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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Historie von Sileno. Sachen ausgelassen/ als da Silenus unterhalten von Satyren auf einer Geiß sitzt/ an der zwey Kinder saugen/ weiln er bey Bacchus sich befind/ so an seinen Fuß zwey Tiger hat/ und mit seinem einen Arm auf eine Schenktafel oder Credenz-Tisch sich lainet/ auch auf einer Seiten ein Cameel/ auf der andern aber ein Elephant ist/ welche Credenz halb rund erhoben/ und mit Festonen von grünem Gewächs/ Blumen/ Weintrauben und Blättern bedecket ist. Unter diesen stehen drey Reyhen von guldenen Bechern/ Schalen und andern Geschirr/ auf unterschiedliche Manier von sinnreicher invention, so scheinend und glänzend/ daß sie anzusehen/ als ob sie von purem Gold und Silber gemacht wären/ die geben gnugsame Zeugnis von dem Kunstreichen Geist des Julii: die Historien von Psyche erzehle ich nicht/ weil solche in Kupfer zu sehen.

Die Historie von dem Fall des Icarus. Ferner ist an ein Gewölb gemahlt die Geschicht von dem Fall des Icarus, da ist der Sonnen Wagen mit 4. Pferden in die Verkürzung gemacht/ als welchem Icarus zu nahe gekommen/ daß dardurch seine Flügel zerschmolzen/ und er in das ganz todfärbig Meer herunter gefallen und ertrunken; die Flügel siehet man für Hitz brennen und rauchen. In dem Angesicht Daedali aber sieht man die Traurigkeit natürlich ausgebildet. In Die zwölf Monat. dieser Logie sind von seiner Hand auch die 12. Monaten des Jahrs mit all ihren Actionen. In einem andern Saal/ den er gewölbt und zu seinem Vornehmen bequemlich machen ließ/ mahlte er mitten in das Gewölb den Jupiter in seinen Thron verkürzt/ von unten auf zu sehen/ welcher auf die Der Riesen Himmelsstürmen. Himmel-stürmende Riesen seine Donnerkeile fahren läst/ neben ihme steht seine Gemahlin Juno, die zu der Riesen Untergang den Winden gebeut/ daß sie mit fremden Angesichten grausame Sturme gegen der Erden blasen/ daselbst ist auch Opis, welche mit ihren Löwen und andern Göttern und Göttinnen für des Donners Macht erschrickt/ unter welchen sonderlich wol Venus und Mars gebildet/ der Momus aber zittert mit ausgestreckten Arme/ und zeiget/ wie er fürchte/ daß der Himmel einfallen möchte/ die Gratien und Stunden stehen gleichfalls sehr forchtsam dar. Andere Götter nehmen mit ihren Wägen die Flucht/ der Mond mit Saturnus und Janus wenden sich nach den hellesten Wolken/ um ferne von diesem Sturm zu seyn. Neptunus sucht sich auf seinen Triton mit seinen Delphinen zu steuren. Pallas mit ihren neun Musen stehet ganz außer sich selbst. Pan hält in den armen eine zittrende Nympha, welche scheint/ als ob sie sich vor diesem Brand und Blitzen/ mit welchen der Himmel erfüllet war/ verbergen wolte. Apollo sitzt auf seinem Wagen/ dessen Pferde andere gleichsam anhalten wollen. Bacchus, Silenus und viele Nymphen stehen auch in grosser Forcht. Vulcanus mit einem schweren Hammer auf der Schulter sieht nach dem Hercules, welcher mit Mercurio redet. Dabey auch Pomona, und Vertumnus sehr bestürzt sich befinden. Kurz/ es ist nicht zu erdenken eine schönere Invention und Auszierung/ als diese ist. Neben diesem[Spaltenumbruch] Gewölb auf der Maur seynd die Risen/ die mit Bergen beladen stark hinaufklimmen/ Briareus ligt in einer dunklen Höle/ gleich als mit hohen Bergen überfallen: man siehet auch etliche flüchtige Riesen/ die von dem Blitz getroffen worden. Andere Riesen liegen bedecket von Tempel/Colonnen/ Mauren und andern schweren Steinen/ unter welchen auch begriffen der Schorenstein des Gebäues/ bey welchen Pluto mit seinen magern Pferden durchgezogen/ und mit beygefügten Furien seine Flucht nach dem Centro genommen. Andere von frembder und grosser statur ligen/ als von dem Blitz getroffen/ in unterschiedlichen schönen actionen und Gebärden/ der eine gequetscht/ der ander todt/ mit Bergen und Gebäuden bedeckt/ alle in sehr natürlicher und forchtsamer Gestalt. Einer schaut durch einen Fensterbruch/ und weil er gewahr wird/ daß es so übel hergehet/ eilet er schnell darvon/ als ob ihm alles auf den Hals fallen wolte. Diß alles ist in Mantua, in dem Palast Del T genannt/ zu sehen.

