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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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VII. EUMARUS von Athen, erster Mahler nach dem Leben.ES lässt sich mutmassen/ daß dieser EUMARUS, Mahler von Athen/ älter sey/ als der vorangezogene BULARCHUS: in Ansehung/ daß zu seiner Zeit die Kunst noch ganz unvollkommen/ ja so jung und schlecht gewesen/ daß man in Gemälden nicht auseinander erkennen konte/ welches Männer oder Weiber wären. Dieser Eumarus aber/ war der erste Erfinder/ solche mercklich zu unterscheiden/ wie Plinius lib. 35. cap. 8. bezeuget. Er ist auch der erste gewesen/ der alles/ was er sahe/ nach dem Leben abzubilden gesuchet.

VIII. CIMON, Mahler von Cleone, erfindet die Verkürzung und andere Mahl-Künste.DEn Fuß-stapfen des ermeldten Eumari folgte dapfer nach/ CIMON von Cleone, einer Stadt/ etwas tief im Lande Achaja gelegen. Dieser hat die Verkürzungen erfunden/ auch erstlich Bilder in profil oder nach der Seite sich kehrend/ und auf unterschiedliche Weise bald auf- bald nidersehend/ gemacht: Welches vor seiner Zeit noch nicht im Brauch gewesen. Er war der erste/ der in seinen Gemälden alle Zusammenfügungen/ Glieder/ Mäuse/ Nerven und Adern des Menschlichen Leibs zu sehen gegeben/ auch in Gewand und Kleidern/ die Falten und Runzeln ausgebildet.

ich hätte mich wol billich über Plinium zu beklagen/ daß er/ in Beschreibung der Historien von den Mahlern/ keine bässere Ordnung gehalten. Doch ist er noch zu entschuldigen/ weil er auch lib. 35. cap. 8. über die Griechische Scribenten klaget/ daß man sich nicht fäst auf sie verlassen könne/ weil sie nicht wargenommen/ vollkömmlich anzuweisen die Zeit/ in welcher die fürtreffliche Mahlere gelebet haben. ich befinde/ daß ich einen weiten Sprung in die Olympiaden thun muß/ um die Zahl der Jahre zu finden.Dieser IX. PANAEUS, Mahler von Athen. PANAEUS, Mahler von Athen/ hat gelebet/ gleich wie auch sein Bruder Phidias, in der 83. Olympiade, worinn auch die Scribenten übereinstimmen.Es wollen etliche/ daß er gewesen der Bruder von einem Lehrjünger des Phidias, Namens Colotas, Mahler und Bildschneider. Colotas: welcher soll haben helffen machen/ das berühmte grosse Bild des Olympischen Jupiters . Er soll auch an dem Schild der Minerva, das innere/ gleichwie Phidias das äusere Theil/ gemahlt haben: welcher Schild zu Athen in grosen Ehren gehalten wurde. Von diesem Colotas finde ich sonst nichts/ als daß er/ vor andern/ der Philosophen Bildnise zu mahlen/ Belieben getragen. Daß aber Panaeus sein Bruder soll gewesen seyn/ achte ich für einen Irrtum/ und halte es mit Plinio, welcher ihn des Phidias Bruder nennet. Panaeus ware in unsrer Kunst sehr wol erfahren Des Panaei Werke./ und hat/ vor die von Athen, ihr/ wider die Perser in dem Feld bey Marathon erhaltene Schlacht/ zum öftern abgemahlet: Woraus abzumerken/ daß man schon dazumal mit Farben wol versehen/ und die Mahler-Kunst zu grosser Vollkommenheit gestiegen gewesen. Dann man schreibt/ daß er in solchen Feld-Schlachten beyderseits Obristen und Haupt-Leute (als den Miltiades, Callimachus und Cynegyrus auf ihrer/ und auf Persischer Seite den Datis und Artaphernes) nach dem Leben gemahlet habe/ also/ daß man sie[Spaltenumbruch] unterscheiden und erkennen konte. Zu seiner Zeit wurden/ zu Corintho und Delphis, Preiße für die Mahler aufgeworfen: worzu er/ wie man schreibet/ Ursach gegeben/ indem er Lust gehabt/Timagoras Mahler von Chalcis. sich an einen andern Mahler/ den Timagoras von Chalcis, zu wagen. Er ward aber von demselben überwunden/ in den Pythischen Spielen/ die man dem Apollini Pythio zu Ehren gehalten: und hat Timagoras, zu Gedächtnis dieses Panaei Arbeit. seines Siegs/ einige Gedichte verfärtigt. Panaeus hat auch zu Elis, die Mauren in dem Tempel der Minerva bemahlet/ oder mit Milch und Saffran gelb gefärbet/ wie etliche darfür halten. Dann wann man mit nassen Fingern daran riebe/ so wurden solche davon gantz gelb/ als ob man mit Saffran umgegangen wäre.

