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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] einen weißen hellglänzenden Marmor vielfärbig gestreimet/ dessen sich unsere Vorfahren meist zu den Bädern und Fenster-Stöcken/ der stürmenden Winde Anfall zu hintertreiben/ bedienet: als bey S. Miniato, in der Wohnung gewißer Ordens-Mönche/ zu sehen/ alda die Porten und Fenster-Stöcke von diesem Marmor/ nicht allein gegen die Winde dauren/ sondern auch mit ihrer Helle und Wettspielung das Gebäu mächtig erleuchten.

Sonst weisser Marmor Noch einen andern ganz klar- und weißen Marmor findet man daselbst/ aus welchem die schönste Bildnußen und Statuen/ wegen seiner Zärte und Kläre/ formirt werden. Dieser ist/ gleich dem vorigen/ höchst tauglich/ zu den Capitelen und Zieraten/ auf die Colonnen und Bau-Säulen/ wie Von selbigem gar große Bilder zu Rom. in monte Cavallo, an den mächtigen Riesen/ und andern zierlichen Statuen des Flußes Nili in Belvedere,erhellet.

In den Italiänischen Gebirgen zu Carrara Marmor zu Carrara. bey Montiluno, findet man auch viel Gattungen von Marmelstein/ als schwarze/ gelblichte/ röhtlichte/ nach Art des Lands oder Bodens/ wo sie inligen/ die meiste aber weiß/ von bester Art/ zu allem zu gebrauchen/ und sehr große Stucke. Diese Sorte des Steins/ als Marmor/ ist fast zu allen Dingen gebräuchig/ auch aller Orten in groß- und kleinen anzuwenden: dahero sich dessen noch jetziger Zeit alle Werkmeister/ nicht allein zu Dienst Italien/ Engelland und Frankreich/ sondern auch in Hispanien und Portugal gebrauchen/ und ist aus solchem/ das Schmerz-volle Traur-Bettlein Petri de Toledo, angemaßten Neapolitanischen Königs/ durch Giouan da Nola, einen Ruhmreichen Künstler/ zu Lust aller Nachwelt/ vollführet worden.

9. Stein Trevertino. Es wird auch ein anderer tauglicher Baustein/ welcher Trevertino in Italien benennet/ um Luca, Pisa und Siena, viel gebrochen. Der köstlichste/ vest- und stärkeste aber soll in der Tyber/ dem Weltberühmten Fluß/ zu finden seyn/ dessen Wesenheit von Sand und Wasser formiret ist. Weil Wächset in der Tyber. aber dieser Fluß/ wegen großer Kälte/ alles Wasser/ so sich in dem zusammen-gefrornen Sand aufhält/ aus zu trucknen/ nicht mächtig genug ist/ verursachet solche/ daß dieser Stein ganz schwämmicht und löchericht gebohren wird/ indem das darinn verborgene Wasser nichts/ als poros und Dufftlöcher verursachet. Von diesen führten die alten Römer köstliche und wundersame Gebäude/ deren bey S. Cosmo und Damiano zu finden. Dann sie sind zu den äuserlichen Werken bequemlich/ weil sie dem geführten Baue eine sonderbare Majestät und Ansehen Ist von Michael Angelo, und andern/ sehr gebraucht worden. geben; wie sie dann zu dem Luigianischen Kirchen-Gebäu sehr künstlich angewendet worden. Es hat auch Michael Angelo Buonaroti, in Auszierung des Farnesischen Palazo, sich dessen mächtig beholfen/ da er Fenster/ Tisch und Tafeln/ gleich als aus Marmor/ ganz sinnreich davon zubereit und gearbeitet. Diese/ ob sie zwar verwunderbar und groß zu schätzen/ übersteiget doch an Vortreflichkeit und Kunst/ der seltsame schöne Schwibbogen/ so alda aus diesem Stein/ von eben diesem Meister/ also pompos und Kunstreich alda[Spaltenumbruch] gestaltet worden/ daß ihn die Natur selbst/ als Künstlerin aller unterirdischen Dinge/ nicht hätte artiger und sinnreicher formiren/ darstellen und praesentiren mögen.

