Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] welcher/ durch seiner Eltern Nohtdürftigkeit/ zu der Kunst Vollkommenheit geeilet/ so/ daß er in seiner frühen Jugend schon die löbliche Früchte seiner Arbeit hat müssen sehen lassen; seine Römische Mutter/ Frau Johanna/ eines Edlen Spaniers Tochter/ wurde eine Wittib/ als sie noch jung ware/ nahme aber nachmalen wieder einen andern/ Namens Joseph/ so ein Schneider von Arpino, in dem Herzogthum von Sarro, unter dem Gebiet des Edlen Jacob Bon Compagnii, gewesen/ zur Eh/ als sie aber in dreyen Jahren auch desselben durch den zeitlichen Tod beraubet worden/ verheuratete sie sich an den Muzzio da Casa Polidoro, welcher ein schlechter Mahler war/ als der sich mehr mit den Waffen in den Französischen Kriegen/ als in der Mahler-Kunst oder mit dem Pensel geübet. Von diesem ist gekommen Josephino/ deme die Mutter eines Traums oder Offenbahrung halber/ wie sie sagte/ den Namen Josephs ließ geben.

Er ware geboren Anno 1570. gienge alsobald in der Jugend gemeiniglich mit der Reis-Kolen um/ und hatte grossen Eifer zum Zeichnen. Derenthalben als die Mutter dieses sahe/ daß er grossen Lust habe wieder nach Rom zu kehren/ bildete sie ihr gänzlich ein/ daß aus Josepho was besonders werden dörfte; der Vatter aber triebe den Spott daraus/ und sagte: Er wird ein Mahler werden Ubet sich sehr fleißig im zeichnen. wie ich. Endlich als sie nach Rom gelangt/ geriehten sie in grosse Armut/ daß sie nährlich ihren Unterhalt wusten zu bekommen/ da vertröstete sie Joseph aufs bäst er konte/ sagende: Er wolle seinen möglichsten Fleiß anwenden etwas zu lernen/ um ihrem Haus zu helfen und zu unterhalten/ und gienge täglich aus bald dort/ bald da hin/ zu zeichnen/ wo er etwas gutes wuste. Die Mutter/ weil sie zweifelte/ ob er nicht etwan mit andern Knaben unterdessen spielete/ schliche ihm unterweiln heimlich nach/ und stunde oft lange Zeit hinter ihm/ daß er es gar nicht wuste: sein Vatter aber zoge ausser Rom zu den Bauren herum/ und arbeitete für sie Gelübds-Tafelen/seu ex Voto.

Unterdeß geschahe/ da sein Vatter eben nicht zu Haus war/ daß ein Mann/ der von einem Pferd gefallen ware/ schnell eine solche Tafel verlangte/ welche Joseph angenommen/ und des andern Tags von Wasser-Farb gelieffert hat/ mit großem Vergnügen dessen/ der sie bestellet. Er ist auch vielmal/ in Gesellschaft anderer Mahlere/ mit seinem Vatter außer der Stadt gezogen/ um ihme zu helffen/ in Wiederkunft aber hat er sich gleich wieder zu seiner Zeichen-Kunst gewendet. Unterdessen fienge man an/ den Palast des Papsts Gregorius des 13. zu zieren/ worüber Boncompagny , Nicola Pomoranzio Fangt an für den Papst zu arbeiten. und ein Pater, Namens Ignatius, gesetzt worden/ welche unterschiedliche junge Mahlere daselbst zu diesem Werk hielten; Joseph solches ersehend/ wurde durch Lust und Noth seiner Eltern getrieben/ in diesem Werk zu erweisen/ was er in so kurzer Zeit in der Mahl-Kunst durch emsigen Fleiß erlernet/ und bate demnach seinen Vatter/ er wolte für ihn bitten/ daß auch ihm einige Arbeit angedinget würde/ weil aber der Vatter nur seiner spottete/ ist er selbst zu Nicola Pomoranzio gegangen/ der ihn aber von[Spaltenumbruch] Tag zu Tag aufgehalten/ biß er endlich ihm in das Päpstliche Wappen etliche Drachen zu machen angedingt/ dieser Drachen wurde er endlich müd/ weil ihn die Natur zu höhern Sachen antriebe/ begehrte derohalben an Pomoranzio, er wolle ihm anch etwas anders vertrauen/ so wurde er nun befragt/ ob er Lust hätte und sich getraute in den Verzierungen eine Mascara zu machen/ zu welchem Joseph sich willig erbotten/ und ein Angesicht ohngefähr einer Hand groß/ mit solchem Fleiß/ und so artig gemahlt/ daß alle die andere Mahlere kamen/ und hinter ihm mit großer Verwunderung dieses seltsame Stuck ansahen. Nachmalen wurde Joseph gebraucht in Historien/ in welchen er sich so künstlich erwiese/ daß ihm sein Lohn von Tag zu Tag gebäßert wurde/ hatte auch stets sehr viel zu arbeiten.

