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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine Sphynx: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. Ihr Untergewand mit kleinen Falten/ ist die Art eines Unterrocks von einer Vestalischen Jungfrauen: zu Bezeugung der Reinlichkeit und Keuschheit. Auf der Brust/ ist sie mit einem Schild versehen: worauf das Haupt Medusae und die Schlangen/ wider die böse Mäuler/ gestaltet zu sehen. Ihr umgelegter großer Purpurner Mantel oder Röm. Burgermeister-Habit, bedeutet/ daß alle Tugenden vermittels eines weisen Rahts bestehen müßen; wie dann auch die Schlange eine verschmitzte Klug- und Weisheit andeutet. Durch den Spieß wird/ sich zu wehren/ und das böse von sich zu halten/ angemerket.

In diesem Palaste/ stehen auch zwey schöne Brust-Bilder von Faunen. In des Zwey Faunen-Brust-Bilder. Prinzen Lustgarten al populo, sihet man gleichfalls/ ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren in basso rilievo: Im Lust-Garten ein Brunnstuck/ in basso rilievo. als nämlich eine Diana, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem Cupido geleitet/ auf dem Berg Lathmus, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer Endymion, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die Mutter der Nacht/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf Piedestalen/ theils ganze Statuen/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das Antiquarium: Herrliches reiches Antiquarium daselbst. darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze Statuen gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet.

Wie ich dann in währender Zeit/ da ich nämlich Der Autor hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet. diesem hochberühmten Fürsten Justiniano viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an antichen Statuen von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt basse rilieve, erkaufft/ und hin und wieder in diesem Palast und Lustgarten al populo, Große Mänge der antiche-Statuen, daselbst. vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe ich die allerberühmteste in folio, bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: Wovon der Autor die Galeria Justiniana zu Kupfer gefördert. wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als Melan/ Blomart/ Natalis/ Mattham/ Persein und andere/ die Galeria Justiniana, verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde.

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Seine Erben werben/ über diesen Kupfern/ Recht-strittig: Es wolte aber die Mutter aller Dinge/ die Natur/ diesem 85 jährigen lieben Herrn/ bis zu Ausgang des Buchs/ das Leben nicht fristen/ und sind hernach seine beyderley Erben/ dieser Kupferplatten halber/ strittig worden/ indem jeder Theil solche haben wollen. Der eine praetendirte sie/ unter dem Titul eines Erb-Fürstens/ und gabe vor: weil ihme der Palast zustünde/ als gebührten ihm auch diese Kupfer der Galeria Justiniana. Die andere/ als Erben von einem Mönchen Closter/ wendeten ein: weil ihnen die mobilien vermachet/ und die Kupfer unter die mobilien zu rechnen seyen/ so folge/ daß auch diese Platten ihnen zustünden. Hieraus entstunde nun ein hefftiger Rechts Process, da immittels/ bis zu Austrag der Sachen/ die Kupfer im Richt-Hause des Campidolio verpetschiret und verwahret ligend die inzwischen verrosten und verderben. blieben: welche nun/ wie wir vernommen/ verrosten/ verderben/ und fast völlig zu grunde gehen. Ist also höchlich zu betrauren/ daß ein dermaßen nötiges/ unvergleichliches und nutzliches Werk/ sovielen verlangenden Kunst- Liebhabern bishero vorenthalten geblieben/ und vielleicht noch länger wird bleiben müßen: welches weit von dieses glorwürdigen Prinzens geführter guten Meinung abgewichen Sein Kupferbildnis. heiset. Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten S, sein Bildnis zu sehen.

Fünf bassi rilievi: Vespasianus und Domitilla, in der Barbarinischen Bibliothec Auf der folgenden Platten/ sind fünf Stucke/ von basso rilievo, nachgebildet. Das erste ist/ die Bildnisen von Vespasianus und Domitilla, welche/ auf einer Smaragd-Platte/ zu Rom in der Barbarinischen Bibliothec befindlich. Die Dame/ ist wie ein Ceres bekleidet/ mit Gersten-Aehren in der Hand: bedeutet die dem Gemein-Wesen Zween Faunen mit einem Geisbock. gegebene Ruhe. Die 2 Figur/ sind 2 Faunen/ mit einem Geisbock/ den sie dem Baccho aufopfern. Dieses geschahe darum bey den Heiden/ wie Pausanias berichtet/ weil die Böcke pflegen die Weinreben zu benagen/ und die Weinstöcke damit zu verderben. In diesem Verstand hat Ovidius geschrieben:

Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta-
bis ad aram,

in tua quod spargi cornua possit, erit.

