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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] weil sein Lob in so hohem esse daselbsten schon war/ sondern in seinem einsamen und schlechten Wird in Frankreich beruffen. Leben/ als wir Fremde zu thun pflegten/ zu seinem selbst eignen Schaden/ so fortgefahren/ biß daß endlich der König in Frankreich ihn zu sich beruffen/ und für gute Besoldung/ nebenst Ubersendung barer zwölf hundert Cronen/ ihme Dienst anerbotten/ worauf er gleich gebildet eine gemarterte Jungfrau fünf Schuch hoch über die massen holdselig und Kunstreich/ und solche dem Könige voran geschicket/ bald aber darauf selbst gefolget. Indem er sich aber nun nicht allerdings wol auf (ohne Zweifel wegen seiner schlechten Wartung zu Rom) befunden/ ist er wegen der Schiffahrt auf dem Meer zu Livorno gar erkranket/ und daselbst auch verschieden: Da er dann zu denen Minoriten mit jedermans großen bedauren begraben worden/ weil man noch mehrere Früchte von seiner ruhmwürdigen und meisterhaften Hand erwartet/ indem er ungefähr erst 52. Jahr alt gewesen: Ihme zu Ehren ist sein Contrafät in die Kupferblatte N.N. gesetzet worden. Von ihm hat auch sein Bruder/ so auch ein Bildhauer gewesen/ zwar viel gutes in der Kunst erlernet/ aber in dem Tugend-Wandel zuletzt gar nicht nachgefolget: Selbiger hat sich zu Brüßel gesetzt/ und so gelebet/ daß die Erbarkeit solches zu erzehlen verbeut: Er ist aber auch/ wie er gelebet/ gestorben/ zum Beyspiel allen Menschen und Lehrspiegel/ daß Tugend und Laster ihren Meistern endlich lohnen.

XX. Alexander Algarde/ Bildkünstler von Bolognen.Alexander Algarde von Bolognien gebürtig/ war im Zeichnen und Possiren aus Erden oder Stein in selbiger Kunst-liebenden Stadt der berühmteste/ deßwegen er auch nacher Rom beruffen worden/ um daselbst aus Marmorstein eine große Menge herrlicher Statuen zu verfärtigen/ durch welche er dann sein Lob herrlich gemehret. Er folgte des Francesco du Quesnoy Manier in den Bildern/ Kindern und andern nach/ weil er selbige über alle andere aestimirt/ und wurde auch nach abreisen ermeldten Francesco für den Kunstreichesten und berühmtesten geachtet/ weiln er universal und sehr inventiv wäre/ wie seine meisterhafte Statuen in Rom und bey uns seine trefliche gypsene Abgüße der Kindlein und anderer Bilder genugsam ausweisen.

Macht eine Stiftung für junge Wäisen/ in der Bildhauerey zu erziehen. Als er aber nun zu zimlichen Alter kommen/ ist er endlichen erkranket/ und allda zu Rom gestorben; da man dann nach seinem Tod ein Testament in Verwahrung des Rahts von Bolognien gefunden/ worinnen er aus seiner Baarschaft etliche Wäisenkinder zu halten/ und aufzuziehen verordnet/ mit dem Beding/ daß selbige zu dieser edlen Bildhauer-Kunst angehalten und unterrichtet werden solten/ dazu ihnen indeßen alle alimentation und Lebens-Mittel vorzustrecken/ biß daß sie selbiger Kunst völlig erfahren/ und ihnen selbsten ihr Stuck Brod gewinnen könten. Diese schöne Gedächtnus stifftete er darum/ weil er selbsten auch ein armer Wäyß gewesen/ durch andere Wolthat aber so hoch kommen/ daß er einen ansehlichen Reichthum erworben/ damit er zuvorderst gegen GOtt sein schuldiges Lob [Spaltenumbruch] ablegte/ und auch denen Menschen sein dankbares Gemüt entdeckte.