Arbeit in das Capitolium zu Rom/ Nicht lang nach diesen hat er angenommen vor den Senat zu Rom das Werk in das Capitolium, allwo er unterschiedliche alte Römische Geschichte machen solte/ und wurden ihme erstlich für ein Praesent in einem roht-seidenen Beutel hundert Gold-Cronen verehret. So mahlte er nun fürs erste die Historie/ wie Romulus und Remus von der Wölfin gesäuget worden/ darnach hat er eine Bataglia zwar angefangen/ muste aber aus Befehl und zu S. Johann Laterano. Papsts Clemens VIII. darvon ablassen/ und zu S. Joan Lateran, bey dem Brunnen Constantini, in eine Capelle zwey große Stuck von Oelfarb/ nämlich die Geschicht des heiligen Evangelisten Johannis/ wie selbiger Gift trinkt/ und in einer andern Historie/ wie er sich lebend in das Grab legen läst/ mahlen. Ferner machte er für die Erz-Herzogin von Grätz/ des Königs in Spanien Mutter/ ein ander Stuck/ von Oelfarbe/ wie die junge Maria in den Tempel wird gebracht/ welches auch ein sehr schönes Werk ist. So hat ihn auch der Vetter des Papsts und Cardinal Aldobrandino in seinen Dienst angenommen/ und einen todten Christum/ so von den Englen gehalten wird/ mahlen lassen.

Mahlet dem Papst zu Ferrara drey Stuck. Unterdessen zoge der Papst nach Ferrara, welches Herzogthum ihm erblich zugefallen/ da muste Joseph mitziehen/ und daselbst drey Stuck von Oelfarbe auf kupferne Platten machen; Indeme aber auch der Hertzog Albertus mit dem König in Spanien dahin kame/ die Vermählung daselbst zu halten/ schenkte der Papst eines von diesen Stucken/ darinnen S. Jeronymus mit dem Drachen ficht/ dem Herzog: Das andere gab er der Königin Mutter: Das dritte dem König: Nachdeme sie nun wieder nach Rom gekehret/ wurden dem Papst von der Königin Mutter etliche Pater noster von rothen Corallen/ mit guldenen Zeichen vermengt/gesandt/ von welchen er einen Joseph geschenkt/ sagend: Das ist von der Herzogin/ die eure Gemälde hat; Joseph wurde darauf mit hochermeldtem Papst Clement VIII. sehr familiar, so aus dem abzunehmen/ daß/ da einsmal dem Papst von einem Kauffmann aus Holland Bier gesandt wurde/ und Joseph dabey ware/ der Papst gleich ein Glaß Bier einschenken lassen/ und dem Mahler zugetrunken/ so sonsten niemals zu geschehen pfleget/ und da Joseph schier halb ausgetrunken/ den Papst

[Spaltenumbruch] welcher/ durch seiner Eltern Nohtdürftigkeit/ zu der Kunst Vollkommenheit geeilet/ so/ daß er in seiner frühen Jugend schon die löbliche Früchte seiner Arbeit hat müssen sehen lassen; seine Römische Mutter/ Frau Johanna/ eines Edlen Spaniers Tochter/ wurde eine Wittib/ als sie noch jung ware/ nahme aber nachmalen wieder einen andern/ Namens Joseph/ so ein Schneider von Arpino, in dem Herzogthum von Sarro, unter dem Gebiet des Edlen Jacob Bon Compagnii, gewesen/ zur Eh/ als sie aber in dreyen Jahren auch desselben durch den zeitlichen Tod beraubet worden/ verheuratete sie sich an den Muzzio da Casa Polidoro, welcher ein schlechter Mahler war/ als der sich mehr mit den Waffen in den Französischen Kriegen/ als in der Mahler-Kunst oder mit dem Pensel geübet. Von diesem ist gekommen Josephino/ deme die Mutter eines Traums oder Offenbahrung halber/ wie sie sagte/ den Namen Josephs ließ geben.