Zu diesem gesellet sich noch ein anderer Stein/ 10. Schieferstein. fast dunkel und schwarzlicht/ welcher zum Gebäu weiter nicht/ als die Dächer zu bedecken/ fürderlich/ weil er flach und subtil ist: doch kan er auch wol zu den Schalen und Waßermuscheln/ wann man genau mit ihm handlet/ angewendet werden. Seine Geburts-Stadt ist Lavagna, ein Ort bey Genua, alda Stucke zehen Schuh groß gebrochen werden. Die Mahler erkauffen ihn häuffig/ weil er zu Gemälden von Oelfarben dienet/ und solchen eine namhafte Lebens-Länge verspricht: wie in folgendem Stuck/ von der Mahlkunst/ weiter soll erwiesen werden.

11. Stein Piperno. Eben dieser Orten findet man auch den Stein Piperno, so vorgedachtem Trevertino in Eigenschaft verwandt ist/ weil sie beyde schwämmicht/ löchericht und schwarz/ auch zu ost-gemeldten Portalen und Fenster-Stöcken bedienlich sind.

1 Slavonier-Stein. Es bringet auch Slavonien einen weißen Stein/ welchen vor andern Venedig und Rom hoch achtet/ weil sie ihn fast in aller Arbeit gebrauchen. Er wird von ihnen in aller Figur/ als in quadro, tondo, und luongo, aufs subtilste ausgearbeitet/ ist auch sehr zart und leicht zu arbeiten. Von diesem hat Giacomo Sansovino, so zu Venedig den Dorischen Bau geführet/ viel herrliche Portalen/ Fenster und andere Arbeit/ gemacht/ ober schon/ aus Gelegenheit der Etsch/ des berühmten Trientischen Flußes/ viel andere köstliche Steine hätte können zuwegen bringen: Dann dieser/ mit vorgedachtem Porfyr/ Serpentino und Herculeo, eine adeliche Schattirung/ und hochtrabende Misculanz oder Sichtbarkeit auswirket.

3. Weißer Stein Macigno. Nun kommet der weiße gemeine Stein Macigno, welcher zu dem Mühlwerk vielfältig angewendt und gebraucht wird: dessen mehr taugliche Gattung auch blaulicht zu finden ist/ absonderlich in Italien/ nahe bey den Florentinischen Gränzen und Apenninischen Bergen; woraus die Florentiner sehr schöne Gebäue/ wie die bey S. Lorenzo, S. Spirito, und andere/ mit annehmlicher Verwunderung erhoben. Und obwol dieser Stein von Natur satsamer Stärke und Veste/ pfleget er doch/ so fern es darauf regnet/ oder er in feuchten Orten liget/ nach und nach sich selbsten zu verzehren: wiewol er/ zu Beschließung und endlicher Vollziehung des Baues/ in der Höhe/ ein fast-immerwehrendes Leben und Stärke hat.

14. Stein Fossato. Diesen Stein aber übertrifft/ an Stärke/ Veste und Schöne der Farben/ ein anderer/ genant Fossato: welcher erstlich/ wann er ausgehauen oder gegraben/ sehr rauch und stark ist/ nachmals aber/ in wehrender Arbeit/ knapper wird/ kleine Schwammen und Ritzen überkommet/ und endlich/ durch Mühwaltung des Künstlers/ ganz sauber und glatt erscheinet. Von diesem hat gedachter Michael Angelo, die Bibliothec und Sacristey Papst Clementis bey S. Lorenzo, mit Auszierung manigfaltiger Colonnen/ Werk-Säulen und Schwibbögen/ viel herrlicher geendet/ als

[Spaltenumbruch] einen weißen hellglänzenden Marmor vielfärbig gestreimet/ dessen sich unsere Vorfahren meist zu den Bädern und Fenster-Stöcken/ der stürmenden Winde Anfall zu hintertreiben/ bedienet: als bey S. Miniato, in der Wohnung gewißer Ordens-Mönche/ zu sehen/ alda die Porten und Fenster-Stöcke von diesem Marmor/ nicht allein gegen die Winde dauren/ sondern auch mit ihrer Helle und Wettspielung das Gebäu mächtig erleuchten.

Sonst weisser Marmor Noch einen andern ganz klar- und weißen Marmor findet man daselbst/ aus welchem die schönste Bildnußen und Statuen/ wegen seiner Zärte und Kläre/ formirt werden. Dieser ist/ gleich dem vorigen/ höchst tauglich/ zu den Capitelen und Zieraten/ auf die Colonnen und Bau-Säulen/ wie Von selbigem gar große Bilder zu Rom. in monte Cavallo, an den mächtigen Riesen/ und andern zierlichen Statuen des Flußes Nili in Belvedere,erhellet.

