/ welches ich dann teutsch/ dem Kunstbegierigen Leser zum Nutzen/ in der Theoria beygefüget habe. Unsers Bosse erste Werke aber sind gewesen allerley Zierlichkeiten von Historischen Bildern/ täglich Französischen Begebenheiten/ Kurzweilen/ Landschaften/ und anderm/ in großer Mänge/ wormit fast große Bücher angefüllet worden/ alles aber/ nach Art selbiger Nation/ aufs allerzierlichste/ als wormit auch ganz Frankreich und Europa pranget. Er bemühete sich aber weiters mit noch höherem Studio in der Perspectiv und Architectur was zu erfahren/ in welcher er dann auch so hoch Sein Büchlein von der Perspectiv Kunst. gestiegen/ daß in seinem Beruf kein anderer ihm es gleich gethan/ wie aus seinen deswegen beschriebenen und mit denen Kupfer-Figuren ausgebildeten Reglen/ so intitulirt werden: Regle dela Pratique de la Perspective, und darinnen des berühmten Monsieur Desargues Gebrauch er nachgefolgt/ und aller erhobene Fläche/Runde/Cörper/ Gebäu und Figuren darnach regulirt/ und auch ohne regulirte Form mit dern Schatten just zu bilden beschrieben/ sehr klärlich zu ersehen ist. Nicht[Spaltenumbruch] weniger hat er auch zu Pariß in der Academie dieser Wißenschaft halben/ offentliche Fragen und Beantwortungen ausgehen laßen/ und sich damit Sein Büchlein von der Architectur. sehr berühmt gemacht. Neben dem hat er auch ein anderes heraus gegeben/ unter dem Titul/ Traite des Manieris de dessainier les ordres de l'Architecture antique, worinnen er in allem denen Reglen des berühmten Palladii, die er deutlich beschrieben/ und in beygefügten Kupfern die Practic selbsten gewiesen/ gefolget. Und eben also bezeugte er sich auch in andern Büchern/ als der Geometrie oder Feldmeßerey und dern Geheimnußen/ so dann in Sein Büchlein von der Proportion des Menschen. einem besondern Büchlein des Menschen Proportion und dern allgemeinen Gebrauch betreffend/ wie zu Rom bey denen Bildhauern der berühmtesten antichen Statuen noch üblich/ und neben andern von ihme noch täglich ausgefärtigten schönen Werken/ durch die er viel gutes/ der Kunst und Wißenschaft zu nutzen/ und denen Künstlern zu lieb/hinterlaßen/ zu ersehen ist. VII Nicolaus Perelle. NIcolaus Perelle ware gleichmäßig von Pariß/ und in der Etz-Kunst vorgedachten Abrahams Bosse Nachfolger/ worinnen er dann auch sehr vernünftig gestiegen/ wie deßen seine schöne Werke/ als in folio nach Nicola Pousin gemahlter Apollo, wie selbiger im Himmel/ mit andern Göttern/ in dem runden Sonnen Zirkel sitzet/ auch Phaeton vor ihme niederkniet/ und um die Regierung des Tages anhält/ worinnen meist nackende Bilder/ und alles mit der Räder-Kunst sehr wol und eigentlich überein komt/ daß ihrer wenig so viel mit dem Grabstichel zuwegen gebracht haben/ neben noch anderen mehr/ so auch von ihm zu sehen. Ebenmäßig und mit nicht minderer Vollkommenheit hat er in Kupfer geätzt die berühmteste Palläste/ Gebäude/ Brucken/ Kirchen/ Fontainen/ Brönnen und Gärten/ vollkommene Perspectiven in folio, des gleichen die Städte/ Pariß/ S. Clou, Versailles, Tivoli, Ruel, Fontainebleau, Vincenes, Vaux, und andere 22. Stucke/ in sehr schöner und zirrlicher Manier mit großem Lob und Ruhm. VIII. S.Marot. S. Marot war auch eben dergleichen Manier in Pallästen/ Gebäuden/ Kirchen/ Lust-Gärten/ springenden Brönnen/ Waßerfällen und Landschaften zugethan/ als von denen er etliche geätzte ganze Büchlein gleichfals in Druck kommen laßen. IX. Jean de Potre.JEan de Potre ist in eben dergleichen Stucken zu Pariß/ als von Perspectiven/ Gebäuden/ Pallästen/ Kirchen/ Gärten/ Waßerwerken und Landschaften/ Zierahten/ Ornamenten/ von Schilden/ Gesimsen/ Festinen/ Geschirren/Wappen/ Gefäßen/ verwunderlich gewesen/ sonderlich aber in Tischlerey-Arbeit in Kupfer zu ätzen fürtreflich gehalten worden; nachdem er sich aber auch auf große Bilder/ Historien/ und anders/ gelegt/ auch darinn wol zugenommen/ hat er von eigner Invention in folio Biblische Historien/ auch Weltlich und Poetische aus dem Ovidio in großer Anzahl verfärtiget/ weil er sehr geschwind und sinnreich/ in [Spaltenumbruch] Pariß/ (woselbst er noch seyn solle) in hohes Ansehen gerahten/ und dem Bedunken nach/ wegen seines großen Alters/ die Kunst was leichters an ihm worden ist. IV. Claudi Oderan, von Lyon.ES ware dieser Claudi Oderan auch ein ungemeiner und guter Kupferstecher in Pariß/ begab sich aber von dar in Italien/ und wohnte viel Jahr lang zu Rom/ hinterließe taugliche Theses, hatte auch mithin viel Statuen nachgestochen in unser Werk der Justinianischen Galleria/ endlich zoge er wieder in sein Vatterland/ und ließ nach sich einen Sohn/ der ebenmäßig in der Kunst hoch gepriesen worden. V. Francois und Nicola Polly, Kupferstecher zu Pariß. DEr beeden Brüder François und Nicola Polly Wißenschaft in Kupfer mit dem Grabstichel zu arbeiten wurde auch hoch gerühmt/ sonderlich weil sie alles so natürlich und künstlich machten/ daß nicht unbillich in dero Werken einem geschrieben stehet: Non plus ultra, weil diese Kunst nicht wol höher solle können gebracht werden. VI. Abraham Bosse.ABraham Bosse ware zu Paris wohnhaft/ und pflegte in Kupfer auf überzognen Grund zu radiren/ hernacher aber mit Scheidwaßer solches einzuätzen oder beißen zu laßen/ weilen dardurch solches hinein drucken sehr bequämlich geschiehet/ daß etlich tausend Exemplar davon gedrucket werden können; diese schöne Wißenschaft aber hat er über alle/ die vor ihm gewesen/ in eine sothane Vollkommenheit gebracht/ daß er in solcher nicht nur allein denen Kupferstechern gleich geachtet worden/ sondern so gar auch dieselbe übertroffen hat/ welches darum hochlöblich/ weil dieser letztere Gebrauch zu radiren viel geschwinder und leichter geschicht/ worvon er dann (nachdem man ihm zuvor einen ewigen Dank dafür schuldig) in offnen Druck ein ganzes Büchlein sehr weißlich ausgehen laßen/ Sein Büchlein vom ätzen. worinnen er dieser Kunst Geheimnußen und Kunst-Griffe ganz klar und handgreiflich beschrieben/ daß ein jedwederer daraus alles gar leicht erlernen kan/ welches ich dann teutsch/ dem Kunstbegierigen Leser zum Nutzen/ in der Theoria beygefüget habe. Unsers Bosse erste Werke aber sind gewesen allerley Zierlichkeiten von Historischen Bildern/ täglich Französischen Begebenheiten/ Kurzweilen/ Landschaften/ und anderm/ in großer Mänge/ wormit fast große Bücher angefüllet worden/ alles aber/ nach Art selbiger Nation/ aufs allerzierlichste/ als wormit auch ganz Frankreich und Europa pranget. Er bemühete sich aber weiters mit noch höherem Studio in der Perspectiv und Architectur was zu erfahren/ in welcher er dann auch so hoch Sein Büchlein von der Perspectiv Kunst. gestiegen/ daß in seinem Beruf kein anderer ihm es gleich gethan/ wie aus seinen deswegen beschriebenen und mit denen Kupfer-Figuren ausgebildeten Reglen/ so intitulirt werden: Regle dela Pratique de la Perspective, und darinnen des berühmten Monsieur Desargues Gebrauch er nachgefolgt/ und aller erhobene Fläche/Runde/Cörper/ Gebäu und Figuren darnach regulirt/ und auch ohne regulirte Form mit dern Schatten just zu bilden beschrieben/ sehr klärlich zu ersehen ist. Nicht[Spaltenumbruch] weniger hat er auch zu Pariß in der Academie dieser Wißenschaft halben/ offentliche Fragen und Beantwortungen ausgehen laßen/ und sich damit Sein Büchlein von der