Er ware geboren Anno 1570. gienge alsobald in der Jugend gemeiniglich mit der Reis-Kolen um/ und hatte grossen Eifer zum Zeichnen. Derenthalben als die Mutter dieses sahe/ daß er grossen Lust habe wieder nach Rom zu kehren/ bildete sie ihr gänzlich ein/ daß aus Josepho was besonders werden dörfte; der Vatter aber triebe den Spott daraus/ und sagte: Er wird ein Mahler werden Ubet sich sehr fleißig im zeichnen. wie ich. Endlich als sie nach Rom gelangt/ geriehten sie in grosse Armut/ daß sie nährlich ihren Unterhalt wusten zu bekommen/ da vertröstete sie Joseph aufs bäst er konte/ sagende: Er wolle seinen möglichsten Fleiß anwenden etwas zu lernen/ um ihrem Haus zu helfen und zu unterhalten/ und gienge täglich aus bald dort/ bald da hin/ zu zeichnen/ wo er etwas gutes wuste. Die Mutter/ weil sie zweifelte/ ob er nicht etwan mit andern Knaben unterdessen spielete/ schliche ihm unterweiln heimlich nach/ und stunde oft lange Zeit hinter ihm/ daß er es gar nicht wuste: sein Vatter aber zoge ausser Rom zu den Bauren herum/ und arbeitete für sie Gelübds-Tafelen/seu ex Voto.

Unterdeß geschahe/ da sein Vatter eben nicht zu Haus war/ daß ein Mann/ der von einem Pferd gefallen ware/ schnell eine solche Tafel verlangte/ welche Joseph angenommen/ und des andern Tags von Wasser-Farb gelieffert hat/ mit großem Vergnügen dessen/ der sie bestellet. Er ist auch vielmal/ in Gesellschaft anderer Mahlere/ mit seinem Vatter außer der Stadt gezogen/ um ihme zu helffen/ in Wiederkunft aber hat er sich gleich wieder zu seiner Zeichen-Kunst gewendet. Unterdessen fienge man an/ den Palast des Papsts Gregorius des 13. zu zieren/ worüber Boncompagny , Nicola Pomoranzio Fangt an für den Papst zu arbeiten. und ein Pater, Namens Ignatius, gesetzt worden/ welche unterschiedliche junge Mahlere daselbst zu diesem Werk hielten; Joseph solches ersehend/ wurde durch Lust und Noth seiner Eltern getrieben/ in diesem Werk zu erweisen/ was er in so kurzer Zeit in der Mahl-Kunst durch emsigen Fleiß erlernet/ und bate demnach seinen Vatter/ er wolte für ihn bitten/ daß auch ihm einige Arbeit angedinget würde/ weil aber der Vatter nur seiner spottete/ ist er selbst zu Nicola Pomoranzio gegangen/ der ihn aber von[Spaltenumbruch] Tag zu Tag aufgehalten/ biß er endlich ihm in das Päpstliche Wappen etliche Drachen zu machen angedingt/ dieser Drachen wurde er endlich müd/ weil ihn die Natur zu höhern Sachen antriebe/ begehrte derohalben an Pomoranzio, er wolle ihm anch etwas anders vertrauen/ so wurde er nun befragt/ ob er Lust hätte und sich getraute in den Verzierungen eine Mascara zu machen/ zu welchem Joseph sich willig erbotten/ und ein Angesicht ohngefähr einer Hand groß/ mit solchem Fleiß/ und so artig gemahlt/ daß alle die andere Mahlere kamen/ und hinter ihm mit großer Verwunderung dieses seltsame Stuck ansahen. Nachmalen wurde Joseph gebraucht in Historien/ in welchen er sich so künstlich erwiese/ daß ihm sein Lohn von Tag zu Tag gebäßert wurde/ hatte auch stets sehr viel zu arbeiten.

