Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht.

Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben Die Monarchia Julii Caesaris/ daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist.

Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind Seine Werke zu Luca. in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck.

[Spaltenumbruch]

Ist ein guter Copist. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye.

Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn Will nicht um den Vorzug mahlen mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach Florenz/ Stirbt an der Pest. wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi Geburt. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet.

XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone.KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone, in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ Lernet die Kunst von sich selbst. durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Seine Werke zu Udine. Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent, S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern

[Spaltenumbruch] bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht.

Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben Die Monarchia Julii Caesaris/ daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist.

Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind Seine Werke zu Luca. in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck.

[Spaltenumbruch]

Ist ein guter Copist. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye.

Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn Will nicht um den Vorzug mahlen mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach Florenz/ Stirbt an der Pest. wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi Geburt. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet.

XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone.KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone, in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ Lernet die Kunst von sich selbst. durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Seine Werke zu Udine. Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent, S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0130" xml:id="pb-312" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 102]"/><cb/>
bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in <hi rendition="#aq">fresco,</hi> grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName>/ zu deme <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4315">S. Johannes</persName>,</hi> stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild/ weiset/ hinten ruhet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-807 http://d-nb.info/gnd/118558382 http://viaf.org/viaf/48050874">Joseph</persName> auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">HErrn Christum</persName> in sein Grab gebracht.</p>
          <p>Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben <note place="right">Die <hi rendition="#aq">Monarchia <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-628 http://d-nb.info/gnd/118518275 http://viaf.org/viaf/100227925">Julii Caesaris</persName></hi></note>/ daß/ in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-630 http://www.geonames.org/8354622/"><hi rendition="#aq">Mediceischen</hi> Palast</placeName>/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-628 http://d-nb.info/gnd/118518275 http://viaf.org/viaf/100227925">Julio Caesare</persName></hi> machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea del Sarto</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1507 http://d-nb.info/gnd/137011059 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115536 http://viaf.org/viaf/71269413">Francia Bigio</persName>,</hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1535 http://d-nb.info/gnd/118822713 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500008780 http://viaf.org/viaf/110043526">Giacomo da Pantormo</persName>,</hi> welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi>-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-628 http://d-nb.info/gnd/118518275 http://viaf.org/viaf/100227925">Julius Caesar</persName></hi> auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) <hi rendition="#aq">tribut</hi>: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen <hi rendition="#aq">Chamaeleon</hi> haltend/ der sehr fremd anzusehen ist.</p>
          <p>Inzwischen gedachte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> wieder an das Glück/ so er in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000070">Frankreich</placeName> gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">S. Johannes Baptista</persName>,</hi> in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ <choice><sic>verkieff</sic><corr>verliess</corr></choice> er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno <date when="1523">1523</date>. grassirte die Pest zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> gar stark/ weßwegen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> mit Weib und Kind <note place="right">Seine Werke zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-70 http://www.geonames.org/3174530/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006076">Luca</placeName></hi>.</note> in ein <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1869">Nonnen-Closter</placeName> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-70 http://www.geonames.org/3174530/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006076">Luca</placeName></hi> entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName>,</hi> so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen <hi rendition="#aq">affect</hi>en gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2115 http://d-nb.info/gnd/118529862 http://viaf.org/viaf/42629178">Elisabeth</persName>/ und auf ein Tuch das Angesicht <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName>/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine <hi rendition="#aq">Idea</hi> gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck.</p>
          <cb/>