Vielheit der Werke dieses Künstlers. Hierinn hat auch viel Gemälde nach Julii Carton gemacht und in der Kunst wol zugenommen einer seiner Discipuln, Namens Rinaldo, ein Mantuaner/welcher/ wo er nicht jung gestorben wäre/ ein fürtrefflicher Meister solte worden seyn. Es fiele allzulang/ zu erzehlen/ alle Werke/ die Julius gezeichnet/ gebauet/ gebäßert und gemahlt hat; es ist aber daraus abzunehmen/ daß von ihme gesagt wurde/ er habe das Mantuanische Gebiet so geziert/ verneuert und verbäßert/ daß er wol möchte der Vatter dieses Fürstentums genennet werden/ dann niemalen einiger so überflüßig und rar im Zeichnen gewesen/ worvon die viele in Druck gekommene Sachen zeugen können/ aus denen jederman genug sehen kan/ wie er alles mit seinen nöthigen Umständen zuwegen gebracht. Er baute sich zu Mantua ein schön Haus mit einem schönen Gewölb von stucco, von aussen und innen mit Mahlwerk geziert/ und bekame darein von dem Herzog viele schöne Antiche-Bilder/ als bey welchem er so beliebt ware/ daß es schiene/ als ob er ohne denselben nicht leben möchte/ wurde auch so Seine Besoldung. stattlich besoldet/ daß er mehr als tausend Ducaten das Jahr durch Einkommens hatte. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte P. zu finden. Er starb Anno 1546. und war 54. Jahr alt. Seine Grabschrift ist diese:

Seine Grabschrift.
Romanus moriens secum tres Julius ar-
teis

Abstulit (haud mirum) quatuor unus
erat.

Welches also möchte verteutschet werden:

Der Römisch' Julius nimt mit sich in dem
Sterben

drey schöne Künsten weg/ was wundert
dich nur das ?

Kom'/ und besihe noch im Leben seine
Straß/

Er ists allein/ in dem vier ihren Sitz erwer-
ben.

[Spaltenumbruch] Historie von Sileno. Sachen ausgelassen/ als da Silenus unterhalten von Satyren auf einer Geiß sitzt/ an der zwey Kinder saugen/ weiln er bey Bacchus sich befind/ so an seinen Fuß zwey Tiger hat/ und mit seinem einen Arm auf eine Schenktafel oder Credenz-Tisch sich lainet/ auch auf einer Seiten ein Cameel/ auf der andern aber ein Elephant ist/ welche Credenz halb rund erhoben/ und mit Festonen von grünem Gewächs/ Blumen/ Weintrauben und Blättern bedecket ist. Unter diesen stehen drey Reyhen von guldenen Bechern/ Schalen und andern Geschirr/ auf unterschiedliche Manier von sinnreicher invention, so scheinend und glänzend/ daß sie anzusehen/ als ob sie von purem Gold und Silber gemacht wären/ die geben gnugsame Zeugnis von dem Kunstreichen Geist des Julii: die Historien von Psyche erzehle ich nicht/ weil solche in Kupfer zu sehen.

