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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] einer Hand ein altes Spiel-instrument, in der andern aber ein Buch haltend/ welche/ als nachsinnend/ ihre Augen gegen den Himmel erhebet/ neben sich aber zwey schöne spielende Kindlein hat. Im dritten Rond ist ein Theologus mit vielen Büchern und zweyen Kindern umgeben: In dem vierdten die Justitia mit ihrer Wag und Schwerdt/ gleichfalls mit zweyen Kindern vergesellschaftet/ und accordiret jeder Ronde auf die Historie/ so an derselben Mauerseite stehet. So sind auch in den Ecken dieses Gewölbs andere schöne Historien von kleinen Bildern/ auf die unten gebildete Historien sich schickende/ mit allerhand Zierrahten und artlichen inventionen erfüllet.

Untenher/ auf der Seite gegen dem Belvedere, Der Parnassus-berg ist der Parnassus-Berg und Helikons Bronnen gemahlet/ um denselben herum ein [...] dicker Lorbeerwald/ in den Aura ein sanftes Windlein scheinet zu schicken: In der Luft fliegen etliche nackende Liebes-Götter/ welche Lorbeerblätter abbrechen/ Kränze binden/ und damit den Berg bestreuen/ die singende Musen bezaubern mit ihrer holdseligen Schönheit die Augen aller Ansehenden. Virgilius, Ovidius, Ennius, Tibullus, Catullus, Propertius und alle fürnehmste Antiche sind daselbst in ihren aus alten Medaglien hervorgesuchten Bildnissen zu sehen/ wie auch nicht weniger alle berühmteste moderne, als der sinnreiche Dantes, der fröliche Petrarcha, der verliebte Boccatio, der artliche Tibaldeus, und andere: Die gelehrte Sappho scheinet/ aus Schamhaftigkeit ihres Geschlechts/ sich von den übrigen ein wenig zu entfernen: Der blinde Homerus singet mit erhobenem Haupt seine Verse/ übrige stehen bey vieren/ sechsen/ oder sonst unterschiedlich zusammen auf dem Berge/ theils schreiben/ andere reden/ etliche dichten/ und zeiget ein jeder in den Geberden seine Geschäffte/ über alle aber ist der Apollo sehr kunstreich gebildet.

Die Disputation über die Hostie und Meß. In eben diesem Zimmer ist auch die Disputation der Gelehrten über die Hostie und Meß gemahlet: Ferner ein Himmel/ darinn Christus die Jungfrau Maria/ S. Johannes Baptista, die Aposteln/ Evangelisten/ und viele Märtyrer/ oberhalb in den Wolcken ist GOtt der Vatter/ den Heil.Geist auf die Schreiber sendend: vier Engel halten die vier Bücher der Evangelisten in der Luft offen/ und sind dabey unterschiedliche Theologi nach dem Leben gebildet/ alles mit solcher Vortreflichkeit/ daß man sich über die Nettigkeit der Gewände/ Natürlichkeit der affecten, Ordnung der Stellungen/ Annehmlichkeit der Gesichter nicht genug verwundern kan/ und mag man wol sagen/ daß Raphael von GOtt die sonderbare Gnad erlanget habe/ alle seine Sachen sehr hold- und liebselig zu machen.

Die Historie von dem Geist- und Weltlichen Recht. Auf einer andern Seite dieses Zimmers / über dem Fenster/ ist Käyser Justinianus, welcher den Doctoren die Käyserliche Recht zu corrigiren übergibt/ über diesen sind zu sehen/ Temperantia: Fortitudo und Prudentia: Gegen über übergibt der Papst den Cardinälen das Geistliche Recht/ und solle der Papst/ Julii, die Cardinäle aber dern/ so damals gelebet/ Contrafäte praesentiren:[Spaltenumbruch] Weil nun diese Werke dem Papst sehr wol gefielen/ ließ er ihn auch die andere Cammer anfangen Zwey Stuck bey S. Maria del Populo. zu mahlen. Bey S. Maria del Populo siehet man/ von seiner Hand/ des Papsts Contrafät mit Oelfarben/ welches so ähnlich solle gewesen seyn/ daß man sich dafür entsetzet hätte: Dabey siehet man noch ein Gemähl/ wie die Jungfrau Maria das Christ-Kindlein mit einem dünnen Tuch zudecket/ bey welcher Joseph in eines alten ehrlichen Mannes Gestalt stehet/ und sich auf einen Stab lehnet/ und werden diese zwey Stücke so hoch gehalten/ daß sie nur an hohen Festtagen gezeiget werden.

