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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] daselbst er Mittel hatte/ in Gesellschaft Francesco Salviati zu arbeiten/ und viel Monat Tag und Nacht zu zeichnen.

Die Begierde andere Mitgesellen zu überwinden/ und Noht macht berühmte Meister. Ein großer Behülf ware ihm seine Begierde nach Ehre/ zu Trutz seiner Gesellen/ zu gelangen/ welche mit ihme in gleichem Alter waren/ dann derenthalben wendete er und sie desto größern Fleiß an/ und wurden nachmalen fürtrefliche Meistere/ auch da er die Werk seiner Vorgänger sahe/ die durch Kunst in Großachtung und Ansehen gerahten/ bemühte er sich sehr im Lernen/ und sagte zu sich selbst/ warum solte ich auch nicht können zu etwas gelangen/ sind dann andere nicht auch nur von Fleisch und Bein wie ich. Von dieser Lust und Noht den seinigen zu helffen angetrieben/ sparte er keine Mühe/ Arbeit/ Ungemach/ noch Wachen/ um zu solchem End zu gelangen; und ware zu Rom/ Florenz auch anderer Orten nichts künstliches noch rares/ das er in seiner Jugend nicht abzeichnete; Ubt sich fleissig im Zeichnen der Antichen. nicht allein von Gemälden und runden Bildern/ sondern auch von Architectur Antichen und Modernen. Uber das daß er in dem Gewölb des Michael Angelo großen Nutzen schafte/ so ließ er nicht nach in Gesellschaft Salviati alle Raphaels, Polidors und Balthasars von Siena Gemälde nachzuzeichnen/ und damit ein jeder alles vor sich selbsten hätte/ so zeichnete beym Tag einer dieses/ der ander das andere/ und copirten zu Nacht solche wieder voneinander ab/ damit sie also geschwinde fortkämen.

Nach dieser nutzlichen Arbeit ware für seinen Seine erste Werke. Cardinal das erste Werk ein großes Tuch von Oel mit ganz lebhaften Bildern/ und eine Venus mit den Gratien/ welche sie zieren/ auch hat er gemacht einen Satyr ganz grün und halb verborgen/ der sich befliße zu sehen die nackende Gratien und Venus/ diß gefiele dem Cardinal so wol/ daß er ihn neu kleiden ließe; Nach diesen fienge er ein anders zehen Elen langes Stuck an/ welches einem Bacchus fast gegleicht/ aber wegen des Cardinals Abreiß ungeendiget verblieben/ und er ruckte wieder allgemach nach Aretso; weiln er aber daselbst krank ward/ reisete er von dar nach Florenz/ woselbst er Komt nach Florenz. von dem Herzog wol empfangen und das Logiment bey M. Octaviano de Medicis bestellt/ welcher ihn die Zeit seines Lebens als ein lieber Vatter hielt/ da studirte er in S. Laurens nach den Stucken Michael Angelo, die daselbst auf der Erden stunden/ nach diesen machte er einen todten Christus/ so von Nicodemo und Joseph zu Grab wird getragen/ dieses wurd nachmalen in hohen Ehren gehalten von dem Herzog und denen Fürsten.

Wiederum endigte er eine Kammer/ welche Joann da Udine ungeendigt hinterlassen/ und machte auf ein Tuch den Herzog Alexander gewafnet/ neben Die Natur beschämt die Gemälde. welchem etliche Gefangene sitzen/ das Contrafe gleichte ihme zwar sehr wol/ dannoch aber ware Vassari ganz betrübt/ daß er den Harnisch nicht so schimmerend zu machen wuste/ gleich als er einen zum formular hatte/ welches ein wahrer Harnisch war/ derenthalben beruffte er darzu Jacob von Puntormo, um selbigen Rahts zu fragen/ welcher/ als er sein Gemähl sahe/ sagte er/mein[Spaltenumbruch] Sohn! so lang als der natürliche Harnisch zugegen ist/ wird euch der eure allezeit gemahlet dunken/ aber thut diesen hinweg/ so werdet ihr sehen/ daß euer gemahlter eine bässere Art habe; Nach solchem starbe der Cardinal Hyppolito, auf welchem Vassari seine ganze Hoffnung gestellet hatte/ und befande darbey/ daß es eitel ware/ sich zuviel auf die Menschen zu verlassen/ sondern daß es bässer/ Begibt sich auf die Architectur. sich selbsten helfen können. Nachmalen als sich der Herzog auf die Fortification begabe/ studirte Vassari emsig in der Architectur, um ihme bäßer nutzlich zu seyn/ und wendete in derselben viel Zeit an.