XXI. Franciscus du Sart, Bildhauer.FRanciscus du Sart, sonst Walon genannt/ weil er in Hennegau gebohren/ ist ein guter Bildhauer worden/ und hat sich nach Rom begeben/ und in seiner Kunst merklich zugenommen. Neben viel andern Statuen von weißen Marmelstein machte er/ wie das Kind S. Johannes vor Christo kniend das Creutz empfänget; ware sonsten sehr hurtig/ und hatte gute Inventiones, heurahtete auch darauf eine von Rom/ und ist hernachmals in Dienste des Königs von Engeland kommen/ woselbst er alle antiche Statuen restaurirt/ und schöne Gedächtnußen von seiner Hand hinterlaßen/ wegen eingefallener Unruh aber hat er sich ins Gravenhaag begeben müßen/ und dem Prinzen von Oranien zur Zier viel Bilder in Garten verfärtiget/ auch des Kunst-Vatters Herrn von Spirings Contrafät nebenst seiner Gemahlin/ als welche gleichfalls wol würdig/ in harten Marmorstein zur ewigen Gedächtnus gebildet zu werden/ weil sie von so edlen Verstand/ großer Tugend/ und eine sonderbare Liebhaberin der freyen und Adelichen Künsten gewesen.

XXII. Francisco Fanelli, Bildhauer.FRancisco Fanelli, ein gebohrner Florentiner/ wurde wegen seiner Fürtreflichkeit besonders eines in Helfenbein gefärtigten Pigmalions nach Engeland zum König beruffen/ allwo er theils Bilder/ theils Geschirr mit andern so genannten Groteschen von Stein und Helfenbein ausbündig gut gestaltet/ besonderlich ist er in metallenen Bildern zu gießen verwunderlich gewesen/ und konte alles dermaßen sauber heraus bringen/ wie das modell in sich selbst es erfordert/ so daß nicht vonnöhten gewesen/ mit Schneiden oder Feilen weiters demselben zu helffen/ welche Wißenschaft dann er überaus perfect gehabt/ ein ganz großes Bild allein in eines Reichsthalers Dicke zu gießen gewust/ und dahero zu Gedächtnus seiner Hand ich noch etliche Kunststuck von ihme in Metall habe und aufbehalte.

XXIII. Daniel Neuberger/ von Augstburg/ Wachsposirer.ES wolte die edle Sculptura uns auch in Teutschland einige/ und zwar sonderlich den Daniel Neuberger/ erwecken/ deßen Vatter auch wol in Wachs posiren/ deßgleichen zierliche Bilder und Historien machen/ und also seinem Sohn einen guten Grund und Anfang zeigen können/ damit sein schöner Geist ferners zu mehrerer Erfahrenheit durch eiferigen Fleiß kommen und steigen möchte; seine Wißenschaft aber bestunde erstlich darinnen/ in zugerichtetem Wachs alle denkwürdige Figuren aufs allergeistreichste mit vielen Historien/ Feldschlachten/ darinnen oft etlich hundert Bilder ganz nett und vollkommen/ also vorzustellen/ daß vorhin niemaln dergleichen Uberfluß und Färtigkeit in Wachs gesehen worden. Neben Sein Arbeit in Wachs. dem aber erfunde er auch die Art/ sein Wachs auf allerley Weiß/ wie es die Natur erforderte/ zu coloriren/ daß es dem abgebildten Menschen ganz und gar in allem ähnlich ware/ auch so gar die Metall und Edelgestein mit ihrer Farb/ Schein und