Die Historie von dem Fall des Icarus. Ferner ist an ein Gewölb gemahlt die Geschicht von dem Fall des Icarus, da ist der Sonnen Wagen mit 4. Pferden in die Verkürzung gemacht/ als welchem Icarus zu nahe gekommen/ daß dardurch seine Flügel zerschmolzen/ und er in das ganz todfärbig Meer herunter gefallen und ertrunken; die Flügel siehet man für Hitz brennen und rauchen. In dem Angesicht Daedali aber sieht man die Traurigkeit natürlich ausgebildet. In Die zwölf Monat. dieser Logie sind von seiner Hand auch die 12. Monaten des Jahrs mit all ihren Actionen. In einem andern Saal/ den er gewölbt und zu seinem Vornehmen bequemlich machen ließ/ mahlte er mitten in das Gewölb den Jupiter in seinen Thron verkürzt/ von unten auf zu sehen/ welcher auf die Der Riesen Himmelsstürmen. Himmel-stürmende Riesen seine Donnerkeile fahren läst/ neben ihme steht seine Gemahlin Juno, die zu der Riesen Untergang den Winden gebeut/ daß sie mit fremden Angesichten grausame Sturme gegen der Erden blasen/ daselbst ist auch Opis, welche mit ihren Löwen und andern Göttern und Göttinnen für des Donners Macht erschrickt/ unter welchen sonderlich wol Venus und Mars gebildet/ der Momus aber zittert mit ausgestreckten Arme/ und zeiget/ wie er fürchte/ daß der Himmel einfallen möchte/ die Gratien und Stunden stehen gleichfalls sehr forchtsam dar. Andere Götter nehmen mit ihren Wägen die Flucht/ der Mond mit Saturnus und Janus wenden sich nach den hellesten Wolken/ um ferne von diesem Sturm zu seyn. Neptunus sucht sich auf seinen Triton mit seinen Delphinen zu steuren. Pallas mit ihren neun Musen stehet ganz außer sich selbst. Pan hält in den armen eine zittrende Nympha, welche scheint/ als ob sie sich vor diesem Brand und Blitzen/ mit welchen der Himmel erfüllet war/ verbergen wolte. Apollo sitzt auf seinem Wagen/ dessen Pferde andere gleichsam anhalten wollen. Bacchus, Silenus und viele Nymphen stehen auch in grosser Forcht. Vulcanus mit einem schweren Hammer auf der Schulter sieht nach dem Hercules, welcher mit Mercurio redet. Dabey auch Pomona, und Vertumnus sehr bestürzt sich befinden. Kurz/ es ist nicht zu erdenken eine schönere Invention und Auszierung/ als diese ist. Neben diesem[Spaltenumbruch] Gewölb auf der Maur seynd die Risen/ die mit Bergen beladen stark hinaufklimmen/ Briareus ligt in einer dunklen Höle/ gleich als mit hohen Bergen überfallen: man siehet auch etliche flüchtige Riesen/ die von dem Blitz getroffen worden. Andere Riesen liegen bedecket von Tempel/Colonnen/ Mauren und andern schweren Steinen/ unter welchen auch begriffen der Schorenstein des Gebäues/ bey welchen Pluto mit seinen magern Pferden durchgezogen/ und mit beygefügten Furien seine Flucht nach dem Centro genommen. Andere von frembder und grosser statur ligen/ als von dem Blitz getroffen/ in unterschiedlichen schönen actionen und Gebärden/ der eine gequetscht/ der ander todt/ mit Bergen und Gebäuden bedeckt/ alle in sehr natürlicher und forchtsamer Gestalt. Einer schaut durch einen Fensterbruch/ und weil er gewahr wird/ daß es so übel hergehet/ eilet er schnell darvon/ als ob ihm alles auf den Hals fallen wolte. Diß alles ist in Mantua, in dem Palast Del T genannt/ zu sehen.