Unterdessen wurd Anno 1536. Anstalt gemachet/ den Käyser Carolum zu Florenz herrlich zu empfangen/ da wurde Vassari von dem Herzog aufgetragen alle Zeichnungen zur Triumph-Porte und andern Verzierungen/ neben einigen grossen Panieren des Castells / und andern Vestungen/ wie auch eine grosse Facciata zu S. Felix, 40. Elen hoch und 20. breit/ auch die Auszierung der Porten S. Peters Gunst gebiert Neid./ so sehr große Werk und über sein Vermögen waren/ zu machen; Das übelste aber war/ daß die große Gunst ihme sehr viel Neider gebohren/ so daß zwanzig Männer/ die ihn an den Panieren geholffen/ ihn verlassen/ und andern arbeiten helffen/ wordurch Vassari in diesem verlangten Werk solte stecken bleiben; Weiln er aber ihre List merkte/ beschriebe er ausländische Mahlere/ die ihme in Stille arbeiten halffen/ er auch selbst arbeitete Tag und Nacht mit höchstem Fleiß/ und suchte aller Schwärigkeit vorzubauen; da nun sein Aufseher Bertold Corsini den Herzog berichtete/ daß Vassari so viel Werk über sich genommen/ daß es nicht möglich zu bestimter Zeit färtig zu werden/ weil er keine Gehülffen hatte/ sandte der Herzog zu ihm und befragte sich um die angedingte Stuck: Er aber antwortete/ daß alles wol bestellt/ und ehist färtig seyn würde/ welches seine Excellenz, wann sie wolten/ besehen mögte/ und daß das Ende Welcher doch endlich durch Tugend überwunden wird. das Urtheil fallen werde. Endlich kame der Herzog heimlich/ und sahe/ daß es nichts anders als Neid der Klagenden ware/ dann Vassari hatte zu rechter Zeit alles geendiget/ und jegliches an seinen Ort gestellt/ mit großer Vergnugung des Herzogs und aller Kunst-Verständigen/ aber seine Neider/ welche mehr auf seine/ als ihre eigene Werke achtung gaben/ kamen zu kurz/ und musten ihre Stuck ungeendigt verbleiben/ Vassari aber bekame von dem Herzog erstlich 400. nachmalen auch noch 300. Cronen/ welche denen andern abgezogen worden/ weil sie ihre Werke zu versprochener Zeit nicht geendiget/ mit welchem Gewinn Vassari eine seiner Schwester verheurathet/ und die andere in ein Kloster gebracht; in das Closter hat er neben andern Almosen eine Verkündigung Mariae gemacht.

Nicht lang nach diesem wurde dem Sucht das wankelbare Hof-Glück durch Einsamkeit zu fliehen. Herzog Alexander, auf den Vassari sich sehr verließ/ verrähterisch- und mörderischer Weiß das Leben genommen/ da beschloße Vassari, nicht mehr auf das Glück des Hofs; sondern auf seine Kunst den Bau seiner Wolfahrt zu gründen/ weßhalben er zuletzt durch Mittel M. Joann Pollastra nach Camaldoli,

[Spaltenumbruch] daselbst er Mittel hatte/ in Gesellschaft Francesco Salviati zu arbeiten/ und viel Monat Tag und Nacht zu zeichnen.

