Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch]
Vom Hercules hab ich den Ursprung her be- kommen. Epirus hatte mich zum König angenommen. Den Römern widerstund ich eine lange Zeit: doch endlich schwächten sie mir meine Da- pferkeit. Die Griechen richteten mir eine Seule auf: dieweil ich sie befreyt von aller Feinde Hauf. Ein Tempel wurde/ mir zu Ehren/ aufer- bauet/ den mit Verehrung oft die Griechen ange- schauet. Es hatte Rom/ das Haupt und Aug der Welt/ empfangen von mir den ersten Grund. Mein sehnlichstes Verlangen gieng einig nur dahin/ allhier mich groß zu machen. Der Bruder lidt den Tod auf hönisches ver- lachen. Zehende Platte. In schöner Verse-Kunst hab ich mich wolge- übet/ der Römische Virgil hat überhoch geliebet/ was ich geschrieben hab. Die Ptolomaeer mir stäts waren zugethan/ als der Gelehrten Zier. Ich ware von Athen/ und schrieb warhafte Sachen/ die mir bis diese Stund ein ewig Denkmal machen. Demosthenes sehr hoch hielt alle meine Schriften. Die Nachwelt ewig wird mir ein Gedächtnis stiften. Wer sich wolt meiner Lehr mit allem ernst er- geben/ der muste unter mir fünf ganzer Jahre leben und schweigen allzeit still. Was ich beschrie- ben hab/ hält man dem Golde gleich. Ich fand ein schlechtes Grab. Die Sect der Stoiker zum Führer mich er-
[Spaltenumbruch]
kieste/ Athen mich liebwehrt hielt/ aufs freundlichst mich begrüste/ und reichte mir selbst dar die Schlüssel: so ein Mann diß warlich/ wie ich war/ mit recht verdienen kan. Das Mantua hat mir das Lebensliecht gege- ben. Ich wurde hochgeehrt in meinem ganzen Le- ben. Augustus selbst mir war mit Gnade zuge- than. Als der Poeten Fürst wurd ich gesehen an. So lange steht die Welt/ hat keiner sich ge- funden/ der in Wolredenheit mich hätte überwunden. Zum Burgermeister-Amt hat Rom mich selbst erkohrn. Mein Leben habe ich durch Antons List verlohrn. Eilfte Platte. Dem Vatter schlug ich nach. Augustus mich bekriegte/ da in Sicilien ich allenthalben siegte. Ich unterwarfe mir/ mit Ruhm/ dasselbe Meer: des Neptuns Sohn zu seyn/ hielt ich vor hohe Ehr. Die Kriege/ welche Rom mit dem Jugurtha führte und mit dem Catilin, umständlich ich be- rührte. Ich war des Cicero ganz abgesagter Feind: wie solches gar zuklar aus meinen Schriften scheint. Daß in der Poesie ich treflich viel gethan/ zeigt mancher kluger Geist in seinen Schriften an. Die Griechen richteten mir auf ein Seul zu Ehren. Solt sich das Weibesvolk nicht zu den Künsten kehren? Viel heilsame Gesetz' ich den Athenern gabe. Ich achtete nicht groß Gold/Reichthum/Gut und Habe. Man zehlte mich mit recht den weisen Mei- stern zu. Als ich das achzigst Jahr erreicht/ gieng ich zu Ruh. Der Romulus und ich lang führten schwere
Kriege. Das Capitolium mit Listen ich erstiege. Darauf mich Romulus zum Mit-Regenten nahm. Der Ursprung solches Streits vom Jung- frau-Raub herkam. [Spaltenumbruch]
Vom Hercules hab ich den Ursprung her be- kommen. Epirus hatte mich zum König angenommen. Den Römern widerstund ich eine lange Zeit: doch endlich schwächten sie mir meine Da- pferkeit. Die Griechen richteten mir eine Seule auf: dieweil ich sie befreyt von aller Feinde Hauf. Ein Tempel wurde/ mir zu Ehren/ aufer- bauet/ den mit Verehrung oft die Griechen ange- schauet. Es hatte Rom/ das Haupt und Aug der Welt/ empfangen von mir den ersten Grund. Mein sehnlichstes Verlangen gieng einig nur dahin/ allhier mich groß zu machen. Der Bruder lidt den Tod auf hönisches ver- lachen. Zehende Platte. In schöner Verse-Kunst hab ich mich wolge- übet/ der Römische Virgil hat überhoch geliebet/ was ich geschrieben hab. Die Ptolomaeer mir stäts waren zugethan/ als der Gelehrten Zier. Ich ware von Athen/ und schrieb warhafte Sachen/ die mir bis diese Stund ein ewig Denkmal machen. Demosthenes sehr hoch hielt alle meine Schriften. Die Nachwelt ewig wird mir ein Gedächtnis stiften. Wer sich wolt meiner Lehr mit allem ernst er- geben/ der muste unter mir fünf ganzer Jahre leben und schweigen allzeit still. Was ich beschrie- ben hab/ hält man dem Golde gleich. Ich fand ein schlechtes Grab. Die Sect der Stoiker zum Führer mich er-
[Spaltenumbruch]
