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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Anghiarii, die Abnehmung Christi vom Creutz.

Seine Fehler. Er wäre in der Kunst noch höher kommen/ nicht wenig befördert durch die gute Kundschaft mit dem fürtrefflichen Künstler Andrea del Sarto, wofern er nicht mehr auf Gewinn/ als auf mühsame Zierlichkeit gehalten/ auch sich an den Wollüsten und Eitelkeiten/ denen er sehr ergeben ware/ Versteht sehr wol die Austheilung der Farben. abgebrochen hätte. Er möchte aber wol allein wegen großer Wissenschaft/ in Austheilung der Farben/ unter die berühmteste Meister gesetzet/ und mit einem sonderbarem Lob verehret werden. Endlich stirbt er im 52sten Jahr seines Alters/ im 1527. nach Christi Geburt/ und zeiget seine Bildnis die Kupferblatte N.

XXXV. ANDREA DA FIESOLE, Bildhauer und Baumeister.GLeichwie bey einem verständigen Mahler seyn muß die Wissenschaft der Farben: also müß bey einem Bildhauer seyn die Wissenschaft des Grabeisens und der Meisel: Daher geschieht es/ daß manche aus Stein trefflich wol/ aus Erden aber nichts arbeiten können/ andere aber schöne Bilder aus Erden/ und nichts aus Stein zuwegen bringen: Ja es sind viel/ die in der Zeichen-Kunst gar nichts verstehen/ und dannoch mit dem Meisel fürtreffliche Arbeit verrichten/ bloß aus einer ihnen eingebildeten idea, welche sie durch vielfältige Ubung zuwegen bringen. Dessen gibt ein gutes exempel der berühmte Bildhauer ANDREA DI PIERO DI MARCO FERRUCCI, Bildhauer/ welcher den ersten Grund in der Bildhauerey bey Francesco Simone Ferrucci ergriffen/ und anfangs zwar nur Laubwerk zu bilden Arbeitet aus bloser practic. erlernet/ durch stete Ubung aber so weit kommen ist/ daß er sich auch mit färtiger Hand an die Bilder und figuren gewagt/ und darinn Michael Maini, dem kunstreichen Meister des H. Sebastians, in dem Tempel della Minerva zu Rom/ ämsig nachgeahmet hat.

Seine Werke. Er wurde nach Imola beruffen/ die Capell der unschuldigen Kinder daselbst in Stein zu verfärtigen/ mit welcher Arbeit er sich einen großen Ruhm erworben/ so/ daß dardurch Antonio Georgio Settignano, der Baumeister des Königs Ferrante von Neapoli, ihn dahin erfordert/ allwo er auch an vielen Orten/ absonderlich aber in dem Castell S. Martino, viel Arbeit verfärtiget: Weil aber die Neapolitanische Luft ihm nicht anstehen wolte/ begab er sich/ nach des obgemeldten Antonio Tod/ wieder in das Florentinische Gebiet/ und machte zu Pistoia, in die Kirche zu S. Giacomo, aus Marmor die Capell der Tauff Christi/ in welcher der Taufstein absonderlich wol/ die facciata auch mit großer Zierde ausgebildet worden/ als an welcher in Lebens größe die Tauff Christi/ von S. Gioanni Baptista verrichtet/ zu sehen.

