Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den Antichen/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem Laocoon, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre.
Der Mahler/ mus auch die Anatomie, wegen der Musculen und Gebeine/ verstehen. Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher Proportion des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden Musculen/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/
[Spaltenumbruch]
gründliche Wissenschaft habe: ohn welche man/ in den nackenden Bildern/ nur nach geraht-wol handlet/ und gleich wie der Blinde nach dem Ey schläget. Hierinnen nun der Jugend auch behülflich zu seyn/ weil ich/ wegen der Zeit-änge/ mit etlichen allbereit-gezeichneten Stucken von der Anatomie nicht zu Kupfer kommen können/ eine alte StatueDer geschundene antiche Marsyas, ein Anatomie Bild. des Palazzo Justiniani zu Rom/ nämlich den geschundenen Marsyas, hierbey in der Platte b vorstellig gemacht: woraus besagter Anatomie vörderer Theil/ mit ihren Gebeinen und Musculen/ zu genügen erscheinet.
Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den Antichen/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem Laocoon, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre.
Der Mahler/ mus auch die Anatomie, wegen der Musculen und Gebeine/ verstehen. Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher Proportion des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden Musculen/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/
[Spaltenumbruch]
gründliche Wissenschaft habe: ohn welche man/ in den nackenden Bildern/ nur nach geraht-wol handlet/ und gleich wie der Blinde nach dem Ey schläget. Hierinnen nun der Jugend auch behülflich zu seyn/ weil ich/ wegen der Zeit-änge/ mit etlichen allbereit-gezeichneten Stucken von der Anatomie nicht zu Kupfer kommen können/ eine alte StatueDer geschundene antiche Marsyas, ein Anatomie Bild. des Palazzo Justiniani zu Rom/ nämlich den geschundenen Marsyas, hierbey in der Platte b vorstellig gemacht: woraus besagter Anatomie vörderer Theil/ mit ihren Gebeinen und Musculen/ zu genügen erscheinet.
[Abbildung]
<TEI><textxml:id="ta1675"><body><divn="1"><divn="2"><div><pbfacs="#f0248"xml:id="pb-156"n="[I, Buch 3 (Malerei), S. 69]"/><figurerendition="#c"xml:id="figure-0156.1"><figurefacs="figure-0156-1.jpg"/><signed>I. D. <persNameref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Sandrart</persName> Invent. <persNameref="http://ta.sandrart.net/-person-1195 http://d-nb.info/gnd/123078369 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500018540 http://viaf.org/viaf/61623395">R. Collin</persName> fe. <placeNameref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antv.</placeName></signed></figure><cb/><pxml:id="p156.1">Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den <hirendition="#aq">Antich</hi>en/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem <nameref="http://ta.sandrart.net/-artwork-344 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=219823"type="artificialWork"><persNameref="http://ta.sandrart.net/-person-910 http://d-nb.info/gnd/118569651 http://viaf.org/viaf/42629960"><hirendition="#aq">Laocoon</hi></persName>, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist</name>; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre.</p><pxml:id="p156.2"><noteplace="right">Der Mahler/ mus auch die <hirendition="#aq">Anatomie,</hi> wegen der <hirendition="#aq">Muscul</hi>en und Gebeine/ verstehen.</note> Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher <hirendition="#aq">Proportion</hi> des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden <hirendition="#aq">Muscul</hi>en/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/
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[[I, Buch 3 (Malerei), S. 69]/0248]
[Abbildung
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I. D. Sandrart Invent. R. Collin fe. Antv. ]
Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den Antichen/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem Laocoon, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre.
Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher Proportion des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden Musculen/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/
gründliche Wissenschaft habe: ohn welche man/ in den nackenden Bildern/ nur nach geraht-wol handlet/ und gleich wie der Blinde nach dem Ey schläget. Hierinnen nun der Jugend auch behülflich zu seyn/ weil ich/ wegen der Zeit-änge/ mit etlichen allbereit-gezeichneten Stucken von der Anatomie nicht zu Kupfer kommen können/ eine alte Statue des Palazzo Justiniani zu Rom/ nämlich den geschundenen Marsyas, hierbey in der Platte b vorstellig gemacht: woraus besagter Anatomie vörderer Theil/ mit ihren Gebeinen und Musculen/ zu genügen erscheinet.
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Der geschundene antiche Marsyas, ein Anatomie Bild.
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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 69]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/248>, abgerufen am 16.02.2025.
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