Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.Das XV Capitel. Von Der Perspectiv-Kunst. Innhalt.Die Wissenschaft der Perspectiv, macht die Zeichenkunst vollkommen. Ist zweyerley/ und gehet/ entweder aus der Practica, oder nach den Regeln. Die Erste/ ist unsicher. Ohne Regeln kan nichts wichtiges vollbracht werden. Diese werden hier/ von den neuen Autoren/ so hiervon geschrieben/ abgesehen. Definition der Perspectiv-Kunst. Worinn sie bestehe. Anmerkung vom Aug-Punct. Pyramidal-Figur der Gesichtstrahlen/ und Regula Optica, von den Winkeln derselben. Practica der Perspectiv. Von der Haupt- und Parallel-Linie. Von dem Horizontal-Punct. Von dem Distanz Punct. Anweisung/ zum Quadrat-Perspectiv, und zu andren vielen Figuren. Wie die Größe der auf einander gesetzten Dinge/ nach der Höhe zu finden. Exempel dessen/ an den Statuen von Alexander und Bucephalo, und der Colonna Trajani. Die Wissenschaft der Perspectiv macht die Zeichenkunst vollkommen. ES wird unnötig seyn/ mit vielen Umständen die Ursachen zu erzehlen/ warum ein jeder/ der eine gute Erfahrung in unserer Profession erlangen will/ mit beywürkender Wissenschaft der Perspectiv-Regeln/ alles sichtbarlicher/ gewißer und correcter ausbilden könne. Ist zweyerley/ und gehet/ Dann die Zeichenkunst wird nunmehr fast in zweyerley Manier geübet/ und erscheinet deswegen in der observation sehr ungleich. Etliche haben im entweder aus der Practica, gebrauch/ nur blind hin all' aventure, ohne Regeln/ ihrem ungegründten Wahn und den Mutmaßungen der Augen/ in allen natürlichen Dingen/ (da doch solches Augengemerk dem Selbstbetrug sehr ergeben ist) nachzufolgen/ die nachmals keine ration noch demonstration des Effects/ wann das Werk verfärtigt ist/ davon zu geben wissen: und dieses wird genannt/ aus der Practica arbeiten. oder nach den Regeln. Hingegen werden gefunden/ die die andere Manier in Obacht nehmen/ wann sie nämlich alles/ vermittels der wahren Regeln/ mit beyfügung der Erkäntnis und Ursache des Effects solcher Arbeit/ hervor bringen. Diese Art und Weise/ heißet/ nach dem Perspectiv und deren Regeln verfahren. Die erste/ ist unsicher. Ob nun wol diese beede Manieren im schwang gehen/ so ist doch die erste Art (wiewol sehr viele/ auch von den berühmtesten Künstlern/ gefunden werden/ die derselben sich bedienen/) nur ein blindes Wesen voll Ungewißheit/ deren man sich nicht untergeben soll. Es ist und bleibet auch eine lautere Ohne Regeln/ kan nichts wichtiges vollbracht werden. Unmöglichkeit/ daß einig wichtiges Werk/ ohne Vorwissen oder Beobachtung der wahren Regeln/ zu vollbringen sey: wie solte man dann/ ohne diesen Behuf/ in der Zeichenkunst ein vollkommener Meister können genennet werden? Also haben wir/ wie sonst in allem/ also auch in diesem/ an die unfehlbare sichere Regeln/ auser denen alles unrichtig [Spaltenumbruch] bleibet/ uns zuhalten. Ich will aber/ den gönstigen Leser/ nicht zu den alten verlegnen weitläuftigen und schwachen Manieren weisen/ deren unser altes Teutschland sich lang bedienet/ auch viel Bücher davon geschrieben: und gehen wir viel sicherer zu den nach und nach besser-erfundnen wahren und kürzern Regeln in die Schule/ derer ich mich in Diese werden hier/ von den neuen Autoren/ so hiervon geschrieben/ abgesehen. unserer Academie zu Rom bedienet habe/ nemlich des vortrefflichen Balthasar Peruzi, auch Sebastian Serlio, Danti, mit andern auch des-Argues großer Erfahrenheit/ in Frankreich durch A. Bosse in vielen Büchern fleißig beschrieben: deren die jenige/ welche ferner allerley/ sowol weitläufige/ als kleine absonderliche Theile/ zu erfahren verlangen/ sich bedienen können. Dann meine intention gehet nur kurz/ und alsviel notwendig ist/ eine große ganze Historie/ und die darzu gehörende Theile/ gründlich nach den Regeln zu verstehen und einzurichten; welche