Arbeit in das Capitolium zu Rom/ Nicht lang nach diesen hat er angenommen vor den Senat zu Rom das Werk in das Capitolium, allwo er unterschiedliche alte Römische Geschichte machen solte/ und wurden ihme erstlich für ein Praesent in einem roht-seidenen Beutel hundert Gold-Cronen verehret. So mahlte er nun fürs erste die Historie/ wie Romulus und Remus von der Wölfin gesäuget worden/ darnach hat er eine Bataglia zwar angefangen/ muste aber aus Befehl und zu S. Johann Laterano. Papsts Clemens VIII. darvon ablassen/ und zu S. Joan Lateran, bey dem Brunnen Constantini, in eine Capelle zwey große Stuck von Oelfarb/ nämlich die Geschicht des heiligen Evangelisten Johannis/ wie selbiger Gift trinkt/ und in einer andern Historie/ wie er sich lebend in das Grab legen läst/ mahlen. Ferner machte er für die Erz-Herzogin von Grätz/ des Königs in Spanien Mutter/ ein ander Stuck/ von Oelfarbe/ wie die junge Maria in den Tempel wird gebracht/ welches auch ein sehr schönes Werk ist. So hat ihn auch der Vetter des Papsts und Cardinal Aldobrandino in seinen Dienst angenommen/ und einen todten Christum/ so von den Englen gehalten wird/ mahlen lassen.

Mahlet dem Papst zu Ferrara drey Stuck. Unterdessen zoge der Papst nach Ferrara, welches Herzogthum ihm erblich zugefallen/ da muste Joseph mitziehen/ und daselbst drey Stuck von Oelfarbe auf kupferne Platten machen; Indeme aber auch der Hertzog Albertus mit dem König in Spanien dahin kame/ die Vermählung daselbst zu halten/ schenkte der Papst eines von diesen Stucken/ darinnen S. Jeronymus mit dem Drachen ficht/ dem Herzog: Das andere gab er der Königin Mutter: Das dritte dem König: Nachdeme sie nun wieder nach Rom gekehret/ wurden dem Papst von der Königin Mutter etliche Pater noster von rothen Corallen/ mit guldenen Zeichen vermengt/gesandt/ von welchen er einen Joseph geschenkt/ sagend: Das ist von der Herzogin/ die eure Gemälde hat; Joseph wurde darauf mit hochermeldtem Papst Clement VIII. sehr familiar, so aus dem abzunehmen/ daß/ da einsmal dem Papst von einem Kauffmann aus Holland Bier gesandt wurde/ und Joseph dabey ware/ der Papst gleich ein Glaß Bier einschenken lassen/ und dem Mahler zugetrunken/ so sonsten niemals zu geschehen pfleget/ und da Joseph schier halb ausgetrunken/ den Papst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p397.6"><pb facs="#f0219" xml:id="pb-398" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 185]"/><cb/>
welcher/ durch seiner Eltern Nohtdürftigkeit/ zu der Kunst Vollkommenheit geeilet/ so/ daß er in seiner frühen Jugend schon die löbliche Früchte seiner Arbeit hat müssen sehen lassen; seine Römische Mutter/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2779">Frau Johanna</persName>/ eines Edlen Spaniers Tochter/ wurde eine Wittib/ als sie noch jung ware/ nahme aber nachmalen wieder einen andern/ Namens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5271">Joseph</persName>/ so ein Schneider von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1144 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006688">Arpino</placeName>,</hi> in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-883">Herzogthum von <hi rendition="#aq">Sarro</hi></placeName>, unter dem Gebiet des Edlen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2744">Jacob Bon Compagnii</persName>,</hi> gewesen/ zur Eh/ als sie aber in dreyen Jahren auch desselben durch den zeitlichen Tod beraubet worden/ verheuratete sie sich an den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2780">Muzzio da Casa Polidoro</persName>,</hi> welcher ein schlechter Mahler war/ als der sich mehr mit den Waffen in den Französischen Kriegen/ als in der Mahler-Kunst oder mit dem Pensel geübet. Von diesem ist gekommen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Josephino</persName>/ deme die Mutter eines Traums oder Offenbahrung halber/ wie sie sagte/ den Namen Josephs ließ geben.</p>