ich hätte zwar jezt wol mögen für mich nehmen/ von Phidia zu schreiben: Weil aber X. POLYGNOTUS Thasius, Mahler. dieser POLYGNOTUS, Mahler aus der Insul Thasus, (dessen Contrefät in der Kupferplatten/ mit Lit. C. gezeichnet/ zu finden) ist der Erste/ so der Frauen Contrafete gemahlet/ und mit Haarbünden gezieret/ auch einer von denen gewesen/ so die Mahler-Kunst mit etlichen Stucken vermehret/ und vollkommener gemacht/ als will ich/ auch von ihm etwas zu sagen nicht unterlassen. Er war der erste/ der erfunden hat/ die Contrafete der Frauen-Bilder/ mit frölichen durchschimmernden Kleidern/ nach dem Leben zu mahlen/ und ihre Häupter mit artigem Florgestricke und Geflechte von unterschiedlichen Farben zu zieren. Er hat auch sonst/ die Mahler-Kunst/ sehr verbässert und vermehret. Dann an statt/ daß die alte Mahler vor seiner Zeit gewohnt waren/ die Angesichter alle auf einerley Manier zu bilden/ welche dann sehr dunkel und trüb erschienen/ machte er seine Bilder ganz lebend aussehen/ mit aufgeschlossenem Munde/ daß etwas von den Zähnen hervorschiene. Man sahe auch allerley Bewegungen und affecten in seinen Contrafeten/ welches zugleich Bewunderung und Belieben erweckte. Er mahlte Seine Werke. unter andern ein Stuck/ darinn war ein Soldat zu sehen/ welcher in seiner Hand ein Schildlein hielte/ dergleichen die Fußgänger zu führen gewohnt waren/ klimmend an einer Leiter/ in so art- und zierlicher Vorstellung/ daß man nicht eigentlich urtheilen konte/ ob er auf- oder abstiege. Dieses Stuck stunde/ lange Zeit hernach/ in der Galerie, welche Pompejus zu Rom/ vor den Saal des Rahthauses machen lassen. Er vermahlte auch den Tempel Apollinis zu Delphos, und in Athen eine schöne grosse Galerie, welche/ wegen vielerley Poikile, varia. Veränderung der Farben/ Poecile genennt worden. Vor diese Mahlerey/ begehrte er keine Belohnung: Wiewol Micon, ein anderer Meister/ welcher eine Seite oder Ecke hieran gemahlet/ ihm seine Arbeit theuer geung bezahlen lassen. Sein Ehren-Lohn. Er erlangte hiemit grosse Gunst und Ehre: Dann die Obristen des Griechischen Staats/ die man damals Amphyctiones nennte/ verordneten/ zu Bezeugung ihner Dankbarkeit/ daß er/ in allen Städten des ganzen Griechen-Landes/ solte herrlich empfangen und beherberget werden/ ohne einigen

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VII. EUMARUS von Athen, erster Mahler nach dem Leben.ES lässt sich mutmassen/ daß dieser EUMARUS, Mahler von Athen/ älter sey/ als der vorangezogene BULARCHUS: in Ansehung/ daß zu seiner Zeit die Kunst noch ganz unvollkommen/ ja so jung und schlecht gewesen/ daß man in Gemälden nicht auseinander erkennen konte/ welches Männer oder Weiber wären. Dieser Eumarus aber/ war der erste Erfinder/ solche mercklich zu unterscheiden/ wie Plinius lib. 35. cap. 8. bezeuget. Er ist auch der erste gewesen/ der alles/ was er sahe/ nach dem Leben abzubilden gesuchet.

