Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XIV Capitel.
Von
Der Farben Ursprung/ Natur
und Bedeutung.

Innhalt.

Das Liecht entdecket/ und die Finsternis verdecket/ alle Dinge. Zweyerley Farben/ natürliche/ und durch Kunst erfundene. Liecht und Schatten/ sind die Hauptfarben der Welt/ und der Mahlerey Grundfarben. Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ und erhält die Mensch-Gesellschaft. Weisse und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel. Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet. Die Sieben Hauptfarben. Zur Mahlerey/ sind viel Farben erfunden. Bewährte Oelfarben/ Schulpwitt oder Schulpweiß/ Ocker Gelb/ Braun Roht/ Terra verda, Lack eine schwache Farbe/ Schitt Gelb flüchtig/ Ombra Erdig/ BeinSchwarz/ KienSchwarz/ unbeständig/ Blau- und KohlSchwarz/ Ultramarina eine perfecte Farbe/ Teutsch- und Berg-Blau vergänglich/ BleyGelb und Mennig. Ein Mahler/ soll der Farben Deutung wissen. Bedeutung von Weiß/ Gelb/ Blau/ Roht/ (samt Leibfarb und Purpur) Grün/ Braun und Schwarz. Mischfarben/ haben die Deutung ihrer Hauptfarben.

[Spaltenumbruch]

Das Liecht entdecket/IM Anfang/ als der weise Schöpfer alle Dinge/ was wir mit den Augen sehen/ hervorgebracht/ hat er erstlich/ durch hervorruffung des Liechtes/ das Chaos oder den vermängten Klumpen/ aus welchem alles erschaffen worden/ entdecket. In diesem Chaos, waren damals alle Farben beysammen und durch einander vermänget/ bis sie von einander gesondert worden. Nachdem auch alle Dinge ihre Gestalt bekommen/ werden sie und die Finsternis verdecket alle Dinge. doch durch die Nacht-Finsternis wieder verdecket/ und müßen täglich durch das Tagliecht wieder sichtbar werden. Also haben wir es allein dem Liecht zu danken/ daß wir alle Dinge in ihrer Farbe sehen. Daher etliche in die irr-Meinung gerahten/ als ob alle Farben in dem Liecht steckten: welches nicht seyn kan/ weil also alles weiß erscheinen müste/ und das Liecht keine andere Farbe geben kan/ als die es selber hat.

Zweyerley Farben natürliche und die durch Kunst erstandene.Es sind aber ingemein zweyerley Farben. Die erste ist die natürliche/ so einem jeden Ding angeschaffen ist/ worbey man es von andern unterscheidet und kennet/ wie insonderheit bey den Metallen geschihet. Die andere/ ist die jenige/ so durch Verstand und Kunst der Menschen/ durch Mischung der andern/ erfunden wird. Gleichwie aber der Schöpfer/ im Ausang/ das Liecht und Finsternis von einander geschieden hat/ und die Natur zwischen diese zwo Farben/ als zwischen zween Angel/ Liecht und Schatten/ sind die Haupt Farben der Welt/ und der Mahlerey Grund-Farben. gehänget hat: also sind sie wol die zwo Haupt-Farben der Welt/ und in der Mahlerey die beyde Grund-Farben. Dann allein durch Weiß und Schwarz kan ein Künstler alle Dinge/ ohne Behuff anderer Farben/ in Liecht und Schatten hervorbringen/ wann er/ die Vertieff- und Erhöhung[Spaltenumbruch] beobachtend/ alles wol rundiret/ und jedes nach seiner Maß herzukommen oder sich abverlieren machet. Die Schwärze und Weiße/ kan alle Geschöpfe ungestalt oder schön/ verhaßt oder lieb angenehm machen. Es sind/ diese zwo Farben/ das Leben Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ un erhält die Mensch-gesellschaft. der Edlen Schreib- und Druckerey- Kunst: da/ durch Schwarz und Weiß/ der Mensch in Künsten/ Historien und Wissenschaften unterrichtet/ auch die Menschliche Gesellschaft dadurch erhalten wird/ indeme man die Geschäfte und Handlungen hiermit verbriefet/ auch vermittels dessen/ weit von einander entfernte Personen/ mit einander reden und conversiren können.