Ferner machte er in das Bischoffliche Stift eine schöne/ und mit verschiedlichen figuren gezierte Tafel/ und nachdem er allenthalben einen guten Ruff erlangt/ wurde ihm von Julio Cardinale de Medices, eine statue eines Apostels/ vier Elen hoch zu bilden/ aufgetragen/ indeme übrige 11. von den fürnehmsten Künstlern selbiger Zeit/ nämlich Benedetto Maiano, Giacomo Sansovino,[Spaltenumbruch] Baccio Bandinelli, und Michael Angelo Bonaroti, gemacht/ und nachgehends in die Kirche alla. S. Maria Majore in Florenz/ wo auch die 12. Apostel von Lorenzo Bicci abgemahlet stunden/ gesezt worden/ in welche Kirche er nachmals noch viel gearbeitet/ auch den Kopf Marsilii Ficini, auf die Porte des Canonicats gemacht hat. Von seiner Hand wurde auch ein Marmorsteinerner Bronnen/ und auch ein Sark biß in Ungarn geschikt/ nach Volterra aber zween große Engel aus eben dieser materi: So ist auch ein schönes hölzernes Crucifix in der H. Felicitas Kirche zu sehen/ welches er gemacht. In der Bau-Kunst hat er sich gleichfals geübet/ und darin den Manghone Scarpellino informiret/ welcher nachmals viele herrliche Paläste in Rom aufgeführet. Zulezt/ als er gar alt worden/ arbeitete er nur an Quater-Stücken/ und suchte/ wie er möchte ruhig und lobwürdig sein Leben beschliessen/ dannenhero/ als ihme die Frau Antonia Vespucci ihres Eh-Herrn Antonio Strozzi Begräbnis angedinget/ ließ er die meiste Arbeit den Maso Boscoli, und den Silvio Cosini, von dem wir iezo hören werden/ machen/ er aber selbst starb um das Jahr Christi 1522. Sein Conterfät steht in der Kupferblatten N. Ob man nun wol an allen dieses Künstlers Werken Sein Fehler und Lob. sahe/ daß seine Arbeit nicht nach gewißen Kunst-Regeln gerichtet/ sondern nur in einer bloßen practic bestunde/ konte man doch darbey spüren eine sonderbar-zierliche Färtigkeit/ und annehmliche Lieblichkeit/ welche/ wann sie wären vergesellschaft gewesen mit der Wissenschaft einer guten Zeichnung/ würde er die fürtrefflichste Künstlere übertroffen haben/ als welche zwar in der Zeichen-Kunst wol erfahren waren/ im Aushauen aber selbst dieses Künstlers Vollkommenheit nicht erreichen konten.

XXXVI. SILVIO COSINI, Bildhauer von Fiesole.ES hatte SILVIO COSINI, Bildhauer von Fiesole, gelernet bey Andrea Ferrucci, und ist sehr gut worden in bizzaria delle grotesche, oder zierlichen Schnackereyen/ wie zu sehen in der Sacristey des Michael Angelo Bonaroti, an etlichen Capitälen/ Grabsteinen und Gesemsen/ welche mit schönen und zierlichen mascherinen so wol durchgraben/ daß sie unmöglich zierlicher hätten mögen gemacht werden/ weßwegen Seine Werke. ihm gedachter Michael noch etliche trophaea zu verfärtigen gegeben. In die Kirche alla S. Maria Novella hat er für die Minerbetti eine Begräbnis/ mit Schilden/ Helmen und andern Waffen ausgezieret/ sehr fleißig gemacht; Zu Pisa einen Engel neben den hochen Altar/ deme zu Tribolo so ähnlich/ daß sie von einer Hand her zu kommen schienen: In die Kirche di monte Nero, unweit von Livorno, ein Täfelein mit zweyen figuren: Zu Volterra die Begräbnis des berühmten Raphaels Volaterrani, den er nach dem Leben auf den Sark gebildet. Ferner hat er in Marmor gehauen das Haupt des Nicola Coponi in Castel nuovo della Garfagna.

Ist gar aberglaubisch. Indem er zu Pisa sich häußlich nidergelassen/ und in die barmherzige Brüderschaft begeben hatte/ nahm er einsmals bey Nacht-Zeit einen maleficanten

[Spaltenumbruch] Anghiarii, die Abnehmung Christi vom Creutz.

Seine Fehler. Er wäre in der Kunst noch höher kommen/ nicht wenig befördert durch die gute Kundschaft mit dem fürtrefflichen Künstler Andrea del Sarto, wofern er nicht mehr auf Gewinn/ als auf mühsame Zierlichkeit gehalten/ auch sich an den Wollüsten und Eitelkeiten/ denen er sehr ergeben ware/ Versteht sehr wol die Austheilung der Farben. abgebrochen hätte. Er möchte aber wol allein wegen großer Wissenschaft/ in Austheilung der Farben/ unter die berühmteste Meister gesetzet/ und mit einem sonderbarem Lob verehret werden. Endlich stirbt er im 52sten Jahr seines Alters/ im 1527. nach Christi Geburt/ und zeiget seine Bildnis die Kupferblatte N.

