Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch]
Ich führe mein Geschlecht vom Hercules selbst her. An mir man findet nichts/ das nicht zu preisen wär. Mein Bildnis sihet man zu Rom/ in edlem Stein. Der Prinz Justinian besitzet mich allein. Der Götter Mutter man mich nennte inge- mein. Der Erden Schutz-Göttin ich pflegte auch zu seyn. Die höchst-berühmte Stadt Augstburg mir hat erwiesen die gröste Ehr; ich ward von jederman ge- priesen. Mein Vatter Minos ein Regent zu Creta war. Der Theseus liebte mich: ich folgt' ihm in Ge- fahr. [Spaltenumbruch] Weil sich Hippolitus mir wolte nicht erge- ben/ benahme ich mir selbst/ durch einen Strick/ das Leben. Das Ungeheur der Welt/ den Nero, ich ge- bahr: der endlich Ursach selbst an meinem Tode war. Man profezeyte mir/ er würde mich um- bringen. Wol! sagt ich: Laßt ihn nur die Käyser- Cron erringen. 83 Vas antiquum. Aufs treflichste gebildt und herrlich ausge-
zieret/ in dem Palast/ den hat sehr prächtig aufge- führet das Haus de Medices, wird diß antich- Geschirr in hohem Wehrt geacht/ als eine seltne Zier. Das VI Capitel. Vom Kupfer-stechen und der Etz-Kunst. Innhalt.Warum dieser beyden Künste hier gedacht werde? Vom Kupfer-stechen. Vom Kupfer-etzen oder radiren. Hierinn haben excelliret/ Simon Frisius, Matthaeus Merian/ Jacob Callot und A. Bosse. Dessen harter Etzgrund oder Firnis. Die Mixtur von Inschlit und Oel. Wie das Scheidwasser zu machen? Was für Kupferplatten zu erwehlen? Wie dieselbe zu säubern/ und der Firnis auszustreichen? Wie der Abriß auf der Platte durchzuzeichnen? Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll? Worzu und wie die Mixtur zu appliciren? Wie das Etz-Wasser aufzugiessen? Von dem weichen Etzgrund/ und dessen application. Wie dieser auf der Platte weiß zu machen/ und die Zeichnung aufzutragen? Zweite Manier/ das Etz-Wasser auf der Platte zu behalten und einbeissen zu lassen. DIe Sculptura, begreifft zugleich in sich/ die Ausbildung in Kupfer/ auf zweyerley Arten: deren eine wir nennen/ in Kupfer stechen; die andere aber/ in Kupfer auf einen überzogenen Grund radiren/ und solche radirung/ vermittels darauf gegossenen Scheid- oder Etz-Wassers/ einbeissen lassen/ daß davon auf Papier viel Abdrücke können gemacht werden. Durch diese beyde Künste/ wird in den Studien der Mahlerey viel gutes/ zur Lehr und Belustigung aller Kunstliebenden/ gestifftet und befördert. Weil nun von denen berühmtesten[Spaltenumbruch] Warum diser beyden Künste hier gedacht werde? Künstlern beyder Wissenschaften/ so wol des Kupfer-stechens/ als des radirens/ in diesem Werk gemeldet worden: so hat mich rahtsam gedeucht/ diese schöne Erfahrenheit/ nach Art und Weise des nettesten Gebrauches/ kurz und gründlich zu beschreiben. Vom Kupferstechen. Das Kupfer-stechen/ geschihet durch den scharffen Grabstichel/ auf hierzu sauber abgeschliffen- und polirtes Kupfer: welcher ein Bild oder Figur/ nach der Zeichnung/ darein gräbet/ da die Pünctlein und Strichwerke durch den Stich heraus geschnitten/ und formlich hinweg genommen/ hernach solche Kupfer-Figuren vielmals abgedruckt werden. [Spaltenumbruch]
Ich führe mein Geschlecht vom Hercules selbst her. An mir man findet nichts/ das nicht zu preisen wär. Mein Bildnis sihet man zu Rom/ in edlem Stein. Der Prinz Justinian besitzet mich allein. Der Götter Mutter man mich nennte inge- mein. Der Erden Schutz-Göttin ich pflegte auch zu seyn. Die höchst-berühmte Stadt Augstburg mir hat erwiesen die gröste Ehr; ich ward von jederman ge- priesen. Mein Vatter Minos ein Regent zu Creta war. Der Theseus liebte mich: ich folgt’ ihm in Ge- fahr. [Spaltenumbruch] Weil sich Hippolitus mir wolte nicht erge- ben/ benahme ich mir selbst/ durch einen Strick/ das Leben. Das Ungeheur der Welt/ den Nero, ich ge- bahr: der endlich Ursach selbst an meinem Tode war. Man profezeyte mir/ er würde mich um- bringen. Wol! sagt ich: Laßt ihn nur die Käyser- Cron erringen. 83 Vas antiquum. Aufs treflichste gebildt und herrlich ausge-