Weiße und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel.Von den Farben etwas gründlicher zu reden/ so ist zu erwehnen/ daß die Weiße für die nobelste/ hingegen die Schwarze für die unedelste gehalten wird: maßen auch die andere ihre Würde und Unwürde daher bekommen/ je mehr sie dem Weiß oder Schwarz nahe tretten oder verwandt sind. Vorzeiten Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet. hat man/ nach der Elementen Anzahl/ nur vier Farben gezehlet: maßen Aristoteles allein Weiß/ Schwarz/ Gelb und Roht benennet. Also hat man auch anfangs bey den Griechen/ wie Euphranor und andere melden/ nur mit vier Farben gemahlet: woraus fast zu vermuhten/ weil sie ja das Blau am Himmel und das Grüne an Laub und Gras gesehen/ und daher diese beyde nicht können ausgeschlossen haben/ sie müßen Schwarz und Weiß/ als Liecht und Schatten/ nicht hierunter/ sondern allein die vier bunte Farben/ als Roht/ Gelb/ Blau und Grün/ damit verstanden haben. Dann wie solten sie allein mit zweyen von diesen letzern/ alles haben mahlen und ausbilden können? Es erscheinet aber nicht/ wie man/ besagte vier Farben Aristotelis, mit den Elementen vergleichen könne: weil zwar Roht und Schwarz dem Feuer

Das XIV Capitel.
Von
Der Farben Ursprung/ Natur
und Bedeutung.

Innhalt.

Das Liecht entdecket/ und die Finsternis verdecket/ alle Dinge. Zweyerley Farben/ natürliche/ und durch Kunst erfundene. Liecht und Schatten/ sind die Hauptfarben der Welt/ und der Mahlerey Grundfarben. Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ und erhält die Mensch-Gesellschaft. Weisse und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel. Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet. Die Sieben Hauptfarben. Zur Mahlerey/ sind viel Farben erfunden. Bewährte Oelfarben/ Schulpwitt oder Schulpweiß/ Ocker Gelb/ Braun Roht/ Terra verda, Lack eine schwache Farbe/ Schitt Gelb flüchtig/ Ombra Erdig/ BeinSchwarz/ KienSchwarz/ unbeständig/ Blau- und KohlSchwarz/ Ultramarina eine perfecte Farbe/ Teutsch- und Berg-Blau vergänglich/ BleyGelb und Mennig. Ein Mahler/ soll der Farben Deutung wissen. Bedeutung von Weiß/ Gelb/ Blau/ Roht/ (samt Leibfarb und Purpur) Grün/ Braun und Schwarz. Mischfarben/ haben die Deutung ihrer Hauptfarben.

[Spaltenumbruch]

Das Liecht entdecket/IM Anfang/ als der weise Schöpfer alle Dinge/ was wir mit den Augen sehen/ hervorgebracht/ hat er erstlich/ durch hervorruffung des Liechtes/ das Chaos oder den vermängten Klumpen/ aus welchem alles erschaffen worden/ entdecket. In diesem Chaos, waren damals alle Farben beysammen und durch einander vermänget/ bis sie von einander gesondert worden. Nachdem auch alle Dinge ihre Gestalt bekommen/ werden sie und die Finsternis verdecket alle Dinge. doch durch die Nacht-Finsternis wieder verdecket/ und müßen täglich durch das Tagliecht wieder sichtbar werden. Also haben wir es allein dem Liecht zu danken/ daß wir alle Dinge in ihrer Farbe sehen. Daher etliche in die irr-Meinung gerahten/ als ob alle Farben in dem Liecht steckten: welches nicht seyn kan/ weil also alles weiß erscheinen müste/ und das Liecht keine andere Farbe geben kan/ als die es selber hat.

