Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine Sphynx: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. Ihr Untergewand mit kleinen Falten/ ist die Art eines Unterrocks von einer Vestalischen Jungfrauen: zu Bezeugung der Reinlichkeit und Keuschheit. Auf der Brust/ ist sie mit einem Schild versehen: worauf das Haupt Medusae und die Schlangen/ wider die böse Mäuler/ gestaltet zu sehen. Ihr umgelegter großer Purpurner Mantel oder Röm. Burgermeister-Habit, bedeutet/ daß alle Tugenden vermittels eines weisen Rahts bestehen müßen; wie dann auch die Schlange eine verschmitzte Klug- und Weisheit andeutet. Durch den Spieß wird/ sich zu wehren/ und das böse von sich zu halten/ angemerket. In diesem Palaste/ stehen auch zwey schöne Brust-Bilder von Faunen. In des Zwey Faunen-Brust-Bilder. Prinzen Lustgarten al populo, sihet man gleichfalls/ ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren in basso rilievo: Im Lust-Garten ein Brunnstuck/ in basso rilievo. als nämlich eine Diana, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem Cupido geleitet/ auf dem Berg Lathmus, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer Endymion, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die Mutter der Nacht/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf Piedestalen/ theils ganze Statuen/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das Antiquarium: Herrliches reiches Antiquarium daselbst. darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze Statuen gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet. Wie ich dann in währender Zeit/ da ich nämlich Der Autor hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet. diesem hochberühmten Fürsten Justiniano viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an antichen Statuen von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt basse rilieve, erkaufft/ und hin und wieder in diesem Palast und Lustgarten al populo, Große Mänge der antiche-Statuen, daselbst. vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe ich die allerberühmteste in folio, bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: Wovon der Autor die Galeria Justiniana zu Kupfer gefördert. wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als Melan/ Blomart/ Natalis/ Mattham/ Persein und andere/ die Galeria Justiniana, verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde. [Spaltenumbruch]Seine Erben werben/ über diesen Kupfern/ Recht-strittig: Es wolte aber die Mutter aller Dinge/ die Natur/ diesem 85 jährigen lieben Herrn/ bis zu Ausgang des Buchs/ das Leben nicht fristen/ und sind hernach seine beyderley Erben/ dieser Kupferplatten halber/ strittig worden/ indem jeder Theil solche haben wollen. Der eine praetendirte sie/ unter dem Titul eines Erb-Fürstens/ und gabe vor: weil ihme der Palast zustünde/ als gebührten ihm auch diese Kupfer der Galeria Justiniana. Die andere/ als Erben von einem Mönchen Closter/ wendeten ein: weil ihnen die mobilien vermachet/ und die Kupfer unter die mobilien zu rechnen seyen/ so folge/ daß auch diese Platten ihnen zustünden. Hieraus entstunde nun ein hefftiger Rechts Process, da immittels/ bis zu Austrag der Sachen/ die Kupfer im Richt-Hause des Campidolio verpetschiret und verwahret ligend die inzwischen verrosten und verderben. blieben: welche nun/ wie wir vernommen/ verrosten/ verderben/ und fast völlig zu grunde gehen. Ist also höchlich zu betrauren/ daß ein dermaßen nötiges/ unvergleichliches und nutzliches Werk/ sovielen verlangenden Kunst- Liebhabern bishero vorenthalten geblieben/ und vielleicht noch länger wird bleiben müßen: welches weit von dieses glorwürdigen Prinzens geführter guten Meinung abgewichen Sein Kupferbildnis. heiset. Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten S, sein Bildnis zu sehen. Fünf bassi rilievi: Vespasianus und Domitilla, in der Barbarinischen Bibliothec Auf der folgenden Platten/ sind fünf Stucke/ von basso rilievo, nachgebildet. Das erste ist/ die Bildnisen von Vespasianus und Domitilla, welche/ auf einer Smaragd-Platte/ zu Rom in der Barbarinischen Bibliothec befindlich. Die Dame/ ist wie ein Ceres bekleidet/ mit Gersten-Aehren in der Hand: bedeutet die dem Gemein-Wesen Zween Faunen mit einem Geisbock. gegebene Ruhe. Die 2 Figur/ sind 2 Faunen/ mit einem Geisbock/ den sie dem Baccho aufopfern. Dieses geschahe darum bey den Heiden/ wie Pausanias berichtet/ weil die Böcke pflegen die Weinreben zu benagen/ und die Weinstöcke damit zu verderben. In diesem Verstand hat Ovidius geschrieben: Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta- bis ad aram, in tua quod spargi cornua possit, erit. Die drey andere Stucke/ werden unter meinen antich-Sachen aufbehalten. Jacob und Rahel.Das erste/ zeiget den Patriarchen Jacob/ wie er/ in Haran ankommend/ seine Base die Rahel/ Labans Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den antichen/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich. Das Vestal-Opfer/Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu Rom ihrer Vorsteherin und Göttin Vesta zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen antichen/ und in Metall gegossen. und zwey Streit-Rosse. Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf [Spaltenumbruch] Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine Sphynx: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. Ihr Untergewand mit kleinen Falten/ ist die Art eines Unterrocks von einer Vestalischen Jungfrauen: zu Bezeugung der Reinlichkeit und Keuschheit. Auf der Brust/ ist sie mit einem Schild versehen: worauf das Haupt Medusae und die Schlangen/ wider die böse Mäuler/ gestaltet zu sehen. Ihr umgelegter großer Purpurner Mantel oder Röm. Burgermeister-Habit, bedeutet/ daß alle Tugenden vermittels eines weisen Rahts bestehen müßen; wie dann auch die Schlange eine verschmitzte Klug- und Weisheit andeutet. Durch den Spieß wird/ sich zu wehren/ und das böse von sich zu halten/ angemerket. In diesem Palaste/ stehen auch zwey schöne Brust-Bilder von Faunen. In des Zwey Faunen-Brust-Bilder. Prinzen Lustgarten al populo, sihet man gleichfalls/ ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren in basso rilievo: Im Lust-Garten ein Brunnstuck/ in basso rilievo. als nämlich eine Diana, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem Cupido geleitet/ auf dem Berg Lathmus, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer Endymion, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die Mutter der Nacht/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf Piedestalen/ theils ganze Statuen/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das Antiquarium: Herrliches reiches Antiquarium daselbst. darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze Statuen gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet. Wie ich dann in währender Zeit/ da ich nämlich Der Autor hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet. diesem hochberühmten Fürsten Justiniano viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an antichen Statuen von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt basse rilieve, erkaufft/ und hin und wieder in diesem Palast und Lustgarten al populo, Große Mänge der antiche-Statuen, daselbst. vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe ich die allerberühmteste in folio, bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: Wovon der Autor die Galeria Justiniana zu Kupfer gefördert. wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als Melan/ Blomart/ Natalis/ Mattham/ Persein und andere/ die Galeria Justiniana, verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde. [Spaltenumbruch]Seine Erben werben/ über diesen Kupfern/ Recht-strittig: Es wolte aber die Mutter aller Dinge/ die Natur/ diesem 85 jährigen lieben Herrn/ bis zu Ausgang des Buchs/ das Leben nicht fristen/ und sind hernach seine beyderley Erben/ dieser Kupferplatten halber/ strittig worden/ indem jeder Theil solche haben wollen. Der eine praetendirte sie/ unter dem Titul eines Erb-Fürstens/ und gabe vor: weil ihme der Palast zustünde/ als gebührten ihm auch diese Kupfer der Galeria Justiniana. Die andere/ als Erben von einem Mönchen Closter/ wendeten ein: weil ihnen die mobilien vermachet/ und die Kupfer unter die mobilien zu rechnen seyen/ so folge/ daß auch diese Platten ihnen zustünden. Hieraus entstunde nun ein hefftiger Rechts Process, da immittels/ bis zu Austrag der Sachen/ die Kupfer im Richt-Hause des Campidolio verpetschiret und verwahret ligend die inzwischen verrosten und verderben. blieben: welche nun/ wie wir vernommen/ verrosten/ verderben/ und fast völlig zu grunde gehen. Ist also höchlich zu betrauren/ daß ein dermaßen nötiges/ unvergleichliches und nutzliches Werk/ sovielen verlangenden Kunst- Liebhabern bishero vorenthalten geblieben/ und vielleicht noch länger wird bleiben müßen: welches weit von dieses glorwürdigen Prinzens geführter guten Meinung abgewichen Sein Kupferbildnis. heiset. Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten S, sein Bildnis zu sehen. Fünf bassi rilievi: Vespasianus und Domitilla, in der Barbarinischen Bibliothec Auf der folgenden Platten/ sind fünf Stucke/ von basso rilievo, nachgebildet. Das erste ist/ die Bildnisen von Vespasianus und Domitilla, welche/ auf einer Smaragd-Platte/ zu Rom in der Barbarinischen Bibliothec befindlich. Die Dame/ ist wie ein Ceres bekleidet/ mit Gersten-Aehren in der Hand: bedeutet die dem Gemein-Wesen Zween Faunen mit einem Geisbock. gegebene Ruhe. Die 2 Figur/ sind 2 Faunen/ mit einem Geisbock/ den sie dem Baccho aufopfern. Dieses geschahe darum bey den Heiden/ wie Pausanias berichtet/ weil die Böcke pflegen die Weinreben zu benagen/ und die Weinstöcke damit zu verderben. In diesem Verstand hat Ovidius geschrieben: Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta- bis ad aram, in tua quod spargi cornua possit, erit. Die drey andere Stucke/ werden unter meinen antich-Sachen aufbehalten. Jacob und Rahel.Das erste/ zeiget den Patriarchen Jacob/ wie er/ in Haran ankommend/ seine Base die Rahel/ Labans Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den antichen/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich. Das Vestal-Opfer/Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu Rom ihrer Vorsteherin und Göttin Vesta zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen antichen/ und in Metall gegossen. und zwey Streit-Rosse. Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf <TEI> <text xml:id="ta1675"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="1"> <p xml:id="p127.8"><pb facs="#f0219" xml:id="pb-128" n="[I, Buch 2 (Skulptur), S. 40]"/><cb/> Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine <hi rendition="#aq">Sphynx</hi>: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. 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Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten <hi rendition="#aq">S,</hi> <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4084" type="artificialWork">sein Bildnis</name> zu sehen.</p> <p><note place="right">Fünf <hi rendition="#aq">bassi rilievi: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-289 http://d-nb.info/gnd/11862671X http://viaf.org/viaf/96539514">Vespasianus</persName></hi> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1228"><hi rendition="#aq">Domitilla</hi></persName>, in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1682"><hi rendition="#aq">Barbarini</hi>schen <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi></placeName></note> Auf der folgenden <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/102#figure-0102.1">Platten</ref>/ sind fünf Stucke/ von <hi rendition="#aq">basso rilievo,</hi> nachgebildet. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4907" type="artificialWork">Das erste ist/ die Bildnisen von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-289 http://d-nb.info/gnd/11862671X http://viaf.org/viaf/96539514"><hi rendition="#aq">Vespasianus</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1228"><hi rendition="#aq">Domitilla</hi></persName></name>, welche/ auf einer <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1166" type="artificialWork">Smaragd-Platte/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1682"><hi rendition="#aq">Barbarini</hi>schen <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi></placeName></name> befindlich. 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In diesem Verstand hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447"><hi rendition="#aq">Ovidius</hi></persName> geschrieben:</p> <lg rendition="#aq #c" type="poem"> <l> <foreign xml:lang="lat">Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta-<lb/> bis ad aram,</foreign> </l><lb/> <l> <foreign xml:lang="lat">in tua quod spargi cornua possit, erit.</foreign> </l><lb/> </lg> <p>Die drey andere Stucke/ werden unter meinen <hi rendition="#aq">antich</hi>-Sachen aufbehalten. <note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5262" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1229">Jacob</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-102 http://d-nb.info/gnd/118836889 http://viaf.org/viaf/57411757">Rahel</persName></name>.</note><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1168" type="artificialWork">Das erste/ zeiget den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1229">Patriarchen Jacob</persName>/ wie er/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1678 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002467">Haran</placeName> ankommend/ seine Base die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-102 http://d-nb.info/gnd/118836889 http://viaf.org/viaf/57411757">Rahel</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-101 http://d-nb.info/gnd/122641000 http://viaf.org/viaf/32883577">Labans</persName> Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den <hi rendition="#aq">antich</hi>en/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich</name>. <note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5263" type="artificialWork">Das <hi rendition="#aq">Vestal</hi>-Opfer</name>/</note><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1169" type="artificialWork">Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> ihrer Vorsteherin und Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-503 http://d-nb.info/gnd/118804316 http://viaf.org/viaf/32793006"><hi rendition="#aq">Vesta</hi></persName> zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen <hi rendition="#aq">antich</hi>en/ und in Metall gegossen.</name> <note place="right">und <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5327" type="artificialWork">zwey Streit-Rosse</name>.</note> <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1170" type="artificialWork">Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf </name></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I, Buch 2 (Skulptur), S. 40]/0219]
Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine Sphynx: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. Ihr Untergewand mit kleinen Falten/ ist die Art eines Unterrocks von einer Vestalischen Jungfrauen: zu Bezeugung der Reinlichkeit und Keuschheit. Auf der Brust/ ist sie mit einem Schild versehen: worauf das Haupt Medusae und die Schlangen/ wider die böse Mäuler/ gestaltet zu sehen. Ihr umgelegter großer Purpurner Mantel oder Röm. Burgermeister-Habit, bedeutet/ daß alle Tugenden vermittels eines weisen Rahts bestehen müßen; wie dann auch die Schlange eine verschmitzte Klug- und Weisheit andeutet. Durch den Spieß wird/ sich zu wehren/ und das böse von sich zu halten/ angemerket.