zieret/ in dem Palast/ den hat sehr prächtig aufge- führet das Haus de Medices, wird diß antich- Geschirr in hohem Wehrt geacht/ als eine seltne Zier. Das VI Capitel. Vom Kupfer-stechen und der Etz-Kunst. Innhalt.Warum dieser beyden Künste hier gedacht werde? Vom Kupfer-stechen. Vom Kupfer-etzen oder radiren. Hierinn haben excelliret/ Simon Frisius, Matthaeus Merian/ Jacob Callot und A. Bosse. Dessen harter Etzgrund oder Firnis. Die Mixtur von Inschlit und Oel. Wie das Scheidwasser zu machen? Was für Kupferplatten zu erwehlen? Wie dieselbe zu säubern/ und der Firnis auszustreichen? Wie der Abriß auf der Platte durchzuzeichnen? Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll? Worzu und wie die Mixtur zu appliciren? Wie das Etz-Wasser aufzugiessen? Von dem weichen Etzgrund/ und dessen application. Wie dieser auf der Platte weiß zu machen/ und die Zeichnung aufzutragen? Zweite Manier/ das Etz-Wasser auf der Platte zu behalten und einbeissen zu lassen. DIe Sculptura, begreifft zugleich in sich/ die Ausbildung in Kupfer/ auf zweyerley Arten: deren eine wir nennen/ in Kupfer stechen; die andere aber/ in Kupfer auf einen überzogenen Grund radiren/ und solche radirung/ vermittels darauf gegossenen Scheid- oder Etz-Wassers/ einbeissen lassen/ daß davon auf Papier viel Abdrücke können gemacht werden. Durch diese beyde Künste/ wird in den Studien der Mahlerey viel gutes/ zur Lehr und Belustigung aller Kunstliebenden/ gestifftet und befördert. Weil nun von denen berühmtesten[Spaltenumbruch] Warum diser beyden Künste hier gedacht werde? Künstlern beyder Wissenschaften/ so wol des Kupfer-stechens/ als des radirens/ in diesem Werk gemeldet worden: so hat mich rahtsam gedeucht/ diese schöne Erfahrenheit/ nach Art und Weise des nettesten Gebrauches/ kurz und gründlich zu beschreiben. Vom Kupferstechen. Das Kupfer-stechen/ geschihet durch den scharffen Grabstichel/ auf hierzu sauber abgeschliffen- und polirtes Kupfer: welcher ein Bild oder Figur/ nach der Zeichnung/ darein gräbet/ da die Pünctlein und Strichwerke durch den Stich heraus geschnitten/ und formlich hinweg genommen/ hernach solche Kupfer-Figuren vielmals abgedruckt werden. <TEI> <text xml:id="ta1675"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="1"> <pb facs="#f0228" xml:id="pb-137" n="[I, Buch 2 (Skulptur), S. 49]"/> <cb/> <p xml:id="p137.1"><note place="right"><ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/116#figure-0116.1">Vierzehnde Platte</ref>.</note> 79 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3072" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-485 http://d-nb.info/gnd/118973886 http://viaf.org/viaf/59884152"><hi rendition="#aq">Castor</hi></persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Ich führe mein Geschlecht vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834"><hi rendition="#aq">Hercules</hi></persName><lb/> selbst her.</l><lb/> <l>An mir man findet nichts/ das nicht zu preisen<lb/> wär.</l><lb/> <l>Mein Bildnis sihet man zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ in edlem<lb/> Stein.</l><lb/> <l>Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Prinz Justinian</persName> besitzet mich allein.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p137.2">80 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3073" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267"><hi rendition="#aq">Cybele</hi></persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267">Der Götter Mutter</persName> man mich nennte inge-<lb/> mein.</l><lb/> <l>Der Erden Schutz-Göttin ich pflegte auch zu<lb/> seyn.</l><lb/> <l>Die höchst-berühmte Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004324">Augstburg</placeName><lb/> mir hat erwiesen</l><lb/> <l>die gröste Ehr; ich ward von jederman ge-<lb/> priesen.