Die Begierde andere Mitgesellen zu überwinden/ und Noht macht berühmte Meister. Ein großer Behülf ware ihm seine Begierde nach Ehre/ zu Trutz seiner Gesellen/ zu gelangen/ welche mit ihme in gleichem Alter waren/ dann derenthalben wendete er und sie desto größern Fleiß an/ und wurden nachmalen fürtrefliche Meistere/ auch da er die Werk seiner Vorgänger sahe/ die durch Kunst in Großachtung und Ansehen gerahten/ bemühte er sich sehr im Lernen/ und sagte zu sich selbst/ warum solte ich auch nicht können zu etwas gelangen/ sind dann andere nicht auch nur von Fleisch und Bein wie ich. Von dieser Lust und Noht den seinigen zu helffen angetrieben/ sparte er keine Mühe/ Arbeit/ Ungemach/ noch Wachen/ um zu solchem End zu gelangen; und ware zu Rom/ Florenz auch anderer Orten nichts künstliches noch rares/ das er in seiner Jugend nicht abzeichnete; Ubt sich fleissig im Zeichnen der Antichen. nicht allein von Gemälden und runden Bildern/ sondern auch von Architectur Antichen und Modernen. Uber das daß er in dem Gewölb des Michaël Angelo großen Nutzen schafte/ so ließ er nicht nach in Gesellschaft Salviati alle Raphaëls, Polidors und Balthasars von Siena Gemälde nachzuzeichnen/ und damit ein jeder alles vor sich selbsten hätte/ so zeichnete beym Tag einer dieses/ der ander das andere/ und copirten zu Nacht solche wieder voneinander ab/ damit sie also geschwinde fortkämen.

Nach dieser nutzlichen Arbeit ware für seinen Seine erste Werke. Cardinal das erste Werk ein großes Tuch von Oel mit ganz lebhaften Bildern/ und eine Venus mit den Gratien/ welche sie zieren/ auch hat er gemacht einen Satyr ganz grün und halb verborgen/ der sich befliße zu sehen die nackende Gratien und Venus/ diß gefiele dem Cardinal so wol/ daß er ihn neu kleiden ließe; Nach diesen fienge er ein anders zehen Elen langes Stuck an/ welches einem Bacchus fast gegleicht/ aber wegen des Cardinals Abreiß ungeendiget verblieben/ und er ruckte wieder allgemach nach Aretso; weiln er aber daselbst krank ward/ reisete er von dar nach Florenz/ woselbst er Komt nach Florenz. von dem Herzog wol empfangen und das Logiment bey M. Octaviano de Medicis bestellt/ welcher ihn die Zeit seines Lebens als ein lieber Vatter hielt/ da studirte er in S. Laurens nach den Stucken Michaël Angelo, die daselbst auf der Erden stunden/ nach diesen machte er einen todten Christus/ so von Nicodemo und Joseph zu Grab wird getragen/ dieses wurd nachmalen in hohen Ehren gehalten von dem Herzog und denen Fürsten.

Wiederum endigte er eine Kammer/ welche Joann da Udine ungeendigt hinterlassen/ und machte auf ein Tuch den Herzog Alexander gewafnet/ neben Die Natur beschämt die Gemälde. welchem etliche Gefangene sitzen/ das Contrafe gleichte ihme zwar sehr wol/ dannoch aber ware Vassari ganz betrübt/ daß er den Harnisch nicht so schimmerend zu machen wuste/ gleich als er einen zum formular hatte/ welches ein wahrer Harnisch war/ derenthalben beruffte er darzu Jacob von Puntormo, um selbigen Rahts zu fragen/ welcher/ als er sein Gemähl sahe/ sagte er/mein[Spaltenumbruch] Sohn! so lang als der natürliche Harnisch zugegen ist/ wird euch der eure allezeit gemahlet dunken/ aber thut diesen hinweg/ so werdet ihr sehen/ daß euer gemahlter eine bässere Art habe; Nach solchem starbe der Cardinal Hyppolito, auf welchem Vassari seine ganze Hoffnung gestellet hatte/ und befande darbey/ daß es eitel ware/ sich zuviel auf die Menschen zu verlassen/ sondern daß es bässer/ Begibt sich auf die Architectur. sich selbsten helfen können. Nachmalen als sich der Herzog auf die Fortification begabe/ studirte Vassari emsig in der Architectur, um ihme bäßer nutzlich zu seyn/ und wendete in derselben viel Zeit an.