Architectur. sehr berühmt gemacht. Neben dem hat er auch ein anderes heraus gegeben/ unter dem Titul/ Traite des Manieris de dessainier les ordres de l’Architecture antique, worinnen er in allem denen Reglen des berühmten Palladii, die er deutlich beschrieben/ und in beygefügten Kupfern die Practic selbsten gewiesen/ gefolget. Und eben also bezeugte er sich auch in andern Büchern/ als der Geometrie oder Feldmeßerey und dern Geheimnußen/ so dann in Sein Büchlein von der Proportion des Menschen. einem besondern Büchlein des Menschen Proportion und dern allgemeinen Gebrauch betreffend/ wie zu Rom bey denen Bildhauern der berühmtesten antichen Statuen noch üblich/ und neben andern von ihme noch täglich ausgefärtigten schönen Werken/ durch die er viel gutes/ der Kunst und Wißenschaft zu nutzen/ und denen Künstlern zu lieb/hinterlaßen/ zu ersehen ist. VII Nicolaus Perelle. NIcolaus Perelle ware gleichmäßig von Pariß/ und in der Etz-Kunst vorgedachten Abrahams Bosse Nachfolger/ worinnen er dann auch sehr vernünftig gestiegen/ wie deßen seine schöne Werke/ als in folio nach Nicola Pousin gemahlter Apollo, wie selbiger im Himmel/ mit andern Göttern/ in dem runden Sonnen Zirkel sitzet/ auch Phaëton vor ihme niederkniet/ und um die Regierung des Tages anhält/ worinnen meist nackende Bilder/ und alles mit der Räder-Kunst sehr wol und eigentlich überein komt/ daß ihrer wenig so viel mit dem Grabstichel zuwegen gebracht haben/ neben noch anderen mehr/ so auch von ihm zu sehen. Ebenmäßig und mit nicht minderer Vollkommenheit hat er in Kupfer geätzt die berühmteste Palläste/ Gebäude/ Brucken/ Kirchen/ Fontainen/ Brönnen und Gärten/ vollkommene Perspectiven in folio, des gleichen die Städte/ Pariß/ S. Clou, Versailles, Tivoli, Ruel, Fontainebleau, Vincenes, Vaux, und andere 22. Stucke/ in sehr schöner und zirrlicher Manier mit großem Lob und Ruhm. VIII. S.Marot. 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Ebenmäßig und mit nicht minderer Vollkommenheit hat er in Kupfer geätzt die berühmteste Palläste/ Gebäude/ Brucken/ Kirchen/ <hi rendition="#aq">Fontain</hi>en/ Brönnen und Gärten/ vollkommene <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi>en <hi rendition="#aq">in folio,</hi> des gleichen die Städte/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-228 http://www.geonames.org/2988507/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008038">Pariß</placeName>/ <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1205 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7009616">S. 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Stucke/ in sehr schöner und zirrlicher Manier mit großem Lob und Ruhm.</p> <p xml:id="p601.6"><note><hi rendition="#aq">VIII. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2878 http://d-nb.info/gnd/118782037 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021102 http://viaf.org/viaf/44506789">S.Marot</persName>.</hi></note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2878 http://d-nb.info/gnd/118782037 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021102 http://viaf.org/viaf/44506789"><hi rendition="#aq">S. Marot</hi></persName> war auch eben dergleichen Manier in Pallästen/ Gebäuden/ Kirchen/ Lust-Gärten/ springenden Brönnen/ Waßerfällen und Landschaften zugethan/ als von denen er etliche geätzte ganze Büchlein gleichfals in Druck kommen laßen.</p> <p xml:id="p601.7"><note><hi rendition="#aq">IX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2864 http://d-nb.info/gnd/12190816X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000036 http://viaf.org/viaf/99640541">Jean de Potre</persName>.