VIII. CIMON, Mahler von Cleone, erfindet die Verkürzung und andere Mahl-Künste.DEn Fuß-stapfen des ermeldten Eumari folgte dapfer nach/ CIMON von Cleone, einer Stadt/ etwas tief im Lande Achaja gelegen. Dieser hat die Verkürzungen erfunden/ auch erstlich Bilder in profil oder nach der Seite sich kehrend/ und auf unterschiedliche Weise bald auf- bald nidersehend/ gemacht: Welches vor seiner Zeit noch nicht im Brauch gewesen. Er war der erste/ der in seinen Gemälden alle Zusammenfügungen/ Glieder/ Mäuse/ Nerven und Adern des Menschlichen Leibs zu sehen gegeben/ auch in Gewand und Kleidern/ die Falten und Runzeln ausgebildet.

ich hätte mich wol billich über Plinium zu beklagen/ daß er/ in Beschreibung der Historien von den Mahlern/ keine bässere Ordnung gehalten. Doch ist er noch zu entschuldigen/ weil er auch lib. 35. cap. 8. über die Griechische Scribenten klaget/ daß man sich nicht fäst auf sie verlassen könne/ weil sie nicht wargenommen/ vollkömmlich anzuweisen die Zeit/ in welcher die fürtreffliche Mahlere gelebet haben. ich befinde/ daß ich einen weiten Sprung in die Olympiaden thun muß/ um die Zahl der Jahre zu finden.Dieser IX. PANAEUS, Mahler von Athen. PANAEUS, Mahler von Athen/ hat gelebet/ gleich wie auch sein Bruder Phidias, in der 83. Olympiade, worinn auch die Scribenten übereinstimmen.Es wollen etliche/ daß er gewesen der Bruder von einem Lehrjünger des Phidias, Namens Colotas, Mahler und Bildschneider. Colotas: welcher soll haben helffen machen/ das berühmte grosse Bild des Olympischen Jupiters . Er soll auch an dem Schild der Minerva, das innere/ gleichwie Phidias das äusere Theil/ gemahlt haben: welcher Schild zu Athen in grosen Ehren gehalten wurde. Von diesem Colotas finde ich sonst nichts/ als daß er/ vor andern/ der Philosophen Bildnise zu mahlen/ Belieben getragen. Daß aber Panaeus sein Bruder soll gewesen seyn/ achte ich für einen Irrtum/ und halte es mit Plinio, welcher ihn des Phidias Bruder nennet. Panaeus ware in unsrer Kunst sehr wol erfahren Des Panaei Werke./ und hat/ vor die von Athen, ihr/ wider die Perser in dem Feld bey Marathon erhaltene Schlacht/ zum öftern abgemahlet: Woraus abzumerken/ daß man schon dazumal mit Farben wol versehen/ und die Mahler-Kunst zu grosser Vollkommenheit gestiegen gewesen. Dann man schreibt/ daß er in solchen Feld-Schlachten beyderseits Obristen und Haupt-Leute (als den Miltiades, Callimachus und Cynegyrus auf ihrer/ und auf Persischer Seite den Datis und Artaphernes) nach dem Leben gemahlet habe/ also/ daß man sie[Spaltenumbruch] unterscheiden und erkennen konte. Zu seiner Zeit wurden/ zu Corintho und Delphis, Preiße für die Mahler aufgeworfen: worzu er/ wie man schreibet/ Ursach gegeben/ indem er Lust gehabt/Timagoras Mahler von Chalcis. sich an einen andern Mahler/ den Timagoras von Chalcis, zu wagen. Er ward aber von demselben überwunden/ in den Pythischen Spielen/ die man dem Apollini Pythio zu Ehren gehalten: und hat Timagoras, zu Gedächtnis dieses Panaei Arbeit. seines Siegs/ einige Gedichte verfärtigt. Panaeus hat auch zu Elis, die Mauren in dem Tempel der Minerva bemahlet/ oder mit Milch und Saffran gelb gefärbet/ wie etliche darfür halten. Dann wann man mit nassen Fingern daran riebe/ so wurden solche davon gantz gelb/ als ob man mit Saffran umgegangen wäre.