[Spaltenumbruch] weil sein Lob in so hohem esse daselbsten schon war/ sondern in seinem einsamen und schlechten Wird in Frankreich beruffen. Leben/ als wir Fremde zu thun pflegten/ zu seinem selbst eignen Schaden/ so fortgefahren/ biß daß endlich der König in Frankreich ihn zu sich beruffen/ und für gute Besoldung/ nebenst Ubersendung barer zwölf hundert Cronen/ ihme Dienst anerbotten/ worauf er gleich gebildet eine gemarterte Jungfrau fünf Schuch hoch über die massen holdselig und Kunstreich/ und solche dem Könige voran geschicket/ bald aber darauf selbst gefolget. Indem er sich aber nun nicht allerdings wol auf (ohne Zweifel wegen seiner schlechten Wartung zu Rom) befunden/ ist er wegen der Schiffahrt auf dem Meer zu Livorno gar erkranket/ und daselbst auch verschieden: Da er dann zu denen Minoriten mit jedermans großen bedauren begraben worden/ weil man noch mehrere Früchte von seiner ruhmwürdigen und meisterhaften Hand erwartet/ indem er ungefähr erst 52. Jahr alt gewesen: Ihme zu Ehren ist sein Contrafät in die Kupferblatte N.N. gesetzet worden. Von ihm hat auch sein Bruder/ so auch ein Bildhauer gewesen/ zwar viel gutes in der Kunst erlernet/ aber in dem Tugend-Wandel zuletzt gar nicht nachgefolget: Selbiger hat sich zu Brüßel gesetzt/ und so gelebet/ daß die Erbarkeit solches zu erzehlen verbeut: Er ist aber auch/ wie er gelebet/ gestorben/ zum Beyspiel allen Menschen und Lehrspiegel/ daß Tugend und Laster ihren Meistern endlich lohnen.

XX. Alexander Algarde/ Bildkünstler von Bolognen.Alexander Algarde von Bolognien gebürtig/ war im Zeichnen und Possiren aus Erden oder Stein in selbiger Kunst-liebenden Stadt der berühmteste/ deßwegen er auch nacher Rom beruffen worden/ um daselbst aus Marmorstein eine große Menge herrlicher Statuen zu verfärtigen/ durch welche er dann sein Lob herrlich gemehret. Er folgte des Francesco du Quesnoy Manier in den Bildern/ Kindern und andern nach/ weil er selbige über alle andere aestimirt/ und wurde auch nach abreisen ermeldten Francesco für den Kunstreichesten und berühmtesten geachtet/ weiln er universal und sehr inventiv wäre/ wie seine meisterhafte Statuen in Rom und bey uns seine trefliche gypsene Abgüße der Kindlein und anderer Bilder genugsam ausweisen.

Macht eine Stiftung für junge Wäisen/ in der Bildhauerey zu erziehen. Als er aber nun zu zimlichen Alter kommen/ ist er endlichen erkranket/ und allda zu Rom gestorben; da man dann nach seinem Tod ein Testament in Verwahrung des Rahts von Bolognien gefunden/ worinnen er aus seiner Baarschaft etliche Wäisenkinder zu halten/ und aufzuziehen verordnet/ mit dem Beding/ daß selbige zu dieser edlen Bildhauer-Kunst angehalten und unterrichtet werden solten/ dazu ihnen indeßen alle alimentation und Lebens-Mittel vorzustrecken/ biß daß sie selbiger Kunst völlig erfahren/ und ihnen selbsten ihr Stuck Brod gewinnen könten. Diese schöne Gedächtnus stifftete er darum/ weil er selbsten auch ein armer Wäyß gewesen/ durch andere Wolthat aber so hoch kommen/ daß er einen ansehlichen Reichthum erworben/ damit er zuvorderst gegen GOtt sein schuldiges Lob [Spaltenumbruch] ablegte/ und auch denen Menschen sein dankbares Gemüt entdeckte.

XXI. Franciscus du Sart, Bildhauer.FRanciscus du Sart, sonst Walon genannt/ weil er in Hennegau gebohren/ ist ein guter Bildhauer worden/ und hat sich nach Rom begeben/ und in seiner Kunst merklich zugenommen. Neben viel andern Statuen von weißen Marmelstein machte er/ wie das Kind S. Johannes vor Christo kniend das Creutz empfänget; ware sonsten sehr hurtig/ und hatte gute Inventiones, heurahtete auch darauf eine von Rom/ und ist hernachmals in Dienste des Königs von Engeland kommen/ woselbst er alle antiche Statuen restaurirt/ und schöne Gedächtnußen von seiner Hand hinterlaßen/ wegen eingefallener Unruh aber hat er sich ins Gravenhaag begeben müßen/ und dem Prinzen von Oranien zur Zier viel Bilder in Garten verfärtiget/ auch des Kunst-Vatters Herrn von Spirings Contrafät nebenst seiner Gemahlin/ als welche gleichfalls wol würdig/ in harten Marmorstein zur ewigen Gedächtnus gebildet zu werden/ weil sie von so edlen Verstand/ großer Tugend/ und eine sonderbare Liebhaberin der freyen und Adelichen Künsten gewesen.