XXXV. ANDREA DA FIESOLE, Bildhauer und Baumeister.GLeichwie bey einem verständigen Mahler seyn muß die Wissenschaft der Farben: also müß bey einem Bildhauer seyn die Wissenschaft des Grabeisens und der Meisel: Daher geschieht es/ daß manche aus Stein trefflich wol/ aus Erden aber nichts arbeiten können/ andere aber schöne Bilder aus Erden/ und nichts aus Stein zuwegen bringen: Ja es sind viel/ die in der Zeichen-Kunst gar nichts verstehen/ und dannoch mit dem Meisel fürtreffliche Arbeit verrichten/ bloß aus einer ihnen eingebildeten idea, welche sie durch vielfältige Ubung zuwegen bringen. Dessen gibt ein gutes exempel der berühmte Bildhauer ANDREA DI PIERO DI MARCO FERRUCCI, Bildhauer/ welcher den ersten Grund in der Bildhauerey bey Francesco Simone Ferrucci ergriffen/ und anfangs zwar nur Laubwerk zu bilden Arbeitet aus bloser practic. erlernet/ durch stete Ubung aber so weit kommen ist/ daß er sich auch mit färtiger Hand an die Bilder und figuren gewagt/ und darinn Michaël Maini, dem kunstreichen Meister des H. Sebastians, in dem Tempel della Minerva zu Rom/ ämsig nachgeahmet hat.

Seine Werke. Er wurde nach Imola beruffen/ die Capell der unschuldigen Kinder daselbst in Stein zu verfärtigen/ mit welcher Arbeit er sich einen großen Ruhm erworben/ so/ daß dardurch Antonio Georgio Settignano, der Baumeister des Königs Ferrante von Neapoli, ihn dahin erfordert/ allwo er auch an vielen Orten/ absonderlich aber in dem Castell S. Martino, viel Arbeit verfärtiget: Weil aber die Neapolitanische Luft ihm nicht anstehen wolte/ begab er sich/ nach des obgemeldten Antonio Tod/ wieder in das Florentinische Gebiet/ und machte zu Pistoia, in die Kirche zu S. Giacomo, aus Marmor die Capell der Tauff Christi/ in welcher der Taufstein absonderlich wol/ die facciata auch mit großer Zierde ausgebildet worden/ als an welcher in Lebens größe die Tauff Christi/ von S. Gioanni Baptista verrichtet/ zu sehen.

Ferner machte er in das Bischoffliche Stift eine schöne/ und mit verschiedlichen figuren gezierte Tafel/ und nachdem er allenthalben einen guten Ruff erlangt/ wurde ihm von Julio Cardinale de Medices, eine statue eines Apostels/ vier Elen hoch zu bilden/ aufgetragen/ indeme übrige 11. von den fürnehmsten Künstlern selbiger Zeit/ nämlich Benedetto Maiano, Giacomo Sansovino,[Spaltenumbruch] Baccio Bandinelli, und Michaël Angelo Bonaroti, gemacht/ und nachgehends in die Kirche alla. S. Maria Majore in Florenz/ wo auch die 12. Apostel von Lorenzo Bicci abgemahlet stunden/ gesezt worden/ in welche Kirche er nachmals noch viel gearbeitet/ auch den Kopf Marsilii Ficini, auf die Porte des Canonicats gemacht hat. Von seiner Hand wurde auch ein Marmorsteinerner Bronnen/ und auch ein Sark biß in Ungarn geschikt/ nach Volterra aber zween große Engel aus eben dieser materi: So ist auch ein schönes hölzernes Crucifix in der H. Felicitas Kirche zu sehen/ welches er gemacht. In der Bau-Kunst hat er sich gleichfals geübet/ und darin den Manghone Scarpellino informiret/ welcher nachmals viele herrliche Paläste in Rom aufgeführet. Zulezt/ als er gar alt worden/ arbeitete er nur an Quater-Stücken/ und suchte/ wie er möchte ruhig und lobwürdig sein Leben beschliessen/ dannenhero/ als ihme die Frau Antonia Vespucci ihres Eh-Herrn Antonio Strozzi Begräbnis angedinget/ ließ er die meiste Arbeit den Maso Boscoli, und den Silvio Cosini, von dem wir iezo hören werden/ machen/ er aber selbst starb um das Jahr Christi 1522. Sein Conterfät steht in der Kupferblatten N. Ob man nun wol an allen dieses Künstlers Werken Sein Fehler und Lob. sahe/ daß seine Arbeit nicht nach gewißen Kunst-Regeln gerichtet/ sondern nur in einer bloßen practic bestunde/ konte man doch darbey spüren eine sonderbar-zierliche Färtigkeit/ und annehmliche Lieblichkeit/ welche/ wann sie wären vergesellschaft gewesen mit der Wissenschaft einer guten Zeichnung/ würde er die fürtrefflichste Künstlere übertroffen haben/ als welche zwar in der Zeichen-Kunst wol erfahren waren/ im Aushauen aber selbst dieses Künstlers Vollkommenheit nicht erreichen konten.

