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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Nova, die Grablegung Christi/ worvon ich eine gute Copia zeigen kan: Al Santo Augustino, unser liebe Frau mit dem Kindlein JEsus/ das von zweyen knienden Pilgramen angebetet wird; Zu Antorf ist in der Dominicaner-Kirch ein großes Blat/ wie S.Domenico den Andächtigen den Rosen-Kranz austheilet/ und ferner eben daselbst unser lieben Frauen Verscheidung in beyseyn der meisten Aposteln/ so gleichfalls ein sehr großes Werk ist.

Ein sehr guter Cupido von seiner Hand. Nachmalen mahlte er für unserer Kunst Vatter/ Marches Justinian, einen Cupido in Lebens-Grösse/ nach Gestalt eines ohngefehr zwölffjährigen Jünglings/ sitzend auf der Welt-Kugel/ und in der Rechten seinen Bogen übersich haltend/ zur Linken allerley Kunst-Instrumenta/ auch Bücher zu Studien und ein Lorber-Kranz auf den Büchern/ Cupido hatte nach seiner Gestalt grosse braune Adlers-Flügel/ alles zusammen in Corectura gezeichnet/ mit starker colorit, Sauberheit und solcher Rundirung/ daß es dem Leben wenig nachgegeben. Dieses Stuck ware/ neben andern hundert und zwanzigen von den fürtreflichsten Künstlern gemacht/ in einem Zimmer und offentlich zu sehen/ aber es wurde auf mein Einrahten mit einem dunkelgrün seidenen Vorhang bedeket/ und erst/ wann alles andere zu Genüge gesehen worden/ zu lezt gezeigt/ weil es sonsten alle andere Raritäten unansehentlich gemacht/ so daß es mit guten Fug eine Verfinsterung aller Gemälden mag genennet werden/ dernthalben beliebte es auch einem fürnehmen Cavallier so wol/ daß er/ in Beyseyn unserer vieler/ 1000. Pistoleten dafür offerirt; aber unser Patron, welcher jährlich in die 80. biß 90000. Cronen mehr Einkommens gehabt/ als was er jährlich (da doch an Kunst-Sachen grosse Summa aufgegangen) verzehrt hat/ wie ich ihme dieses Erbieten/ in deme er am Podagra krank gelegen/ vorgetragen/ und eine Antwort begehrt/ darüber gelächelt und gesprochen/ Dite a questo Corteggio Cavallier che se egli mi puol Far acquistar un altro quadro di questa sostanza, gli ne pagero il doppia Cio e 2000. Pistole, blieb also der Kauf zuruck; und das Lob der verlangten Kunst-Volkommenheit/ bey diesem so hoch berühmten Cupido des Marchesen Justinian, er brachte auch durch dieses Werk zuwegen/ daß ihme wieder erlaubt wurde/ frey auf den Strassen zu handeln und zu wandeln/ dessen er sich dann gleich mit seinen jungen Leuten/ meist keker herzhafter Gesellen/ Mahler und Fechter/ die sich wol des Sprichworts/ nec spe, nec metu, ohne Hoffnung und Furcht/ bedient.

Bald darauf geschahe es/ daß Joseph d'Arpin zu Pferd nach Hof geritten/ und ihme Michael Angelo da Caravaggio begegnet/ der ihn dann alsobald anredte und zuschrie: Es wäre nun eben die rechte Zeit/ ihren alten Streit mit dem Degen gegeneinander auszumachen/ weil sie beede mit Gewehr versehen/ er solte nur fein bald von Pferd herunter steigen/ und machte sich also zum rauffen färtig. Joseph aber antwortete/ daß ihme/ als vom Papst gemachten Cavalier nicht gezieme/ sich in Streit einzulassen[Spaltenumbruch] gegen einem/ der kein Cavalier seye/ mit welchem höflichen Streich und Antwort er den Caravaggio mehrer verwundt/ als mit seinem Degen hätte geschehen mögen/ indeme solche Rede Caravaggio also bestürzt und verirzt gemacht/ daß er alsobald (weil er nicht auszusetzen gedacht) alles das Seinige den Juden um paar Geld verkaufft/ Wird Ritter von Malta. und sich nacher Malta zu dem Großmeister begeben/ mit dem Vornehmen/ auch bald Ritter und Cavalier zu werden; massen er generos wider den Türken seine Caracannen vollbracht/ auch allda die Enthauptung des H. Johannis Baptistae/ die daselbst zu Malta in der Kirche steht/ und sehr verwunderlich ist/ weil selbige die wahre Natürlichkeit scheint/ mit noch wenig andern Gemälden gemacht. Als er nun zum Ritter geschlagen worden/ hat er gleich darauf nacher Rom stark zugeeilt/ um vorhabenden seinen Rauffhandel mit dem von Arpin auszumachen; diese Eile aber hat ihm ein hitziges Fieber verursacht/ und ist er eben zu Arpin, wo sein Widersacher geboren/ der sich auch deshalben von selbigem Ort schreibet/ erkranket ankommen und gestorben; sein End wurde von allen fürnehmen Häuptern in Rom beklaget/ weil er noch viel Gutes in dieser Kunst hätte mögen an Tag bringen. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte S. zu finden/ und hat er von Discipeln/ die in unserer Beschreibung nachfolgende hinterlassen.

