Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch]
Beschwerlicher ist es/ einen cubum auf die Spitze gestellet/ in die Perspectiv zu bringen:[Spaltenumbruch] theils weil man sich nicht so leicht einbilden mag/ wie er in dem Grund lige; theils weil man die [Abbildung]
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Höhe der Ecke und Spitzen nicht so leicht finden kan. Jedoch/ wann man recht nachsinnet/ wird es nicht so schwer befunden werden/ als es einem vielleicht vorkommet. Damit aber solches bässer einleuchte/ ist zu merken/ daß der cubus sechs gleiche Seiten habe: dahero er von den Griechen Hexaedrum, das ist ein corpus, das sechs latera oder superficies hat/ genennet wird. Wann nun der cubus auf eine seiner Spitzen gestellet/ im Grund gelegt ist/ wird er ein doppelten Triangel/ in Gestalt eines Sternes/ formiren/ dessen jede Seite gleich ist der Diagonal-Linie von einer Seite des cubi: als nämlich in der 13 Figur ist die Linie 2 6/ wie auch die 24 und 46 gleich der Diagonal Linie FI in der Figur N. 5. Derhalben/ so man den cubum, auf eine seiner Spitzen gestellet/ in die Perspectiv bringen will/ muß erstlich der Stern/ nach Regel der Perspectiv, in Grund geleget/ hernach von allen Spitzen des Sternes/ wie auch von seinem Centro und Mittelpunct/ perpendicular-Linien/ wie auch von den Puncten B und C in der Fundamental-Linie/ aufgerichtet werden. Alsdann nehme man den diameter des Sterns 1 4/ und übersetze ihn von F bis E, und ziehe vom Punct E eine Linie zum Puncte des concursaus A: welche/ wo sie die perpendicular-Linie G H, so vom Centro des Sterns aufgezogen/[Spaltenumbruch]
durchschneidet/ gibt sie die höchste Spitze des cubi, nämlich den Punct H. Darauf theile man gemeldte Linien E F in zwey Theile/ und ziehe vom mittlern Punct I zum Puncte des concursaus eine Linie: so findet man den Punct K und gegenüber den Punct I. Hernacher theile man die perpendicular-Linie B M, wie auch C N, in drey gleiche Theile/ und so man vom untersten Puncte/ dieser Theilung der Linie B M, eine Linie ziehet zu dem Puncte des concursaus/ findet man/ in der perpendicular-Linie P O, den Punct O. So man aber vom dritt-obristen Puncte ziehet/ zu dem Puncte des concursaus, findet man/ in der Linie X V, den Punct V. Auf gleiche weise/ wann man vom ersten Puncte der Linie C N ziehet/ zum Punct A, findet man den obern Puncten der Linie Q R. So man aber von dem dritten Puncte derselbigen Linie ziehet/ zum Punct A, findet man den obern Punct der Linie S T. Wann man nun die Puncten/ die in den perpendicular-Linien/ so von den Spitzen/ wie auch von den Mittelpuncten des Sterns aufgezogen/ gezeichnet/ durch gerade Linien/ wie es sich gebühret/ zusammen füget/ wird man den cubum, auf seiner Spitze gestellet/ nach Regel der Perspectiven/ deliniirt finden.
![]() No. 13. [Spaltenumbruch]
Beschwerlicher ist es/ einen cubum auf die Spitze gestellet/ in die Perspectiv zu bringen:[Spaltenumbruch] theils weil man sich nicht so leicht einbilden mag/ wie er in dem Grund lige; theils weil man die [Abbildung]
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Höhe der Ecke und Spitzen nicht so leicht finden kan. Jedoch/ wann man recht nachsinnet/ wird es nicht so schwer befunden werden/ als es einem vielleicht vorkommet. Damit aber solches bässer einleuchte/ ist zu merken/ daß der cubus sechs gleiche Seiten habe: dahero er von den Griechen Hexaedrum, das ist ein corpus, das sechs latera oder superficies hat/ genennet wird. Wann nun der cubus auf eine seiner Spitzen gestellet/ im Grund gelegt ist/ wird er ein doppelten Triangel/ in Gestalt eines Sternes/ formiren/ dessen jede Seite gleich ist der Diagonal-Linie von einer Seite des cubi: als nämlich in der 13 Figur ist die Linie 2 6/ wie auch die 24 und 46 gleich der Diagonal Linie FI in der Figur N. 5. Derhalben/ so man den cubum, auf eine seiner Spitzen gestellet/ in die Perspectiv bringen will/ muß erstlich der Stern/ nach Regel der Perspectiv, in Grund geleget/ hernach von allen Spitzen des Sternes/ wie auch von seinem Centro und Mittelpunct/ perpendicular-Linien/ wie auch von den Puncten B und C in der Fundamental-Linie/ aufgerichtet werden. Alsdann nehme man den diameter des Sterns 1 4/ und übersetze ihn von F bis E, und ziehe vom Punct E eine Linie zum Puncte des concursûs A: welche/ wo sie die perpendicular-Linie G H, so vom Centro des Sterns aufgezogen/[Spaltenumbruch]
