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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] des HErrn Christi mit den Phariseern/ gemacht/ welche/ wegen der kunstreichen Zeichnung/ vollkommener manier im coloriren/ und schöner Erhebung/ sehr köstlich geachtet/ und Anno 1536. aufgerichtet worden. In seinem hohen Alter sezte er von der Arbeit gar aus/ und bekame seine Unterhaltung von Herzog Alfonso, sein Bruder aber fuhre nach seinem Tod fort/ und nehrte sich ehrlich und wol mit seiner Kunst.

XXXIX. BRAMANTE D' URBINO, Baumeister.DEr fürtreffliche Baumeister BRAMANTE, war gebohren im Castell Durante, unweit von Urbino, von zwar dürftigen/ jedoch tugendsamen ehrlichen Eltern/ die ihn in den ersten Jahren im Lesen und Schreiben unterrichten ließen/ neben welchem er sich im Rechnen stark übte/ und weil sein Vatter seine Begierde zu der Zeichen-Kunst merkte/ verdingte er ihn in die Lehr zu Bartholomeo, sonsten fra Carnovale benamet/ bey dem er jedoch nicht lang bliebe/ indem er mehr Lust zur Bau- als Mahl-Kunst bey sich merkte/ sondern wieder nach Castell Durante kehrte/ um von dar in die Lombardi zu reissen/ und die zu seinem Vorhaben dienliche Werke zu besichtigen/ wie er dann auch gethan; Auf solcher seiner Reiß aber fasste er einen Muht/ und zielte nach der höchsten Vollkommenheit/ zohe derhalben nach Meyland/ wo der berühmte Feldmesser und Baumeister Caesar Caesarinus ware/ der eben einen tractat über den Vitruvium schriebe/ und da er die gehofte Belohnung nicht erhielte/ ganz rasend wurde/ auch in solcher Raserey/ als ein unvernünftiges Vieh/ dahin starbe. Von diesem hatte Bramante etliche Kunstgriff erlernet/ und weil er nun merkliche Bäßerung in der Kunst bey sich befande/ zog er in dem Jubel-Jahr/ Anno 1500. nach Rom/ allwo ihme zwar alsobald das Stamm-Wappen Alexandri VI. auf die Porte zu S. Johann in Laterano zu machen/ aufgetragen wurde/ weil er aber damals bey Geld (das er theils in der Lombardi, theils zu Rom mit seiner Arbeit verdienet hatte) war/ schlug er solches höflich ab/ Willens/ in stiller Einsamkeit/ alle alte Römische fabrichen und Gebäude abzuzeichnen/ und zu seinem Nutzen bey zu legen/ welches er auch in kurzer Zeit zu Rom/ Neapel/ Tivoli, alla Villa Ariadna, und an mehr Orten gethan.

Es wolte aber zu Neapel seine Kunst sich nicht so verbergen lassen/ daß der Cardinal daselbst nichts darvon solte vernommen haben; auf dessen Seine Werke zu Neapel. Begehren unser Bramante das Closter a frati della Pace herrlich aufgeführet: So wurde auch/ nach seiner Zeichnung/ der Palast Adriani Corneti in borgo nuovo, und der Zusatz der Capellen di S. Maria del Popolo erbauet: Und weil dieses Künstlers Ruhm mit diesen Gebäuden in die Höhe gestiegen/ und seine Wissenschaft nun inn- und auserhalb gepreiset wurde/ beschriebe ihn/ im Zu Rom. Jahr 1503. Julius II. nach Rom/ um den Ort zwischen dem Belvedere und Palast einzufassen/ und durch einen gevierdten Bau zu machen/ daß man aus dem Palast/ durch das Thal/ ins Belvedere kommen könte/ welches Bramante mit großem Verstand ins Werk gerichtet/ indem er zwey logien über einander gesezt/ eine auf Dorische/[Spaltenumbruch] dem Savelischen Colossaeo nicht ungleiche Art/ die andere auf Jonische Manier. An der Facciata dieses Baues hat er/ zu Entdeckung des Seine Hieroglyphica; Papsts und seines Namens/ unter die Zierrahten etliche Hieroglyphica gebracht/ als namlich/ an statt des Namens Julii II. Pontif. Max. machte er in profil das Haupt Julii Caesaris, so Julius bedeuten solte/ darnach eine Bruck mit zweyen Bögen/ zielend auf Pont. II. noch eine viereckichte zugespizte Säule/ welche das Wort Massimo bedeuten solte; Eben wie ehmals zu Viterbo der Baumeister einer Porten/ seinen Namen/ Francesco Architettore entdecken wollen/ in der Ausbildung S. Francisci , eines Bogens mit einem Tach und eines Thurns/ welches in Italienischer Sprach arco, tetto und torre heisset/ und also Francesco Architettore heraus kommt. Hochgemeldtem Papst gefielen/ neben der herrlichen structur, diese inventiones wol/ und ist nichts mehr zu bedauren/ als daß/ für Vollendung gedachten Baues/ derselbe den Bau der Welt/ und zugleich diesen Künstler verlassen/ sonsten solte wol über die Herrlichkeit dieses schönen Werks ganz Rom genug zu verwundern gehabt haben.

