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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Wie eine Mauer gegen einem Berg/ vor dem Wasser sicher/ zu bauen. auf was Weise eine Mauer sicher zu bauen sey/ gegen einem Berg/ von dessen Höhe/ durch ein beständiges Regenwetter/ das Wasser mit Gewalt ab- und gegen dem Gebäu anfließet/ also daß/ wann gleich des Gebäues Mauren dick und gut/ dannoch alles durch solche Wassers-Gewalt umgerissen und niedergeworffen/ auch eine große Mänge Sand/ Koht und Stein/ dahin geführet wird: welchem Unheil/ durch so eine Mauer gegen den Berg/ füglich Dergleichen Mauer in einem Garten zu Rom. kan gewehret werden. Einer solchen invention hat sich Raphael von Urbin bedienet/ als er an dem Berg/ Monte Mario genant/ unweit von Rom in dem Garten P. Clementis VII, als er noch im Cardinal-Stand ware/ zu bauen angefangen: da er so eine Mauer/ zum kräfftigen Widerstand gegen des Wassers Gewalt/aufgeführet/ und hiermit den Bau vor allem Schaden auf das beste versichert. Dieses aber hat im Gegentheil der sonst vernünftige Peter de Corton, an seinem geführten Bau des Cardinals Sacheti, auserhalb Rom/ am Ort/ Pignieti genant/ gegen selbigen Berg nicht beobachtet: dannenhero/ als hernach einsmals ein hefftiger Wasserguß/ von dem Berg herab/ gegen dieses Palatium angeloffen/ und viel Sand und Stein mit sich geführet/ ist dadurch dasselbe sonst schöne Lusthaus fast ganz niedergerissen/ zu Schaden gebracht/ und also der trefliche Bau/ samt dem Unkosten/ gänzlich verlohren gegangen.

Fünf und zwanzigste Platte. Besagter Mauer-Bau/ ist also/ wie hierbey der XXV Platte erste Figur vorweiset/ innerhalb der Festung oder gegen den Bergen anzusehen: und sind erstlich deren Bögen gar dienstlich/ darunter bedecket zu seyn. Sie gibt oben dem Wall einen großen Raum zur defension, weil er dardurch oben breiter/ und also zu einer Batterie dienlich wird/ oder das läre mit Erden auszufüllen/ zu mehrer Befestigungs-Versicherung. Wann sich nun begibt/ wie oben gedacht/ daß der Architecto gegen einen gefährlichen Berg und wilden herablauffenden Wassern/ welche wegen ihrer strengen Gewalt und Geschwindigkeit nicht wol aufzuhalten/ einen Bau zu führen hat/ so mus er bey solcher Beschaffenheit sich dem Berg auf Weis und Wege/ wie die erste Figur dieser XXV Platte vorzeiget/ widersetzen: so wird er alsdann den Bau/ ohne Beysorg einiges ereignenden Unfalls/ ausführen/ und dabey noch zum Uberfluß demselbigen eine grössere Zierlichkeit zuwegen bringen.

Es ist rühmlich/ wann der Architecto immer mit auserlesenen inventionen gefaßt ist/ daß er/ die verlangte Gelegenheit/ mit anmutiger Zierlichkeit vor- und werkstellig machet. Jedoch soll er darinnen nicht excediren und der Sache zuviel thun/ oder/ wegen des Bauherrns vorhandenen großen Vermögens/ gar zu magnific die Sach zweyte angreiffen. Diese invention und in der andern Figur vorgestellter Bau/ ist gemachet zur Bequemlichkeit/ Befestigung und gravität: zumal man auf solche Weise/ in Ansehen der habenden liechten Oefnung/ gute Gelegenheit zu der Einfuhr hat. Zu der Befestigung aber ist er gleichfalls dienlich: Weil auf ein- und anderer Seite/ auf solche Weise/ alles wol eingefasset und verbunden ist. Zu der zierlichen[Spaltenumbruch] Vortrefflichkeit kan er auch employirt werden/ weil viel ornamenten dabey befindlich/ deren invention der vernünftige Architecto sich in unterschiedlichen Fällen bedienen mag. Die proportion wird hierinnen begriffen seyn/ daß eben so viel Sodo oder festes auf ein- und anderer Seiten stehe/ als Oeffnung und Höhe alda anzutreffen. Die Pilastrati oder Steine sollen in der Breite des achten Theils der Oeffnung des Liechts/ und die Columnen des vierten Theils darzwischen seyn. Zu der andern Colonna sey des Spacii so viel/ als die Colonna in der Breite hält. Deren Höhe aber/ mit der Basi und Capitell/ sey von 8. Theilen. In den Architraven/ fregio, Cornice, Basi und Capitell mus die vorgegebne Regel observiret werden. Die andere Verbindungen/ zeiget diese Figur gleichfalls zur genüge. Und obwol die Colonnen zweyer Dicke/ gegen gegebner Maße der Regeln/ excediren: jedoch weil eine nahe bey der andern stehet/ und dieselben zimlich in die Mauer eingefasset/ dannenhero auch mehr zur Zierde/ als das Werk zu tragen/ gestellet sind: als ist bey solcher Begebenheit also zu verfahren gar vorträglich und wol zulässig/ weil solches die Autorität der Antichen/ welche dergleichen viel zu Rom hinterlassen/ auf das beste entschuldiget.