XXII. Francisco Fanelli, Bildhauer.FRancisco Fanelli, ein gebohrner Florentiner/ wurde wegen seiner Fürtreflichkeit besonders eines in Helfenbein gefärtigten Pigmalions nach Engeland zum König beruffen/ allwo er theils Bilder/ theils Geschirr mit andern so genannten Groteschen von Stein und Helfenbein ausbündig gut gestaltet/ besonderlich ist er in metallenen Bildern zu gießen verwunderlich gewesen/ und konte alles dermaßen sauber heraus bringen/ wie das modell in sich selbst es erfordert/ so daß nicht vonnöhten gewesen/ mit Schneiden oder Feilen weiters demselben zu helffen/ welche Wißenschaft dann er überaus perfect gehabt/ ein ganz großes Bild allein in eines Reichsthalers Dicke zu gießen gewust/ und dahero zu Gedächtnus seiner Hand ich noch etliche Kunststuck von ihme in Metall habe und aufbehalte.

XXIII. Daniel Neuberger/ von Augstburg/ Wachsposirer.ES wolte die edle Sculptura uns auch in Teutschland einige/ und zwar sonderlich den Daniel Neuberger/ erwecken/ deßen Vatter auch wol in Wachs posiren/ deßgleichen zierliche Bilder und Historien machen/ und also seinem Sohn einen guten Grund und Anfang zeigen können/ damit sein schöner Geist ferners zu mehrerer Erfahrenheit durch eiferigen Fleiß kommen und steigen möchte; seine Wißenschaft aber bestunde erstlich darinnen/ in zugerichtetem Wachs alle denkwürdige Figuren aufs allergeistreichste mit vielen Historien/ Feldschlachten/ darinnen oft etlich hundert Bilder ganz nett und vollkommen/ also vorzustellen/ daß vorhin niemaln dergleichen Uberfluß und Färtigkeit in Wachs gesehen worden. Neben Sein Arbeit in Wachs. dem aber erfunde er auch die Art/ sein Wachs auf allerley Weiß/ wie es die Natur erforderte/ zu coloriren/ daß es dem abgebildten Menschen ganz und gar in allem ähnlich ware/ auch so gar die Metall und Edelgestein mit ihrer Farb/ Schein und