Vielheit der Werke dieses Künstlers. Hierinn hat auch viel Gemälde nach Julii Carton gemacht und in der Kunst wol zugenommen einer seiner Discipuln, Namens Rinaldo, ein Mantuaner/welcher/ wo er nicht jung gestorben wäre/ ein fürtrefflicher Meister solte worden seyn. Es fiele allzulang/ zu erzehlen/ alle Werke/ die Julius gezeichnet/ gebauet/ gebäßert und gemahlt hat; es ist aber daraus abzunehmen/ daß von ihme gesagt wurde/ er habe das Mantuanische Gebiet so geziert/ verneuert und verbäßert/ daß er wol möchte der Vatter dieses Fürstentums genennet werden/ dann niemalen einiger so überflüßig und rar im Zeichnen gewesen/ worvon die viele in Druck gekommene Sachen zeugen können/ aus denen jederman genug sehen kan/ wie er alles mit seinen nöthigen Umständen zuwegen gebracht. Er baute sich zu Mantua ein schön Haus mit einem schönen Gewölb von stucco, von aussen und innen mit Mahlwerk geziert/ und bekame darein von dem Herzog viele schöne Antiche-Bilder/ als bey welchem er so beliebt ware/ daß es schiene/ als ob er ohne denselben nicht leben möchte/ wurde auch so Seine Besoldung. stattlich besoldet/ daß er mehr als tausend Ducaten das Jahr durch Einkommens hatte. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte P. zu finden. Er starb Anno 1546. und war 54. Jahr alt. Seine Grabschrift ist diese:

Seine Grabschrift.
Romanus moriens secum tres Julius ar-
teis

Abstulit (haud mirum) quatuor unus
erat.

Welches also möchte verteutschet werden:

Der Römisch’ Julius nimt mit sich in dem
Sterben

drey schöne Künsten weg/ was wundert
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 114]/0142] Sachen ausgelassen/ als da Silenus unterhalten von Satyren auf einer Geiß sitzt/ an der zwey Kinder saugen/ weiln er bey Bacchus sich befind/ so an seinen Fuß zwey Tiger hat/ und mit seinem einen Arm auf eine Schenktafel oder Credenz-Tisch sich lainet/ auch auf einer Seiten ein Cameel/ auf der andern aber ein Elephant ist/ welche Credenz halb rund erhoben/ und mit Festonen von grünem Gewächs/ Blumen/ Weintrauben und Blättern bedecket ist. Unter diesen stehen drey Reyhen von guldenen Bechern/ Schalen und andern Geschirr/ auf unterschiedliche Manier von sinnreicher invention, so scheinend und glänzend/ daß sie anzusehen/ als ob sie von purem Gold und Silber gemacht wären/ die geben gnugsame Zeugnis von dem Kunstreichen Geist des Julii: die Historien von Psyche erzehle ich nicht/ weil solche in Kupfer zu sehen. Historie von Sileno. Ferner ist an ein Gewölb gemahlt die Geschicht von dem Fall des Icarus, da ist der Sonnen Wagen mit 4. Pferden in die Verkürzung gemacht/ als welchem Icarus zu nahe gekommen/ daß dardurch seine Flügel zerschmolzen/ und er in das ganz todfärbig Meer herunter gefallen und ertrunken; die Flügel siehet man für Hitz brennen und rauchen. In dem Angesicht Daedali aber sieht man die Traurigkeit natürlich ausgebildet. In dieser Logie sind von seiner Hand auch die 12. Monaten des Jahrs mit all ihren Actionen. In einem andern Saal/ den er gewölbt und zu seinem Vornehmen bequemlich machen ließ/ mahlte er mitten in das Gewölb den Jupiter in seinen Thron verkürzt/ von unten auf zu sehen/ welcher auf die Himmel-stürmende Riesen seine Donnerkeile fahren läst/ neben ihme steht seine Gemahlin Juno, die zu der Riesen Untergang den Winden gebeut/ daß sie mit fremden Angesichten grausame Sturme gegen der Erden blasen/ daselbst ist auch Opis, welche mit ihren Löwen und andern Göttern und Göttinnen für des Donners Macht erschrickt/ unter welchen sonderlich wol Venus und Mars gebildet/ der Momus aber zittert mit ausgestreckten Arme/ und zeiget/ wie er fürchte/ daß der Himmel einfallen möchte/ die Gratien und Stunden stehen gleichfalls sehr forchtsam dar. Andere Götter nehmen mit ihren Wägen die Flucht/ der Mond mit Saturnus und Janus wenden sich nach den hellesten Wolken/ um ferne von diesem Sturm zu seyn. Neptunus sucht sich auf seinen Triton mit seinen Delphinen zu steuren. Pallas mit ihren neun Musen stehet ganz außer sich selbst. Pan hält in den armen eine zittrende Nympha, welche scheint/ als ob sie sich vor diesem Brand und Blitzen/ mit welchen der Himmel erfüllet war/ verbergen wolte. Apollo sitzt auf seinem Wagen/ dessen Pferde andere gleichsam anhalten wollen. Bacchus, Silenus und viele Nymphen stehen auch in grosser Forcht. Vulcanus mit einem schweren Hammer auf der Schulter sieht nach dem Hercules, welcher mit Mercurio redet. Dabey auch Pomona, und Vertumnus sehr bestürzt sich befinden. Kurz/ es ist nicht zu erdenken eine schönere Invention und Auszierung/ als diese ist. Neben diesem Gewölb auf der Maur seynd die Risen/ die mit Bergen beladen stark hinaufklimmen/ Briareus ligt in einer dunklen Höle/ gleich als mit hohen Bergen überfallen: man siehet auch etliche flüchtige Riesen/ die von dem Blitz getroffen worden. Andere Riesen liegen bedecket von Tempel/Colonnen/ Mauren und andern schweren Steinen/ unter welchen auch begriffen der Schorenstein des Gebäues/ bey welchen Pluto mit seinen magern Pferden durchgezogen/ und mit beygefügten Furien seine Flucht nach dem Centro genommen. Andere von frembder und grosser statur ligen/ als von dem Blitz getroffen/ in unterschiedlichen schönen actionen und Gebärden/ der eine gequetscht/ der ander todt/ mit Bergen und Gebäuden bedeckt/ alle in sehr natürlicher und forchtsamer Gestalt. Einer schaut durch einen Fensterbruch/ und weil er gewahr wird/ daß es so übel hergehet/ eilet er schnell darvon/ als ob ihm alles auf den Hals fallen wolte. Diß alles ist in Mantua, in dem Palast Del T genannt/ zu sehen. Die Historie von dem Fall des Icarus. Die zwölf Monat. Der Riesen Himmelsstürmen. Hierinn hat auch viel Gemälde nach Julii Carton gemacht und in der Kunst wol zugenommen einer seiner Discipuln, Namens Rinaldo, ein Mantuaner/welcher/ wo er nicht jung gestorben wäre/ ein fürtrefflicher Meister solte worden seyn. Es fiele allzulang/ zu erzehlen/ alle Werke/ die Julius gezeichnet/ gebauet/ gebäßert und gemahlt hat; es ist aber daraus abzunehmen/ daß von ihme gesagt wurde/ er habe das Mantuanische Gebiet so geziert/ verneuert und verbäßert/ daß er wol möchte der Vatter dieses Fürstentums genennet werden/ dann niemalen einiger so überflüßig und rar im Zeichnen gewesen/ worvon die viele in Druck gekommene Sachen zeugen können/ aus denen jederman genug sehen kan/ wie er alles mit seinen nöthigen Umständen zuwegen gebracht. Er baute sich zu Mantua ein schön Haus mit einem schönen Gewölb von stucco, von aussen und innen mit Mahlwerk geziert/ und bekame darein von dem Herzog viele schöne Antiche-Bilder/ als bey welchem er so beliebt ware/ daß es schiene/ als ob er ohne denselben nicht leben möchte/ wurde auch so stattlich besoldet/ daß er mehr als tausend Ducaten das Jahr durch Einkommens hatte. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte P. zu finden. Er starb Anno 1546. und war 54. Jahr alt. Seine Grabschrift ist diese: Vielheit der Werke dieses Künstlers. Seine Besoldung. Romanus moriens secum tres Julius ar- teis Abstulit (haud mirum) quatuor unus erat. Welches also möchte verteutschet werden: Der Römisch’ Julius nimt mit sich in dem Sterben drey schöne Künsten weg/ was wundert dich nur das ? Kom’/ und besihe noch im Leben seine Straß/ Er ists allein/ in dem vier ihren Sitz erwer- ben.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/142>, abgerufen am 27.11.2024.