Die Bemühung/ ungemeine vielfältige und unterschiedliche inventionen zu suchen/ verursachet oftmals/ daß Sachen gemachet werden/ daran man sonst wol nimmermehr gedächte/ und die auch sonst schwerlich gesehen würden. Dann es ereignet sich vielmals/ daß von einem schönen Bau gegen eine unangenehme lange Mauer/ in welcher keine Oeffnung seyn mag/ gesehen wird/ oder auch wol das Aussehen in einen Garten oder Vorhof/ oder in einen andern Ort/ der nicht allein würdig/ sondern auch benötigt ist/ Zierahten zu haben/ gerichtet ist. In solchem Fall wird sich der vernünftige und dritte Figur. Architecto dieser invention Fig. 3/ nach den Regeln der Rustica, auf das beste zu bedienen wissen: und könten also/ nach Gelegenheit des Orts/ in solchen Muscheln und Oeffnungen/ unterschiedliche Statuen/ oder andere Reliquien und Antiquitäten/ wie auch große Geschirre oder Wasserwerke eingerichtet werden. Ich achte aber hier unnötig zu seyn/ mit dieses Baues Maß oder proportion mich ferner aufzuhalten/ weil solches dem Architecto, nach Erfindung dieses Platzes/ den Bau zu erweitern/ oder zu erhöhen/ nach denen dabey zufälligen Dingen/ gänzlich heimgestellet bleibet. Ein mehrers hiervon zeiget diese vorgenante Platte.

Unter denen vielfältigen ruhmwürdigen Antiquitäten zu Rom befinden sich zwo sehr hohe Colonnen oder Säulen von weißem Marmelstein/ welche in basso-rilievo mit den allerfürtrefflichsten Bildern/ in ganzen Historien/ von unten bis Colonna Antoniana. oben hinauf/ gezieret zu sehen: die eine wird Colonna Antoniana, die andere und schönere aber/ Colonna Trajana genant. Von dieser letztern/ als welche noch am besten erhalten worden/ soll nun Colonna Trajana, zu Rom. allhier Meldung geschehen. Es ließe aber solche Säule/ der Käyser Trajanus, zum Andenken seiner in Dacien geführten Kriege/ ganz von weißem

[Spaltenumbruch] Wie eine Mauer gegen einem Berg/ vor dem Wasser sicher/ zu bauen. auf was Weise eine Mauer sicher zu bauen sey/ gegen einem Berg/ von dessen Höhe/ durch ein beständiges Regenwetter/ das Wasser mit Gewalt ab- und gegen dem Gebäu anfließet/ also daß/ wann gleich des Gebäues Mauren dick und gut/ dannoch alles durch solche Wassers-Gewalt umgerissen und niedergeworffen/ auch eine große Mänge Sand/ Koht und Stein/ dahin geführet wird: welchem Unheil/ durch so eine Mauer gegen den Berg/ füglich Dergleichen Mauer in einem Garten zu Rom. kan gewehret werden. Einer solchen invention hat sich Raphaël von Urbin bedienet/ als er an dem Berg/ Monte Mario genant/ unweit von Rom in dem Garten P. Clementis VII, als er noch im Cardinal-Stand ware/ zu bauen angefangen: da er so eine Mauer/ zum kräfftigen Widerstand gegen des Wassers Gewalt/aufgeführet/ und hiermit den Bau vor allem Schaden auf das beste versichert. Dieses aber hat im Gegentheil der sonst vernünftige Peter de Corton, an seinem geführten Bau des Cardinals Sacheti, auserhalb Rom/ am Ort/ Pignieti genant/ gegen selbigen Berg nicht beobachtet: dannenhero/ als hernach einsmals ein hefftiger Wasserguß/ von dem Berg herab/ gegen dieses Palatium angeloffen/ und viel Sand und Stein mit sich geführet/ ist dadurch dasselbe sonst schöne Lusthaus fast ganz niedergerissen/ zu Schaden gebracht/ und also der trefliche Bau/ samt dem Unkosten/ gänzlich verlohren gegangen.