Die drey andere Stucke/ werden unter meinen antich-Sachen aufbehalten. Jacob und Rahel.Das erste/ zeiget den Patriarchen Jacob/ wie er/ in Haran ankommend/ seine Base die Rahel/ Labans Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den antichen/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich. Das Vestal-Opfer/Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu Rom ihrer Vorsteherin und Göttin Vesta zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen antichen/ und in Metall gegossen. und zwey Streit-Rosse. Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf

[Spaltenumbruch] Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine Sphynx: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. Ihr Untergewand mit kleinen Falten/ ist die Art eines Unterrocks von einer Vestalischen Jungfrauen: zu Bezeugung der Reinlichkeit und Keuschheit. Auf der Brust/ ist sie mit einem Schild versehen: worauf das Haupt Medusae und die Schlangen/ wider die böse Mäuler/ gestaltet zu sehen. Ihr umgelegter großer Purpurner Mantel oder Röm. Burgermeister-Habit, bedeutet/ daß alle Tugenden vermittels eines weisen Rahts bestehen müßen; wie dann auch die Schlange eine verschmitzte Klug- und Weisheit andeutet. Durch den Spieß wird/ sich zu wehren/ und das böse von sich zu halten/ angemerket.

In diesem Palaste/ stehen auch zwey schöne Brust-Bilder von Faunen. In des Zwey Faunen-Brust-Bilder. Prinzen Lustgarten al populo, sihet man gleichfalls/ ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren in basso rilievo: Im Lust-Garten ein Brunnstuck/ in basso rilievo. als nämlich eine Diana, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem Cupido geleitet/ auf dem Berg Lathmus, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer Endymion, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die Mutter der Nacht/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf Piedestalen/ theils ganze Statuen/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das Antiquarium: Herrliches reiches Antiquarium daselbst. darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze Statuen gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet.

Wie ich dann in währender Zeit/ da ich nämlich Der Autor hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet. diesem hochberühmten Fürsten Justiniano viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an antichen Statuen von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt basse rilieve, erkaufft/ und hin und wieder in diesem Palast und Lustgarten al populo, Große Mänge der antiche-Statuen, daselbst. vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe ich die allerberühmteste in folio, bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: Wovon der Autor die Galeria Justiniana zu Kupfer gefördert. wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als Melan/ Blomart/ Natalis/ Mattham/ Persein und andere/ die Galeria Justiniana, verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde.

[Spaltenumbruch]

Seine Erben werben/ über diesen Kupfern/ Recht-strittig: Es wolte aber die Mutter aller Dinge/ die Natur/ diesem 85 jährigen lieben Herrn/ bis zu Ausgang des Buchs/ das Leben nicht fristen/ und sind hernach seine beyderley Erben/ dieser Kupferplatten halber/ strittig worden/ indem jeder Theil solche haben wollen. Der eine praetendirte sie/ unter dem Titul eines Erb-Fürstens/ und gabe vor: weil ihme der Palast zustünde/ als gebührten ihm auch diese Kupfer der Galeria Justiniana. Die andere/ als Erben von einem Mönchen Closter/ wendeten ein: weil ihnen die mobilien vermachet/ und die Kupfer unter die mobilien zu rechnen seyen/ so folge/ daß auch diese Platten ihnen zustünden. Hieraus entstunde nun ein hefftiger Rechts Process, da immittels/ bis zu Austrag der Sachen/ die Kupfer im Richt-Hause des Campidolio verpetschiret und verwahret ligend die inzwischen verrosten und verderben. blieben: welche nun/ wie wir vernommen/ verrosten/ verderben/ und fast völlig zu grunde gehen. Ist also höchlich zu betrauren/ daß ein dermaßen nötiges/ unvergleichliches und nutzliches Werk/ sovielen verlangenden Kunst- Liebhabern bishero vorenthalten geblieben/ und vielleicht noch länger wird bleiben müßen: welches weit von dieses glorwürdigen Prinzens geführter guten Meinung abgewichen Sein Kupferbildnis. heiset. Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten S, sein Bildnis zu sehen.