Weil zu dieser Zeit Michael Angelo sich von Rom retiriren mussen/ besahe Raphael entzwischen seine angefangene Arbeit/ sich höchlich Zu S. Augustin der Prophet Esaias. über die köstliche Manier und Dapferkeit des Mahlers verwundernd. Darauf machte er zu S. Augustin den Propheten Esaias mit zweyen Kindlein. In des sehr reichen Kaufmanns Augustini Chisi Pallast Eine Galatea. mahlte er eine Galatea, welche von zweyen Delfinen in dem Meer fortgezogen wird/ um sie herum schwimmen allerhand Tritones und Meer-Götter/ und weil dieses Stuck sehr gefällig war/ dingte ihm dieser Kaufmann auch alla S. Maria della Pace, eine Capell. eine Capell alla S. Maria della Pace in fresco zu mahlen an/ worein der Künstler so kunstliche Arbeit gemacht/ daß sie für seine allerbäste gehalten worden/ und ihm grossen Ruhm/ so wol bey seinen Lebzeiten/ als nach seinem Tod erworben hat. Die hohe Altar-Tafel in der Kirche Ara Coeli. Nach diesem verfertigte er für einen Cämmerling des Papsts die hohe Altar-Tafel/ in der Kirche Ara Coeli genannt/ und in dieselbe hinten aus eine schöne Landschaft/ oben in der Luft die Jungfer Maria/ in sehr demütig- und doch anmuhtiger Gestalt/ mit dem Christ-Kindlein auf ihrem Schoß/ so mit ihrem Mantel artlich spielet. Unten stehn Johannes Baptista, aus dessen Gesicht die Aufrichtigkeit seines Gemüts herfür stralet/ S. Franciscus seine Augen in großer Andacht übersich zu der Jungfer Maria erhebend/ dieses thut auch der neben ihm stehende S. Hieronymus, welcher in Cardinals habit mit beyden Händen den knienden und fast lebendig scheinenden Cämmerling aufopfert: Recht unter der Jungfer Maria/ halt ein Kind eine Beyschrift/ und ist so holdselig in allen seinen Gebärden gebildet/ daß es zierlicher nicht seyn könte.

Das miracul, wie einem Priester die Hostie zerschmilzt. Hierauf fuhre er fort die Zimmer des Päpstlichen Palasts zu mahlen/ in dern eine er das miracul bildete/ da einem Meß-haltenden Priester/ wegen seines Unglaubens/ die Hostie zerschmilzt/ der deßwegen ganz schamroht/ sehr erschrocken und gleichsam zitternd aussiehet/ das Meß-Hörende Volk/ unter dem der Papst selbst gecontrafätet ist/ zeiget in unterschiedlichen actionen, den über diese seltsame Geschicht gefassten Schrecken/ unter andern sitzet eine Frau/ mit einem Kind an ihrem Hals/ welche sich gar anmuhtig umsihet/ und einer andern erzehlet/ was dem Priester begegnet: Und weil in die Mauer/ auf welche dieses Gemähl gebildet/ ein Fenster kame/ ordnete er so artlich eine Stiege dahin/ daß es scheinet/ sein Werk könne ohne dieselbe nicht vollkommen seyn.

[Spaltenumbruch] einer Hand ein altes Spiel-instrument, in der andern aber ein Buch haltend/ welche/ als nachsinnend/ ihre Augen gegen den Himmel erhebet/ neben sich aber zwey schöne spielende Kindlein hat. Im dritten Rond ist ein Theologus mit vielen Büchern und zweyen Kindern umgeben: In dem vierdten die Justitia mit ihrer Wag und Schwerdt/ gleichfalls mit zweyen Kindern vergesellschaftet/ und accordiret jeder Ronde auf die Historie/ so an derselben Mauerseite stehet. So sind auch in den Ecken dieses Gewölbs andere schöne Historien von kleinen Bildern/ auf die unten gebildete Historien sich schickende/ mit allerhand Zierrahten und artlichen inventionen erfüllet.