Fünf und zwanzigste Platte. Besagter Mauer-Bau/ ist also/ wie hierbey der XXV Platte erste Figur vorweiset/ innerhalb der Festung oder gegen den Bergen anzusehen: und sind erstlich deren Bögen gar dienstlich/ darunter bedecket zu seyn. Sie gibt oben dem Wall einen großen Raum zur defension, weil er dardurch oben breiter/ und also zu einer Batterie dienlich wird/ oder das läre mit Erden auszufüllen/ zu mehrer Befestigungs-Versicherung. Wann sich nun begibt/ wie oben gedacht/ daß der Architecto gegen einen gefährlichen Berg und wilden herablauffenden Wassern/ welche wegen ihrer strengen Gewalt und Geschwindigkeit nicht wol aufzuhalten/ einen Bau zu führen hat/ so mus er bey solcher Beschaffenheit sich dem Berg auf Weis und Wege/ wie die erste Figur dieser XXV Platte vorzeiget/ widersetzen: so wird er alsdann den Bau/ ohne Beysorg einiges ereignenden Unfalls/ ausführen/ und dabey noch zum Uberfluß demselbigen eine grössere Zierlichkeit zuwegen bringen.

Es ist rühmlich/ wann der Architecto immer mit auserlesenen inventionen gefaßt ist/ daß er/ die verlangte Gelegenheit/ mit anmutiger Zierlichkeit vor- und werkstellig machet. Jedoch soll er darinnen nicht excediren und der Sache zuviel thun/ oder/ wegen des Bauherrns vorhandenen großen Vermögens/ gar zu magnific die Sach zweyte angreiffen. Diese invention und in der andern Figur vorgestellter Bau/ ist gemachet zur Bequemlichkeit/ Befestigung und gravität: zumal man auf solche Weise/ in Ansehen der habenden liechten Oefnung/ gute Gelegenheit zu der Einfuhr hat. Zu der Befestigung aber ist er gleichfalls dienlich: Weil auf ein- und anderer Seite/ auf solche Weise/ alles wol eingefasset und verbunden ist. Zu der zierlichen[Spaltenumbruch] Vortrefflichkeit kan er auch employirt werden/ weil viel ornamenten dabey befindlich/ deren invention der vernünftige Architecto sich in unterschiedlichen Fällen bedienen mag. Die proportion wird hierinnen begriffen seyn/ daß eben so viel Sodo oder festes auf ein- und anderer Seiten stehe/ als Oeffnung und Höhe alda anzutreffen. Die Pilastrati oder Steine sollen in der Breite des achten Theils der Oeffnung des Liechts/ und die Columnen des vierten Theils darzwischen seyn. Zu der andern Colonna sey des Spacii so viel/ als die Colonna in der Breite hält. Deren Höhe aber/ mit der Basi und Capitell/ sey von 8. Theilen. In den Architraven/ fregio, Cornice, Basi und Capitell mus die vorgegebne Regel observiret werden. Die andere Verbindungen/ zeiget diese Figur gleichfalls zur genüge. Und obwol die Colonnen zweyer Dicke/ gegen gegebner Maße der Regeln/ excediren: jedoch weil eine nahe bey der andern stehet/ und dieselben zimlich in die Mauer eingefasset/ dannenhero auch mehr zur Zierde/ als das Werk zu tragen/ gestellet sind: als ist bey solcher Begebenheit also zu verfahren gar vorträglich und wol zulässig/ weil solches die Autorität der Antichen/ welche dergleichen viel zu Rom hinterlassen/ auf das beste entschuldiget.

Die Bemühung/ ungemeine vielfältige und unterschiedliche inventionen zu suchen/ verursachet oftmals/ daß Sachen gemachet werden/ daran man sonst wol nimmermehr gedächte/ und die auch sonst schwerlich gesehen würden. Dann es ereignet sich vielmals/ daß von einem schönen Bau gegen eine unangenehme lange Mauer/ in welcher keine Oeffnung seyn mag/ gesehen wird/ oder auch wol das Aussehen in einen Garten oder Vorhof/ oder in einen andern Ort/ der nicht allein würdig/ sondern auch benötigt ist/ Zierahten zu haben/ gerichtet ist. In solchem Fall wird sich der vernünftige und dritte Figur. Architecto dieser invention Fig. 3/ nach den Regeln der Rustica, auf das beste zu bedienen wissen: und könten also/ nach Gelegenheit des Orts/ in solchen Muscheln und Oeffnungen/ unterschiedliche Statuen/ oder andere Reliquien und Antiquitäten/ wie auch große Geschirre oder Wasserwerke eingerichtet werden. Ich achte aber hier unnötig zu seyn/ mit dieses Baues Maß oder proportion mich ferner aufzuhalten/ weil solches dem Architecto, nach Erfindung dieses Platzes/ den Bau zu erweitern/ oder zu erhöhen/ nach denen dabey zufälligen Dingen/ gänzlich heimgestellet bleibet. Ein mehrers hiervon zeiget diese vorgenante Platte.