          <p>Er ware geboren <date when="1570">Anno 1570.</date> gienge alsobald in der Jugend gemeiniglich mit der Reis-Kolen um/ und hatte grossen Eifer zum Zeichnen. Derenthalben als die Mutter dieses sahe/ daß er grossen Lust habe wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> zu kehren/ bildete sie ihr gänzlich ein/ daß aus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Josepho</persName> was besonders werden dörfte; der Vatter aber triebe den Spott daraus/ und sagte: Er wird ein Mahler werden <note place="right">Ubet sich sehr fleißig im zeichnen.</note> wie ich. Endlich als sie nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gelangt/ geriehten sie in grosse Armut/ daß sie nährlich ihren Unterhalt wusten zu bekommen/ da vertröstete sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> aufs bäst er konte/ sagende: Er wolle seinen möglichsten Fleiß anwenden etwas zu lernen/ um ihrem Haus zu helfen und zu unterhalten/ und gienge täglich aus bald dort/ bald da hin/ zu zeichnen/ wo er etwas gutes wuste. Die Mutter/ weil sie zweifelte/ ob er nicht etwan mit andern Knaben unterdessen spielete/ schliche ihm unterweiln heimlich nach/ und stunde oft lange Zeit hinter ihm/ daß er es gar nicht wuste: sein Vatter aber zoge ausser <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> zu den Bauren herum/ und arbeitete für sie Gelübds-Tafelen/<hi rendition="#aq">seu ex Voto</hi>.</p>
          <p>Unterdeß geschahe/ da sein Vatter eben nicht zu Haus war/ daß ein Mann/ der von einem Pferd gefallen ware/ schnell eine solche Tafel verlangte/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> angenommen/ und des andern Tags von Wasser-Farb gelieffert hat/ mit großem Vergnügen dessen/ der sie bestellet. Er ist auch vielmal/ in Gesellschaft anderer Mahlere/ mit seinem Vatter außer der Stadt gezogen/ um ihme zu helffen/ in Wiederkunft aber hat er sich gleich wieder zu seiner Zeichen-Kunst gewendet. Unterdessen fienge man an/ den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-118">Palast</placeName> des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1185 http://d-nb.info/gnd/118697390 http://viaf.org/viaf/49209402">Papsts <hi rendition="#aq">Gregorius</hi> des 13.</persName> zu zieren/ worüber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1185 http://d-nb.info/gnd/118697390 http://viaf.org/viaf/49209402">Boncompagny</persName> , <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2745 http://d-nb.info/gnd/118888544 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021303">Nicola Pomoranzio</persName></hi> <note place="right">Fangt an für den Papst zu arbeiten.</note> und ein <hi rendition="#aq">Pater,</hi> Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1967 http://d-nb.info/gnd/124410502 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500022630 http://viaf.org/viaf/247578">Ignatius</persName>,</hi> gesetzt worden/ welche unterschiedliche junge Mahlere daselbst zu diesem Werk hielten; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> solches ersehend/ wurde durch Lust und Noth seiner Eltern getrieben/ in diesem Werk zu erweisen/ was er in so kurzer Zeit in der Mahl-Kunst durch emsigen Fleiß erlernet/ und bate demnach seinen Vatter/ er wolte für ihn bitten/ daß auch ihm einige Arbeit angedinget würde/ weil aber der Vatter nur seiner spottete/ ist er selbst zu <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2745 http://d-nb.info/gnd/118888544 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021303">Nicola Pomoranzio</persName></hi> gegangen/ der ihn aber von<cb/>
Tag zu Tag aufgehalten/ biß er endlich ihm in das Päpstliche Wappen etliche Drachen zu machen angedingt/ dieser Drachen wurde er endlich müd/ weil ihn die Natur zu höhern Sachen antriebe/ begehrte derohalben an <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2745 http://d-nb.info/gnd/118888544 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021303">Pomoranzio</persName>,</hi> er wolle ihm anch etwas anders vertrauen/ so wurde er nun befragt/ ob er Lust hätte und sich getraute in den Verzierungen eine <hi rendition="#aq">Mascara</hi> zu machen/ zu welchem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> sich willig erbotten/ und ein Angesicht ohngefähr einer Hand groß/ mit solchem Fleiß/ und so artig gemahlt/ daß alle die andere Mahlere kamen/ und hinter ihm mit großer Verwunderung dieses seltsame Stuck ansahen. Nachmalen wurde <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> gebraucht in Historien/ in welchen er sich so künstlich erwiese/ daß ihm sein Lohn von Tag zu Tag gebäßert wurde/ hatte auch stets sehr viel zu arbeiten.</p>