Praxis, Ubung und Gewonheit/ allezeit auf einer guten speculation und Wissenschaft soll gegründet seyn: worzu diese Perspectiv-Kunst die Pforte und der Eingang ist/ als ohn welche nichts in dieser Kunst correct kan zuwegen gebracht werden. Definition der Perspectiv-Kunst.Es ist aber die Perspectiv eine Kunst/ welche durch die delineation/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares Ding also vorstellet/ wie es eigentlich dem Gesicht in gewißer Distanz oder Weite vorkommet: oder/ die da zeichnet oder entwirfft die Figur/ so sich begibt und formirt wird in der gemeinen durchschneidung der Pyramidalischen Strahlen des Gesichtes/ mit dem Plan oder der Fläche/ welche sie durchschneidet. Worinn sie bestehe? Denmach so bestehet die Perspectiv darinn/ daß man/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares objectum oder Gegenwurf/ also entwerfe/ wie es in gewißer Distanz, durch dieselbe Fläche/ wann sie durchsichtig wäre/ gesehen würde. Das XV Capitel. Von Der Perspectiv-Kunst. Innhalt.Die Wissenschaft der Perspectiv, macht die Zeichenkunst vollkommen. Ist zweyerley/ und gehet/ entweder aus der Practica, oder nach den Regeln. Die Erste/ ist unsicher. Ohne Regeln kan nichts wichtiges vollbracht werden. Diese werden hier/ von den neuen Autoren/ so hiervon geschrieben/ abgesehen. Definition der Perspectiv-Kunst. Worinn sie bestehe. Anmerkung vom Aug-Punct. Pyramidal-Figur der Gesichtstrahlen/ und Regula Optica, von den Winkeln derselben. Practica der Perspectiv. Von der Haupt- und Parallel-Linie. Von dem Horizontal-Punct. Von dem Distanz Punct. Anweisung/ zum Quadrat-Perspectiv, und zu andren vielen Figuren. Wie die Größe der auf einander gesetzten Dinge/ nach der Höhe zu finden. Exempel dessen/ an den Statuen von Alexander und Bucephalo, und der Colonna Trajani. Die Wissenschaft der Perspectiv macht die Zeichenkunst vollkommen. ES wird unnötig seyn/ mit vielen Umständen die Ursachen zu erzehlen/ warum ein jeder/ der eine gute Erfahrung in unserer Profession erlangen will/ mit beywürkender Wissenschaft der Perspectiv-Regeln/ alles sichtbarlicher/ gewißer und correcter ausbilden könne. Ist zweyerley/ und gehet/ Dann die Zeichenkunst wird nunmehr fast in zweyerley Manier geübet/ und erscheinet deswegen in der observation sehr ungleich. Etliche haben im entweder aus der Practica, gebrauch/ nur blind hin all’ aventure, ohne Regeln/ ihrem ungegründten Wahn und den Mutmaßungen der Augen/ in allen natürlichen Dingen/ (da doch solches Augengemerk dem Selbstbetrug sehr ergeben ist) nachzufolgen/ die nachmals keine ration noch demonstration des Effects/ wann das Werk verfärtigt ist/ davon zu geben wissen: und dieses wird genannt/ aus der Practica arbeiten. oder nach den Regeln. Hingegen werden gefunden/ die die andere Manier in Obacht nehmen/ wann sie nämlich alles/ vermittels der wahren Regeln/ mit beyfügung der Erkäntnis und Ursache des Effects solcher Arbeit/ hervor bringen. Diese Art und Weise/ heißet/ nach dem Perspectiv und deren Regeln verfahren. Die erste/ ist unsicher. Ob nun wol diese beede Manieren im schwang gehen/ so ist doch die erste Art (wiewol sehr viele/ auch von den berühmtesten Künstlern/ gefunden werden/ die derselben sich bedienen/) nur ein blindes Wesen voll Ungewißheit/ deren man sich nicht untergeben soll. Es ist und bleibet auch eine lautere Ohne Regeln/ kan nichts wichtiges vollbracht werden. Unmöglichkeit/ daß einig wichtiges Werk/ ohne Vorwissen oder Beobachtung der wahren Regeln/ zu vollbringen sey: wie solte man dann/ ohne diesen Behuf/ in der Zeichenkunst ein vollkommener Meister können genennet werden? Also haben wir/ wie sonst in allem/ also auch in diesem/ an die unfehlbare sichere Regeln/ auser denen alles unrichtig [Spaltenumbruch] bleibet/ uns zuhalten. Ich will aber/ den gönstigen Leser/ nicht zu den