          <p><note place="right">Ist ein guter <hi rendition="#aq">Copist</hi>.</note> Im <hi rendition="#aq">copir</hi>en war er über die massen <hi rendition="#aq">perfect</hi>: Dannenhero/ als der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1381 http://d-nb.info/gnd/119228130 http://viaf.org/viaf/59186552">Herzog von <hi rendition="#aq">Mantua</hi> Friderich</persName>/ einsmals von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-448 http://d-nb.info/gnd/118723510 http://viaf.org/viaf/90633828">Pabst <hi rendition="#aq">Clemens VII</hi>.</persName> das <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-249 http://d-nb.info/gnd/118640437 http://viaf.org/viaf/96579640">Papsts <hi rendition="#aq">Leo</hi></persName> und etlicher Cardinäle/ von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaels</persName></hi> Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea del Sarto</persName> copir</hi>en/ und weil es dem <hi rendition="#aq">original</hi> so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die <hi rendition="#aq">Copia,</hi> das <hi rendition="#aq">original</hi> aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese <hi rendition="#aq">copia</hi> ist von jedermann für das <hi rendition="#aq">original</hi> gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Julio Romano</persName></hi> selbst/ biß demselben der berühmte Mahler <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Giorgio Vasari</persName>,</hi> von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> gemacht/ und also nicht von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaels</persName></hi> Hand seye.</p>
          <p>Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem <hi rendition="#aq">Patron</hi>en desselben ein andere/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1536 http://d-nb.info/gnd/120224682 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500000363">Nicolao Soggi Sansovino</persName></hi> sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> dahin kame/ und gedachten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1536 http://d-nb.info/gnd/120224682 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500000363">Nicolao</persName></hi> schon in Arbeit fande/ der ihn <note place="right">Will nicht um den Vorzug mahlen</note> mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er <hi rendition="#aq">offer</hi>irte aber seinen <hi rendition="#aq">discipel,</hi> mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ <note place="right">Stirbt an der Pest.</note> wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch <hi rendition="#aq">infic</hi>iret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und <date when="1530">1530ten nach Christi Geburt</date>. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4044" type="artificialWork">Sein <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät ist in der <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/302#figure-0302.1">Kupferblatte <hi rendition="#aq">O</hi></ref> gebildet</name>.</p>
          <p><note place="right"><hi rendition="#aq">XLVI.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-82 http://d-nb.info/gnd/118836684 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500008696 http://viaf.org/viaf/79122046"><hi rendition="#aq">GIOANNI ANTONIO LICINIO,</hi> von <hi rendition="#aq">Pordenone</hi></persName>.</note>KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-626 http://www.geonames.org/3170147/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003352">Castell Pordenone</placeName>,</hi> in der Herrschaft <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-627 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008895">Friaul</placeName>,</hi> 25-Meil von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-612 http://www.geonames.org/3165072/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005139">Udine</placeName>,</hi> herfür den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-82 http://d-nb.info/gnd/118836684 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500008696 http://viaf.org/viaf/79122046">ANTONIO LICINIO</persName>,</hi> welcher den Namen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-82 http://d-nb.info/gnd/118836684 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500008696 http://viaf.org/viaf/79122046">PORDENONE</persName></hi> von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ <note place="right">Lernet die Kunst von sich selbst.</note> durch seine natürliche <hi rendition="#aq">inclination</hi> getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1312 http://d-nb.info/gnd/118539469 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500028290 http://viaf.org/viaf/39385864">Giorgion</persName></hi> nach/ die er zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName> unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und <note place="right">Seine Werke zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-612 http://www.geonames.org/3165072/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005139">Udine</placeName></hi>.</note> Oelfarben wol verstunde/ kam er nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-612 http://www.geonames.org/3165072/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005139">Udine</placeName>,</hi> und mahlte in das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-631">Convent</placeName>, </hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1538 http://d-nb.info/gnd/118740504 http://viaf.org/viaf/50020551"><hi rendition="#aq">S.</hi> Peter den Märtyrer</persName>/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 102]/0130] bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht. Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben / daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist. Die Monarchia Julii Caesaris Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck. Seine Werke zu Luca. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye. Ist ein guter Copist. Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach Florenz/ wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi Geburt. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet. Will nicht um den Vorzug mahlen Stirbt an der Pest. KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone, in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent, S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone. Lernet die Kunst von sich selbst. Seine Werke zu Udine.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/130
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/130>, abgerufen am 24.11.2024.