Zweyerley Farben natürliche und die durch Kunst erstandene.Es sind aber ingemein zweyerley Farben. Die erste ist die natürliche/ so einem jeden Ding angeschaffen ist/ worbey man es von andern unterscheidet und kennet/ wie insonderheit bey den Metallen geschihet. Die andere/ ist die jenige/ so durch Verstand und Kunst der Menschen/ durch Mischung der andern/ erfunden wird. Gleichwie aber der Schöpfer/ im Ausang/ das Liecht und Finsternis von einander geschieden hat/ und die Natur zwischen diese zwo Farben/ als zwischen zween Angel/ Liecht und Schatten/ sind die Haupt Farben der Welt/ und der Mahlerey Grund-Farben. gehänget hat: also sind sie wol die zwo Haupt-Farben der Welt/ und in der Mahlerey die beyde Grund-Farben. Dann allein durch Weiß und Schwarz kan ein Künstler alle Dinge/ ohne Behuff anderer Farben/ in Liecht und Schatten hervorbringen/ wann er/ die Vertieff- und Erhöhung[Spaltenumbruch] beobachtend/ alles wol rundiret/ und jedes nach seiner Maß herzukommen oder sich abverlieren machet. Die Schwärze und Weiße/ kan alle Geschöpfe ungestalt oder schön/ verhaßt oder lieb angenehm machen. Es sind/ diese zwo Farben/ das Leben Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ un erhält die Mensch-gesellschaft. der Edlen Schreib- und Druckerey- Kunst: da/ durch Schwarz und Weiß/ der Mensch in Künsten/ Historien und Wissenschaften unterrichtet/ auch die Menschliche Gesellschaft dadurch erhalten wird/ indeme man die Geschäfte und Handlungen hiermit verbriefet/ auch vermittels dessen/ weit von einander entfernte Personen/ mit einander reden und conversiren können.

Weiße und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel.Von den Farben etwas gründlicher zu reden/ so ist zu erwehnen/ daß die Weiße für die nobelste/ hingegen die Schwarze für die unedelste gehalten wird: maßen auch die andere ihre Würde und Unwürde daher bekommen/ je mehr sie dem Weiß oder Schwarz nahe tretten oder verwandt sind. Vorzeiten Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet. hat man/ nach der Elementen Anzahl/ nur vier Farben gezehlet: maßen Aristoteles allein Weiß/ Schwarz/ Gelb und Roht benennet. Also hat man auch anfangs bey den Griechen/ wie Euphranor und andere melden/ nur mit vier Farben gemahlet: woraus fast zu vermuhten/ weil sie ja das Blau am Himmel und das Grüne an Laub und Gras gesehen/ und daher diese beyde nicht können ausgeschlossen haben/ sie müßen Schwarz und Weiß/ als Liecht und Schatten/ nicht hierunter/ sondern allein die vier bunte Farben/ als Roht/ Gelb/ Blau und Grün/ damit verstanden haben. Dann wie solten sie allein mit zweyen von diesen letzern/ alles haben mahlen und ausbilden können? Es erscheinet aber nicht/ wie man/ besagte vier Farben Aristotelis, mit den Elementen vergleichen könne: weil zwar Roht und Schwarz dem Feuer