In diesem Palaste/ stehen auch zwey schöne Brust-Bilder von Faunen. In des Prinzen Lustgarten al populo, sihet man gleichfalls/ ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren in basso rilievo: als nämlich eine Diana, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem Cupido geleitet/ auf dem Berg Lathmus, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer Endymion, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die Mutter der Nacht/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf Piedestalen/ theils ganze Statuen/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das Antiquarium: darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze Statuen gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet.
Zwey Faunen-Brust-Bilder.
Im Lust-Garten ein Brunnstuck/ in basso rilievo.
Herrliches reiches Antiquarium daselbst.Wie ich dann in währender Zeit/ da ich nämlich diesem hochberühmten Fürsten Justiniano viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an antichen Statuen von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt basse rilieve, erkaufft/ und hin und wieder in diesem Palast und Lustgarten al populo, vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe ich die allerberühmteste in folio, bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als Melan/ Blomart/ Natalis/ Mattham/ Persein und andere/ die Galeria Justiniana, verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde.
Der Autor hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet.
Große Mänge der antiche-Statuen, daselbst.
Wovon der Autor die Galeria Justiniana zu Kupfer gefördert.
Es wolte aber die Mutter aller Dinge/ die Natur/ diesem 85 jährigen lieben Herrn/ bis zu Ausgang des Buchs/ das Leben nicht fristen/ und sind hernach seine beyderley Erben/ dieser Kupferplatten halber/ strittig worden/ indem jeder Theil solche haben wollen. Der eine praetendirte sie/ unter dem Titul eines Erb-Fürstens/ und gabe vor: weil ihme der Palast zustünde/ als gebührten ihm auch diese Kupfer der Galeria Justiniana. Die andere/ als Erben von einem Mönchen Closter/ wendeten ein: weil ihnen die mobilien vermachet/ und die Kupfer unter die mobilien zu rechnen seyen/ so folge/ daß auch diese Platten ihnen zustünden. Hieraus entstunde nun ein hefftiger Rechts Process, da immittels/ bis zu Austrag der Sachen/ die Kupfer im Richt-Hause des Campidolio verpetschiret und verwahret ligend blieben: welche nun/ wie wir vernommen/ verrosten/ verderben/ und fast völlig zu grunde gehen. Ist also höchlich zu betrauren/ daß ein dermaßen nötiges/ unvergleichliches und nutzliches Werk/ sovielen verlangenden Kunst- Liebhabern bishero vorenthalten geblieben/ und vielleicht noch länger wird bleiben müßen: welches weit von dieses glorwürdigen Prinzens geführter guten Meinung abgewichen heiset. Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten S, sein Bildnis zu sehen.
Seine Erben werben/ über diesen Kupfern/ Recht-strittig:
die inzwischen verrosten und verderben.
Sein Kupferbildnis. Auf der folgenden Platten/ sind fünf Stucke/ von basso rilievo, nachgebildet. Das erste ist/ die Bildnisen von Vespasianus und Domitilla, welche/ auf einer Smaragd-Platte/ zu Rom in der Barbarinischen Bibliothec befindlich. Die Dame/ ist wie ein Ceres bekleidet/ mit Gersten-Aehren in der Hand: bedeutet die dem Gemein-Wesen gegebene Ruhe. Die 2 Figur/ sind 2 Faunen/ mit einem Geisbock/ den sie dem Baccho aufopfern. Dieses geschahe darum bey den Heiden/ wie Pausanias berichtet/ weil die Böcke pflegen die Weinreben zu benagen/ und die Weinstöcke damit zu verderben. In diesem Verstand hat Ovidius geschrieben:
Fünf bassi rilievi: Vespasianus und Domitilla, in der Barbarinischen Bibliothec
Zween Faunen mit einem Geisbock. Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta-
bis ad aram,
in tua quod spargi cornua possit, erit.
Die drey andere Stucke/ werden unter meinen antich-Sachen aufbehalten. Das erste/ zeiget den Patriarchen Jacob/ wie er/ in Haran ankommend/ seine Base die Rahel/ Labans Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den antichen/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich. Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu Rom ihrer Vorsteherin und Göttin Vesta zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen antichen/ und in Metall gegossen. Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf
Jacob und Rahel.
Das Vestal-Opfer/
und zwey Streit-Rosse.
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