und Küchenbau. A S. Pietro Montorio setzte er/ neben das Closter eine Kirche/ so schön und proportionirlich/ daß es schad ist/ daß das Closter nicht auch von ihme/ oder doch nach seiner Zeichnung erbauet ist. Gleichfalls hat er die Zeichnung gemacht zu der Kirche di S. Maria da Loretto, welche nachmals Andrea Sansovinus verfärtiget. Nachdem er nun diese und noch mehrere Palläste und Kirchen in Rom gezeichnet/ oder aufgeführet/ und seine Kunst dem Päpstlichen Stul wol gefiele/ wuchs ihme der Muht so hoch/ daß er sich unterstunde/ den großen Päpstlichen Pallast anderst und zierlicher anzugeben/ worvon er albereit die Zeichnungen verfärtiget: So beglaubte er auch durch vorgezeigte Visirungen/ daß der schöne Bau von S. Peter Kirchen viel herrlicher könte aufgeführet werden/ wie er dann mit zweyen künstlichen Glocken-Thürnen die facciata derselben gezieret/ und dardurch den Pabst angereitzet/ daß er den halben Theil der Kirche niderreissen lassen/ willens einen solchen Bau aufzurichten/ daß man von dergleichen niemals solle gehört/ oder gesehen haben. Bramante legte darauf mit gewohnlicher Geschwindigkeit den Grund/ führte noch bey Lebzeiten des Pabsts die Kirche auf/ biß zu Ende des Gewölbs/ wo die vier Pilastri durch einen Bogen zusammen gefügt werden/ ließ auch ferner mit der Haupt-Capell fortfahren/ biß dahin/ wo des Königs in Franckreich Capell ist/ hie endete nun dieser fürtrefliche Künstler/ mit 70jährigem Alter/ sein Leben/ und wurde/ mit höchstem betrauren des ganzen Römischen Hofs/ und aller Bau- und Bild-Künstlere in S. Peters Kirchen prächtig begraben/ im Jahr Christi 1514. Obgemeldter Kirchen-Bau aber wurde/ nach seinem Tod/vonMichael Angelo Bonarotti fortgefuhret.

Sein humor. Es ware dieser Bramante sehr lustigen humors, freute sich/ wann er seinem Nechsten dienen konte/ gienge gern mit verständigen und Kunstliebenden Leuten um/ absonderlich mit dem berühmten

[Spaltenumbruch] des HErrn Christi mit den Phariseern/ gemacht/ welche/ wegen der kunstreichen Zeichnung/ vollkommener manier im coloriren/ und schöner Erhebung/ sehr köstlich geachtet/ und Anno 1536. aufgerichtet worden. In seinem hohen Alter sezte er von der Arbeit gar aus/ und bekame seine Unterhaltung von Herzog Alfonso, sein Bruder aber fuhre nach seinem Tod fort/ und nehrte sich ehrlich und wol mit seiner Kunst.