alten verlegnen weitläuftigen und schwachen Manieren weisen/ deren unser altes Teutschland sich lang bedienet/ auch viel Bücher davon geschrieben: und gehen wir viel sicherer zu den nach und nach besser-erfundnen wahren und kürzern Regeln in die Schule/ derer ich mich in Diese werden hier/ von den neuen Autoren/ so hiervon geschrieben/ abgesehen. unserer Academie zu Rom bedienet habe/ nemlich des vortrefflichen Balthasar Peruzi, auch Sebastian Serlio, Danti, mit andern auch des-Argues großer Erfahrenheit/ in Frankreich durch A. Bosse in vielen Büchern fleißig beschrieben: deren die jenige/ welche ferner allerley/ sowol weitläufige/ als kleine absonderliche Theile/ zu erfahren verlangen/ sich bedienen können. Dann meine intention gehet nur kurz/ und alsviel notwendig ist/ eine große ganze Historie/ und die darzu gehörende Theile/ gründlich nach den Regeln zu verstehen und einzurichten; welche Praxis, Ubung und Gewonheit/ allezeit auf einer guten speculation und Wissenschaft soll gegründet seyn: worzu diese Perspectiv-Kunst die Pforte und der Eingang ist/ als ohn welche nichts in dieser Kunst correct kan zuwegen gebracht werden. Definition der Perspectiv-Kunst.Es ist aber die Perspectiv eine Kunst/ welche durch die delineation/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares Ding also vorstellet/ wie es eigentlich dem Gesicht in gewißer Distanz oder Weite vorkommet: oder/ die da zeichnet oder entwirfft die Figur/ so sich begibt und formirt wird in der gemeinen durchschneidung der Pyramidalischen Strahlen des Gesichtes/ mit dem Plan oder der Fläche/ welche sie durchschneidet. Worinn sie bestehe? Denmach so bestehet die Perspectiv darinn/ daß man/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares objectum oder Gegenwurf/ also entwerfe/ wie es in gewißer Distanz, durch dieselbe Fläche/ wann sie durchsichtig wäre/ gesehen würde. <TEI> <text xml:id="ta1675"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0268" xml:id="pb-176" n="[I, Buch 3 (Malerei), S. 89]"/> <div xml:id="d176.1"> <head xml:id="h176.1">Das <hi rendition="#aq">XV</hi> Capitel.<lb/> Von<lb/> Der <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi>-Kunst.</head><lb/> <argument> <head xml:id="h176.2">Innhalt.</head><lb/> <p xml:id="p176.1">Die Wissenschaft der <hi rendition="#aq">Perspectiv,</hi> macht die Zeichenkunst vollkommen. Ist zweyerley/ und gehet/ entweder aus der <hi rendition="#aq">Practica,</hi> oder nach den Regeln. Die Erste/ ist unsicher. Ohne Regeln kan nichts wichtiges vollbracht werden. 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Also haben wir/ wie sonst in allem/ also auch in diesem/ an die unfehlbare sichere Regeln/ auser denen alles unrichtig <cb/> bleibet/ uns zuhalten. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> will aber/ den gönstigen Leser/ nicht zu den alten verlegnen weitläuftigen und schwachen Manieren weisen/ deren unser altes <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000084">Teutschland</placeName> sich lang bedienet/ auch viel Bücher davon geschrieben: und gehen wir viel sicherer zu den nach und nach besser-erfundnen wahren und kürzern Regeln in die Schule/ derer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> in <note place="right">Diese werden hier/ von den neuen <hi rendition="#aq">Autoren</hi>/ so hiervon geschrieben/ abgesehen.