In den Italiänischen Gebirgen zu Carrara Marmor zu Carrara. bey Montiluno, findet man auch viel Gattungen von Marmelstein/ als schwarze/ gelblichte/ röhtlichte/ nach Art des Lands oder Bodens/ wo sie inligen/ die meiste aber weiß/ von bester Art/ zu allem zu gebrauchen/ und sehr große Stucke. Diese Sorte des Steins/ als Marmor/ ist fast zu allen Dingen gebräuchig/ auch aller Orten in groß- und kleinen anzuwenden: dahero sich dessen noch jetziger Zeit alle Werkmeister/ nicht allein zu Dienst Italien/ Engelland und Frankreich/ sondern auch in Hispanien und Portugal gebrauchen/ und ist aus solchem/ das Schmerz-volle Traur-Bettlein Petri de Toledo, angemaßten Neapolitanischen Königs/ durch Giouan da Nola, einen Ruhmreichen Künstler/ zu Lust aller Nachwelt/ vollführet worden.

9. Stein Trevertino. Es wird auch ein anderer tauglicher Baustein/ welcher Trevertino in Italien benennet/ um Luca, Pisa und Siena, viel gebrochen. Der köstlichste/ vest- und stärkeste aber soll in der Tyber/ dem Weltberühmten Fluß/ zu finden seyn/ dessen Wesenheit von Sand und Wasser formiret ist. Weil Wächset in der Tyber. aber dieser Fluß/ wegen großer Kälte/ alles Wasser/ so sich in dem zusammen-gefrornen Sand aufhält/ aus zu trucknen/ nicht mächtig genug ist/ verursachet solche/ daß dieser Stein ganz schwämmicht und löchericht gebohren wird/ indem das darinn verborgene Wasser nichts/ als poros und Dufftlöcher verursachet. Von diesen führten die alten Römer köstliche und wundersame Gebäude/ deren bey S. Cosmo und Damiano zu finden. Dann sie sind zu den äuserlichen Werken bequemlich/ weil sie dem geführten Baue eine sonderbare Majestät und Ansehen Ist von Michaël Angelo, und andern/ sehr gebraucht worden. geben; wie sie dann zu dem Luigianischen Kirchen-Gebäu sehr künstlich angewendet worden. Es hat auch Michaël Angelo Buonaroti, in Auszierung des Farnesischen Palazo, sich dessen mächtig beholfen/ da er Fenster/ Tisch und Tafeln/ gleich als aus Marmor/ ganz sinnreich davon zubereit und gearbeitet. Diese/ ob sie zwar verwunderbar und groß zu schätzen/ übersteiget doch an Vortreflichkeit und Kunst/ der seltsame schöne Schwibbogen/ so alda aus diesem Stein/ von eben diesem Meister/ also pompos und Kunstreich alda[Spaltenumbruch] gestaltet worden/ daß ihn die Natur selbst/ als Künstlerin aller unterirdischen Dinge/ nicht hätte artiger und sinnreicher formiren/ darstellen und praesentiren mögen.

Zu diesem gesellet sich noch ein anderer Stein/ 10. Schieferstein. fast dunkel und schwarzlicht/ welcher zum Gebäu weiter nicht/ als die Dächer zu bedecken/ fürderlich/ weil er flach und subtil ist: doch kan er auch wol zu den Schalen und Waßermuscheln/ wann man genau mit ihm handlet/ angewendet werden. Seine Geburts-Stadt ist Lavagna, ein Ort bey Genua, alda Stucke zehen Schuh groß gebrochen werden. Die Mahler erkauffen ihn häuffig/ weil er zu Gemälden von Oelfarben dienet/ und solchen eine namhafte Lebens-Länge verspricht: wie in folgendem Stuck/ von der Mahlkunst/ weiter soll erwiesen werden.

11. Stein Piperno. Eben dieser Orten findet man auch den Stein Piperno, so vorgedachtem Trevertino in Eigenschaft verwandt ist/ weil sie beyde schwämmicht/ löchericht und schwarz/ auch zu ost-gemeldten Portalen und Fenster-Stöcken bedienlich sind.