Unterdessen wurd Anno 1536. Anstalt gemachet/ den Käyser Carolum zu Florenz herrlich zu empfangen/ da wurde Vassari von dem Herzog aufgetragen alle Zeichnungen zur Triumph-Porte und andern Verzierungen/ neben einigen grossen Panieren des Castells / und andern Vestungen/ wie auch eine grosse Facciata zu S. Felix, 40. Elen hoch und 20. breit/ auch die Auszierung der Porten S. Peters Gunst gebiert Neid./ so sehr große Werk und über sein Vermögen waren/ zu machen; Das übelste aber war/ daß die große Gunst ihme sehr viel Neider gebohren/ so daß zwanzig Männer/ die ihn an den Panieren geholffen/ ihn verlassen/ und andern arbeiten helffen/ wordurch Vassari in diesem verlangten Werk solte stecken bleiben; Weiln er aber ihre List merkte/ beschriebe er ausländische Mahlere/ die ihme in Stille arbeiten halffen/ er auch selbst arbeitete Tag und Nacht mit höchstem Fleiß/ und suchte aller Schwärigkeit vorzubauen; da nun sein Aufseher Bertold Corsini den Herzog berichtete/ daß Vassari so viel Werk über sich genommen/ daß es nicht möglich zu bestimter Zeit färtig zu werden/ weil er keine Gehülffen hatte/ sandte der Herzog zu ihm und befragte sich um die angedingte Stuck: Er aber antwortete/ daß alles wol bestellt/ und ehist färtig seyn würde/ welches seine Excellenz, wann sie wolten/ besehen mögte/ und daß das Ende Welcher doch endlich durch Tugend überwunden wird. das Urtheil fallen werde. Endlich kame der Herzog heimlich/ und sahe/ daß es nichts anders als Neid der Klagenden ware/ dann Vassari hatte zu rechter Zeit alles geendiget/ und jegliches an seinen Ort gestellt/ mit großer Vergnugung des Herzogs und aller Kunst-Verständigen/ aber seine Neider/ welche mehr auf seine/ als ihre eigene Werke achtung gaben/ kamen zu kurz/ und musten ihre Stuck ungeendigt verbleiben/ Vassari aber bekame von dem Herzog erstlich 400. nachmalen auch noch 300. Cronen/ welche denen andern abgezogen worden/ weil sie ihre Werke zu versprochener Zeit nicht geendiget/ mit welchem Gewinn Vassari eine seiner Schwester verheurathet/ und die andere in ein Kloster gebracht; in das Closter hat er neben andern Almosen eine Verkündigung Mariae gemacht.

Nicht lang nach diesem wurde dem Sucht das wankelbare Hof-Glück durch Einsamkeit zu fliehen. Herzog Alexander, auf den Vassari sich sehr verließ/ verrähterisch- und mörderischer Weiß das Leben genommen/ da beschloße Vassari, nicht mehr auf das Glück des Hofs; sondern auf seine Kunst den Bau seiner Wolfahrt zu gründen/ weßhalben er zuletzt durch Mittel M. Joann Pollastra nach Camaldoli,