          <p><note place="right">Arbeit in das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-447">Capitolium</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/</note> Nicht lang nach diesen hat er angenommen vor den <hi rendition="#aq">Senat</hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> das Werk in das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-447">Capitolium</placeName>,</hi> allwo er unterschiedliche alte Römische Geschichte machen solte/ und wurden ihme erstlich für ein <hi rendition="#aq">Praesent</hi> in einem roht-seidenen Beutel hundert Gold-Cronen verehret. So mahlte er nun fürs erste die Historie/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-548 http://d-nb.info/gnd/118749617 http://viaf.org/viaf/89106867">Romulus</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-547 http://d-nb.info/gnd/119383012 http://viaf.org/viaf/27880394">Remus</persName></hi> von der Wölfin gesäuget worden/ darnach hat er eine <hi rendition="#aq">Bataglia</hi> zwar angefangen/ muste aber aus Befehl <note place="right">und zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-49 http://www.geonames.org/7602857/">S. Johann Laterano</placeName></hi>.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3935 http://d-nb.info/gnd/119022524 http://viaf.org/viaf/100212973">Papsts <hi rendition="#aq">Clemens VIII</hi>.</persName> darvon ablassen/ und zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-49 http://www.geonames.org/7602857/">S. Joan Lateran</placeName>,</hi> bey dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1402">Brunnen <hi rendition="#aq">Constantini</hi></placeName>, in eine Capelle zwey große Stuck von Oelfarb/ nämlich die Geschicht des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">heiligen Evangelisten Johannis</persName>/ wie selbiger Gift trinkt/ und in einer andern Historie/ wie er sich lebend in das Grab legen läst/ mahlen. Ferner machte er für die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2746 http://d-nb.info/gnd/104189584 http://viaf.org/viaf/44735103">Erz-Herzogin von Grätz</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2746 http://d-nb.info/gnd/104189584 http://viaf.org/viaf/44735103">Königs in Spanien Mutter</persName>/ ein ander Stuck/ von Oelfarbe/ wie die junge <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> in den Tempel wird gebracht/ welches auch ein sehr schönes Werk ist. So hat ihn auch der Vetter des Papsts und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1057 http://d-nb.info/gnd/124294707 http://viaf.org/viaf/66458392">Cardinal Aldobrandino</persName></hi> in seinen Dienst angenommen/ und einen todten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName>/ so von den Englen gehalten wird/ mahlen lassen.</p>
          <p><note place="right">Mahlet dem Papst zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-505 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004264">Ferrara</placeName></hi> drey Stuck.</note> Unterdessen zoge der Papst nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-505 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004264">Ferrara</placeName>,</hi> welches Herzogthum ihm erblich zugefallen/ da muste <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> mitziehen/ und daselbst drey Stuck von Oelfarbe auf kupferne Platten machen; Indeme aber auch der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2302 http://d-nb.info/gnd/11864436X http://viaf.org/viaf/32789913">Hertzog <hi rendition="#aq">Albertus</hi></persName> mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2792 http://d-nb.info/gnd/118593846 