XXXIX. BRAMANTE D’ URBINO, Baumeister.DEr fürtreffliche Baumeister BRAMANTE, war gebohren im Castell Durante, unweit von Urbino, von zwar dürftigen/ jedoch tugendsamen ehrlichen Eltern/ die ihn in den ersten Jahren im Lesen und Schreiben unterrichten ließen/ neben welchem er sich im Rechnen stark übte/ und weil sein Vatter seine Begierde zu der Zeichen-Kunst merkte/ verdingte er ihn in die Lehr zu Bartholomeo, sonsten fra Carnovale benamet/ bey dem er jedoch nicht lang bliebe/ indem er mehr Lust zur Bau- als Mahl-Kunst bey sich merkte/ sondern wieder nach Castell Durante kehrte/ um von dar in die Lombardi zu reissen/ und die zu seinem Vorhaben dienliche Werke zu besichtigen/ wie er dann auch gethan; Auf solcher seiner Reiß aber fasste er einen Muht/ und zielte nach der höchsten Vollkommenheit/ zohe derhalben nach Meyland/ wo der berühmte Feldmesser und Baumeister Caesar Caesarinus ware/ der eben einen tractat über den Vitruvium schriebe/ und da er die gehofte Belohnung nicht erhielte/ ganz rasend wurde/ auch in solcher Raserey/ als ein unvernünftiges Vieh/ dahin starbe. Von diesem hatte Bramante etliche Kunstgriff erlernet/ und weil er nun merkliche Bäßerung in der Kunst bey sich befande/ zog er in dem Jubel-Jahr/ Anno 1500. nach Rom/ allwo ihme zwar alsobald das Stamm-Wappen Alexandri VI. auf die Porte zu S. Johann in Laterano zu machen/ aufgetragen wurde/ weil er aber damals bey Geld (das er theils in der Lombardi, theils zu Rom mit seiner Arbeit verdienet hatte) war/ schlug er solches höflich ab/ Willens/ in stiller Einsamkeit/ alle alte Römische fabrichen und Gebäude abzuzeichnen/ und zu seinem Nutzen bey zu legen/ welches er auch in kurzer Zeit zu Rom/ Neapel/ Tivoli, alla Villa Ariadna, und an mehr Orten gethan.

Es wolte aber zu Neapel seine Kunst sich nicht so verbergen lassen/ daß der Cardinal daselbst nichts darvon solte vernommen haben; auf dessen Seine Werke zu Neapel. Begehren unser Bramante das Closter à frati della Pace herrlich aufgeführet: So wurde auch/ nach seiner Zeichnung/ der Palast Adriani Corneti in borgo nuovo, und der Zusatz der Capellen di S. Maria del Popolo erbauet: Und weil dieses Künstlers Ruhm mit diesen Gebäuden in die Höhe gestiegen/ und seine Wissenschaft nun inn- und auserhalb gepreiset wurde/ beschriebe ihn/ im Zu Rom. Jahr 1503. Julius II. nach Rom/ um den Ort zwischen dem Belvedere und Palast einzufassen/ und durch einen gevierdten Bau zu machen/ daß man aus dem Palast/ durch das Thal/ ins Belvedere kommen könte/ welches Bramante mit großem Verstand ins Werk gerichtet/ indem er zwey logien über einander gesezt/ eine auf Dorische/[Spaltenumbruch] dem Savelischen Colossaeo nicht ungleiche Art/ die andere auf Jonische Manier. An der Facciata dieses Baues hat er/ zu Entdeckung des Seine Hieroglyphica; Papsts und seines Namens/ unter die Zierrahten etliche Hieroglyphica gebracht/ als namlich/ an statt des Namens Julii II. Pontif. Max. machte er in profil das Haupt Julii Caesaris, so Julius bedeuten solte/ darnach eine Bruck mit zweyen Bögen/ zielend auf Pont. II. noch eine viereckichte zugespizte Säule/ welche das Wort Massimo bedeuten solte; Eben wie ehmals zu Viterbo der Baumeister einer Porten/ seinen Namen/ Francesco Architettore entdecken wollen/ in der Ausbildung S. Francisci , eines Bogens mit einem Tach und eines Thurns/ welches in Italienischer Sprach arco, tetto und torre heisset/ und also Francesco Architettore heraus kommt. Hochgemeldtem Papst gefielen/ neben der herrlichen structur, diese inventiones wol/ und ist nichts mehr zu bedauren/ als daß/ für Vollendung gedachten Baues/ derselbe den Bau der Welt/ und zugleich diesen Künstler verlassen/ sonsten solte wol über die Herrlichkeit dieses schönen Werks ganz Rom genug zu verwundern gehabt haben.