durchschneidet/ gibt sie die höchste Spitze des cubi, nämlich den Punct H. Darauf theile man gemeldte Linien E F in zwey Theile/ und ziehe vom mittlern Punct I zum Puncte des concursûs eine Linie: so findet man den Punct K und gegenüber den Punct I. Hernacher theile man die perpendicular-Linie B M, wie auch C N, in drey gleiche Theile/ und so man vom untersten Puncte/ dieser Theilung der Linie B M, eine Linie ziehet zu dem Puncte des concursûs/ findet man/ in der perpendicular-Linie P O, den Punct O. So man aber vom dritt-obristen Puncte ziehet/ zu dem Puncte des concursûs, findet man/ in der Linie X V, den Punct V. Auf gleiche weise/ wann man vom ersten Puncte der Linie C N ziehet/ zum Punct A, findet man den obern Puncten der Linie Q R. So man aber von dem dritten Puncte derselbigen Linie ziehet/ zum Punct A, findet man den obern Punct der Linie S T. Wann man nun die Puncten/ die in den perpendicular-Linien/ so von den Spitzen/ wie auch von den Mittelpuncten des Sterns aufgezogen/ gezeichnet/ durch gerade Linien/ wie es sich gebühret/ zusammen füget/ wird man den cubum, auf seiner Spitze gestellet/ nach Regel der Perspectiven/ deliniirt finden.
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Beschwerlicher ist es/ einen cubum auf die Spitze gestellet/ in die Perspectiv zu bringen:
theils weil man sich nicht so leicht einbilden mag/ wie er in dem Grund lige; theils weil man die
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Höhe der Ecke und Spitzen nicht so leicht finden kan. Jedoch/ wann man recht nachsinnet/ wird es nicht so schwer befunden werden/ als es einem vielleicht vorkommet. Damit aber solches bässer einleuchte/ ist zu merken/ daß der cubus sechs gleiche Seiten habe: dahero er von den Griechen Hexaedrum, das ist ein corpus, das sechs latera oder superficies hat/ genennet wird. Wann nun der cubus auf eine seiner Spitzen gestellet/ im Grund gelegt ist/ wird er ein doppelten Triangel/ in Gestalt eines Sternes/ formiren/ dessen jede Seite gleich ist der Diagonal-Linie von einer Seite des cubi: als nämlich in der 13 Figur ist die Linie 2 6/ wie auch die 24 und 46 gleich der Diagonal Linie FI in der Figur N. 5. Derhalben/ so man den cubum, auf eine seiner Spitzen gestellet/ in die Perspectiv bringen will/ muß erstlich der Stern/ nach Regel der Perspectiv, in Grund geleget/ hernach von allen Spitzen des Sternes/ wie auch von seinem Centro und Mittelpunct/ perpendicular-Linien/ wie auch von den Puncten B und C in der Fundamental-Linie/ aufgerichtet werden. Alsdann nehme man den diameter des Sterns 1 4/ und übersetze ihn von F bis E, und ziehe vom Punct E eine Linie zum Puncte des concursûs A: welche/ wo sie die perpendicular-Linie G H, so vom Centro des Sterns aufgezogen/
durchschneidet/ gibt sie die höchste Spitze des cubi, nämlich den Punct H. Darauf theile man gemeldte Linien E F in zwey Theile/ und ziehe vom mittlern Punct I zum Puncte des concursûs eine Linie: so findet man den Punct K und gegenüber den Punct I. Hernacher theile man die perpendicular-Linie B M, wie auch C N, in drey gleiche Theile/ und so man vom untersten Puncte/ dieser Theilung der Linie B M, eine Linie ziehet zu dem Puncte des concursûs/ findet man/ in der perpendicular-Linie P O, den Punct O. So man aber vom dritt-obristen Puncte ziehet/ zu dem Puncte des concursûs, findet man/ in der Linie X V, den Punct V. Auf gleiche weise/ wann man vom ersten Puncte der Linie C N ziehet/ zum Punct A, findet man den obern Puncten der Linie Q R. So man aber von dem dritten Puncte derselbigen Linie ziehet/ zum Punct A, findet man den obern Punct der Linie S T. Wann man nun die Puncten/ die in den perpendicular-Linien/ so von den Spitzen/ wie auch von den Mittelpuncten des Sterns aufgezogen/ gezeichnet/ durch gerade Linien/ wie es sich gebühret/ zusammen füget/ wird man den cubum, auf seiner Spitze gestellet/ nach Regel der Perspectiven/ deliniirt finden.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/274>, abgerufen am 16.02.2025. |