</note> unserer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4685 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115633 http://viaf.org/viaf/127343943"><hi rendition="#aq">Academie</hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName></persName> bedienet habe/ nemlich des vortrefflichen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1544 http://d-nb.info/gnd/118740091 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500030776 http://viaf.org/viaf/39646794">Balthasar Peruzi</persName>,</hi> auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-354 http://d-nb.info/gnd/118796224 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023485 http://viaf.org/viaf/100163642">Sebastian <hi rendition="#aq">Serlio</hi></persName><hi rendition="#aq">, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1967 http://d-nb.info/gnd/124410502 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500022630 http://viaf.org/viaf/247578">Danti</persName></hi>, mit andern auch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1966 http://d-nb.info/gnd/118671545 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500106146 http://viaf.org/viaf/96472819">des-Argues</persName></hi> großer Erfahrenheit/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000070">Frankreich</placeName> durch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-558 http://d-nb.info/gnd/118659413 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500031187 http://viaf.org/viaf/61542289">A. Bosse</persName></hi> in vielen Büchern fleißig beschrieben: deren die jenige/ welche ferner allerley/ sowol weitläufige/ als kleine absonderliche Theile/ zu erfahren verlangen/ sich bedienen können. Dann meine <hi rendition="#aq">intention</hi> gehet nur kurz/ und alsviel notwendig ist/ eine große ganze Historie/ und die darzu gehörende Theile/ gründlich nach den Regeln zu verstehen und einzurichten; welche <hi rendition="#aq">Praxis,</hi> Ubung und Gewonheit/ allezeit auf einer guten <hi rendition="#aq">speculation</hi> und Wissenschaft soll gegründet seyn: worzu diese <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi>-Kunst die Pforte und der Eingang ist/ als ohn welche nichts in dieser Kunst <hi rendition="#aq">correct</hi> kan zuwegen gebracht werden.</p> <p xml:id="p176.4"><note place="right"><hi rendition="#aq">Definition</hi> der <hi rendition="#aq">Perspectiv-</hi>Kunst.</note>Es ist aber die <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi> eine Kunst/ welche durch die <hi rendition="#aq">delineation</hi>/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares Ding also vorstellet/ wie es eigentlich dem Gesicht in gewißer <hi rendition="#aq">Distanz</hi> oder Weite vorkommet: oder/ die da zeichnet oder entwirfft die Figur/ so sich begibt und <hi rendition="#aq">formirt</hi> wird in der gemeinen durchschneidung der Pyramidalischen Strahlen des Gesichtes/ mit dem Plan oder der Fläche/ welche sie durchschneidet.</p> <p xml:id="p176.5"><note place="right">Worinn sie bestehe?</note> Denmach so bestehet die <hi rendition="#aq">Perspectiv</hi> darinn/ daß man/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares <hi rendition="#aq">objectum</hi> oder Gegenwurf/ also entwerfe/ wie es in gewißer <hi rendition="#aq">Distanz,</hi> durch dieselbe Fläche/ wann sie durchsichtig wäre/ gesehen würde.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I, Buch 3 (Malerei), S. 89]/0268]
Das XV Capitel.
Von
Der Perspectiv-Kunst.
Innhalt.
Die Wissenschaft der Perspectiv, macht die Zeichenkunst vollkommen. Ist zweyerley/ und gehet/ entweder aus der Practica, oder nach den Regeln. Die Erste/ ist unsicher. Ohne Regeln kan nichts wichtiges vollbracht werden. Diese werden hier/ von den neuen Autoren/ so hiervon geschrieben/ abgesehen. Definition der Perspectiv-Kunst. Worinn sie bestehe. Anmerkung vom Aug-Punct. Pyramidal-Figur der Gesichtstrahlen/ und Regula Optica, von den Winkeln derselben. Practica der Perspectiv. Von der Haupt- und Parallel-Linie. Von dem Horizontal-Punct. Von dem Distanz Punct. Anweisung/ zum Quadrat-Perspectiv, und zu andren vielen Figuren. Wie die Größe der auf einander gesetzten Dinge/ nach der Höhe zu finden. Exempel dessen/ an den Statuen von Alexander und Bucephalo, und der Colonna Trajani.