und Küchenbau. A S. Pietro Montorio setzte er/ neben das Closter eine Kirche/ so schön und proportionirlich/ daß es schad ist/ daß das Closter nicht auch von ihme/ oder doch nach seiner Zeichnung erbauet ist. Gleichfalls hat er die Zeichnung gemacht zu der Kirche di S. Maria da Loretto, welche nachmals Andrea Sansovinus verfärtiget. Nachdem er nun diese und noch mehrere Palläste und Kirchen in Rom gezeichnet/ oder aufgeführet/ und seine Kunst dem Päpstlichen Stul wol gefiele/ wuchs ihme der Muht so hoch/ daß er sich unterstunde/ den großen Päpstlichen Pallast anderst und zierlicher anzugeben/ worvon er albereit die Zeichnungen verfärtiget: So beglaubte er auch durch vorgezeigte Visirungen/ daß der schöne Bau von S. Peter Kirchen viel herrlicher könte aufgeführet werden/ wie er dann mit zweyen künstlichen Glocken-Thürnen die facciata derselben gezieret/ und dardurch den Pabst angereitzet/ daß er den halben Theil der Kirche niderreissen lassen/ willens einen solchen Bau aufzurichten/ daß man von dergleichen niemals solle gehört/ oder gesehen haben. Bramante legte darauf mit gewohnlicher Geschwindigkeit den Grund/ führte noch bey Lebzeiten des Pabsts die Kirche auf/ biß zu Ende des Gewölbs/ wo die vier Pilastri durch einen Bogen zusammen gefügt werden/ ließ auch ferner mit der Haupt-Capell fortfahren/ biß dahin/ wo des Königs in Franckreich Capell ist/ hie endete nun dieser fürtrefliche Künstler/ mit 70jährigem Alter/ sein Leben/ und wurde/ mit höchstem betrauren des ganzen Römischen Hofs/ und aller Bau- und Bild-Künstlere in S. Peters Kirchen prächtig begraben/ im Jahr Christi 1514. Obgemeldter Kirchen-Bau aber wurde/ nach seinem Tod/vonMichael Angelo Bonarotti fortgefuhret.

Sein humor. Es ware dieser Bramante sehr lustigen humors, freute sich/ wann er seinem Nechsten dienen konte/ gienge gern mit verständigen und Kunstliebenden Leuten um/ absonderlich mit dem berühmten