kieste/ Athen mich liebwehrt hielt/ aufs freundlichst mich begrüste/ und reichte mir selbst dar die Schlüssel: so ein Mann diß warlich/ wie ich war/ mit recht verdienen kan. Das Mantua hat mir das Lebensliecht gege- ben. Ich wurde hochgeehrt in meinem ganzen Le- ben. Augustus selbst mir war mit Gnade zuge- than. Als der Poeten Fürst wurd ich gesehen an. So lange steht die Welt/ hat keiner sich ge- funden/ der in Wolredenheit mich hätte überwunden. Zum Burgermeister-Amt hat Rom mich selbst erkohrn. Mein Leben habe ich durch Antons List verlohrn. Eilfte Platte. Dem Vatter schlug ich nach. Augustus mich bekriegte/ da in Sicilien ich allenthalben siegte. Ich unterwarfe mir/ mit Ruhm/ dasselbe Meer: des Neptuns Sohn zu seyn/ hielt ich vor hohe Ehr. Die Kriege/ welche Rom mit dem Jugurtha führte und mit dem Catilin, umständlich ich be- rührte. Ich war des Cicero ganz abgesagter Feind: wie solches gar zuklar aus meinen Schriften scheint. Daß in der Poesie ich treflich viel gethan/ zeigt mancher kluger Geist in seinen Schriften an. Die Griechen richteten mir auf ein Seul zu Ehren. Solt sich das Weibesvolk nicht zu den Künsten kehren? Viel heilsame Gesetz’ ich den Athenern gabe. Ich achtete nicht groß Gold/Reichthum/Gut und Habe. Man zehlte mich mit recht den weisen Mei- stern zu. Als ich das achzigst Jahr erreicht/ gieng ich zu Ruh. Der Romulus und ich lang führten schwere
Kriege. Das Capitolium mit Listen ich erstiege. Darauf mich Romulus zum Mit-Regenten nahm. Der Ursprung solches Streits vom Jung- frau-Raub herkam. <TEI> <text xml:id="ta1675"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="1"> <pb facs="#f0226" xml:id="pb-135" n="[I, Buch 2 (Skulptur), S. 47]"/> <cb/> <p rendition="#c #aq" xml:id="p0135.1">52 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1399" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4361 http://d-nb.info/gnd/118743058 http://viaf.org/viaf/84036650">Pyrrhus Rex</persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834"><hi rendition="#aq">Hercules</hi></persName> hab ich den Ursprung her be-<lb/> kommen.</l><lb/> <l><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-497 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7030329"><hi rendition="#aq">Epirus</hi></placeName> hatte mich zum König angenommen.</l><lb/> <l>Den Römern widerstund ich eine lange<lb/> Zeit:</l><lb/> <l>doch endlich schwächten sie mir meine Da-<lb/> pferkeit.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c #aq" xml:id="p0135.2">53 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1401" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1332 http://d-nb.info/gnd/118683837 http://viaf.org/viaf/54942559">T. Quinctius Flaminius</persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Die Griechen richteten mir eine Seule auf:</l><lb/> <l>dieweil ich sie befreyt von aller Feinde Hauf.</l><lb/> <l>Ein Tempel wurde/ mir zu Ehren/ aufer-<lb/> bauet/</l><lb/> <l>den mit Verehrung oft die Griechen ange-<lb/> schauet.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c #aq" xml:id="p0135.3">54 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1403" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-548 http://d-nb.info/gnd/118749617 http://viaf.org/viaf/89106867">Romulus Rex</persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Es hatte <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ das Haupt und Aug der<lb/> Welt/ empfangen</l><lb/> <l>von mir den ersten Grund. 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Ich fand ein<lb/> schlechtes Grab.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c #aq" xml:id="p0135.7">58 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1411" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1554">Zeno</persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Die Sect der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Stoiker</persName> zum Führer mich er-<lb/> kieste/</l><lb/> <l><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001393">Athen</placeName> mich liebwehrt hielt/ aufs freundlichst<lb/> mich begrüste/</l><lb/> <l>und reichte mir selbst dar die Schlüssel: so<lb/> ein Mann</l><lb/> <l>diß warlich/ wie ich war/ mit recht verdienen<lb/> kan.</l><lb/> </lg> <cb/> <p rendition="#c #aq" xml:id="p0135.8">59 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1413" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433"><hi rendition="#aq">Virgilius</hi></persName></name>.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Das <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-477 http://www.geonames.org/3174051/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7005879"><hi rendition="#aq">Mantua</hi></placeName> hat mir das Lebensliecht gege-<lb/> ben.</l><lb/> <l>Ich wurde hochgeehrt in meinem ganzen Le-<lb/> ben.</l><lb/> <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Augustus</persName> selbst mir war mit Gnade zuge-<lb/> than.</l><lb/> <l>Als der Poeten Fürst wurd ich gesehen an.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c #aq" xml:id="p0135.9">60 <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1415" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617"><hi rendition="#aq">M. 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52 Pyrrhus Rex.