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          <p xml:id="p391.5">Nicht lang nach diesem wurde dem <note place="right">Sucht das wankelbare Hof-Glück durch Einsamkeit zu fliehen.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2693 http://d-nb.info/gnd/118647954 http://viaf.org/viaf/64800897">Herzog <hi rendition="#aq">Alexander</hi></persName>, auf den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Vassari</persName></hi> sich sehr verließ/ verrähterisch- und mörderischer Weiß das Leben genommen/ da beschloße <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Vassari</persName>,</hi> nicht mehr auf das Glück des Hofs; sondern auf seine Kunst den Bau seiner Wolfahrt zu gründen/ weßhalben er zuletzt durch Mittel <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2695 http://d-nb.info/gnd/119341018 http://viaf.org/viaf/122147414">M. Joann Pollastra</persName></hi> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-721 http://www.geonames.org/3168726/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007731">Camaldoli</placeName>,</hi> </p>
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 178]/0212] daselbst er Mittel hatte/ in Gesellschaft Francesco Salviati zu arbeiten/ und viel Monat Tag und Nacht zu zeichnen. Ein großer Behülf ware ihm seine Begierde nach Ehre/ zu Trutz seiner Gesellen/ zu gelangen/ welche mit ihme in gleichem Alter waren/ dann derenthalben wendete er und sie desto größern Fleiß an/ und wurden nachmalen fürtrefliche Meistere/ auch da er die Werk seiner Vorgänger sahe/ die durch Kunst in Großachtung und Ansehen gerahten/ bemühte er sich sehr im Lernen/ und sagte zu sich selbst/ warum solte ich auch nicht können zu etwas gelangen/ sind dann andere nicht auch nur von Fleisch und Bein wie ich. Von dieser Lust und Noht den seinigen zu helffen angetrieben/ sparte er keine Mühe/ Arbeit/ Ungemach/ noch Wachen/ um zu solchem End zu gelangen; und ware zu Rom/ Florenz auch anderer Orten nichts künstliches noch rares/ das er in seiner Jugend nicht abzeichnete; nicht allein von Gemälden und runden Bildern/ sondern auch von Architectur Antichen und Modernen. Uber das daß er in dem Gewölb des Michaël Angelo großen Nutzen schafte/ so ließ er nicht nach in Gesellschaft Salviati alle Raphaëls, Polidors und Balthasars von Siena Gemälde nachzuzeichnen/ und damit ein jeder alles vor sich selbsten hätte/ so zeichnete beym Tag einer dieses/ der ander das andere/ und copirten zu Nacht solche wieder voneinander ab/ damit sie also geschwinde fortkämen. Die Begierde andere Mitgesellen zu überwinden/ und Noht macht berühmte Meister. Ubt sich fleissig im Zeichnen der Antichen. Nach dieser nutzlichen Arbeit ware für seinen Cardinal das erste Werk ein großes Tuch von Oel mit ganz lebhaften Bildern/ und eine Venus mit den Gratien/ welche sie zieren/ auch hat er gemacht einen Satyr ganz grün und halb verborgen/ der sich befliße zu sehen die nackende Gratien und Venus/ diß gefiele dem Cardinal so wol/ daß er ihn neu kleiden ließe; Nach diesen fienge er ein anders zehen Elen langes Stuck an/ welches einem Bacchus fast gegleicht/ aber wegen des Cardinals Abreiß ungeendiget verblieben/ und er ruckte wieder allgemach nach Aretso; weiln er aber daselbst krank ward/ reisete er von dar nach Florenz/ woselbst er von dem Herzog wol empfangen und das Logiment bey M. Octaviano de Medicis bestellt/ welcher ihn die Zeit seines Lebens als ein lieber Vatter hielt/ da studirte er in S. Laurens nach den Stucken Michaël Angelo, die daselbst auf der Erden stunden/ nach diesen machte er einen todten Christus/ so von Nicodemo und Joseph zu Grab wird getragen/ dieses wurd nachmalen in hohen Ehren gehalten von dem Herzog und denen Fürsten. Seine erste Werke. Komt nach Florenz. Wiederum endigte er eine Kammer/ welche Joann da Udine