ES wird unnötig seyn/ mit vielen Umständen die Ursachen zu erzehlen/ warum ein jeder/ der eine gute Erfahrung in unserer Profession erlangen will/ mit beywürkender Wissenschaft der Perspectiv-Regeln/ alles sichtbarlicher/ gewißer und correcter ausbilden könne. Dann die Zeichenkunst wird nunmehr fast in zweyerley Manier geübet/ und erscheinet deswegen in der observation sehr ungleich. Etliche haben im gebrauch/ nur blind hin all’ aventure, ohne Regeln/ ihrem ungegründten Wahn und den Mutmaßungen der Augen/ in allen natürlichen Dingen/ (da doch solches Augengemerk dem Selbstbetrug sehr ergeben ist) nachzufolgen/ die nachmals keine ration noch demonstration des Effects/ wann das Werk verfärtigt ist/ davon zu geben wissen: und dieses wird genannt/ aus der Practica arbeiten. Hingegen werden gefunden/ die die andere Manier in Obacht nehmen/ wann sie nämlich alles/ vermittels der wahren Regeln/ mit beyfügung der Erkäntnis und Ursache des Effects solcher Arbeit/ hervor bringen. Diese Art und Weise/ heißet/ nach dem Perspectiv und deren Regeln verfahren.
Die Wissenschaft der Perspectiv macht die Zeichenkunst vollkommen.
Ist zweyerley/ und gehet/
entweder aus der Practica,
oder nach den Regeln. Ob nun wol diese beede Manieren im schwang gehen/ so ist doch die erste Art (wiewol sehr viele/ auch von den berühmtesten Künstlern/ gefunden werden/ die derselben sich bedienen/) nur ein blindes Wesen voll Ungewißheit/ deren man sich nicht untergeben soll. Es ist und bleibet auch eine lautere Unmöglichkeit/ daß einig wichtiges Werk/ ohne Vorwissen oder Beobachtung der wahren Regeln/ zu vollbringen sey: wie solte man dann/ ohne diesen Behuf/ in der Zeichenkunst ein vollkommener Meister können genennet werden? Also haben wir/ wie sonst in allem/ also auch in diesem/ an die unfehlbare sichere Regeln/ auser denen alles unrichtig
bleibet/ uns zuhalten. Ich will aber/ den gönstigen Leser/ nicht zu den alten verlegnen weitläuftigen und schwachen Manieren weisen/ deren unser altes Teutschland sich lang bedienet/ auch viel Bücher davon geschrieben: und gehen wir viel sicherer zu den nach und nach besser-erfundnen wahren und kürzern Regeln in die Schule/ derer ich mich in unserer Academie zu Rom bedienet habe/ nemlich des vortrefflichen Balthasar Peruzi, auch Sebastian Serlio, Danti, mit andern auch des-Argues großer Erfahrenheit/ in Frankreich durch A. Bosse in vielen Büchern fleißig beschrieben: deren die jenige/ welche ferner allerley/ sowol weitläufige/ als kleine absonderliche Theile/ zu erfahren verlangen/ sich bedienen können. Dann meine intention gehet nur kurz/ und alsviel notwendig ist/ eine große ganze Historie/ und die darzu gehörende Theile/ gründlich nach den Regeln zu verstehen und einzurichten; welche Praxis, Ubung und Gewonheit/ allezeit auf einer guten speculation und Wissenschaft soll gegründet seyn: worzu diese Perspectiv-Kunst die Pforte und der Eingang ist/ als ohn welche nichts in dieser Kunst correct kan zuwegen gebracht werden.
Die erste/ ist unsicher.
Ohne Regeln/ kan nichts wichtiges vollbracht werden.
Diese werden hier/ von den neuen Autoren/ so hiervon geschrieben/ abgesehen.Es ist aber die Perspectiv eine Kunst/ welche durch die delineation/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares Ding also vorstellet/ wie es eigentlich dem Gesicht in gewißer Distanz oder Weite vorkommet: oder/ die da zeichnet oder entwirfft die Figur/ so sich begibt und formirt wird in der gemeinen durchschneidung der Pyramidalischen Strahlen des Gesichtes/ mit dem Plan oder der Fläche/ welche sie durchschneidet.
Definition der Perspectiv-Kunst. Denmach so bestehet die Perspectiv darinn/ daß man/ auf einer Fläche/ ein jedes sichtbares objectum oder Gegenwurf/ also entwerfe/ wie es in gewißer Distanz, durch dieselbe Fläche/ wann sie durchsichtig wäre/ gesehen würde.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/268>, abgerufen am 16.02.2025. |