<TEI>
  <text xml:id="ta1675">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0265" xml:id="pb-173" n="[I, Buch 3 (Malerei), S. 86]"/>
          <div xml:id="d173">
            <head xml:id="h173.1">Das <hi rendition="#aq">XIV</hi> Capitel.<lb/>
Von<lb/>
Der Farben Ursprung/ Natur<lb/>
und Bedeutung.</head><lb/>
            <argument>
              <head xml:id="h173.2">Innhalt.</head><lb/>
              <p xml:id="p173.1">Das Liecht entdecket/ und die Finsternis verdecket/ alle Dinge. Zweyerley Farben/ natürliche/ und durch Kunst erfundene. Liecht und Schatten/ sind die Hauptfarben der Welt/ und der Mahlerey Grundfarben. Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ und erhält die Mensch-Gesellschaft. Weisse und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel. Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet. Die Sieben Hauptfarben. Zur Mahlerey/ sind viel Farben erfunden. Bewährte Oelfarben/ Schulpwitt oder Schulpweiß/ Ocker Gelb/ Braun Roht/ <hi rendition="#aq">Terra verda,</hi> Lack eine schwache Farbe/ Schitt Gelb flüchtig/ <hi rendition="#aq">Ombra</hi> Erdig/ BeinSchwarz/ KienSchwarz/ unbeständig/ Blau- und KohlSchwarz/ <hi rendition="#aq">Ultramarina</hi> eine <hi rendition="#aq">perfecte</hi> Farbe/ Teutsch- und Berg-Blau vergänglich/ BleyGelb und Mennig. Ein Mahler/ soll der Farben Deutung wissen. Bedeutung von Weiß/ Gelb/ Blau/ Roht/ (samt Leibfarb und Purpur) Grün/ Braun und Schwarz. Mischfarben/ haben die Deutung ihrer Hauptfarben.</p>
            </argument>
            <cb/>
            <p xml:id="p173.2"><note place="right">Das Liecht entdecket/</note><hi rendition="#in">I</hi>M Anfang/ als der weise Schöpfer alle Dinge/ was wir mit den Augen sehen/ hervorgebracht/ hat er erstlich/ durch hervorruffung des Liechtes/ das <hi rendition="#aq">Chaos</hi> oder den vermängten Klumpen/ aus welchem alles erschaffen worden/ entdecket. In diesem <hi rendition="#aq">Chaos,</hi> waren damals alle Farben beysammen und durch einander vermänget/ bis sie von einander gesondert worden. Nachdem auch alle Dinge ihre Gestalt bekommen/ werden sie <note place="right">und die Finsternis verdecket alle Dinge.</note> doch durch die Nacht-Finsternis wieder verdecket/ und müßen täglich durch das Tagliecht wieder sichtbar werden. Also haben wir es allein dem Liecht zu danken/ daß wir alle Dinge in ihrer Farbe sehen. Daher etliche in die irr-Meinung gerahten/ als ob alle Farben in dem Liecht steckten: welches nicht seyn kan/ weil also alles weiß erscheinen müste/ und das Liecht keine andere Farbe geben kan/ als die es selber hat.</p>
            <p xml:id="p173.3"><note place="right">Zweyerley Farben natürliche und die durch Kunst erstandene.</note>Es sind aber ingemein zweyerley Farben. Die erste ist die natürliche/ so einem jeden Ding angeschaffen ist/ worbey man es von andern unterscheidet und kennet/ wie insonderheit bey den Metallen geschihet. Die andere/ ist die jenige/ so durch Verstand und Kunst der Menschen/ durch Mischung der andern/ erfunden wird. Gleichwie aber der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Schöpfer</persName>/ im Ausang/ das Liecht und Finsternis von einander geschieden hat/ und die Natur zwischen diese zwo Farben/ als zwischen zween Angel/ <note place="right">Liecht und Schatten/ sind die Haupt Farben der Welt/ und der Mahlerey Grund-Farben.</note> gehänget hat: also sind sie wol die zwo Haupt-Farben der Welt/ und in der Mahlerey die beyde Grund-Farben. Dann allein durch Weiß und Schwarz kan ein Künstler alle Dinge/ ohne Behuff anderer Farben/ in Liecht und Schatten hervorbringen/ wann er/ die Vertieff- und Erhöhung<cb/>