Untenher/ auf der Seite gegen dem Belvedere, Der Parnassus-berg ist der Parnassus-Berg und Helikons Bronnen gemahlet/ um denselben herum ein […] dicker Lorbeerwald/ in den Aura ein sanftes Windlein scheinet zu schicken: In der Luft fliegen etliche nackende Liebes-Götter/ welche Lorbeerblätter abbrechen/ Kränze binden/ und damit den Berg bestreuen/ die singende Musen bezaubern mit ihrer holdseligen Schönheit die Augen aller Ansehenden. Virgilius, Ovidius, Ennius, Tibullus, Catullus, Propertius und alle fürnehmste Antiche sind daselbst in ihren aus alten Medaglien hervorgesuchten Bildnissen zu sehen/ wie auch nicht weniger alle berühmteste moderne, als der sinnreiche Dantes, der fröliche Petrarcha, der verliebte Boccatio, der artliche Tibaldeus, und andere: Die gelehrte Sappho scheinet/ aus Schamhaftigkeit ihres Geschlechts/ sich von den übrigen ein wenig zu entfernen: Der blinde Homerus singet mit erhobenem Haupt seine Verse/ übrige stehen bey vieren/ sechsen/ oder sonst unterschiedlich zusammen auf dem Berge/ theils schreiben/ andere reden/ etliche dichten/ und zeiget ein jeder in den Geberden seine Geschäffte/ über alle aber ist der Apollo sehr kunstreich gebildet.

Die Disputation über die Hostie und Meß. In eben diesem Zimmer ist auch die Disputation der Gelehrten über die Hostie und Meß gemahlet: Ferner ein Himmel/ darinn Christus die Jungfrau Maria/ S. Johannes Baptista, die Aposteln/ Evangelisten/ und viele Märtyrer/ oberhalb in den Wolcken ist GOtt der Vatter/ den Heil.Geist auf die Schreiber sendend: vier Engel halten die vier Bücher der Evangelisten in der Luft offen/ und sind dabey unterschiedliche Theologi nach dem Leben gebildet/ alles mit solcher Vortreflichkeit/ daß man sich über die Nettigkeit der Gewände/ Natürlichkeit der affecten, Ordnung der Stellungen/ Annehmlichkeit der Gesichter nicht genug verwundern kan/ und mag man wol sagen/ daß Raphael von GOtt die sonderbare Gnad erlanget habe/ alle seine Sachen sehr hold- und liebselig zu machen.

Die Historie von dem Geist- und Weltlichen Recht. Auf einer andern Seite dieses Zimmers / über dem Fenster/ ist Käyser Justinianus, welcher den Doctoren die Käyserliche Recht zu corrigiren übergibt/ über diesen sind zu sehen/ Temperantia: Fortitudo und Prudentia: Gegen über übergibt der Papst den Cardinälen das Geistliche Recht/ und solle der Papst/ Julii, die Cardinäle aber dern/ so damals gelebet/ Contrafäte praesentiren:[Spaltenumbruch] Weil nun diese Werke dem Papst sehr wol gefielen/ ließ er ihn auch die andere Cammer anfangen Zwey Stuck bey S. Maria del Populo. zu mahlen. Bey S. Maria del Populo siehet man/ von seiner Hand/ des Papsts Contrafät mit Oelfarben/ welches so ähnlich solle gewesen seyn/ daß man sich dafür entsetzet hätte: Dabey siehet man noch ein Gemähl/ wie die Jungfrau Maria das Christ-Kindlein mit einem dünnen Tuch zudecket/ bey welcher Joseph in eines alten ehrlichen Mannes Gestalt stehet/ und sich auf einen Stab lehnet/ und werden diese zwey Stücke so hoch gehalten/ daß sie nur an hohen Festtagen gezeiget werden.