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p137.3">81 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3074" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1564 http://d-nb.info/gnd/118740938 http://viaf.org/viaf/64802761"><hi rendition="#aq">Phaedra</hi></persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Mein Vatter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271"><hi rendition="#aq">Minos</hi></persName> ein Regent zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-642 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7012056"><hi rendition="#aq">Creta</hi></placeName><lb/> war.</l><lb/> <l>Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-222 http://d-nb.info/gnd/11862184X http://viaf.org/viaf/805104"><hi rendition="#aq">Theseus</hi></persName> liebte mich: ich folgt’ ihm in Ge-<lb/> fahr.</l><lb/> <cb/> <l>Weil sich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163"><hi rendition="#aq">Hippolitus</hi></persName> mir wolte nicht erge-<lb/> ben/</l><lb/> <l>benahme ich mir selbst/ durch einen Strick/<lb/> das Leben.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p137.4">82 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3075" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1567 http://d-nb.info/gnd/11864405X http://viaf.org/viaf/87873347"><hi rendition="#aq">Agrippina</hi></persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Das Ungeheur der Welt/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-219 http://d-nb.info/gnd/118586998 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115696 http://viaf.org/viaf/84036175"><hi rendition="#aq">Nero</hi></persName>, ich ge-<lb/> bahr:</l><lb/> <l>der endlich Ursach selbst an meinem Tode<lb/> war.</l><lb/> <l>Man profezeyte mir/ er würde mich um-<lb/> bringen.</l><lb/> <l>Wol! 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Bosse</hi></persName>. Dessen harter Etzgrund oder Firnis. Die <hi rendition="#aq">Mixtur</hi> von Inschlit und Oel. Wie das Scheidwasser zu machen? Was für Kupferplatten zu erwehlen? Wie dieselbe zu säubern/ und der Firnis auszustreichen? Wie der Abriß auf der Platte durchzuzeichnen? Von den Stefften/ und wie man damit <hi rendition="#aq">radi</hi>ren soll? Worzu und wie die <hi rendition="#aq">Mixtur</hi> zu <hi rendition="#aq">applici</hi>ren? Wie das Etz-Wasser aufzugiessen? Von dem weichen Etzgrund/ und dessen <hi rendition="#aq">application</hi>. Wie dieser auf der Platte weiß zu machen/ und die Zeichnung aufzutragen? Zweite Manier/ das Etz-Wasser auf der Platte zu behalten und einbeissen zu lassen.</p> </argument> <cb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Ie <hi rendition="#aq">Sculptura,</hi> begreifft zugleich in sich/ die Ausbildung in Kupfer/ auf zweyerley Arten: deren eine wir nennen/ in Kupfer stechen; die andere aber/ in Kupfer auf einen überzogenen Grund <hi rendition="#aq">radi</hi>ren/ und solche <hi rendition="#aq">radi</hi>rung/ vermittels darauf gegossenen Scheid- oder Etz-Wassers/ einbeissen lassen/ daß davon auf Papier viel Abdrücke können gemacht werden. Durch diese beyde Künste/ wird in den <hi rendition="#aq">Studi</hi>en der Mahlerey viel gutes/ zur Lehr und Belustigung aller Kunstliebenden/ gestifftet und befördert. Weil nun von denen berühmtesten<cb/> <note place="right">Warum diser beyden Künste hier gedacht werde?</note> Künstlern beyder Wissenschaften/ so wol des Kupfer-stechens/ als des <hi rendition="#aq">radi</hi>rens/ in diesem Werk gemeldet worden: so hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> rahtsam gedeucht/ diese schöne Erfahrenheit/ nach Art und Weise des nettesten Gebrauches/ kurz und gründlich zu beschreiben.</p> <p><note place="right">Vom Kupferstechen.</note> Das Kupfer-stechen/ geschihet durch den scharffen Grabstichel/ auf hierzu sauber abgeschliffen- und polirtes Kupfer: welcher ein Bild oder Figur/ nach der Zeichnung/ darein gräbet/ da die Pünctlein und Strichwerke durch den Stich heraus geschnitten/ und formlich hinweg genommen/ hernach solche Kupfer-Figuren vielmals abgedruckt werden. </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I, Buch 2 (Skulptur), S. 49]/0228]
79 Castor.
Vierzehnde Platte. Ich führe mein Geschlecht vom Hercules
selbst her.