beobachtend/ alles wol rundiret/ und jedes nach seiner Maß herzukommen oder sich abverlieren machet. Die Schwärze und Weiße/ kan alle Geschöpfe ungestalt oder schön/ verhaßt oder lieb angenehm machen. Es sind/ diese zwo Farben/ das Leben <note place="right">Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ un erhält die Mensch-gesellschaft.</note> der Edlen Schreib- und Druckerey- Kunst: da/ durch Schwarz und Weiß/ der Mensch in Künsten/ Historien und Wissenschaften unterrichtet/ auch die Menschliche Gesellschaft dadurch erhalten wird/ indeme man die Geschäfte und Handlungen hiermit verbriefet/ auch vermittels dessen/ weit von einander entfernte Personen/ mit einander reden und <hi rendition="#aq">conversiren</hi> können.</p>
            <p xml:id="p173.4"><note place="right">Weiße und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel.</note>Von den Farben etwas gründlicher zu reden/ so ist zu erwehnen/ daß die Weiße für die <hi rendition="#aq">nobelste</hi>/ hingegen die Schwarze für die unedelste gehalten wird: maßen auch die andere ihre Würde und Unwürde daher bekommen/ je mehr sie dem Weiß oder Schwarz nahe tretten oder verwandt sind. Vorzeiten <note place="right">Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet.</note> hat man/ nach der Elementen Anzahl/ nur vier Farben gezehlet: maßen <hi rendition="#aq">Aristoteles</hi> allein Weiß/ Schwarz/ Gelb und Roht benennet. Also hat man auch anfangs bey den Griechen/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-497 http://d-nb.info/gnd/118682695 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500123491 http://viaf.org/viaf/57408843">Euphranor</persName></hi> und andere melden/ nur mit vier Farben gemahlet: woraus fast zu vermuhten/ weil sie ja das Blau am Himmel und das Grüne an Laub und Gras gesehen/ und daher diese beyde nicht können ausgeschlossen haben/ sie müßen Schwarz und Weiß/ als Liecht und Schatten/ nicht hierunter/ sondern allein die vier bunte Farben/ als Roht/ Gelb/ Blau und Grün/ damit verstanden haben. Dann wie solten sie allein mit zweyen von diesen letzern/ alles haben mahlen und ausbilden können? Es erscheinet aber nicht/ wie man/ besagte vier Farben <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-112 http://d-nb.info/gnd/118650130 http://viaf.org/viaf/7524651">Aristotelis</persName>,</hi> mit den Elementen vergleichen könne: weil zwar Roht und Schwarz dem Feuer
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[I, Buch 3 (Malerei), S. 86]/0265] Das XIV Capitel. Von Der Farben Ursprung/ Natur und Bedeutung. Innhalt. Das Liecht entdecket/ und die Finsternis verdecket/ alle Dinge. Zweyerley Farben/ natürliche/ und durch Kunst erfundene. Liecht und Schatten/ sind die Hauptfarben der Welt/ und der Mahlerey Grundfarben. Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ und erhält die Mensch-Gesellschaft. Weisse und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel. Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet. Die Sieben Hauptfarben. Zur Mahlerey/ sind viel Farben erfunden. Bewährte Oelfarben/ Schulpwitt oder Schulpweiß/ Ocker Gelb/ Braun Roht/ Terra verda, Lack eine schwache Farbe/ Schitt Gelb flüchtig/ Ombra Erdig/ BeinSchwarz/ KienSchwarz/ unbeständig/ Blau- und KohlSchwarz/ Ultramarina eine perfecte Farbe/ Teutsch- und Berg-Blau vergänglich/ BleyGelb und Mennig. Ein Mahler/ soll der Farben Deutung wissen. Bedeutung von Weiß/ Gelb/ Blau/ Roht/ (samt Leibfarb und Purpur) Grün/ Braun und Schwarz. Mischfarben/ haben die Deutung ihrer Hauptfarben. IM Anfang/ als der weise Schöpfer alle Dinge/ was wir mit den Augen sehen/ hervorgebracht/ hat er erstlich/ durch hervorruffung des Liechtes/ das Chaos oder den vermängten