ich hätte zwar jezt wol mögen für mich nehmen/ von Phidia zu schreiben: Weil aber X. POLYGNOTUS Thasius, Mahler. dieser POLYGNOTUS, Mahler aus der Insul Thasus, (dessen Contrefät in der Kupferplatten/ mit Lit. C. gezeichnet/ zu finden) ist der Erste/ so der Frauen Contrafete gemahlet/ und mit Haarbünden gezieret/ auch einer von denen gewesen/ so die Mahler-Kunst mit etlichen Stucken vermehret/ und vollkommener gemacht/ als will ich/ auch von ihm etwas zu sagen nicht unterlassen. Er war der erste/ der erfunden hat/ die Contrafete der Frauen-Bilder/ mit frölichen durchschimmernden Kleidern/ nach dem Leben zu mahlen/ und ihre Häupter mit artigem Florgestricke und Geflechte von unterschiedlichen Farben zu zieren. Er hat auch sonst/ die Mahler-Kunst/ sehr verbässert und vermehret. Dann an statt/ daß die alte Mahler vor seiner Zeit gewohnt waren/ die Angesichter alle auf einerley Manier zu bilden/ welche dann sehr dunkel und trüb erschienen/ machte er seine Bilder ganz lebend aussehen/ mit aufgeschlossenem Munde/ daß etwas von den Zähnen hervorschiene. Man sahe auch allerley Bewegungen und affecten in seinen Contrafeten/ welches zugleich Bewunderung und Belieben erweckte. Er mahlte Seine Werke. unter andern ein Stuck/ darinn war ein Soldat zu sehen/ welcher in seiner Hand ein Schildlein hielte/ dergleichen die Fußgänger zu führen gewohnt waren/ klimmend an einer Leiter/ in so art- und zierlicher Vorstellung/ daß man nicht eigentlich urtheilen konte/ ob er auf- oder abstiege. Dieses Stuck stunde/ lange Zeit hernach/ in der Galerie, welche Pompejus zu Rom/ vor den Saal des Rahthauses machen lassen. Er vermahlte auch den Tempel Apollinis zu Delphos, und in Athen eine schöne grosse Galerie, welche/ wegen vielerley Ποικίλη, varia. Veränderung der Farben/ Poecile genennt worden. Vor diese Mahlerey/ begehrte er keine Belohnung: Wiewol Micon, ein anderer Meister/ welcher eine Seite oder Ecke hieran gemahlet/ ihm seine Arbeit theuer geung bezahlen lassen. Sein Ehren-Lohn. Er erlangte hiemit grosse Gunst und Ehre: Dann die Obristen des Griechischen Staats/ die man damals Amphyctiones nennte/ verordneten/ zu Bezeugung ihner Dankbarkeit/ daß er/ in allen Städten des ganzen Griechen-Landes/ solte herrlich empfangen und beherberget werden/ ohne einigen

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        <p xml:id="p212.4"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> hätte zwar jezt wol mögen für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> nehmen/ von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-122 http://d-nb.info/gnd/118593765 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010586">Phidia</persName></hi> zu schreiben: Weil aber <note place="right"><hi rendition="#aq">X. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-237 http://d-nb.info/gnd/119385198 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115803">POLYGNOTUS Thasius</persName>,</hi> Mahler.</note> dieser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-237 http://d-nb.info/gnd/119385198 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115803">POLYGNOTUS</persName>,</hi> Mahler aus der Insul <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-101 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011070">Thasus</placeName>,</hi> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1492">(dessen <hi rendition="#aq">Contrefät</hi> in der <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/213#figure-0213.1">Kupferplatten/ mit <hi rendition="#aq">Lit. C.</hi></ref> gezeichnet/ zu finden)</name> ist der Erste/ so der Frauen <hi rendition="#aq">Contrafete</hi> gemahlet/ und mit Haarbünden gezieret/ auch einer von denen gewesen/ so die Mahler-Kunst mit etlichen Stucken vermehret/ und vollkommener gemacht/ als will <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ auch von ihm etwas zu sagen nicht unterlassen. Er war der erste/ der erfunden hat/ die <hi rendition="#aq">Contrafete</hi> der Frauen-Bilder/ mit frölichen durchschimmernden Kleidern/ nach dem Leben zu mahlen/ und ihre Häupter mit artigem Florgestricke und Geflechte von unterschiedlichen Farben zu zieren. Er hat auch sonst/ die Mahler-Kunst/ sehr verbässert und vermehret. Dann an statt/ daß die alte Mahler vor seiner Zeit gewohnt waren/ die Angesichter alle auf einerley Manier zu bilden/ welche dann sehr dunkel und trüb erschienen/ machte er seine Bilder ganz lebend aussehen/ mit aufgeschlossenem Munde/ daß etwas von den Zähnen hervorschiene. 