1 Slavonier-Stein. Es bringet auch Slavonien einen weißen Stein/ welchen vor andern Venedig und Rom hoch achtet/ weil sie ihn fast in aller Arbeit gebrauchen. Er wird von ihnen in aller Figur/ als in quadro, tondo, und luongo, aufs subtilste ausgearbeitet/ ist auch sehr zart und leicht zu arbeiten. Von diesem hat Giacomo Sansovino, so zu Venedig den Dorischen Bau geführet/ viel herrliche Portalen/ Fenster und andere Arbeit/ gemacht/ ober schon/ aus Gelegenheit der Etsch/ des berühmten Trientischen Flußes/ viel andere köstliche Steine hätte können zuwegen bringen: Dann dieser/ mit vorgedachtem Porfyr/ Serpentino und Herculeo, eine adeliche Schattirung/ und hochtrabende Misculanz oder Sichtbarkeit auswirket.

3. Weißer Stein Macigno. Nun kommet der weiße gemeine Stein Macigno, welcher zu dem Mühlwerk vielfältig angewendt und gebraucht wird: dessen mehr taugliche Gattung auch blaulicht zu finden ist/ absonderlich in Italien/ nahe bey den Florentinischen Gränzen und Apenninischen Bergen; woraus die Florentiner sehr schöne Gebäue/ wie die bey S. Lorenzo, S. Spirito, und andere/ mit annehmlicher Verwunderung erhoben. Und obwol dieser Stein von Natur satsamer Stärke und Veste/ pfleget er doch/ so fern es darauf regnet/ oder er in feuchten Orten liget/ nach und nach sich selbsten zu verzehren: wiewol er/ zu Beschließung und endlicher Vollziehung des Baues/ in der Höhe/ ein fast-immerwehrendes Leben und Stärke hat.

14. Stein Fossato. Diesen Stein aber übertrifft/ an Stärke/ Veste und Schöne der Farben/ ein anderer/ genant Fossato: welcher erstlich/ wann er ausgehauen oder gegraben/ sehr rauch und stark ist/ nachmals aber/ in wehrender Arbeit/ knapper wird/ kleine Schwammen und Ritzen überkommet/ und endlich/ durch Mühwaltung des Künstlers/ ganz sauber und glatt erscheinet. Von diesem hat gedachter Michaël Angelo, die Bibliothec und Sacristey Papst Clementis bey S. Lorenzo, mit Auszierung manigfaltiger Colonnen/ Werk-Säulen und Schwibbögen/ viel herrlicher geendet/ als