Klumpen/ aus welchem alles erschaffen worden/ entdecket. In diesem Chaos, waren damals alle Farben beysammen und durch einander vermänget/ bis sie von einander gesondert worden. Nachdem auch alle Dinge ihre Gestalt bekommen/ werden sie doch durch die Nacht-Finsternis wieder verdecket/ und müßen täglich durch das Tagliecht wieder sichtbar werden. Also haben wir es allein dem Liecht zu danken/ daß wir alle Dinge in ihrer Farbe sehen. Daher etliche in die irr-Meinung gerahten/ als ob alle Farben in dem Liecht steckten: welches nicht seyn kan/ weil also alles weiß erscheinen müste/ und das Liecht keine andere Farbe geben kan/ als die es selber hat. Das Liecht entdecket/ und die Finsternis verdecket alle Dinge.Es sind aber ingemein zweyerley Farben. Die erste ist die natürliche/ so einem jeden Ding angeschaffen ist/ worbey man es von andern unterscheidet und kennet/ wie insonderheit bey den Metallen geschihet. Die andere/ ist die jenige/ so durch Verstand und Kunst der Menschen/ durch Mischung der andern/ erfunden wird. Gleichwie aber der Schöpfer/ im Ausang/ das Liecht und Finsternis von einander geschieden hat/ und die Natur zwischen diese zwo Farben/ als zwischen zween Angel/ gehänget hat: also sind sie wol die zwo Haupt-Farben der Welt/ und in der Mahlerey die beyde Grund-Farben. Dann allein durch Weiß und Schwarz kan ein Künstler alle Dinge/ ohne Behuff anderer Farben/ in Liecht und Schatten hervorbringen/ wann er/ die Vertieff- und Erhöhung beobachtend/ alles wol rundiret/ und jedes nach seiner Maß herzukommen oder sich abverlieren machet. Die Schwärze und Weiße/ kan alle Geschöpfe ungestalt oder schön/ verhaßt oder lieb angenehm machen. Es sind/ diese zwo Farben/ das Leben der Edlen Schreib- und Druckerey- Kunst: da/ durch Schwarz und Weiß/ der Mensch in Künsten/ Historien und Wissenschaften unterrichtet/ auch die Menschliche Gesellschaft dadurch erhalten wird/ indeme man die Geschäfte und Handlungen hiermit verbriefet/ auch vermittels dessen/ weit von einander entfernte Personen/ mit einander reden und conversiren können. Zweyerley Farben natürliche und die durch Kunst erstandene. Liecht und Schatten/ sind die Haupt Farben der Welt/ und der Mahlerey Grund-Farben. Schwarz auf Weiß/ belehret jederman/ un erhält die Mensch-gesellschaft.Von den Farben etwas gründlicher zu reden/ so ist zu erwehnen/ daß die Weiße für die nobelste/ hingegen die Schwarze für die unedelste gehalten wird: maßen auch die andere ihre Würde und Unwürde daher bekommen/ je mehr sie dem Weiß oder Schwarz nahe tretten oder verwandt sind. Vorzeiten hat man/ nach der Elementen Anzahl/ nur vier Farben gezehlet: maßen Aristoteles allein Weiß/ Schwarz/ Gelb und Roht benennet. Also hat man auch anfangs bey den Griechen/ wie Euphranor und andere melden/ nur mit vier Farben gemahlet: woraus fast zu vermuhten/ weil sie ja das Blau am Himmel und das Grüne an Laub und Gras gesehen/ und daher diese beyde nicht können ausgeschlossen haben/ sie müßen Schwarz und Weiß/ als Liecht und Schatten/ nicht hierunter/ sondern allein die vier bunte Farben/ als Roht/ Gelb/ Blau und Grün/ damit verstanden haben. Dann wie solten sie allein mit zweyen von diesen letzern/ alles haben mahlen und ausbilden können? Es erscheinet aber nicht/ wie man/ besagte vier Farben Aristotelis, mit den Elementen vergleichen könne: weil zwar Roht und Schwarz dem Feuer Weiße und Schwärze/ macht die Farben edel oder unedel. Vorzeiten hat man/ nur vier Farben/ gezehlet und gebrauchet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/265
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 86]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/265>, abgerufen am 28.11.2024.