LXXXIII. BARTHOLOMEO MANFREDI, Mahler.DEs Caravaggio guter Manier hat sehr fleissig nachgefolgt und angenommen ein Mantuaner/ genannt BARTHOLOMEO MANFREDI, so daß wenig Unterschied erschienen; Er imitirte das Leben mit großer Warheit/ und mahlte meist halbe Figuren in Lebens-Größe/ begabe sich auch absonderlich auf Ausbildungen der Conversationen Spielen/Gastungen/ Soldaten und dergleichen vollkommenen Werken/ deren viel zu sehen gewesen/ aber meist nacher Holland zu den Kunst-liebenden Koymann in Amsterdam/ wie Leget sich auf grosse Stuck. auch in Frankreich und hin und wieder durch Italien verführt worden/ welche alle mit großen Fleiß und wol gemahlt/ auch dem Leben nach gleich geendet seyn/ von diesen waren zu Rom bey unserm Patron Justiniano zu meiner Zeit zwey Stuck/ und andere bey dem Cardinal Verrospe, diese letzte drey waren spielende Conversationen/ darinn zwey Zigeinerinnen einer Courtisana aus der Hand Le Bonne auventure, oder zukünftiges Glück wahrsagen/ da immittelst ein junger Zigeiner den Geld-Beutel hinterwerts aus dem Sack eines Spielers gar artig heraus ziehet. In einem andern Gemähl sind ganze Bilder/ wie Hercules in der Hölle dem auf der Erden an Ketten geschmidten/ und in Verkürzung ligenden/Titio seine eiserne Bänder zerreisset und ihn erlediget/ zu Trutz des dabey gebildten Cerberus, welches alles mit grosser Verwunderung zu sehen/ und billich hoch gelobt und gepriesen wird/ sonst ist mir von seiner Geburt/ Leben und Wandel nichts mehrers bewust/ als daß sein Lebens-Wandel sehr mundano gewesen/ so ihn auch zu dem frühzeitigen Tod befördert.

[Spaltenumbruch] Nova, die Grablegung Christi/ worvon ich eine gute Copia zeigen kan: Al Santo Augustino, unser liebe Frau mit dem Kindlein JEsus/ das von zweyen knienden Pilgramen angebetet wird; Zu Antorf ist in der Dominicaner-Kirch ein großes Blat/ wie S.Domenico den Andächtigen den Rosen-Kranz austheilet/ und ferner eben daselbst unser lieben Frauen Verscheidung in beyseyn der meisten Aposteln/ so gleichfalls ein sehr großes Werk ist.