Fünf bassi rilievi: Vespasianus und Domitilla, in der Barbarinischen Bibliothec Auf der folgenden Platten/ sind fünf Stucke/ von basso rilievo, nachgebildet. Das erste ist/ die Bildnisen von Vespasianus und Domitilla, welche/ auf einer Smaragd-Platte/ zu Rom in der Barbarinischen Bibliothec befindlich. Die Dame/ ist wie ein Ceres bekleidet/ mit Gersten-Aehren in der Hand: bedeutet die dem Gemein-Wesen Zween Faunen mit einem Geisbock. gegebene Ruhe. Die 2 Figur/ sind 2 Faunen/ mit einem Geisbock/ den sie dem Baccho aufopfern. Dieses geschahe darum bey den Heiden/ wie Pausanias berichtet/ weil die Böcke pflegen die Weinreben zu benagen/ und die Weinstöcke damit zu verderben. In diesem Verstand hat Ovidius geschrieben:

Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta-
bis ad aram,

in tua quod spargi cornua possit, erit.

Die drey andere Stucke/ werden unter meinen antich-Sachen aufbehalten. Jacob und Rahel.Das erste/ zeiget den Patriarchen Jacob/ wie er/ in Haran ankommend/ seine Base die Rahel/ Labans Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den antichen/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich. Das Vestal-Opfer/Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu Rom ihrer Vorsteherin und Göttin Vesta zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen antichen/ und in Metall gegossen. und zwey Streit-Rosse. Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf

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            <p>In diesem Palaste/ stehen auch <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-358" type="artificialWork">zwey schöne Brust-Bilder von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1230"><hi rendition="#aq">Faun</hi>en</persName></name>. In des <note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-358" type="artificialWork">Zwey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1230"><hi rendition="#aq">Faun</hi>en</persName>-Brust-Bilder</name>.</note> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1386">Prinzen Lustgarten</placeName> <hi rendition="#aq">al populo,</hi> sihet man gleichfalls/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1237" type="artificialWork">ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren <hi rendition="#aq">in basso rilievo</hi></name>: <note place="right">Im Lust-Garten <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1237" type="artificialWork">ein Brunnstuck/ <hi rendition="#aq">in basso rilievo</hi></name>.</note> als nämlich eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296"><hi rendition="#aq">Diana</hi></persName>, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366"><hi rendition="#aq">Cupido</hi></persName> geleitet/ auf dem Berg <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-567"><hi rendition="#aq">Lathmus</hi></placeName>, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1396 http://d-nb.info/gnd/118682040 http://viaf.org/viaf/67259758"><hi rendition="#aq">Endymion</hi></persName>, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Mutter der Nacht</persName>/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf <hi rendition="#aq">Piedestal</hi>en/  theils ganze <hi rendition="#aq">Statu</hi>en/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1041">Antiquarium</placeName></hi>: <note place="right">Herrliches reiches <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1041">Antiquarium</placeName></hi> daselbst.</note> darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze <hi rendition="#aq">Statu</hi>en gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet.</p>
            <p>Wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>  dann in währender Zeit/ da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nämlich <note place="right">Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836"><hi rendition="#aq">Autor</hi></persName> hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet.</note> diesem hochberühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Fürsten <hi rendition="#aq">Justiniano</hi></persName> viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an <hi rendition="#aq">antich</hi>en <hi rendition="#aq">Statu</hi>en von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt <hi rendition="#aq">basse rilieve,</hi> erkaufft/ und hin und wieder in diesem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2032" type="artificialWork"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-328">Palast</placeName></name> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1386">Lustgarten <hi rendition="#aq">al populo</hi></placeName>, <note place="right">Große Mänge der <hi rendition="#aq">antiche-Statuen,</hi> daselbst.</note> vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1041">Antiquario</placeName></hi> oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> die allerberühmteste in <hi rendition="#aq">folio,</hi> bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: <note place="right">Wovon der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836"><hi rendition="#aq">Autor</hi></persName>  die <hi rendition="#aq"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-258">Galeria Justiniana</ref></bibl></hi> zu Kupfer gefördert.</note> wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1399 http://d-nb.info/gnd/118949373 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500026391 http://viaf.org/viaf/73888233">Melan</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1401 http://d-nb.info/gnd/119176629 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500001977 http://viaf.org/viaf/95293187">Blomart</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1402 http://d-nb.info/gnd/121589811 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500191819 http://viaf.org/viaf/74116867">Natalis</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1403 http://d-nb.info/gnd/121751627 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500022945 http://viaf.org/viaf/72257277">Mattham</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1404 http://d-nb.info/gnd/124414559 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500043426">Persein</persName> und andere/ die <hi rendition="#aq"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-258">Galeria Justiniana</ref></bibl>,</hi> verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde.</p>