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          <p xml:id="p59.6"><note place="right">1 Slavonier-Stein.</note> Es bringet auch <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-373 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016818">Slavonien</placeName> einen weißen Stein/ welchen vor andern <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>  hoch achtet/ weil sie ihn fast in aller Arbeit gebrauchen. Er wird von ihnen in aller Figur/ als in <hi rendition="#aq">quadro, tondo,</hi> und <hi rendition="#aq">luongo,</hi> aufs subtilste ausgearbeitet/ ist auch sehr zart und leicht zu arbeiten. Von diesem hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-588 http://d-nb.info/gnd/118794485 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019903 http://viaf.org/viaf/77111998"><hi rendition="#aq">Giacomo Sansovino</hi></persName>, so zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName> den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1057">Dorischen Bau</placeName> geführet/ viel herrliche <hi rendition="#aq">Porta</hi>len/ Fenster und andere Arbeit/ gemacht/ ober schon/ aus Gelegenheit der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-157 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1120960">Etsch</placeName>/ des berühmten Trientischen Flußes/ viel andere köstliche Steine hätte können zuwegen bringen: Dann dieser/ mit vorgedachtem Porfyr/ <hi rendition="#aq">Serpentino</hi> und <hi rendition="#aq">Herculeo,</hi> eine adeliche Schattirung/ und hochtrabende <hi rendition="#aq">Misculanz</hi> oder Sichtbarkeit auswirket.</p>
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          <p xml:id="p59.8"><note place="right">14. Stein <hi rendition="#aq">Fossato</hi>.</note> Diesen Stein aber übertrifft/ an Stärke/ Veste und Schöne der Farben/ ein anderer/ genant <hi rendition="#aq">Fossato</hi>: welcher erstlich/ wann er ausgehauen oder gegraben/ sehr rauch und stark ist/ nachmals aber/ in wehrender Arbeit/ knapper wird/ kleine Schwammen und Ritzen überkommet/ und endlich/ durch Mühwaltung des Künstlers/ ganz sauber und glatt erscheinet. Von diesem hat gedachter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191"><hi rendition="#aq">Michaël Angelo</hi></persName>, die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-161"><hi rendition="#aq">Bibliothec</hi></placeName> und <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-162">Sacristey</placeName></hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-448 http://d-nb.info/gnd/118723510 http://viaf.org/viaf/90633828">Papst <hi rendition="#aq">Clementis</hi></persName> bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-97"><hi rendition="#aq">S. Lorenzo</hi></placeName>, mit Auszierung manigfaltiger <hi rendition="#aq">Colonnen</hi>/ Werk-Säulen und Schwibbögen/ viel herrlicher geendet/ als
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[[I, Buch 1 (Architektur), S. 10]/0109] einen weißen hellglänzenden Marmor vielfärbig gestreimet/ dessen sich unsere Vorfahren meist zu den Bädern und Fenster-Stöcken/ der stürmenden Winde Anfall zu hintertreiben/ bedienet: als bey S. Miniato, in der Wohnung gewißer Ordens-Mönche/ zu sehen/ alda die Porten und Fenster-Stöcke von diesem Marmor/ nicht allein gegen die Winde dauren/ sondern auch mit ihrer Helle und Wettspielung das Gebäu mächtig erleuchten. Noch einen andern ganz klar- und weißen Marmor findet man daselbst/ aus welchem die schönste Bildnußen und Statuen/ wegen seiner Zärte und Kläre/ formirt werden. Dieser ist/ gleich dem vorigen/ höchst tauglich/ zu den Capitelen und Zieraten/ auf die Colonnen und Bau-Säulen/ wie in monte Cavallo, an den mächtigen Riesen/ und andern zierlichen Statuen des Flußes Nili in Belvedere,erhellet. Sonst weisser Marmor Von selbigem gar große Bilder zu Rom.In den Italiänischen Gebirgen zu Carrara bey Montiluno, findet man auch viel Gattungen von Marmelstein/ als schwarze/ gelblichte/ röhtlichte/ nach Art des Lands oder Bodens/ wo sie inligen/ die meiste aber weiß/ von bester Art/ zu allem zu gebrauchen/ und sehr große Stucke. Diese Sorte des Steins/ als Marmor/ ist fast zu allen Dingen gebräuchig/ auch aller Orten in groß- und kleinen anzuwenden: dahero sich dessen noch jetziger Zeit alle Werkmeister/ nicht allein zu Dienst Italien/ Engelland und Frankreich/ sondern auch in Hispanien und Portugal gebrauchen/ und ist aus solchem/ das Schmerz-volle Traur-Bettlein Petri de Toledo, angemaßten Neapolitanischen Königs/ durch Giouan da Nola, einen Ruhmreichen Künstler/ zu Lust aller Nachwelt/ vollführet worden. Marmor zu