Ein sehr guter Cupido von seiner Hand. Nachmalen mahlte er für unserer Kunst Vatter/ Marches Justinian, einen Cupido in Lebens-Grösse/ nach Gestalt eines ohngefehr zwölffjährigen Jünglings/ sitzend auf der Welt-Kugel/ und in der Rechten seinen Bogen übersich haltend/ zur Linken allerley Kunst-Instrumenta/ auch Bücher zu Studien und ein Lorber-Kranz auf den Büchern/ Cupido hatte nach seiner Gestalt grosse braune Adlers-Flügel/ alles zusammen in Corectura gezeichnet/ mit starker colorit, Sauberheit und solcher Rundirung/ daß es dem Leben wenig nachgegeben. Dieses Stuck ware/ neben andern hundert und zwanzigen von den fürtreflichsten Künstlern gemacht/ in einem Zimmer und offentlich zu sehen/ aber es wurde auf mein Einrahten mit einem dunkelgrün seidenen Vorhang bedeket/ und erst/ wann alles andere zu Genüge gesehen worden/ zu lezt gezeigt/ weil es sonsten alle andere Raritäten unansehentlich gemacht/ so daß es mit guten Fug eine Verfinsterung aller Gemälden mag genennet werden/ dernthalben beliebte es auch einem fürnehmen Cavallier so wol/ daß er/ in Beyseyn unserer vieler/ 1000. Pistoleten dafür offerirt; aber unser Patron, welcher jährlich in die 80. biß 90000. Cronen mehr Einkommens gehabt/ als was er jährlich (da doch an Kunst-Sachen grosse Summa aufgegangen) verzehrt hat/ wie ich ihme dieses Erbieten/ in deme er am Podagra krank gelegen/ vorgetragen/ und eine Antwort begehrt/ darüber gelächelt und gesprochen/ Dite â questo Corteggio Cavallier che se egli mi puol Far acquistar un altro quadro di questa sostanza, gli ne pagerò il doppia Cio è 2000. Pistole, blieb also der Kauf zuruck; und das Lob der verlangten Kunst-Volkommenheit/ bey diesem so hoch berühmten Cupido des Marchesen Justinian, er brachte auch durch dieses Werk zuwegen/ daß ihme wieder erlaubt wurde/ frey auf den Strassen zu handeln und zu wandeln/ dessen er sich dann gleich mit seinen jungen Leuten/ meist keker herzhafter Gesellen/ Mahler und Fechter/ die sich wol des Sprichworts/ nec spe, nec metu, ohne Hoffnung und Furcht/ bedient.

Bald darauf geschahe es/ daß Joseph d’Arpin zu Pferd nach Hof geritten/ und ihme Michael Angelo da Caravaggio begegnet/ der ihn dann alsobald anredte und zuschrie: Es wäre nun eben die rechte Zeit/ ihren alten Streit mit dem Degen gegeneinander auszumachen/ weil sie beede mit Gewehr versehen/ er solte nur fein bald von Pferd herunter steigen/ und machte sich also zum rauffen färtig. Joseph aber antwortete/ daß ihme/ als vom Papst gemachten Cavalier nicht gezieme/ sich in Streit einzulassen[Spaltenumbruch] gegen einem/ der kein Cavalier seye/ mit welchem höflichen Streich und Antwort er den Caravaggio mehrer verwundt/ als mit seinem Degen hätte geschehen mögen/ indeme solche Rede Caravaggio also bestürzt und verirzt gemacht/ daß er alsobald (weil er nicht auszusetzen gedacht) alles das Seinige den Juden um paar Geld verkaufft/ Wird Ritter von Malta. und sich nacher Malta zu dem Großmeister begeben/ mit dem Vornehmen/ auch bald Ritter und Cavalier zu werden; massen er generos wider den Türken seine Caracannen vollbracht/ auch allda die Enthauptung des H. Johannis Baptistae/ die daselbst zu Malta in der Kirche steht/ und sehr verwunderlich ist/ weil selbige die wahre Natürlichkeit scheint/ mit noch wenig andern Gemälden gemacht. Als er nun zum Ritter geschlagen worden/ hat er gleich darauf nacher Rom stark zugeeilt/ um vorhabenden seinen Rauffhandel mit dem von Arpin auszumachen; diese Eile aber hat ihm ein hitziges Fieber verursacht/ und ist er eben zu Arpin, wo sein Widersacher geboren/ der sich auch deshalben von selbigem Ort schreibet/ erkranket ankommen und gestorben; sein End wurde von allen fürnehmen Häuptern in Rom beklaget/ weil er noch viel Gutes in dieser Kunst hätte mögen an Tag bringen. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte S. zu finden/ und hat er von Discipeln/ die in unserer Beschreibung nachfolgende hinterlassen.