XXXVI. SILVIO COSINI, Bildhauer von Fiesole.ES hatte SILVIO COSINI, Bildhauer von Fiesole, gelernet bey Andrea Ferrucci, und ist sehr gut worden in bizzaria delle grotesche, oder zierlichen Schnackereyen/ wie zu sehen in der Sacristey des Michaël Angelo Bonaroti, an etlichen Capitälen/ Grabsteinen und Gesemsen/ welche mit schönen und zierlichen mascherinen so wol durchgraben/ daß sie unmöglich zierlicher hätten mögen gemacht werden/ weßwegen Seine Werke. ihm gedachter Michaël noch etliche trophaea zu verfärtigen gegeben. In die Kirche alla S. Maria Novella hat er für die Minerbetti eine Begräbnis/ mit Schilden/ Helmen und andern Waffen ausgezieret/ sehr fleißig gemacht; Zu Pisa einen Engel neben den hochen Altar/ deme zu Tribolo so ähnlich/ daß sie von einer Hand her zu kommen schienen: In die Kirche di monte Nero, unweit von Livorno, ein Täfelein mit zweyen figuren: Zu Volterra die Begräbnis des berühmten Raphaëls Volaterrani, den er nach dem Leben auf den Sark gebildet. Ferner hat er in Marmor gehauen das Haupt des Nicola Coponi in Castel nuovo della Garfagna.