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Er vermahlte auch den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-116">Tempel <hi rendition="#aq">Apollinis</hi></placeName> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010770">Delphos</placeName>,</hi> und in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001393">Athen</placeName></hi> eine schöne grosse <hi rendition="#aq">Galerie,</hi> welche/ wegen vielerley <note place="right"><foreign xml:lang="ell">&#x03A0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AF;&#x03BB;&#x03B7;</foreign><hi rendition="#aq">, varia</hi>.</note> Veränderung der Farben/ <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1553 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100319">Poecile</placeName></hi> genennt worden. Vor diese Mahlerey/ begehrte er keine Belohnung: Wiewol <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-299 http://d-nb.info/gnd/119548097 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500058184">Micon</persName>,</hi> ein anderer Meister/ welcher eine Seite oder Ecke hieran gemahlet/ ihm seine Arbeit theuer geung bezahlen lassen. <note place="right">Sein Ehren-Lohn.</note> Er erlangte hiemit grosse Gunst und Ehre: Dann die Obristen des Griechischen Staats/ die man damals <hi rendition="#aq">Amphyctiones</hi> nennte/ verordneten/ zu Bezeugung ihner Dankbarkeit/ daß er/ in allen Städten des ganzen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000074">Griechen-Landes</placeName>/ solte herrlich empfangen und beherberget werden/ ohne einigen
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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 14]/0018] ES lässt sich mutmassen/ daß dieser EUMARUS, Mahler von Athen/ älter sey/ als der vorangezogene BULARCHUS: in Ansehung/ daß zu seiner Zeit die Kunst noch ganz unvollkommen/ ja so jung und schlecht gewesen/ daß man in Gemälden nicht auseinander erkennen konte/ welches Männer oder Weiber wären. Dieser Eumarus aber/ war der erste Erfinder/ solche mercklich zu unterscheiden/ wie Plinius lib. 35. cap. 8. bezeuget. Er ist auch der erste gewesen/ der alles/ was er sahe/ nach dem Leben abzubilden gesuchet. VII. EUMARUS von Athen, erster Mahler nach dem Leben. DEn Fuß-stapfen des ermeldten Eumari folgte dapfer nach/ CIMON von Cleone, einer Stadt/ etwas tief im Lande Achaja gelegen. Dieser hat die Verkürzungen erfunden/ auch erstlich Bilder in profil oder nach der Seite sich kehrend/ und auf unterschiedliche Weise bald auf- bald nidersehend/ gemacht: Welches vor seiner Zeit noch nicht im Brauch gewesen. Er war der erste/ der in seinen Gemälden alle Zusammenfügungen/ Glieder/ Mäuse/ Nerven und Adern des Menschlichen Leibs zu sehen gegeben/ auch in Gewand und Kleidern/ die Falten und Runzeln ausgebildet. VIII. CIMON, Mahler von Cleone, erfindet die Verkürzung und andere Mahl-Künste. ich hätte mich wol billich über Plinium zu beklagen/ daß er/ in Beschreibung der Historien von den Mahlern/ keine bässere Ordnung gehalten. Doch ist er noch zu entschuldigen/ weil er auch lib. 35. cap. 8. über die Griechische Scribenten klaget/ daß man sich nicht fäst auf sie verlassen könne/ weil sie nicht wargenommen/ vollkömmlich anzuweisen die Zeit/ in welcher die fürtreffliche Mahlere gelebet haben. ich befinde/ daß ich einen weiten Sprung in die Olympiaden thun muß/ um die Zahl der Jahre zu finden.Dieser PANAEUS, Mahler von Athen/ hat gelebet/ gleich wie auch sein Bruder Phidias, in der 83. Olympiade, worinn auch die Scribenten übereinstimmen.Es wollen etliche/ daß er gewesen der Bruder von einem Lehrjünger des Phidias, Namens Colotas: welcher soll haben helffen machen/ das berühmte grosse Bild des Olympischen Jupiters . Er soll auch an dem Schild der Minerva, das