Weil zu dieser Zeit Michaël Angelo sich von Rom retiriren mussen/ besahe Raphael entzwischen seine angefangene Arbeit/ sich höchlich Zu S. Augustin der Prophet Esaias. über die köstliche Manier und Dapferkeit des Mahlers verwundernd. Darauf machte er zu S. Augustin den Propheten Esaias mit zweyen Kindlein. In des sehr reichen Kaufmanns Augustini Chisi Pallast Eine Galatea. mahlte er eine Galatea, welche von zweyen Delfinen in dem Meer fortgezogen wird/ um sie herum schwimmen allerhand Tritones und Meer-Götter/ und weil dieses Stuck sehr gefällig war/ dingte ihm dieser Kaufmann auch alla S. Maria della Pace, eine Capell. eine Capell alla S. Maria della Pace in fresco zu mahlen an/ worein der Künstler so kunstliche Arbeit gemacht/ daß sie für seine allerbäste gehalten worden/ und ihm grossen Ruhm/ so wol bey seinen Lebzeiten/ als nach seinem Tod erworben hat. Die hohe Altar-Tafel in der Kirche Ara Coeli. Nach diesem verfertigte er für einen Cämmerling des Papsts die hohe Altar-Tafel/ in der Kirche Ara Coeli genannt/ und in dieselbe hinten aus eine schöne Landschaft/ oben in der Luft die Jungfer Maria/ in sehr demütig- und doch anmuhtiger Gestalt/ mit dem Christ-Kindlein auf ihrem Schoß/ so mit ihrem Mantel artlich spielet. Unten stehn Johannes Baptista, aus dessen Gesicht die Aufrichtigkeit seines Gemüts herfür stralet/ S. Franciscus seine Augen in großer Andacht übersich zu der Jungfer Maria erhebend/ dieses thut auch der neben ihm stehende S. Hieronymus, welcher in Cardinals habit mit beyden Händen den knienden und fast lebendig scheinenden Cämmerling aufopfert: Recht unter der Jungfer Maria/ halt ein Kind eine Beyschrift/ und ist so holdselig in allen seinen Gebärden gebildet/ daß es zierlicher nicht seyn könte.

Das miracul, wie einem Priester die Hostie zerschmilzt. Hierauf fuhre er fort die Zimmer des Päpstlichen Palasts zu mahlen/ in dern eine er das miracul bildete/ da einem Meß-haltenden Priester/ wegen seines Unglaubens/ die Hostie zerschmilzt/ der deßwegen ganz schamroht/ sehr erschrocken und gleichsam zitternd aussiehet/ das Meß-Hörende Volk/ unter dem der Papst selbst gecontrafätet ist/ zeiget in unterschiedlichen actionen, den über diese seltsame Geschicht gefassten Schrecken/ unter andern sitzet eine Frau/ mit einem Kind an ihrem Hals/ welche sich gar anmuhtig umsihet/ und einer andern erzehlet/ was dem Priester begegnet: Und weil in die Mauer/ auf welche dieses Gemähl gebildet/ ein Fenster kame/ ordnete er so artlich eine Stiege dahin/ daß es scheinet/ sein Werk könne ohne dieselbe nicht vollkommen seyn.