http://viaf.org/viaf/88888342">König in Spanien</persName> dahin kame/ die Vermählung daselbst zu halten/ schenkte der Papst eines von diesen Stucken/ darinnen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">S. Jeronymus</persName></hi> mit dem Drachen ficht/ dem Herzog: Das andere gab er der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2746 http://d-nb.info/gnd/104189584 http://viaf.org/viaf/44735103">Königin Mutter</persName>: Das dritte dem König: Nachdeme sie nun wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gekehret/ wurden dem Papst von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2746 http://d-nb.info/gnd/104189584 http://viaf.org/viaf/44735103">Königin Mutter</persName> etliche <hi rendition="#aq">Pater noster</hi> von rothen Corallen/ mit guldenen Zeichen vermengt/gesandt/ von welchen er einen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> geschenkt/ sagend: Das ist von der Herzogin/ die eure Gemälde hat; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> wurde darauf mit hochermeldtem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3935 http://d-nb.info/gnd/119022524 http://viaf.org/viaf/100212973">Papst <hi rendition="#aq">Clement VIII</hi>.</persName> sehr <hi rendition="#aq">familiar,</hi> so aus dem abzunehmen/ daß/ da einsmal dem Papst von einem Kauffmann aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-126 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1003759">Holland</placeName> Bier gesandt wurde/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> dabey ware/ der Papst gleich ein Glaß Bier einschenken lassen/ und dem Mahler zugetrunken/ so sonsten niemals zu geschehen pfleget/ und da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> schier halb ausgetrunken/ den Papst
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 185]/0219] welcher/ durch seiner Eltern Nohtdürftigkeit/ zu der Kunst Vollkommenheit geeilet/ so/ daß er in seiner frühen Jugend schon die löbliche Früchte seiner Arbeit hat müssen sehen lassen; seine Römische Mutter/ Frau Johanna/ eines Edlen Spaniers Tochter/ wurde eine Wittib/ als sie noch jung ware/ nahme aber nachmalen wieder einen andern/ Namens Joseph/ so ein Schneider von Arpino, in dem Herzogthum von Sarro, unter dem Gebiet des Edlen Jacob Bon Compagnii, gewesen/ zur Eh/ als sie aber in dreyen Jahren auch desselben durch den zeitlichen Tod beraubet worden/ verheuratete sie sich an den Muzzio da Casa Polidoro, welcher ein schlechter Mahler war/ als der sich mehr mit den Waffen in den Französischen Kriegen/ als in der Mahler-Kunst oder mit dem Pensel geübet. Von diesem ist gekommen Josephino/ deme die Mutter eines Traums oder Offenbahrung halber/ wie sie sagte/ den Namen Josephs ließ geben. Er ware geboren Anno 1570. gienge alsobald in der Jugend gemeiniglich mit der Reis-Kolen um/ und hatte grossen Eifer zum Zeichnen. Derenthalben als die Mutter dieses sahe/ daß er grossen Lust habe wieder nach Rom zu kehren/ bildete sie ihr gänzlich ein/ daß aus Josepho was besonders werden dörfte; der Vatter aber triebe den Spott daraus/ und sagte: Er wird ein Mahler werden wie ich. Endlich als sie nach Rom gelangt/ geriehten sie in grosse Armut/ daß sie nährlich ihren Unterhalt wusten zu bekommen/ da vertröstete sie Joseph aufs bäst er konte/ sagende: Er wolle seinen möglichsten Fleiß anwenden etwas zu lernen/ um ihrem Haus zu helfen und zu unterhalten/ und gienge täglich aus bald dort/ bald da hin/ zu zeichnen/ wo er etwas gutes wuste. Die Mutter/ weil sie zweifelte/ ob er nicht etwan mit andern Knaben unterdessen spielete/ schliche ihm unterweiln heimlich nach/ und stunde oft lange Zeit hinter ihm/ daß er es gar nicht wuste: sein Vatter aber zoge ausser Rom zu den Bauren herum/ und arbeitete für sie Gelübds-Tafelen/seu ex Voto. Ubet sich sehr fleißig im zeichnen. Unterdeß geschahe/ da sein Vatter eben nicht zu Haus war/ daß ein Mann/ der von einem Pferd gefallen ware/ schnell eine solche Tafel verlangte/ welche Joseph angenommen/ und des andern Tags von Wasser-Farb gelieffert hat/ mit großem Vergnügen