An mir man findet nichts/ das nicht zu preisen
wär.
Mein Bildnis sihet man zu Rom/ in edlem
Stein.
Der Prinz Justinian besitzet mich allein.
80 Cybele.
Der Götter Mutter man mich nennte inge-
mein.
Der Erden Schutz-Göttin ich pflegte auch zu
seyn.
Die höchst-berühmte Stadt Augstburg
mir hat erwiesen
die gröste Ehr; ich ward von jederman ge-
priesen.
81 Phaedra.
Mein Vatter Minos ein Regent zu Creta
war.
Der Theseus liebte mich: ich folgt’ ihm in Ge-
fahr.
Weil sich Hippolitus mir wolte nicht erge-
ben/
benahme ich mir selbst/ durch einen Strick/
das Leben.
82 Agrippina.
Das Ungeheur der Welt/ den Nero, ich ge-
bahr:
der endlich Ursach selbst an meinem Tode
war.
Man profezeyte mir/ er würde mich um-
bringen.
Wol! sagt ich: Laßt ihn nur die Käyser-
Cron erringen.
83 Vas antiquum.
Aufs treflichste gebildt und herrlich ausge-
zieret/
in dem Palast/ den hat sehr prächtig aufge-
führet
das Haus de Medices, wird diß antich-
Geschirr
in hohem Wehrt geacht/ als eine seltne
Zier.
Das VI Capitel.
Vom
Kupfer-stechen und der Etz-Kunst.
Innhalt.
Warum dieser beyden Künste hier gedacht werde? Vom Kupfer-stechen. Vom Kupfer-etzen oder radiren. Hierinn haben excelliret/ Simon Frisius, Matthaeus Merian/ Jacob Callot und A. Bosse. Dessen harter Etzgrund oder Firnis. Die Mixtur von Inschlit und Oel. Wie das Scheidwasser zu machen? Was für Kupferplatten zu erwehlen? Wie dieselbe zu säubern/ und der Firnis auszustreichen? Wie der Abriß auf der Platte durchzuzeichnen? Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll? Worzu und wie die Mixtur zu appliciren? Wie das Etz-Wasser aufzugiessen? Von dem weichen Etzgrund/ und dessen application. Wie dieser auf der Platte weiß zu machen/ und die Zeichnung aufzutragen? Zweite Manier/ das Etz-Wasser auf der Platte zu behalten und einbeissen zu lassen.
DIe Sculptura, begreifft zugleich in sich/ die Ausbildung in Kupfer/ auf zweyerley Arten: deren eine wir nennen/ in Kupfer stechen; die andere aber/ in Kupfer auf einen überzogenen Grund radiren/ und solche radirung/ vermittels darauf gegossenen Scheid- oder Etz-Wassers/ einbeissen lassen/ daß davon auf Papier viel Abdrücke können gemacht werden. Durch diese beyde Künste/ wird in den Studien der Mahlerey viel gutes/ zur Lehr und Belustigung aller Kunstliebenden/ gestifftet und befördert. Weil nun von denen berühmtesten
Künstlern beyder Wissenschaften/ so wol des Kupfer-stechens/ als des radirens/ in diesem Werk gemeldet worden: so hat mich rahtsam gedeucht/ diese schöne Erfahrenheit/ nach Art und Weise des nettesten Gebrauches/ kurz und gründlich zu beschreiben.
Warum diser beyden Künste hier gedacht werde? Das Kupfer-stechen/ geschihet durch den scharffen Grabstichel/ auf hierzu sauber abgeschliffen- und polirtes Kupfer: welcher ein Bild oder Figur/ nach der Zeichnung/ darein gräbet/ da die Pünctlein und Strichwerke durch den Stich heraus geschnitten/ und formlich hinweg genommen/ hernach solche Kupfer-Figuren vielmals abgedruckt werden.
Vom Kupferstechen.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 2 (Skulptur), S. 49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/228>, abgerufen am 28.07.2024. |