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          <p><note place="right">Die Historie von dem Geist- und Weltlichen Recht.</note> Auf einer andern Seite dieses <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-561">Zimmers</placeName> / über dem Fenster/ ist <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-198 http://d-nb.info/gnd/11855896X http://viaf.org/viaf/90633546">Käyser <hi rendition="#aq">Justinianus</hi></persName>, welcher den <hi rendition="#aq">Doctoren</hi> die Käyserliche Recht zu <hi rendition="#aq">corrigi</hi>ren übergibt/ über diesen sind zu sehen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1417">Temperantia</persName>: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1419">Fortitudo</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-598">Prudentia</persName></hi>: Gegen über übergibt der Papst den Cardinälen das Geistliche Recht/ und solle der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-352 http://d-nb.info/gnd/118714090 http://viaf.org/viaf/51697938">Papst/ <hi rendition="#aq">Julii</hi></persName>, die Cardinäle aber dern/ so damals gelebet/ <hi rendition="#aq">Contraf</hi>äte <hi rendition="#aq">praesent</hi>iren:<cb/>
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          <p>Weil zu dieser Zeit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName></hi> sich von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> <hi rendition="#aq">retirir</hi>en mussen/ besahe <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphael</persName></hi> entzwischen seine angefangene Arbeit/ sich höchlich <note place="right">Zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-532">S. Augustin</placeName></hi> der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1369 http://d-nb.info/gnd/118639897 http://viaf.org/viaf/72187404">Prophet <hi rendition="#aq">Esaias</hi></persName>.</note> über die köstliche Manier und Dapferkeit des Mahlers verwundernd. Darauf machte er zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-532">S. Augustin</placeName></hi> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1369 http://d-nb.info/gnd/118639897 http://viaf.org/viaf/72187404">Propheten Esaias</persName> mit zweyen Kindlein. In des sehr reichen Kaufmanns <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-571 http://www.geonames.org/6954118/"><hi rendition="#aq">Augustini Chisi</hi> Pallast</placeName> <note place="right">Eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galatea</persName></hi>.</note> mahlte er eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galatea</persName>,</hi> welche von zweyen <hi rendition="#aq">Delfinen</hi> in dem Meer fortgezogen wird/ um sie herum schwimmen allerhand <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135"><hi rendition="#aq">Tritones</hi></persName> und Meer-Götter/ und weil dieses Stuck sehr gefällig war/ dingte ihm dieser Kaufmann auch <note place="right"><hi rendition="#aq">alla <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-533">S. Maria della Pace</placeName>,</hi> eine Capell.</note> eine <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-572">Capell alla S. Maria della Pace</placeName> in fresco</hi> zu mahlen an/ worein der Künstler so kunstliche Arbeit gemacht/ daß sie für seine allerbäste gehalten worden/ und ihm grossen Ruhm/ so wol bey seinen Lebzeiten/ als nach seinem Tod erworben hat. <note place="right">Die hohe Altar-Tafel in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-534">Kirche <hi rendition="#aq">Ara Coeli</hi></placeName>.