</hi></note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2864 http://d-nb.info/gnd/12190816X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000036 http://viaf.org/viaf/99640541"><hi rendition="#aq">JEan de Potre</hi></persName> ist in eben dergleichen Stucken zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-228 http://www.geonames.org/2988507/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008038">Pariß</placeName>/ als von <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi>en/ Gebäuden/ Pallästen/ Kirchen/ Gärten/ Waßerwerken und Landschaften/ Zierahten/ <hi rendition="#aq">Ornament</hi>en/ von Schilden/ Gesimsen/ <hi rendition="#aq">Festin</hi>en/ Geschirren/Wappen/ Gefäßen/ verwunderlich gewesen/ sonderlich aber in Tischlerey-Arbeit in Kupfer zu ätzen fürtreflich gehalten worden; nachdem er sich aber auch auf große Bilder/ Historien/ und anders/ gelegt/ auch darinn wol zugenommen/ hat er von eigner <hi rendition="#aq">Invention in folio</hi> Biblische Historien/ auch Weltlich und Poetische aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447"><hi rendition="#aq">Ovidio</hi></persName> in großer Anzahl verfärtiget/ weil er sehr geschwind und sinnreich/ in </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 371]/0191]
Pariß/ (woselbst er noch seyn solle) in hohes Ansehen gerahten/ und dem Bedunken nach/ wegen seines großen Alters/ die Kunst was leichters an ihm worden ist.
ES ware dieser Claudi Oderan auch ein ungemeiner und guter Kupferstecher in Pariß/ begab sich aber von dar in Italien/ und wohnte viel Jahr lang zu Rom/ hinterließe taugliche Theses, hatte auch mithin viel Statuen nachgestochen in unser Werk der Justinianischen Galleria/ endlich zoge er wieder in sein Vatterland/ und ließ nach sich einen Sohn/ der ebenmäßig in der Kunst hoch gepriesen worden.
IV. Claudi Oderan, von Lyon. DEr beeden Brüder François und Nicola Polly Wißenschaft in Kupfer mit dem Grabstichel zu arbeiten wurde auch hoch gerühmt/ sonderlich weil sie alles so natürlich und künstlich machten/ daß nicht unbillich in dero Werken einem geschrieben stehet: Non plus ultra, weil diese Kunst nicht wol höher solle können gebracht werden.
V. Francois und Nicola Polly, Kupferstecher zu Pariß. ABraham Bosse ware zu Paris wohnhaft/ und pflegte in Kupfer auf überzognen Grund zu radiren/ hernacher aber mit Scheidwaßer solches einzuätzen oder beißen zu laßen/ weilen dardurch solches hinein drucken sehr bequämlich geschiehet/ daß etlich tausend Exemplar davon gedrucket werden können; diese schöne Wißenschaft aber hat er über alle/ die vor ihm gewesen/ in eine sothane Vollkommenheit gebracht/ daß er in solcher nicht nur allein denen Kupferstechern gleich geachtet worden/ sondern so gar auch dieselbe übertroffen hat/ welches darum hochlöblich/ weil dieser letztere Gebrauch zu radiren viel geschwinder und leichter geschicht/ worvon er dann (nachdem man ihm zuvor einen ewigen Dank dafür schuldig) in offnen Druck ein ganzes Büchlein sehr weißlich ausgehen laßen/ worinnen er dieser Kunst Geheimnußen und Kunst-Griffe ganz klar und handgreiflich beschrieben/ daß ein jedwederer daraus alles gar leicht erlernen kan/ welches ich dann teutsch/ dem Kunstbegierigen Leser zum Nutzen/ in der Theoria beygefüget habe. Unsers Bosse erste Werke aber sind gewesen allerley Zierlichkeiten von Historischen Bildern/ täglich Französischen Begebenheiten/ Kurzweilen/ Landschaften/ und anderm/ in großer Mänge/ wormit fast große Bücher angefüllet worden/ alles aber/ nach Art selbiger Nation/ aufs allerzierlichste/ als wormit auch ganz Frankreich und Europa pranget.