innere/ gleichwie Phidias das äusere Theil/ gemahlt haben: welcher Schild zu Athen in grosen Ehren gehalten wurde. Von diesem Colotas finde ich sonst nichts/ als daß er/ vor andern/ der Philosophen Bildnise zu mahlen/ Belieben getragen. Daß aber Panaeus sein Bruder soll gewesen seyn/ achte ich für einen Irrtum/ und halte es mit Plinio, welcher ihn des Phidias Bruder nennet. Panaeus ware in unsrer Kunst sehr wol erfahren / und hat/ vor die von Athen, ihr/ wider die Perser in dem Feld bey Marathon erhaltene Schlacht/ zum öftern abgemahlet: Woraus abzumerken/ daß man schon dazumal mit Farben wol versehen/ und die Mahler-Kunst zu grosser Vollkommenheit gestiegen gewesen. Dann man schreibt/ daß er in solchen Feld-Schlachten beyderseits Obristen und Haupt-Leute (als den Miltiades, Callimachus und Cynegyrus auf ihrer/ und auf Persischer Seite den Datis und Artaphernes) nach dem Leben gemahlet habe/ also/ daß man sie unterscheiden und erkennen konte. Zu seiner Zeit wurden/ zu Corintho und Delphis, Preiße für die Mahler aufgeworfen: worzu er/ wie man schreibet/ Ursach gegeben/ indem er Lust gehabt/ sich an einen andern Mahler/ den Timagoras von Chalcis, zu wagen. Er ward aber von demselben überwunden/ in den Pythischen Spielen/ die man dem Apollini Pythio zu Ehren gehalten: und hat Timagoras, zu Gedächtnis dieses seines Siegs/ einige Gedichte verfärtigt. Panaeus hat auch zu Elis, die Mauren in dem Tempel der Minerva bemahlet/ oder mit Milch und Saffran gelb gefärbet/ wie etliche darfür halten. Dann wann man mit nassen Fingern daran riebe/ so wurden solche davon gantz gelb/ als ob man mit Saffran umgegangen wäre. IX. PANAEUS, Mahler von Athen. Colotas, Mahler und Bildschneider. Des Panaei Werke. Timagoras Mahler von Chalcis. Panaei Arbeit. ich hätte zwar jezt wol mögen für mich nehmen/ von Phidia zu schreiben: Weil aber dieser POLYGNOTUS, Mahler aus der Insul Thasus, (dessen Contrefät in der Kupferplatten/ mit Lit. C. gezeichnet/ zu finden) ist der Erste/ so der Frauen Contrafete gemahlet/ und mit Haarbünden gezieret/ auch einer von denen gewesen/ so die Mahler-Kunst mit etlichen Stucken vermehret/ und vollkommener gemacht/ als will ich/ auch von ihm etwas zu sagen nicht unterlassen. Er war der erste/ der erfunden hat/ die Contrafete der Frauen-Bilder/ mit frölichen durchschimmernden Kleidern/ nach dem Leben zu mahlen/ und ihre Häupter mit artigem Florgestricke und Geflechte von unterschiedlichen Farben zu zieren. Er hat auch sonst/ die Mahler-Kunst/ sehr verbässert und vermehret. Dann an statt/ daß die alte Mahler vor seiner Zeit gewohnt waren/ die Angesichter alle auf einerley Manier zu bilden/ welche dann sehr dunkel und trüb erschienen/ machte er seine Bilder ganz lebend aussehen/ mit aufgeschlossenem Munde/ daß etwas von den Zähnen hervorschiene. Man sahe auch allerley Bewegungen und affecten in seinen Contrafeten/ welches zugleich Bewunderung und Belieben erweckte. Er mahlte unter andern ein Stuck/ darinn war ein Soldat zu sehen/ welcher in seiner Hand ein Schildlein hielte/ dergleichen die Fußgänger zu führen gewohnt waren/ klimmend an einer Leiter/ in so art- und zierlicher Vorstellung/ daß man nicht eigentlich urtheilen konte/ ob er auf- oder abstiege. Dieses Stuck stunde/ lange Zeit hernach/ in der Galerie, welche Pompejus zu Rom/ vor den Saal des Rahthauses machen lassen. Er vermahlte auch den Tempel Apollinis zu Delphos, und in Athen eine schöne grosse Galerie, welche/ wegen vielerley Veränderung der Farben/ Poecile genennt worden. Vor diese Mahlerey/ begehrte er keine Belohnung: Wiewol Micon, ein anderer Meister/ welcher eine Seite oder Ecke hieran gemahlet/ ihm seine Arbeit theuer geung bezahlen lassen. Er erlangte hiemit grosse Gunst und Ehre: Dann die Obristen des Griechischen Staats/ die man damals Amphyctiones nennte/ verordneten/ zu Bezeugung ihner Dankbarkeit/ daß er/ in allen Städten des ganzen Griechen-Landes/ solte herrlich empfangen und beherberget werden/ ohne einigen X. POLYGNOTUS Thasius, Mahler. Seine Werke. Ποικίλη, varia. Sein Ehren-Lohn.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/18>, abgerufen am 27.11.2024.