LXXXIII. BARTHOLOMEO MANFREDI, Mahler.DEs Caravaggio guter Manier hat sehr fleissig nachgefolgt und angenommen ein Mantuaner/ genannt BARTHOLOMEO MANFREDI, so daß wenig Unterschied erschienen; Er imitirte das Leben mit großer Warheit/ und mahlte meist halbe Figuren in Lebens-Größe/ begabe sich auch absonderlich auf Ausbildungen der Conversationen Spielen/Gastungen/ Soldaten und dergleichen vollkommenen Werken/ deren viel zu sehen gewesen/ aber meist nacher Holland zu den Kunst-liebenden Koymann in Amsterdam/ wie Leget sich auf grosse Stuck. auch in Frankreich und hin und wieder durch Italien verführt worden/ welche alle mit großen Fleiß und wol gemahlt/ auch dem Leben nach gleich geendet seyn/ von diesen waren zu Rom bey unserm Patron Justiniano zu meiner Zeit zwey Stuck/ und andere bey dem Cardinal Verrospe, diese letzte drey waren spielende Conversationen/ darinn zwey Zigeinerinnen einer Courtisana aus der Hand Le Bonne auventure, oder zukünftiges Glück wahrsagen/ da immittelst ein junger Zigeiner den Geld-Beutel hinterwerts aus dem Sack eines Spielers gar artig heraus ziehet. In einem andern Gemähl sind ganze Bilder/ wie Hercules in der Hölle dem auf der Erden an Ketten geschmidten/ und in Verkürzung ligenden/Titio seine eiserne Bänder zerreisset und ihn erlediget/ zu Trutz des dabey gebildten Cerberus, welches alles mit grosser Verwunderung zu sehen/ und billich hoch gelobt und gepriesen wird/ sonst ist mir von seiner Geburt/ Leben und Wandel nichts mehrers bewust/ als daß sein Lebens-Wandel sehr mundano gewesen/ so ihn auch zu dem frühzeitigen Tod befördert.

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 190]/0226] Nova, die Grablegung Christi/ worvon ich eine gute Copia zeigen kan: Al Santo Augustino, unser liebe Frau mit dem Kindlein JEsus/ das von zweyen knienden Pilgramen angebetet wird; Zu Antorf ist in der Dominicaner-Kirch ein großes Blat/ wie S.Domenico den Andächtigen den Rosen-Kranz austheilet/ und ferner eben daselbst unser lieben Frauen Verscheidung in beyseyn der meisten Aposteln/ so gleichfalls ein sehr großes Werk ist. Nachmalen mahlte er für unserer Kunst Vatter/ Marches Justinian, einen Cupido in Lebens-Grösse/ nach Gestalt eines ohngefehr zwölffjährigen Jünglings/ sitzend auf der Welt-Kugel/ und in der Rechten seinen Bogen übersich haltend/ zur Linken allerley Kunst-Instrumenta/ auch Bücher zu Studien und ein Lorber-Kranz auf den Büchern/ Cupido hatte nach seiner Gestalt grosse braune Adlers-Flügel/ alles zusammen in Corectura gezeichnet/ mit starker colorit, Sauberheit und solcher Rundirung/ daß es dem Leben wenig nachgegeben. Dieses Stuck ware/ neben andern hundert und zwanzigen von den fürtreflichsten Künstlern gemacht/ in einem Zimmer und offentlich zu sehen/ aber es wurde auf mein Einrahten mit einem dunkelgrün seidenen Vorhang bedeket/ und erst/ wann alles andere zu Genüge gesehen worden/ zu lezt gezeigt/ weil es sonsten alle andere Raritäten unansehentlich gemacht/ so daß es mit guten Fug eine Verfinsterung aller Gemälden mag genennet werden/ dernthalben beliebte es auch einem fürnehmen Cavallier so wol/ daß er/ in Beyseyn unserer vieler/ 1000. Pistoleten dafür offerirt; aber unser Patron, welcher jährlich in die 80. biß 90000. Cronen mehr Einkommens gehabt/ als was er jährlich (da doch an Kunst-Sachen grosse Summa aufgegangen) verzehrt hat/ wie ich ihme dieses Erbieten/ in deme er am Podagra krank gelegen/ vorgetragen/ und eine Antwort begehrt/ darüber gelächelt und gesprochen/ Dite â questo Corteggio Cavallier che se egli mi puol Far acquistar un altro quadro di questa sostanza, gli ne pagerò il doppia Cio è 2000. Pistole, blieb also der Kauf zuruck; und das Lob der verlangten Kunst-Volkommenheit/ bey diesem so hoch berühmten Cupido des Marchesen Justinian, er brachte auch durch dieses Werk zuwegen/ daß ihme wieder erlaubt wurde/ frey auf den