VI. Abraham Bosse.
Sein Büchlein vom ätzen. Er bemühete sich aber weiters mit noch höherem Studio in der Perspectiv und Architectur was zu erfahren/ in welcher er dann auch so hoch gestiegen/ daß in seinem Beruf kein anderer ihm es gleich gethan/ wie aus seinen deswegen beschriebenen und mit denen Kupfer-Figuren ausgebildeten Reglen/ so intitulirt werden: Regle dela Pratique de la Perspective, und darinnen des berühmten Monsieur Desargues Gebrauch er nachgefolgt/ und aller erhobene Fläche/Runde/Cörper/ Gebäu und Figuren darnach regulirt/ und auch ohne regulirte Form mit dern Schatten just zu bilden beschrieben/ sehr klärlich zu ersehen ist. Nicht
weniger hat er auch zu Pariß in der Academie dieser Wißenschaft halben/ offentliche Fragen und Beantwortungen ausgehen laßen/ und sich damit sehr berühmt gemacht. Neben dem hat er auch ein anderes heraus gegeben/ unter dem Titul/ Traite des Manieris de dessainier les ordres de l’Architecture antique, worinnen er in allem denen Reglen des berühmten Palladii, die er deutlich beschrieben/ und in beygefügten Kupfern die Practic selbsten gewiesen/ gefolget. Und eben also bezeugte er sich auch in andern Büchern/ als der Geometrie oder Feldmeßerey und dern Geheimnußen/ so dann in einem besondern Büchlein des Menschen Proportion und dern allgemeinen Gebrauch betreffend/ wie zu Rom bey denen Bildhauern der berühmtesten antichen Statuen noch üblich/ und neben andern von ihme noch täglich ausgefärtigten schönen Werken/ durch die er viel gutes/ der Kunst und Wißenschaft zu nutzen/ und denen Künstlern zu lieb/hinterlaßen/ zu ersehen ist.
Sein Büchlein von der Perspectiv Kunst.
Sein Büchlein von der Architectur.
Sein Büchlein von der Proportion des Menschen. VII Nicolaus Perelle. NIcolaus Perelle ware gleichmäßig von Pariß/ und in der Etz-Kunst vorgedachten Abrahams Bosse Nachfolger/ worinnen er dann auch sehr vernünftig gestiegen/ wie deßen seine schöne Werke/ als in folio nach Nicola Pousin gemahlter Apollo, wie selbiger im Himmel/ mit andern Göttern/ in dem runden Sonnen Zirkel sitzet/ auch Phaëton vor ihme niederkniet/ und um die Regierung des Tages anhält/ worinnen meist nackende Bilder/ und alles mit der Räder-Kunst sehr wol und eigentlich überein komt/ daß ihrer wenig so viel mit dem Grabstichel zuwegen gebracht haben/ neben noch anderen mehr/ so auch von ihm zu sehen. Ebenmäßig und mit nicht minderer Vollkommenheit hat er in Kupfer geätzt die berühmteste Palläste/ Gebäude/ Brucken/ Kirchen/ Fontainen/ Brönnen und Gärten/ vollkommene Perspectiven in folio, des gleichen die Städte/ Pariß/ S. Clou, Versailles, Tivoli, Ruel, Fontainebleau, Vincenes, Vaux, und andere 22. Stucke/ in sehr schöner und zirrlicher Manier mit großem Lob und Ruhm.
VIII. S.Marot. S. Marot war auch eben dergleichen Manier in Pallästen/ Gebäuden/ Kirchen/ Lust-Gärten/ springenden Brönnen/ Waßerfällen und Landschaften zugethan/ als von denen er etliche geätzte ganze Büchlein gleichfals in Druck kommen laßen.
IX. Jean de Potre.JEan de Potre ist in eben dergleichen Stucken zu Pariß/ als von Perspectiven/ Gebäuden/ Pallästen/ Kirchen/ Gärten/ Waßerwerken und Landschaften/ Zierahten/ Ornamenten/ von Schilden/ Gesimsen/ Festinen/ Geschirren/Wappen/ Gefäßen/ verwunderlich gewesen/ sonderlich aber in Tischlerey-Arbeit in Kupfer zu ätzen fürtreflich gehalten worden; nachdem er sich aber auch auf große Bilder/ Historien/ und anders/ gelegt/ auch darinn wol zugenommen/ hat er von eigner Invention in folio Biblische Historien/ auch Weltlich und Poetische aus dem Ovidio in großer Anzahl verfärtiget/ weil er sehr geschwind und sinnreich/ in
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