ungeendigt hinterlassen/ und machte auf ein Tuch den Herzog Alexander gewafnet/ neben welchem etliche Gefangene sitzen/ das Contrafe gleichte ihme zwar sehr wol/ dannoch aber ware Vassari ganz betrübt/ daß er den Harnisch nicht so schimmerend zu machen wuste/ gleich als er einen zum formular hatte/ welches ein wahrer Harnisch war/ derenthalben beruffte er darzu Jacob von Puntormo, um selbigen Rahts zu fragen/ welcher/ als er sein Gemähl sahe/ sagte er/mein Sohn! so lang als der natürliche Harnisch zugegen ist/ wird euch der eure allezeit gemahlet dunken/ aber thut diesen hinweg/ so werdet ihr sehen/ daß euer gemahlter eine bässere Art habe; Nach solchem starbe der Cardinal Hyppolito, auf welchem Vassari seine ganze Hoffnung gestellet hatte/ und befande darbey/ daß es eitel ware/ sich zuviel auf die Menschen zu verlassen/ sondern daß es bässer/ sich selbsten helfen können. Nachmalen als sich der Herzog auf die Fortification begabe/ studirte Vassari emsig in der Architectur, um ihme bäßer nutzlich zu seyn/ und wendete in derselben viel Zeit an. Die Natur beschämt die Gemälde. Begibt sich auf die Architectur. Unterdessen wurd Anno 1536. Anstalt gemachet/ den Käyser Carolum zu Florenz herrlich zu empfangen/ da wurde Vassari von dem Herzog aufgetragen alle Zeichnungen zur Triumph-Porte und andern Verzierungen/ neben einigen grossen Panieren des Castells / und andern Vestungen/ wie auch eine grosse Facciata zu S. Felix, 40. Elen hoch und 20. breit/ auch die Auszierung der Porten S. Peters / so sehr große Werk und über sein Vermögen waren/ zu machen; Das übelste aber war/ daß die große Gunst ihme sehr viel Neider gebohren/ so daß zwanzig Männer/ die ihn an den Panieren geholffen/ ihn verlassen/ und andern arbeiten helffen/ wordurch Vassari in diesem verlangten Werk solte stecken bleiben; Weiln er aber ihre List merkte/ beschriebe er ausländische Mahlere/ die ihme in Stille arbeiten halffen/ er auch selbst arbeitete Tag und Nacht mit höchstem Fleiß/ und suchte aller Schwärigkeit vorzubauen; da nun sein Aufseher Bertold Corsini den Herzog berichtete/ daß Vassari so viel Werk über sich genommen/ daß es nicht möglich zu bestimter Zeit färtig zu werden/ weil er keine Gehülffen hatte/ sandte der Herzog zu ihm und befragte sich um die angedingte Stuck: Er aber antwortete/ daß alles wol bestellt/ und ehist färtig seyn würde/ welches seine Excellenz, wann sie wolten/ besehen mögte/ und daß das Ende das Urtheil fallen werde. Endlich kame der Herzog heimlich/ und sahe/ daß es nichts anders als Neid der Klagenden ware/ dann Vassari hatte zu rechter Zeit alles geendiget/ und jegliches an seinen Ort gestellt/ mit großer Vergnugung des Herzogs und aller Kunst-Verständigen/ aber seine Neider/ welche mehr auf seine/ als ihre eigene Werke achtung gaben/ kamen zu kurz/ und musten ihre Stuck ungeendigt verbleiben/ Vassari aber bekame von dem Herzog erstlich 400. nachmalen auch noch 300. Cronen/ welche denen andern abgezogen worden/ weil sie ihre Werke zu versprochener Zeit nicht geendiget/ mit welchem Gewinn Vassari eine seiner Schwester verheurathet/ und die andere in ein Kloster gebracht; in das Closter hat er neben andern Almosen eine Verkündigung Mariae gemacht. Gunst gebiert Neid. Welcher doch endlich durch Tugend überwunden wird. Nicht lang nach diesem wurde dem Herzog Alexander, auf den Vassari sich sehr verließ/ verrähterisch- und mörderischer Weiß das Leben genommen/ da beschloße Vassari, nicht mehr auf das Glück des Hofs; sondern auf seine Kunst den Bau seiner Wolfahrt zu gründen/ weßhalben er zuletzt durch Mittel M. Joann Pollastra nach Camaldoli, Sucht das wankelbare Hof-Glück durch Einsamkeit zu fliehen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 178]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/212>, abgerufen am 24.11.2024.