Vom Hercules hab ich den Ursprung her be-
kommen.
Epirus hatte mich zum König angenommen.
Den Römern widerstund ich eine lange
Zeit:
doch endlich schwächten sie mir meine Da-
pferkeit.
53 T. Quinctius Flaminius.
Die Griechen richteten mir eine Seule auf:
dieweil ich sie befreyt von aller Feinde Hauf.
Ein Tempel wurde/ mir zu Ehren/ aufer-
bauet/
den mit Verehrung oft die Griechen ange-
schauet.
54 Romulus Rex.
Es hatte Rom/ das Haupt und Aug der
Welt/ empfangen
von mir den ersten Grund. Mein sehnlichstes
Verlangen
gieng einig nur dahin/ allhier mich groß zu
machen.
Der Bruder lidt den Tod auf hönisches ver-
lachen.
55 Theocritus.
In schöner Verse-Kunst hab ich mich wolge-
übet/
der Römische Virgil hat überhoch geliebet/
was ich geschrieben hab. Die Ptolomaeer
mir
stäts waren zugethan/ als der Gelehrten
Zier.
56 Thucydides.
Ich ware von Athen/ und schrieb warhafte
Sachen/
die mir bis diese Stund ein ewig Denkmal
machen.
Demosthenes sehr hoch hielt alle meine
Schriften.
Die Nachwelt ewig wird mir ein Gedächtnis
stiften.
57 Pythagoras.
Wer sich wolt meiner Lehr mit allem ernst er-
geben/
der muste unter mir fünf ganzer Jahre leben
und schweigen allzeit still. Was ich beschrie-
ben hab/
hält man dem Golde gleich. Ich fand ein
schlechtes Grab.
58 Zeno.
Die Sect der Stoiker zum Führer mich er-
kieste/
Athen mich liebwehrt hielt/ aufs freundlichst
mich begrüste/
und reichte mir selbst dar die Schlüssel: so
ein Mann
diß warlich/ wie ich war/ mit recht verdienen
kan.
59 Virgilius.
Das Mantua hat mir das Lebensliecht gege-
ben.
Ich wurde hochgeehrt in meinem ganzen Le-
ben.
Augustus selbst mir war mit Gnade zuge-
than.
Als der Poeten Fürst wurd ich gesehen an.
60 M. Tullius Cicero.
So lange steht die Welt/ hat keiner sich ge-
funden/
der in Wolredenheit mich hätte überwunden.
Zum Burgermeister-Amt hat Rom mich
selbst erkohrn.
Mein Leben habe ich durch Antons List
verlohrn.
61 Sextus Pompejus.
Dem Vatter schlug ich nach. Augustus mich
bekriegte/
da in Sicilien ich allenthalben siegte.
Ich unterwarfe mir/ mit Ruhm/ dasselbe
Meer:
des Neptuns Sohn zu seyn/ hielt ich vor
hohe Ehr.
62 C. Crispus Sallustius.
Die Kriege/ welche Rom mit dem Jugurtha
führte
und mit dem Catilin, umständlich ich be-
rührte.
Ich war des Cicero ganz abgesagter Feind:
wie solches gar zuklar aus meinen Schriften
scheint.
63 Sappho.
Daß in der Poesie ich treflich viel gethan/
zeigt mancher kluger Geist in seinen Schriften
an.
Die Griechen richteten mir auf ein Seul zu
Ehren.
Solt sich das Weibesvolk nicht zu den
Künsten kehren?
64 Solon.
Viel heilsame Gesetz’ ich den Athenern gabe.
Ich achtete nicht groß Gold/Reichthum/Gut
und Habe.
Man zehlte mich mit recht den weisen Mei-
stern zu.
Als ich das achzigst Jahr erreicht/ gieng ich
zu Ruh.
65 Tatius Sabinus Rex.
Der Romulus und ich lang führten schwere
Kriege.
Das Capitolium mit Listen ich erstiege.
Darauf mich Romulus zum Mit-Regenten
nahm.
Der Ursprung solches Streits vom Jung-
frau-Raub herkam.
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