Unter denen vielfältigen ruhmwürdigen Antiquitäten zu Rom befinden sich zwo sehr hohe Colonnen oder Säulen von weißem Marmelstein/ welche in basso-rilievo mit den allerfürtrefflichsten Bildern/ in ganzen Historien/ von unten bis Colonna Antoniana. oben hinauf/ gezieret zu sehen: die eine wird Colonna Antoniana, die andere und schönere aber/ Colonna Trajana genant. Von dieser letztern/ als welche noch am besten erhalten worden/ soll nun Colonna Trajana, zu Rom. allhier Meldung geschehen. Es ließe aber solche Säule/ der Käyser Trajanus, zum Andenken seiner in Dacien geführten Kriege/ ganz von weißem

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[[I, Buch 1 (Architektur), S. 20]/0119] auf was Weise eine Mauer sicher zu bauen sey/ gegen einem Berg/ von dessen Höhe/ durch ein beständiges Regenwetter/ das Wasser mit Gewalt ab- und gegen dem Gebäu anfließet/ also daß/ wann gleich des Gebäues Mauren dick und gut/ dannoch alles durch solche Wassers-Gewalt umgerissen und niedergeworffen/ auch eine große Mänge Sand/ Koht und Stein/ dahin geführet wird: welchem Unheil/ durch so eine Mauer gegen den Berg/ füglich kan gewehret werden. Einer solchen invention hat sich Raphaël von Urbin bedienet/ als er an dem Berg/ Monte Mario genant/ unweit von Rom in dem Garten P. Clementis VII, als er noch im Cardinal-Stand ware/ zu bauen angefangen: da er so eine Mauer/ zum kräfftigen Widerstand gegen des Wassers Gewalt/aufgeführet/ und hiermit den Bau vor allem Schaden auf das beste versichert. Dieses aber hat im Gegentheil der sonst vernünftige Peter de Corton, an seinem geführten Bau des Cardinals Sacheti, auserhalb Rom/ am Ort/ Pignieti genant/ gegen selbigen Berg nicht beobachtet: dannenhero/ als hernach einsmals ein hefftiger Wasserguß/ von dem Berg herab/ gegen dieses Palatium angeloffen/ und viel Sand und Stein mit sich geführet/ ist dadurch dasselbe sonst schöne Lusthaus fast ganz niedergerissen/ zu Schaden gebracht/ und also der trefliche Bau/ samt dem Unkosten/ gänzlich verlohren gegangen. Wie eine Mauer gegen einem Berg/ vor dem Wasser sicher/ zu bauen. Dergleichen Mauer in einem Garten zu Rom. Besagter Mauer-Bau/ ist also/ wie hierbey der XXV Platte erste Figur vorweiset/ innerhalb der Festung oder gegen den Bergen anzusehen: und sind erstlich deren Bögen gar dienstlich/ darunter bedecket zu seyn. Sie gibt oben dem Wall einen großen Raum zur defension, weil er dardurch oben breiter/ und also zu einer Batterie dienlich wird/ oder das läre mit Erden auszufüllen/ zu mehrer Befestigungs-Versicherung. Wann sich nun begibt/ wie oben gedacht/ daß der Architecto gegen einen gefährlichen Berg und wilden herablauffenden Wassern/ welche wegen ihrer strengen Gewalt und Geschwindigkeit nicht wol aufzuhalten/ einen Bau zu führen hat/ so mus er bey solcher Beschaffenheit sich dem Berg auf Weis und Wege/ wie die erste Figur dieser XXV Platte vorzeiget/ widersetzen: so wird er alsdann den Bau/ ohne Beysorg einiges ereignenden Unfalls/ ausführen/ und dabey noch zum Uberfluß demselbigen eine grössere Zierlichkeit zuwegen bringen. Fünf und zwanzigste Platte.Es ist rühmlich/ wann der Architecto immer mit auserlesenen inventionen gefaßt ist/ daß er/ die verlangte Gelegenheit/ mit anmutiger Zierlichkeit vor- und werkstellig machet. Jedoch soll er darinnen nicht excediren und der Sache zuviel thun/ oder/ wegen des Bauherrns vorhandenen großen Vermögens/ gar zu magnific die Sach angreiffen. Diese invention und in der andern Figur vorgestellter Bau/ ist gemachet zur Bequemlichkeit/ Befestigung und gravität: zumal man auf solche Weise/ in Ansehen der habenden liechten Oefnung/ gute Gelegenheit zu der Einfuhr hat. Zu der Befestigung aber ist er gleichfalls dienlich: Weil auf ein- und anderer Seite/ auf solche Weise/ alles wol eingefasset und verbunden ist. Zu der zierlichen Vortrefflichkeit kan er auch employirt werden/ weil viel ornamenten dabey befindlich/ deren invention der vernünftige Architecto sich in unterschiedlichen Fällen bedienen mag. Die proportion wird hierinnen begriffen seyn/ daß eben so viel Sodo oder festes auf ein- und anderer Seiten stehe/ als Oeffnung und Höhe alda anzutreffen. Die Pilastrati oder Steine sollen in der Breite des achten Theils der Oeffnung des Liechts/ und die Columnen des vierten Theils darzwischen seyn. Zu der andern Colonna sey des Spacii so viel/ als die Colonna in der Breite hält. Deren Höhe aber/ mit der Basi und Capitell/ sey von 8. Theilen. In den Architraven/ fregio, Cornice, Basi und Capitell mus die vorgegebne Regel observiret werden. Die andere Verbindungen/ zeiget diese Figur gleichfalls zur genüge. Und obwol die Colonnen zweyer Dicke/ gegen gegebner Maße der Regeln/ excediren: jedoch weil eine nahe bey der andern stehet/ und dieselben zimlich in die Mauer eingefasset/ dannenhero auch mehr zur Zierde/ als das Werk zu tragen/ gestellet sind: als ist bey solcher Begebenheit also zu verfahren gar vorträglich und wol zulässig/ weil solches die Autorität der Antichen/ welche dergleichen viel zu Rom hinterlassen/ auf das beste entschuldiget. zweyteDie Bemühung/ ungemeine vielfältige und unterschiedliche inventionen zu suchen/ verursachet oftmals/ daß Sachen gemachet werden/ daran man sonst wol nimmermehr gedächte/ und die auch sonst schwerlich gesehen würden. Dann es ereignet sich vielmals/ daß von einem schönen Bau gegen eine unangenehme lange Mauer/ in welcher keine Oeffnung seyn mag/ gesehen wird/ oder auch wol das Aussehen in einen Garten oder Vorhof/ oder in einen andern Ort/ der nicht allein würdig/ sondern auch benötigt ist/ Zierahten zu haben/ gerichtet ist. In solchem Fall wird sich der vernünftige Architecto dieser invention Fig. 3/ nach den Regeln der Rustica, auf das beste zu bedienen wissen: und könten also/ nach Gelegenheit des Orts/ in solchen Muscheln und Oeffnungen/ unterschiedliche Statuen/ oder andere Reliquien und Antiquitäten/ wie auch große Geschirre oder Wasserwerke eingerichtet werden. Ich achte aber hier unnötig zu seyn/ mit dieses Baues Maß oder proportion mich ferner aufzuhalten/ weil solches dem Architecto, nach Erfindung dieses Platzes/ den Bau zu erweitern/ oder zu erhöhen/ nach denen dabey zufälligen Dingen/ gänzlich heimgestellet bleibet. Ein mehrers hiervon zeiget diese vorgenante Platte. und dritte Figur.Unter denen vielfältigen ruhmwürdigen Antiquitäten zu Rom befinden sich zwo sehr hohe Colonnen oder Säulen von weißem Marmelstein/ welche in basso-rilievo mit den allerfürtrefflichsten Bildern/ in ganzen Historien/ von unten bis oben hinauf/ gezieret zu sehen: die eine wird Colonna Antoniana, die andere und schönere aber/ Colonna Trajana genant. Von dieser letztern/ als welche noch am besten erhalten worden/ soll nun allhier Meldung geschehen. Es ließe aber solche Säule/ der Käyser Trajanus, zum Andenken seiner in Dacien geführten Kriege/ ganz von weißem Colonna Antoniana. Colonna Trajana, zu Rom.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 1 (Architektur), S. 20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/119>, abgerufen am 27.11.2024.