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          <p><note place="right">Ist gar aberglaubisch.</note> Indem er zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-14 http://www.geonames.org/3170647/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006082">Pisa</placeName></hi> sich häußlich nidergelassen/ und in die barmherzige Brüderschaft begeben hatte/ nahm er einsmals bey Nacht-Zeit einen <hi rendition="#aq">maleficant</hi>en
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 87]/0113] Anghiarii, die Abnehmung Christi vom Creutz. Er wäre in der Kunst noch höher kommen/ nicht wenig befördert durch die gute Kundschaft mit dem fürtrefflichen Künstler Andrea del Sarto, wofern er nicht mehr auf Gewinn/ als auf mühsame Zierlichkeit gehalten/ auch sich an den Wollüsten und Eitelkeiten/ denen er sehr ergeben ware/ abgebrochen hätte. Er möchte aber wol allein wegen großer Wissenschaft/ in Austheilung der Farben/ unter die berühmteste Meister gesetzet/ und mit einem sonderbarem Lob verehret werden. Endlich stirbt er im 52sten Jahr seines Alters/ im 1527. nach Christi Geburt/ und zeiget seine Bildnis die Kupferblatte N. Seine Fehler. Versteht sehr wol die Austheilung der Farben. GLeichwie bey einem verständigen Mahler seyn muß die Wissenschaft der Farben: also müß bey einem Bildhauer seyn die Wissenschaft des Grabeisens und der Meisel: Daher geschieht es/ daß manche aus Stein trefflich wol/ aus Erden aber nichts arbeiten können/ andere aber schöne Bilder aus Erden/ und nichts aus Stein zuwegen bringen: Ja es sind viel/ die in der Zeichen-Kunst gar nichts verstehen/ und dannoch mit dem Meisel fürtreffliche Arbeit verrichten/ bloß aus einer ihnen eingebildeten idea, welche sie durch vielfältige Ubung zuwegen bringen. Dessen gibt ein gutes exempel der berühmte Bildhauer ANDREA DI PIERO DI MARCO FERRUCCI, Bildhauer/ welcher den ersten Grund in der Bildhauerey bey Francesco Simone Ferrucci ergriffen/ und anfangs zwar nur Laubwerk zu bilden erlernet/ durch stete Ubung aber so weit kommen ist/ daß er sich auch mit färtiger Hand an die Bilder und figuren gewagt/ und darinn Michaël Maini, dem kunstreichen Meister des H. Sebastians, in dem Tempel della Minerva zu Rom/ ämsig nachgeahmet hat. XXXV. ANDREA DA FIESOLE, Bildhauer und Baumeister. Arbeitet aus bloser practic. Er wurde nach Imola beruffen/ die Capell der unschuldigen Kinder daselbst in Stein zu verfärtigen/ mit welcher Arbeit er sich einen großen Ruhm erworben/ so/ daß dardurch Antonio Georgio Settignano, der Baumeister des Königs Ferrante von Neapoli, ihn dahin erfordert/ allwo er auch an vielen Orten/ absonderlich aber in dem Castell S. Martino, viel Arbeit verfärtiget: Weil aber die Neapolitanische Luft ihm nicht anstehen wolte/ begab er sich/ nach des obgemeldten Antonio Tod/ wieder in das Florentinische Gebiet/ und machte zu Pistoia, in die Kirche zu S. Giacomo, aus Marmor die Capell der Tauff Christi/ in welcher der Taufstein absonderlich wol/ die facciata auch mit großer Zierde ausgebildet worden/ als an welcher in Lebens größe die Tauff Christi/ von S. Gioanni Baptista verrichtet/ zu sehen. Seine Werke. Ferner machte er in das Bischoffliche Stift eine schöne/ und mit verschiedlichen figuren gezierte Tafel/ und nachdem er allenthalben einen guten Ruff erlangt/ wurde ihm von Julio Cardinale de Medices, eine statue eines Apostels/ vier Elen hoch zu bilden/ aufgetragen/ indeme übrige 11. von den fürnehmsten Künstlern selbiger Zeit/ nämlich Benedetto Maiano, Giacomo Sansovino, Baccio Bandinelli, und Michaël Angelo Bonaroti, gemacht/ und nachgehends in die Kirche alla. S. Maria Majore in Florenz/ wo auch die 12. Apostel von Lorenzo Bicci abgemahlet stunden/ gesezt worden/ in welche Kirche er nachmals noch viel gearbeitet/ auch den Kopf Marsilii Ficini, auf die Porte des Canonicats gemacht hat. Von seiner Hand wurde auch ein Marmorsteinerner Bronnen/ und auch ein Sark biß in Ungarn geschikt/ nach Volterra aber zween große Engel aus eben dieser materi: So ist auch ein schönes hölzernes Crucifix in der H. Felicitas Kirche zu sehen/ welches er gemacht. In der Bau-Kunst hat er sich gleichfals geübet/ und darin den Manghone Scarpellino informiret/ welcher nachmals viele herrliche Paläste in Rom aufgeführet. Zulezt/ als er gar alt worden/ arbeitete er nur an Quater-Stücken/ und suchte/ wie er möchte ruhig und lobwürdig sein Leben beschliessen/ dannenhero/ als ihme die Frau Antonia Vespucci ihres Eh-Herrn Antonio Strozzi Begräbnis angedinget/ ließ er die meiste Arbeit den Maso Boscoli, und den Silvio Cosini, von dem wir iezo hören werden/ machen/ er aber selbst starb um das Jahr Christi 1522. Sein Conterfät steht in der Kupferblatten N. Ob man nun wol an allen dieses Künstlers Werken sahe/ daß seine Arbeit nicht nach gewißen Kunst-Regeln gerichtet/ sondern nur in einer bloßen practic bestunde/ konte man doch darbey spüren eine sonderbar-zierliche Färtigkeit/ und annehmliche Lieblichkeit/ welche/ wann sie wären vergesellschaft gewesen mit der Wissenschaft einer guten Zeichnung/ würde er die fürtrefflichste Künstlere übertroffen haben/ als welche zwar in der Zeichen-Kunst wol erfahren waren/ im Aushauen aber selbst dieses Künstlers Vollkommenheit nicht erreichen konten. Sein Fehler und Lob. ES hatte SILVIO COSINI, Bildhauer von Fiesole, gelernet bey Andrea Ferrucci, und ist sehr gut worden in bizzaria delle grotesche, oder zierlichen Schnackereyen/ wie zu sehen in der Sacristey des Michaël Angelo Bonaroti, an etlichen Capitälen/ Grabsteinen und Gesemsen/ welche mit schönen und zierlichen mascherinen so wol durchgraben/ daß sie unmöglich zierlicher hätten mögen gemacht werden/ weßwegen ihm gedachter Michaël noch etliche trophaea zu verfärtigen gegeben. In die Kirche alla S. Maria Novella hat er für die Minerbetti eine Begräbnis/ mit Schilden/ Helmen und andern Waffen ausgezieret/ sehr fleißig gemacht; Zu Pisa einen Engel neben den hochen Altar/ deme zu Tribolo so ähnlich/ daß sie von einer Hand her zu kommen schienen: In die Kirche di monte Nero, unweit von Livorno, ein Täfelein mit zweyen figuren: Zu Volterra die Begräbnis des berühmten Raphaëls Volaterrani, den er nach dem Leben auf den Sark gebildet. Ferner hat er in Marmor gehauen das Haupt des Nicola Coponi in Castel nuovo della Garfagna. XXXVI. SILVIO COSINI, Bildhauer von Fiesole. Seine Werke. Indem er zu Pisa sich häußlich nidergelassen/ und in die barmherzige Brüderschaft begeben hatte/ nahm er einsmals bey Nacht-Zeit einen maleficanten Ist gar aberglaubisch.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/113>, abgerufen am 24.11.2024.