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            <p xml:id="p578.5"><note place="right"><hi rendition="#aq">XXIII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-421 http://d-nb.info/gnd/123159067 http://viaf.org/viaf/52589855">Daniel Neuberger</persName>/ von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augstburg</placeName>/ Wachsposirer.</note>ES wolte die edle <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4237">Sculptura</persName></hi> uns auch in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> einige/ und zwar sonderlich den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-421 http://d-nb.info/gnd/123159067 http://viaf.org/viaf/52589855">Daniel Neuberger</persName>/ erwecken/ deßen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4371 http://d-nb.info/gnd/116946210 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500075892 http://viaf.org/viaf/13071839">Vatter</persName> auch wol in Wachs posiren/ deßgleichen zierliche Bilder und Historien machen/ und also seinem Sohn einen guten Grund und Anfang zeigen können/ damit sein schöner Geist ferners zu mehrerer Erfahrenheit durch eiferigen Fleiß kommen und steigen möchte; seine Wißenschaft aber bestunde erstlich darinnen/ in zugerichtetem Wachs alle denkwürdige Figuren aufs allergeistreichste mit vielen Historien/ Feldschlachten/ darinnen oft etlich hundert Bilder ganz nett und vollkommen/ also vorzustellen/ daß vorhin niemaln dergleichen Uberfluß und Färtigkeit in Wachs gesehen worden. Neben <note place="right">Sein Arbeit in Wachs.</note> dem aber erfunde er auch die Art/ sein Wachs auf allerley Weiß/ wie es die Natur erforderte/ zu <hi rendition="#aq">colori</hi>ren/ daß es dem abgebildten Menschen ganz und gar in allem ähnlich ware/ auch so gar die Metall und Edelgestein mit ihrer Farb/ Schein und
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 350]/0166] weil sein Lob in so hohem esse daselbsten schon war/ sondern in seinem einsamen und schlechten Leben/ als wir Fremde zu thun pflegten/ zu seinem selbst eignen Schaden/ so fortgefahren/ biß daß endlich der König in Frankreich ihn zu sich beruffen/ und für gute Besoldung/ nebenst Ubersendung barer zwölf hundert Cronen/ ihme Dienst anerbotten/ worauf er gleich gebildet eine gemarterte Jungfrau fünf Schuch hoch über die massen holdselig und Kunstreich/ und solche dem Könige voran geschicket/ bald aber darauf selbst gefolget. Indem er sich aber nun nicht allerdings wol auf (ohne Zweifel wegen seiner schlechten Wartung zu Rom) befunden/ ist er wegen der Schiffahrt auf dem Meer zu Livorno gar erkranket/ und daselbst auch verschieden: Da er dann zu denen Minoriten mit jedermans großen bedauren begraben worden/ weil man noch mehrere Früchte von seiner ruhmwürdigen und meisterhaften Hand erwartet/ indem er ungefähr erst 52. Jahr alt gewesen: Ihme zu Ehren ist sein Contrafät in die Kupferblatte N.N. gesetzet worden. Von ihm hat auch sein Bruder/ so auch ein Bildhauer gewesen/ zwar viel gutes in der Kunst erlernet/ aber in dem Tugend-Wandel zuletzt gar nicht nachgefolget: Selbiger hat sich zu Brüßel gesetzt/ und so gelebet/ daß die Erbarkeit solches zu erzehlen verbeut: Er ist aber auch/ wie er gelebet/ gestorben/ zum Beyspiel allen Menschen und Lehrspiegel/ daß Tugend und Laster ihren Meistern endlich lohnen. Wird in Frankreich beruffen. Alexander Algarde von Bolognien gebürtig/ war im Zeichnen und Possiren aus Erden oder Stein in selbiger Kunst-liebenden Stadt der berühmteste/ deßwegen er auch nacher Rom beruffen worden/ um daselbst aus Marmorstein eine große Menge herrlicher Statuen zu verfärtigen/ durch welche er dann sein Lob herrlich gemehret. Er folgte des Francesco du Quesnoy Manier in den Bildern/ Kindern und andern nach/ weil er selbige über alle andere aestimirt/ und wurde auch nach abreisen ermeldten Francesco für den Kunstreichesten und berühmtesten geachtet/ weiln er universal und sehr inventiv wäre/ wie seine meisterhafte Statuen in Rom und bey uns