Carrara. Es wird auch ein anderer tauglicher Baustein/ welcher Trevertino in Italien benennet/ um Luca, Pisa und Siena, viel gebrochen. Der köstlichste/ vest- und stärkeste aber soll in der Tyber/ dem Weltberühmten Fluß/ zu finden seyn/ dessen Wesenheit von Sand und Wasser formiret ist. Weil aber dieser Fluß/ wegen großer Kälte/ alles Wasser/ so sich in dem zusammen-gefrornen Sand aufhält/ aus zu trucknen/ nicht mächtig genug ist/ verursachet solche/ daß dieser Stein ganz schwämmicht und löchericht gebohren wird/ indem das darinn verborgene Wasser nichts/ als poros und Dufftlöcher verursachet. Von diesen führten die alten Römer köstliche und wundersame Gebäude/ deren bey S. Cosmo und Damiano zu finden. Dann sie sind zu den äuserlichen Werken bequemlich/ weil sie dem geführten Baue eine sonderbare Majestät und Ansehen geben; wie sie dann zu dem Luigianischen Kirchen-Gebäu sehr künstlich angewendet worden. Es hat auch Michaël Angelo Buonaroti, in Auszierung des Farnesischen Palazo, sich dessen mächtig beholfen/ da er Fenster/ Tisch und Tafeln/ gleich als aus Marmor/ ganz sinnreich davon zubereit und gearbeitet. Diese/ ob sie zwar verwunderbar und groß zu schätzen/ übersteiget doch an Vortreflichkeit und Kunst/ der seltsame schöne Schwibbogen/ so alda aus diesem Stein/ von eben diesem Meister/ also pompos und Kunstreich alda gestaltet worden/ daß ihn die Natur selbst/ als Künstlerin aller unterirdischen Dinge/ nicht hätte artiger und sinnreicher formiren/ darstellen und praesentiren mögen. 9. Stein Trevertino. Wächset in der Tyber. Ist von Michaël Angelo, und andern/ sehr gebraucht worden.Zu diesem gesellet sich noch ein anderer Stein/ fast dunkel und schwarzlicht/ welcher zum Gebäu weiter nicht/ als die Dächer zu bedecken/ fürderlich/ weil er flach und subtil ist: doch kan er auch wol zu den Schalen und Waßermuscheln/ wann man genau mit ihm handlet/ angewendet werden. Seine Geburts-Stadt ist Lavagna, ein Ort bey Genua, alda Stucke zehen Schuh groß gebrochen werden. Die Mahler erkauffen ihn häuffig/ weil er zu Gemälden von Oelfarben dienet/ und solchen eine namhafte Lebens-Länge verspricht: wie in folgendem Stuck/ von der Mahlkunst/ weiter soll erwiesen werden. 10. Schieferstein. Eben dieser Orten findet man auch den Stein Piperno, so vorgedachtem Trevertino in Eigenschaft verwandt ist/ weil sie beyde schwämmicht/ löchericht und schwarz/ auch zu ost-gemeldten Portalen und Fenster-Stöcken bedienlich sind. 11. Stein Piperno. Es bringet auch Slavonien einen weißen Stein/ welchen vor andern Venedig und Rom hoch achtet/ weil sie ihn fast in aller Arbeit gebrauchen. Er wird von ihnen in aller Figur/ als in quadro, tondo, und luongo, aufs subtilste ausgearbeitet/ ist auch sehr zart und leicht zu arbeiten. Von diesem hat Giacomo Sansovino, so zu Venedig den Dorischen Bau geführet/ viel herrliche Portalen/ Fenster und andere Arbeit/ gemacht/ ober schon/ aus Gelegenheit der Etsch/ des berühmten Trientischen Flußes/ viel andere köstliche Steine hätte können zuwegen bringen: Dann dieser/ mit vorgedachtem Porfyr/ Serpentino und Herculeo, eine adeliche Schattirung/ und hochtrabende Misculanz oder Sichtbarkeit auswirket. 1 Slavonier-Stein. Nun kommet der weiße gemeine Stein Macigno, welcher zu dem Mühlwerk vielfältig angewendt und gebraucht wird: dessen mehr taugliche Gattung auch blaulicht zu finden ist/ absonderlich in Italien/ nahe bey den Florentinischen Gränzen und Apenninischen Bergen; woraus die Florentiner sehr schöne Gebäue/ wie die bey S. Lorenzo, S. Spirito, und andere/ mit annehmlicher Verwunderung erhoben. Und obwol dieser Stein von Natur satsamer Stärke und Veste/ pfleget er doch/ so fern es darauf regnet/ oder er in feuchten Orten liget/ nach und nach sich selbsten zu verzehren: wiewol er/ zu Beschließung und endlicher Vollziehung des Baues/ in der Höhe/ ein fast-immerwehrendes Leben und Stärke hat. 3. Weißer Stein Macigno. Diesen Stein aber übertrifft/ an Stärke/ Veste und Schöne der Farben/ ein anderer/ genant Fossato: welcher erstlich/ wann er ausgehauen oder gegraben/ sehr rauch und stark ist/ nachmals aber/ in wehrender Arbeit/ knapper wird/ kleine Schwammen und Ritzen überkommet/ und endlich/ durch Mühwaltung des Künstlers/ ganz sauber und glatt erscheinet. Von diesem hat gedachter Michaël Angelo, die Bibliothec und Sacristey Papst Clementis bey S. Lorenzo, mit Auszierung manigfaltiger Colonnen/ Werk-Säulen und Schwibbögen/ viel herrlicher geendet/ als 14. Stein Fossato.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 1 (Architektur), S. 10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/109>, abgerufen am 27.11.2024.