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[[I, Buch 2 (Skulptur), S. 40]/0219] Anläuffe zu stellen. Oben auf dem Sturmhut/ rastet eine Sphynx: zur Warnung der vergangenen und noch zukünftigen Dinge. Ihr Untergewand mit kleinen Falten/ ist die Art eines Unterrocks von einer Vestalischen Jungfrauen: zu Bezeugung der Reinlichkeit und Keuschheit. Auf der Brust/ ist sie mit einem Schild versehen: worauf das Haupt Medusae und die Schlangen/ wider die böse Mäuler/ gestaltet zu sehen. Ihr umgelegter großer Purpurner Mantel oder Röm. Burgermeister-Habit, bedeutet/ daß alle Tugenden vermittels eines weisen Rahts bestehen müßen; wie dann auch die Schlange eine verschmitzte Klug- und Weisheit andeutet. Durch den Spieß wird/ sich zu wehren/ und das böse von sich zu halten/ angemerket. In diesem Palaste/ stehen auch zwey schöne Brust-Bilder von Faunen. In des Prinzen Lustgarten al populo, sihet man gleichfalls/ ein großes Brun-Stuck von Marmor/ mit Figuren in basso rilievo: als nämlich eine Diana, welche/ nach halbvollendtem Nacht-Himmelslauf/ von einem Cupido geleitet/ auf dem Berg Lathmus, von ihrem Wagen/ zu dem alda schlaffenden Schäfer Endymion, sich begibet/ und desselben schöne Gestalt betrachtet/ der dann ganz holdseelig in seinem ausgebreiteten Mantel eingewickelt liget. Sie ist vergesellschaftet mit vielen Liebes-Kindern/ und mit den geflügelten Nacht-Stunden/ deren eine das Liecht verfinstert/ die andere/ die vor dem Wagen gespannte Pferde aufhält/ darbey die Mutter der Nacht/ mit Mohn bekränzt/ noch ruhet/ auch die Hirten mit den Hunden im Feld das Vieh hüten. Ist alles hierbey zu sehen. Es sind folgends/ in allen Zimmern/ zur Seiten und zwischen den kostbaren Gemählen/ womit eine unvergleichliche Majestätische Ordnung gehalten worden/ von den allerberühmtesten alten und neuen Meistern der ganzen Welt/ auf Piedestalen/ theils ganze Statuen/ theils Brust-Bilder aufgerichtet/ wie auch auf den Tischen schöne Marmelsteinerne Gefäße/ und also alles rund herum mit Kunst und Zier angefüllet/ zu sehen. Verwunderlich aber über alles ist der große Saal oder das Antiquarium: darinn/ zur Seiten rund herum/ ganze Statuen gegen der Mauer/ mit Brust-Bildern untermenget/ äng auf einander stehen. Ferner sind auf der Erden/ viel Brust-Bilder und Köpfe/ zu 6 und 8 hinter einander/ gestellet. Zwey Faunen-Brust-Bilder. Im Lust-Garten ein Brunnstuck/ in basso rilievo. Herrliches reiches Antiquarium daselbst.Wie ich dann in währender Zeit/ da ich nämlich diesem hochberühmten Fürsten Justiniano viel Jahr lang aufgedienet/ und alle Gnad von ihm empfangen/ in die 270 Stucke an antichen Statuen von Marmornen ganzen und halben/ auch Brust-Bildern/ samt basse rilieve, erkaufft/ und hin und wieder in diesem Palast und Lustgarten al populo, vertheilet habe/ also daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren. Von diesen habe ich die allerberühmteste in folio, bis auf 160 Stucke nachgezeichnet: wovon dann/ durch damalige fürtrefflichste Kupferstechere/ als Melan/ Blomart/ Natalis/ Mattham/ Persein und andere/ die Galeria Justiniana, verfärtiget worden/ damit der ganzen Welt/ eine Lehrschule der Bildhauerey-Kunst/ vor den Tag geleget würde. Der Autor hat diesem Fürsten viel Jahr lang aufgedienet. Große Mänge der antiche-Statuen, daselbst. Wovon der Autor die Galeria Justiniana zu Kupfer gefördert. Es wolte aber die Mutter aller Dinge/ die Natur/ diesem 85 jährigen lieben Herrn/ bis zu Ausgang des Buchs/ das Leben nicht fristen/ und sind hernach seine beyderley Erben/ dieser Kupferplatten halber/ strittig worden/ indem jeder Theil solche haben wollen. Der eine praetendirte sie/ unter dem Titul eines Erb-Fürstens/ und gabe vor: weil ihme der Palast zustünde/ als gebührten ihm auch diese Kupfer der Galeria Justiniana. Die andere/ als Erben von einem Mönchen Closter/ wendeten ein: weil ihnen die mobilien vermachet/ und die Kupfer unter die mobilien zu rechnen seyen/ so folge/ daß auch diese Platten ihnen zustünden. Hieraus entstunde nun ein hefftiger Rechts Process, da immittels/ bis zu Austrag der Sachen/ die Kupfer im Richt-Hause des Campidolio verpetschiret und verwahret ligend blieben: welche nun/ wie wir vernommen/ verrosten/ verderben/ und fast völlig zu grunde gehen. Ist also höchlich zu betrauren/ daß ein dermaßen nötiges/ unvergleichliches und nutzliches Werk/ sovielen verlangenden Kunst- Liebhabern bishero vorenthalten geblieben/ und vielleicht noch länger wird bleiben müßen: welches weit von dieses glorwürdigen Prinzens geführter guten Meinung abgewichen heiset. Indessen bleibt aber sein Lob und Ruhm verewigt: und ist hierbey/ auf der Kupferplatten S, sein Bildnis zu sehen. Seine Erben werben/ über diesen Kupfern/ Recht-strittig: die inzwischen verrosten und verderben. Sein Kupferbildnis. Auf der folgenden Platten/ sind fünf Stucke/ von basso rilievo, nachgebildet. Das erste ist/ die Bildnisen von Vespasianus und Domitilla, welche/ auf einer Smaragd-Platte/ zu Rom in der Barbarinischen Bibliothec befindlich. Die Dame/ ist wie ein Ceres bekleidet/ mit Gersten-Aehren in der Hand: bedeutet die dem Gemein-Wesen gegebene Ruhe. Die 2 Figur/ sind 2 Faunen/ mit einem Geisbock/ den sie dem Baccho aufopfern. Dieses geschahe darum bey den Heiden/ wie Pausanias berichtet/ weil die Böcke pflegen die Weinreben zu benagen/ und die Weinstöcke damit zu verderben. In diesem Verstand hat Ovidius geschrieben: Fünf bassi rilievi: Vespasianus und Domitilla, in der Barbarinischen Bibliothec Zween Faunen mit einem Geisbock. Rode, caper, vitem: tamen hinc cum sta- bis ad aram, in tua quod spargi cornua possit, erit. Die drey andere Stucke/ werden unter meinen antich-Sachen aufbehalten. Das erste/ zeiget den Patriarchen Jacob/ wie er/ in Haran ankommend/ seine Base die Rahel/ Labans Tochter/ umfänget/ die hernach sein Weib worden. Dieses Stuck ist in Metall gegossen/ und rar: weil man bey den antichen/ aus H. Schrifft/ sonderlich aus dem Alten Testament/ wenig Historien gebildet findet. Es ist auch eine Hebräische Schrifft/ darauf befindlich. Das zweyte ist eine Vorstellung/ wie die Ordens-Jungfrauen zu Rom ihrer Vorsteherin und Göttin Vesta zu opfern pflegten: ist gleichfalls von den bästen antichen/ und in Metall gegossen. Das letzte/ sind zwey Roße/ wie die Römische Reuter solche vor Alters in der Schlacht zu gebrauchen pflegten/ indem sie auf dem einen gesessen/ und das andere an der Hand geführet/ also daß sie/ wann eines geschwitzet/ im vollen Lauff sich auf Jacob und Rahel. Das Vestal-Opfer/ und zwey Streit-Rosse.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 2 (Skulptur), S. 40]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/219>, abgerufen am 28.11.2024.