dessen/ der sie bestellet. Er ist auch vielmal/ in Gesellschaft anderer Mahlere/ mit seinem Vatter außer der Stadt gezogen/ um ihme zu helffen/ in Wiederkunft aber hat er sich gleich wieder zu seiner Zeichen-Kunst gewendet. Unterdessen fienge man an/ den Palast des Papsts Gregorius des 13. zu zieren/ worüber Boncompagny , Nicola Pomoranzio und ein Pater, Namens Ignatius, gesetzt worden/ welche unterschiedliche junge Mahlere daselbst zu diesem Werk hielten; Joseph solches ersehend/ wurde durch Lust und Noth seiner Eltern getrieben/ in diesem Werk zu erweisen/ was er in so kurzer Zeit in der Mahl-Kunst durch emsigen Fleiß erlernet/ und bate demnach seinen Vatter/ er wolte für ihn bitten/ daß auch ihm einige Arbeit angedinget würde/ weil aber der Vatter nur seiner spottete/ ist er selbst zu Nicola Pomoranzio gegangen/ der ihn aber von Tag zu Tag aufgehalten/ biß er endlich ihm in das Päpstliche Wappen etliche Drachen zu machen angedingt/ dieser Drachen wurde er endlich müd/ weil ihn die Natur zu höhern Sachen antriebe/ begehrte derohalben an Pomoranzio, er wolle ihm anch etwas anders vertrauen/ so wurde er nun befragt/ ob er Lust hätte und sich getraute in den Verzierungen eine Mascara zu machen/ zu welchem Joseph sich willig erbotten/ und ein Angesicht ohngefähr einer Hand groß/ mit solchem Fleiß/ und so artig gemahlt/ daß alle die andere Mahlere kamen/ und hinter ihm mit großer Verwunderung dieses seltsame Stuck ansahen. Nachmalen wurde Joseph gebraucht in Historien/ in welchen er sich so künstlich erwiese/ daß ihm sein Lohn von Tag zu Tag gebäßert wurde/ hatte auch stets sehr viel zu arbeiten. Fangt an für den Papst zu arbeiten. Nicht lang nach diesen hat er angenommen vor den Senat zu Rom das Werk in das Capitolium, allwo er unterschiedliche alte Römische Geschichte machen solte/ und wurden ihme erstlich für ein Praesent in einem roht-seidenen Beutel hundert Gold-Cronen verehret. So mahlte er nun fürs erste die Historie/ wie Romulus und Remus von der Wölfin gesäuget worden/ darnach hat er eine Bataglia zwar angefangen/ muste aber aus Befehl Papsts Clemens VIII. darvon ablassen/ und zu S. Joan Lateran, bey dem Brunnen Constantini, in eine Capelle zwey große Stuck von Oelfarb/ nämlich die Geschicht des heiligen Evangelisten Johannis/ wie selbiger Gift trinkt/ und in einer andern Historie/ wie er sich lebend in das Grab legen läst/ mahlen. Ferner machte er für die Erz-Herzogin von Grätz/ des Königs in Spanien Mutter/ ein ander Stuck/ von Oelfarbe/ wie die junge Maria in den Tempel wird gebracht/ welches auch ein sehr schönes Werk ist. So hat ihn auch der Vetter des Papsts und Cardinal Aldobrandino in seinen Dienst angenommen/ und einen todten Christum/ so von den Englen gehalten wird/ mahlen lassen. Arbeit in das Capitolium zu Rom/ und zu S. Johann Laterano. Unterdessen zoge der Papst nach Ferrara, welches Herzogthum ihm erblich zugefallen/ da muste Joseph mitziehen/ und daselbst drey Stuck von Oelfarbe auf kupferne Platten machen; Indeme aber auch der Hertzog Albertus mit dem König in Spanien dahin kame/ die Vermählung daselbst zu halten/ schenkte der Papst eines von diesen Stucken/ darinnen S. Jeronymus mit dem Drachen ficht/ dem Herzog: Das andere gab er der Königin Mutter: Das dritte dem König: Nachdeme sie nun wieder nach Rom gekehret/ wurden dem Papst von der Königin Mutter etliche Pater noster von rothen Corallen/ mit guldenen Zeichen vermengt/gesandt/ von welchen er einen Joseph geschenkt/ sagend: Das ist von der Herzogin/ die eure Gemälde hat; Joseph wurde darauf mit hochermeldtem Papst Clement VIII. sehr familiar, so aus dem abzunehmen/ daß/ da einsmal dem Papst von einem Kauffmann aus Holland Bier gesandt wurde/ und Joseph dabey ware/ der Papst gleich ein Glaß Bier einschenken lassen/ und dem Mahler zugetrunken/ so sonsten niemals zu geschehen pfleget/ und da Joseph schier halb ausgetrunken/ den Papst Mahlet dem Papst zu Ferrara drey Stuck.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/219
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/219>, abgerufen am 24.11.2024.