seine trefliche gypsene Abgüße der Kindlein und anderer Bilder genugsam ausweisen. XX. Alexander Algarde/ Bildkünstler von Bolognen. Als er aber nun zu zimlichen Alter kommen/ ist er endlichen erkranket/ und allda zu Rom gestorben; da man dann nach seinem Tod ein Testament in Verwahrung des Rahts von Bolognien gefunden/ worinnen er aus seiner Baarschaft etliche Wäisenkinder zu halten/ und aufzuziehen verordnet/ mit dem Beding/ daß selbige zu dieser edlen Bildhauer-Kunst angehalten und unterrichtet werden solten/ dazu ihnen indeßen alle alimentation und Lebens-Mittel vorzustrecken/ biß daß sie selbiger Kunst völlig erfahren/ und ihnen selbsten ihr Stuck Brod gewinnen könten. Diese schöne Gedächtnus stifftete er darum/ weil er selbsten auch ein armer Wäyß gewesen/ durch andere Wolthat aber so hoch kommen/ daß er einen ansehlichen Reichthum erworben/ damit er zuvorderst gegen GOtt sein schuldiges Lob ablegte/ und auch denen Menschen sein dankbares Gemüt entdeckte. Macht eine Stiftung für junge Wäisen/ in der Bildhauerey zu erziehen. FRanciscus du Sart, sonst Walon genannt/ weil er in Hennegau gebohren/ ist ein guter Bildhauer worden/ und hat sich nach Rom begeben/ und in seiner Kunst merklich zugenommen. Neben viel andern Statuen von weißen Marmelstein machte er/ wie das Kind S. Johannes vor Christo kniend das Creutz empfänget; ware sonsten sehr hurtig/ und hatte gute Inventiones, heurahtete auch darauf eine von Rom/ und ist hernachmals in Dienste des Königs von Engeland kommen/ woselbst er alle antiche Statuen restaurirt/ und schöne Gedächtnußen von seiner Hand hinterlaßen/ wegen eingefallener Unruh aber hat er sich ins Gravenhaag begeben müßen/ und dem Prinzen von Oranien zur Zier viel Bilder in Garten verfärtiget/ auch des Kunst-Vatters Herrn von Spirings Contrafät nebenst seiner Gemahlin/ als welche gleichfalls wol würdig/ in harten Marmorstein zur ewigen Gedächtnus gebildet zu werden/ weil sie von so edlen Verstand/ großer Tugend/ und eine sonderbare Liebhaberin der freyen und Adelichen Künsten gewesen. XXI. Franciscus du Sart, Bildhauer. FRancisco Fanelli, ein gebohrner Florentiner/ wurde wegen seiner Fürtreflichkeit besonders eines in Helfenbein gefärtigten Pigmalions nach Engeland zum König beruffen/ allwo er theils Bilder/ theils Geschirr mit andern so genannten Groteschen von Stein und Helfenbein ausbündig gut gestaltet/ besonderlich ist er in metallenen Bildern zu gießen verwunderlich gewesen/ und konte alles dermaßen sauber heraus bringen/ wie das modell in sich selbst es erfordert/ so daß nicht vonnöhten gewesen/ mit Schneiden oder Feilen weiters demselben zu helffen/ welche Wißenschaft dann er überaus perfect gehabt/ ein ganz großes Bild allein in eines Reichsthalers Dicke zu gießen gewust/ und dahero zu Gedächtnus seiner Hand ich noch etliche Kunststuck von ihme in Metall habe und aufbehalte. XXII. Francisco Fanelli, Bildhauer. ES wolte die edle Sculptura uns auch in Teutschland einige/ und zwar sonderlich den Daniel Neuberger/ erwecken/ deßen Vatter auch wol in Wachs posiren/ deßgleichen zierliche Bilder und Historien machen/ und also seinem Sohn einen guten Grund und Anfang zeigen können/ damit sein schöner Geist ferners zu mehrerer Erfahrenheit durch eiferigen Fleiß kommen und steigen möchte; seine Wißenschaft aber bestunde erstlich darinnen/ in zugerichtetem Wachs alle denkwürdige Figuren aufs allergeistreichste mit vielen Historien/ Feldschlachten/ darinnen oft etlich hundert Bilder ganz nett und vollkommen/ also vorzustellen/ daß vorhin niemaln dergleichen Uberfluß und Färtigkeit in Wachs gesehen worden. Neben dem aber erfunde er auch die Art/ sein Wachs auf allerley Weiß/ wie es die Natur erforderte/ zu coloriren/ daß es dem abgebildten Menschen ganz und gar in allem ähnlich ware/ auch so gar die Metall und Edelgestein mit ihrer Farb/ Schein und XXIII. Daniel Neuberger/ von Augstburg/ Wachsposirer. Sein Arbeit in Wachs.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/166>, abgerufen am 27.11.2024.