</note> Nach diesem verfertigte er für einen Cämmerling des Papsts die hohe Altar-Tafel/ in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-534">Kirche <hi rendition="#aq">Ara Coeli</hi></placeName> genannt/ und in dieselbe hinten aus eine schöne Landschaft/ oben in der Luft die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfer Maria</persName>/ in sehr demütig- und doch anmuhtiger Gestalt/ mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christ-Kindlein</persName> auf ihrem Schoß/ so mit ihrem Mantel artlich spielet. Unten stehn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">Johannes Baptista</persName>,</hi> aus dessen Gesicht die Aufrichtigkeit seines Gemüts herfür stralet/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1043 http://d-nb.info/gnd/118534963 http://viaf.org/viaf/87832561">S. Franciscus</persName></hi> seine Augen in großer Andacht übersich zu der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfer Maria</persName> erhebend/ dieses thut auch der neben ihm stehende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">S. Hieronymus</persName>,</hi> welcher in <hi rendition="#aq">Cardinals habit</hi> mit beyden Händen den knienden und fast lebendig scheinenden Cämmerling aufopfert: Recht unter der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfer Maria</persName>/ halt ein Kind eine Beyschrift/ und ist so holdselig in allen seinen Gebärden gebildet/ daß es zierlicher nicht seyn könte.</p>
          <p><note place="right">Das <hi rendition="#aq">miracul,</hi> wie einem Priester die Hostie zerschmilzt.</note> Hierauf fuhre er fort die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-573">Zimmer des Päpstlichen Palasts</placeName> zu mahlen/ in dern eine er das <hi rendition="#aq">miracul</hi> bildete/ da einem Meß-haltenden Priester/ wegen seines Unglaubens/ die Hostie zerschmilzt/ der deßwegen ganz schamroht/ sehr erschrocken und gleichsam zitternd aussiehet/ das Meß-Hörende Volk/ unter dem der Papst selbst <hi rendition="#aq">gecontraf</hi>ätet ist/ zeiget in unterschiedlichen <hi rendition="#aq">actionen,</hi> den über diese seltsame Geschicht gefassten Schrecken/ unter andern sitzet eine Frau/ mit einem Kind an ihrem Hals/ welche sich gar anmuhtig umsihet/ und einer andern erzehlet/ was dem Priester begegnet: Und weil in die Mauer/ auf welche dieses Gemähl gebildet/ ein Fenster kame/ ordnete er so artlich eine Stiege dahin/ daß es scheinet/ sein Werk könne ohne dieselbe nicht vollkommen seyn.</p>
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 94]/0122] einer Hand ein altes Spiel-instrument, in der andern aber ein Buch haltend/ welche/ als nachsinnend/ ihre Augen gegen den Himmel erhebet/ neben sich aber zwey schöne spielende Kindlein hat. Im dritten Rond ist ein Theologus mit vielen Büchern und zweyen Kindern umgeben: In dem vierdten die Justitia mit ihrer Wag und Schwerdt/ gleichfalls mit zweyen Kindern vergesellschaftet/ und accordiret jeder Ronde auf die Historie/ so an derselben Mauerseite stehet. So sind auch in den Ecken dieses Gewölbs andere schöne Historien von kleinen Bildern/ auf die unten gebildete Historien sich schickende/ mit allerhand Zierrahten und artlichen inventionen erfüllet. Untenher/ auf der Seite gegen dem Belvedere, ist der Parnassus-Berg und Helikons Bronnen gemahlet/ um denselben herum ein dicker Lorbeerwald/ in den Aura ein sanftes Windlein scheinet zu schicken: In der Luft fliegen etliche nackende Liebes-Götter/ welche Lorbeerblätter abbrechen/ Kränze binden/ und damit den Berg bestreuen/ die singende Musen bezaubern mit ihrer holdseligen Schönheit die Augen aller Ansehenden. Virgilius, Ovidius, Ennius, Tibullus, Catullus, Propertius und alle fürnehmste Antiche sind daselbst in ihren aus alten Medaglien hervorgesuchten Bildnissen zu sehen/ wie auch nicht weniger alle berühmteste moderne, als der sinnreiche Dantes, der fröliche Petrarcha, der verliebte Boccatio, der artliche Tibaldeus, und andere: Die gelehrte Sappho scheinet/ aus Schamhaftigkeit ihres Geschlechts/ sich von den übrigen ein wenig zu entfernen: Der blinde Homerus singet mit erhobenem Haupt seine Verse/ übrige stehen bey vieren/ sechsen/ oder sonst unterschiedlich zusammen auf dem Berge/ theils schreiben/ andere reden/ etliche dichten/ und zeiget ein jeder in den Geberden seine Geschäffte/ über alle aber ist der Apollo sehr kunstreich gebildet. Der Parnassus-berg In eben diesem Zimmer ist auch die Disputation der Gelehrten über die Hostie und Meß gemahlet: Ferner ein Himmel/ darinn Christus die Jungfrau Maria/ S. Johannes Baptista, die Aposteln/ Evangelisten/ und viele Märtyrer/ oberhalb in den Wolcken ist GOtt der Vatter/ den Heil.Geist auf die Schreiber sendend: vier Engel halten die vier Bücher der Evangelisten in der Luft offen/ und sind dabey unterschiedliche Theologi nach dem Leben gebildet/ alles mit solcher Vortreflichkeit/ daß man sich über die Nettigkeit der Gewände/ Natürlichkeit der affecten, Ordnung der Stellungen/ Annehmlichkeit der Gesichter nicht genug verwundern kan/ und mag man wol sagen/ daß Raphael von GOtt die sonderbare Gnad erlanget habe/ alle seine Sachen sehr hold- und liebselig zu machen. Die Disputation über die Hostie und Meß. Auf einer andern Seite dieses Zimmers / über dem Fenster/ ist Käyser Justinianus, welcher den Doctoren die Käyserliche Recht zu corrigiren übergibt/ über diesen sind zu sehen/ Temperantia: Fortitudo und Prudentia: Gegen über übergibt der Papst den Cardinälen das Geistliche Recht/ und solle der Papst/ Julii, die Cardinäle aber dern/ so damals gelebet/ Contrafäte praesentiren: Weil nun diese Werke dem Papst sehr wol gefielen/ ließ er ihn auch die andere Cammer anfangen zu mahlen. Bey S. Maria del Populo siehet man/ von seiner Hand/ des Papsts Contrafät mit Oelfarben/ welches so ähnlich solle gewesen seyn/ daß man sich dafür entsetzet hätte: Dabey siehet man noch ein Gemähl/ wie die Jungfrau Maria das Christ-Kindlein mit einem dünnen Tuch zudecket/ bey welcher Joseph in eines alten ehrlichen Mannes Gestalt stehet/ und sich auf einen Stab lehnet/ und werden diese zwey Stücke so hoch gehalten/ daß sie nur an hohen Festtagen gezeiget werden. Die Historie von dem Geist- und Weltlichen Recht. Zwey Stuck bey S. Maria del Populo. Weil zu dieser Zeit Michaël Angelo sich von Rom retiriren mussen/ besahe Raphael entzwischen seine angefangene Arbeit/ sich höchlich über die köstliche Manier und Dapferkeit des Mahlers verwundernd. Darauf machte er zu S. Augustin den Propheten Esaias mit zweyen Kindlein. In des sehr reichen Kaufmanns Augustini Chisi Pallast mahlte er eine Galatea, welche von zweyen Delfinen in dem Meer fortgezogen wird/ um sie herum schwimmen allerhand Tritones und Meer-Götter/ und weil dieses Stuck sehr gefällig war/ dingte ihm dieser Kaufmann auch eine Capell alla S. Maria della Pace in fresco zu mahlen an/ worein der Künstler so kunstliche Arbeit gemacht/ daß sie für seine allerbäste gehalten worden/ und ihm grossen Ruhm/ so wol bey seinen Lebzeiten/ als nach seinem Tod erworben hat. Nach diesem verfertigte er für einen Cämmerling des Papsts die hohe Altar-Tafel/ in der Kirche Ara Coeli genannt/ und in dieselbe hinten aus eine schöne Landschaft/ oben in der Luft die Jungfer Maria/ in sehr demütig- und doch anmuhtiger Gestalt/ mit dem Christ-Kindlein auf ihrem Schoß/ so mit ihrem Mantel artlich spielet. Unten stehn Johannes Baptista, aus dessen Gesicht die Aufrichtigkeit seines Gemüts herfür stralet/ S. Franciscus seine Augen in großer Andacht übersich zu der Jungfer Maria erhebend/ dieses thut auch der neben ihm stehende S. Hieronymus, welcher in Cardinals habit mit beyden Händen den knienden und fast lebendig scheinenden Cämmerling aufopfert: Recht unter der Jungfer Maria/ halt ein Kind eine Beyschrift/ und ist so holdselig in allen seinen Gebärden gebildet/ daß es zierlicher nicht seyn könte. Zu S. Augustin der Prophet Esaias. Eine Galatea. alla S. Maria della Pace, eine Capell. Die hohe Altar-Tafel in der Kirche Ara Coeli. Hierauf fuhre er fort die Zimmer des Päpstlichen Palasts zu mahlen/ in dern eine er das miracul bildete/ da einem Meß-haltenden Priester/ wegen seines Unglaubens/ die Hostie zerschmilzt/ der deßwegen ganz schamroht/ sehr erschrocken und gleichsam zitternd aussiehet/ das Meß-Hörende Volk/ unter dem der Papst selbst gecontrafätet ist/ zeiget in unterschiedlichen actionen, den über diese seltsame Geschicht gefassten Schrecken/ unter andern sitzet eine Frau/ mit einem Kind an ihrem Hals/ welche sich gar anmuhtig umsihet/ und einer andern erzehlet/ was dem Priester begegnet: Und weil in die Mauer/ auf welche dieses Gemähl gebildet/ ein Fenster kame/ ordnete er so artlich eine Stiege dahin/ daß es scheinet/ sein Werk könne ohne dieselbe nicht vollkommen seyn. Das miracul, wie einem Priester die Hostie zerschmilzt.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 94]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/122>, abgerufen am 24.11.2024.