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 89]/0115] des HErrn Christi mit den Phariseern/ gemacht/ welche/ wegen der kunstreichen Zeichnung/ vollkommener manier im coloriren/ und schöner Erhebung/ sehr köstlich geachtet/ und Anno 1536. aufgerichtet worden. In seinem hohen Alter sezte er von der Arbeit gar aus/ und bekame seine Unterhaltung von Herzog Alfonso, sein Bruder aber fuhre nach seinem Tod fort/ und nehrte sich ehrlich und wol mit seiner Kunst. DEr fürtreffliche Baumeister BRAMANTE, war gebohren im Castell Durante, unweit von Urbino, von zwar dürftigen/ jedoch tugendsamen ehrlichen Eltern/ die ihn in den ersten Jahren im Lesen und Schreiben unterrichten ließen/ neben welchem er sich im Rechnen stark übte/ und weil sein Vatter seine Begierde zu der Zeichen-Kunst merkte/ verdingte er ihn in die Lehr zu Bartholomeo, sonsten fra Carnovale benamet/ bey dem er jedoch nicht lang bliebe/ indem er mehr Lust zur Bau- als Mahl-Kunst bey sich merkte/ sondern wieder nach Castell Durante kehrte/ um von dar in die Lombardi zu reissen/ und die zu seinem Vorhaben dienliche Werke zu besichtigen/ wie er dann auch gethan; Auf solcher seiner Reiß aber fasste er einen Muht/ und zielte nach der höchsten Vollkommenheit/ zohe derhalben nach Meyland/ wo der berühmte Feldmesser und Baumeister Caesar Caesarinus ware/ der eben einen tractat über den Vitruvium schriebe/ und da er die gehofte Belohnung nicht erhielte/ ganz rasend wurde/ auch in solcher Raserey/ als ein unvernünftiges Vieh/ dahin starbe. Von diesem hatte Bramante etliche Kunstgriff erlernet/ und weil er nun merkliche Bäßerung in der Kunst bey sich befande/ zog er in dem Jubel-Jahr/ Anno 1500. nach Rom/ allwo ihme zwar alsobald das Stamm-Wappen Alexandri VI. auf die Porte zu S. Johann in Laterano zu machen/ aufgetragen wurde/ weil er aber damals bey Geld (das er theils in der Lombardi, theils zu Rom mit seiner Arbeit verdienet hatte) war/ schlug er solches höflich ab/ Willens/ in stiller Einsamkeit/ alle alte Römische fabrichen und Gebäude abzuzeichnen/ und zu seinem Nutzen bey zu legen/ welches er auch in kurzer Zeit zu Rom/ Neapel/ Tivoli, alla Villa Ariadna, und an mehr Orten gethan. XXXIX. BRAMANTE D’ URBINO, Baumeister. Es wolte aber zu Neapel seine Kunst sich nicht so verbergen lassen/ daß der Cardinal daselbst nichts darvon solte vernommen haben; auf dessen Begehren unser Bramante das Closter à frati della Pace herrlich aufgeführet: So wurde auch/ nach seiner Zeichnung/ der Palast Adriani Corneti in borgo nuovo, und der Zusatz der Capellen di S. Maria del Popolo erbauet: Und weil dieses Künstlers Ruhm mit diesen Gebäuden in die Höhe gestiegen/ und seine Wissenschaft nun inn- und auserhalb gepreiset wurde/ beschriebe ihn/ im Jahr 1503. Julius II. nach Rom/ um den Ort zwischen dem Belvedere und Palast einzufassen/ und durch einen gevierdten Bau zu machen/ daß man aus dem Palast/ durch das Thal/ ins Belvedere kommen könte/ welches Bramante mit großem Verstand ins Werk gerichtet/ indem er zwey logien über einander gesezt/ eine auf Dorische/ dem Savelischen Colossaeo nicht ungleiche Art/ die andere auf Jonische Manier. An der Facciata dieses Baues hat er/ zu Entdeckung des Papsts und seines Namens/ unter die Zierrahten etliche Hieroglyphica gebracht/ als namlich/ an statt des Namens Julii II. Pontif. Max. machte er in profil das Haupt Julii Caesaris, so Julius bedeuten solte/ darnach eine Bruck mit zweyen Bögen/ zielend auf Pont. II. noch eine viereckichte zugespizte Säule/ welche das Wort Massimo bedeuten solte; Eben wie ehmals zu Viterbo der Baumeister einer Porten/ seinen Namen/ Francesco Architettore entdecken wollen/ in der Ausbildung S. Francisci , eines Bogens mit einem Tach und eines Thurns/ welches in Italienischer Sprach arco, tetto und torre heisset/ und also Francesco Architettore heraus kommt. Hochgemeldtem Papst gefielen/ neben der herrlichen structur, diese inventiones wol/ und ist nichts mehr zu bedauren/ als daß/ für Vollendung gedachten Baues/ derselbe den Bau der Welt/ und zugleich diesen Künstler verlassen/ sonsten solte wol über die Herrlichkeit dieses schönen Werks ganz Rom genug zu verwundern gehabt haben. Seine Werke zu Neapel. Zu Rom. Seine Hieroglyphica; A S. Pietro Montorio setzte er/ neben das Closter eine Kirche/ so schön und proportionirlich/ daß es schad ist/ daß das Closter nicht auch von ihme/ oder doch nach seiner Zeichnung erbauet ist. Gleichfalls hat er die Zeichnung gemacht zu der Kirche di S. Maria da Loretto, welche nachmals Andrea Sansovinus verfärtiget. Nachdem er nun diese und noch mehrere Palläste und Kirchen in Rom gezeichnet/ oder aufgeführet/ und seine Kunst dem Päpstlichen Stul wol gefiele/ wuchs ihme der Muht so hoch/ daß er sich unterstunde/ den großen Päpstlichen Pallast anderst und zierlicher anzugeben/ worvon er albereit die Zeichnungen verfärtiget: So beglaubte er auch durch vorgezeigte Visirungen/ daß der schöne Bau von S. Peter Kirchen viel herrlicher könte aufgeführet werden/ wie er dann mit zweyen künstlichen Glocken-Thürnen die facciata derselben gezieret/ und dardurch den Pabst angereitzet/ daß er den halben Theil der Kirche niderreissen lassen/ willens einen solchen Bau aufzurichten/ daß man von dergleichen niemals solle gehört/ oder gesehen haben. Bramante legte darauf mit gewohnlicher Geschwindigkeit den Grund/ führte noch bey Lebzeiten des Pabsts die Kirche auf/ biß zu Ende des Gewölbs/ wo die vier Pilastri durch einen Bogen zusammen gefügt werden/ ließ auch ferner mit der Haupt-Capell fortfahren/ biß dahin/ wo des Königs in Franckreich Capell ist/ hie endete nun dieser fürtrefliche Künstler/ mit 70jährigem Alter/ sein Leben/ und wurde/ mit höchstem betrauren des ganzen Römischen Hofs/ und aller Bau- und Bild-Künstlere in S. Peters Kirchen prächtig begraben/ im Jahr Christi 1514. Obgemeldter Kirchen-Bau aber wurde/ nach seinem Tod/vonMichael Angelo Bonarotti fortgefuhret. und Küchenbau. Es ware dieser Bramante sehr lustigen humors, freute sich/ wann er seinem Nechsten dienen konte/ gienge gern mit verständigen und Kunstliebenden Leuten um/ absonderlich mit dem berühmten Sein humor.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/115>, abgerufen am 24.11.2024.