Strassen zu handeln und zu wandeln/ dessen er sich dann gleich mit seinen jungen Leuten/ meist keker herzhafter Gesellen/ Mahler und Fechter/ die sich wol des Sprichworts/ nec spe, nec metu, ohne Hoffnung und Furcht/ bedient. Ein sehr guter Cupido von seiner Hand. Bald darauf geschahe es/ daß Joseph d’Arpin zu Pferd nach Hof geritten/ und ihme Michael Angelo da Caravaggio begegnet/ der ihn dann alsobald anredte und zuschrie: Es wäre nun eben die rechte Zeit/ ihren alten Streit mit dem Degen gegeneinander auszumachen/ weil sie beede mit Gewehr versehen/ er solte nur fein bald von Pferd herunter steigen/ und machte sich also zum rauffen färtig. Joseph aber antwortete/ daß ihme/ als vom Papst gemachten Cavalier nicht gezieme/ sich in Streit einzulassen gegen einem/ der kein Cavalier seye/ mit welchem höflichen Streich und Antwort er den Caravaggio mehrer verwundt/ als mit seinem Degen hätte geschehen mögen/ indeme solche Rede Caravaggio also bestürzt und verirzt gemacht/ daß er alsobald (weil er nicht auszusetzen gedacht) alles das Seinige den Juden um paar Geld verkaufft/ und sich nacher Malta zu dem Großmeister begeben/ mit dem Vornehmen/ auch bald Ritter und Cavalier zu werden; massen er generos wider den Türken seine Caracannen vollbracht/ auch allda die Enthauptung des H. Johannis Baptistae/ die daselbst zu Malta in der Kirche steht/ und sehr verwunderlich ist/ weil selbige die wahre Natürlichkeit scheint/ mit noch wenig andern Gemälden gemacht. Als er nun zum Ritter geschlagen worden/ hat er gleich darauf nacher Rom stark zugeeilt/ um vorhabenden seinen Rauffhandel mit dem von Arpin auszumachen; diese Eile aber hat ihm ein hitziges Fieber verursacht/ und ist er eben zu Arpin, wo sein Widersacher geboren/ der sich auch deshalben von selbigem Ort schreibet/ erkranket ankommen und gestorben; sein End wurde von allen fürnehmen Häuptern in Rom beklaget/ weil er noch viel Gutes in dieser Kunst hätte mögen an Tag bringen. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte S. zu finden/ und hat er von Discipeln/ die in unserer Beschreibung nachfolgende hinterlassen. Wird Ritter von Malta. DEs Caravaggio guter Manier hat sehr fleissig nachgefolgt und angenommen ein Mantuaner/ genannt BARTHOLOMEO MANFREDI, so daß wenig Unterschied erschienen; Er imitirte das Leben mit großer Warheit/ und mahlte meist halbe Figuren in Lebens-Größe/ begabe sich auch absonderlich auf Ausbildungen der Conversationen Spielen/Gastungen/ Soldaten und dergleichen vollkommenen Werken/ deren viel zu sehen gewesen/ aber meist nacher Holland zu den Kunst-liebenden Koymann in Amsterdam/ wie auch in Frankreich und hin und wieder durch Italien verführt worden/ welche alle mit großen Fleiß und wol gemahlt/ auch dem Leben nach gleich geendet seyn/ von diesen waren zu Rom bey unserm Patron Justiniano zu meiner Zeit zwey Stuck/ und andere bey dem Cardinal Verrospe, diese letzte drey waren spielende Conversationen/ darinn zwey Zigeinerinnen einer Courtisana aus der Hand Le Bonne auventure, oder zukünftiges Glück wahrsagen/ da immittelst ein junger Zigeiner den Geld-Beutel hinterwerts aus dem Sack eines Spielers gar artig heraus ziehet. In einem andern Gemähl sind ganze Bilder/ wie Hercules in der Hölle dem auf der Erden an Ketten geschmidten/ und in Verkürzung ligenden/Titio seine eiserne Bänder zerreisset und ihn erlediget/ zu Trutz des dabey gebildten Cerberus, welches alles mit grosser Verwunderung zu sehen/ und billich hoch gelobt und gepriesen wird/ sonst ist mir von seiner Geburt/ Leben und Wandel nichts mehrers bewust/ als daß sein Lebens-Wandel sehr mundano gewesen/ so ihn auch zu dem frühzeitigen Tod befördert. LXXXIII. BARTHOLOMEO MANFREDI, Mahler. Leget sich auf grosse Stuck.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 190]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/226>, abgerufen am 29.11.2024.