Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.seines unermesslichen Reichthums staunenden Blicken "Was deinem innern Trieb ist angemessen, treibe, Nur dass fein auch der Trieb ein angemessner bleibe! Und, was du liebend treibst, lass dir das Höchste gelten, Ohn' Anderstreibende missliebig drum zu schelten. Sei doch in jeder Art ein Höchstes offenbart; Du offenbare dein Höchstes in deiner Art!" -- oder ich hätte auch, falls mir der Raum dafür zu ſeines unermeſslichen Reichthums ſtaunenden Blicken „Was deinem innern Trieb iſt angemeſſen, treibe, Nur daſs fein auch der Trieb ein angemeſsner bleibe! Und, was du liebend treibſt, laſs dir das Höchſte gelten, Ohn’ Anderstreibende miſsliebig drum zu ſchelten. Sei doch in jeder Art ein Höchſtes offenbart; Du offenbare dein Höchſtes in deiner Art!“ — oder ich hätte auch, falls mir der Raum dafür zu <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="XV"/> ſeines unermeſslichen Reichthums ſtaunenden Blicken<lb/> des Volkes zu erſchließen bemüht ſind; aber ich bin<lb/> andrerſeits doch auch, ſo ſehr ich mir in aller Be-<lb/> ſcheidenheit bewuſſt bin, nicht zu den ſchöpferiſchen<lb/> Mehrern unſerer Sprache zu gehören, weit davon<lb/> entfernt, von der meinem innern Trieb angemeſſenen<lb/> Thätigkeit und Wirkſamkeit eines Sammlers, Ordners,<lb/> Hüters und Wächters des deutſchen Sprachſchatzes ge-<lb/> ringſchätzig zu denken; und ſo hätte ich denn zur Ver-<lb/> hütung von Miſsverſtändniſſen jenem oben angeführten<lb/> ſechszeiligen Spruche aus <hi rendition="#g">Rückert</hi>’s „Weisheit des<lb/> Brahmanen“ etwa einen andern aus derſelben Quelle<lb/> geſchöpften, den 15ten des dritten Buches, hinzufügen<lb/> müſſen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Was deinem innern Trieb iſt angemeſſen, treibe,</l><lb/> <l>Nur daſs fein auch der Trieb ein angemeſsner bleibe!</l><lb/> <l>Und, was du liebend treibſt, laſs dir das Höchſte gelten,</l><lb/> <l>Ohn’ Anderstreibende miſsliebig drum zu ſchelten.</l><lb/> <l>Sei doch in jeder Art ein Höchſtes offenbart;</l><lb/> <l>Du offenbare dein Höchſtes in deiner Art!“ —</l> </lg><lb/> <p>oder ich hätte auch, falls mir der Raum dafür zu<lb/> Gebote geſtanden hätte, eingedenk des Wortes, welches<lb/> Leſſing am Schluſſe ſeiner „hamburgiſchen Dramaturgie“<lb/> ausgeſprochen, daſs ſeines Fleißes ſich Jedermann<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XV/0023]
ſeines unermeſslichen Reichthums ſtaunenden Blicken
des Volkes zu erſchließen bemüht ſind; aber ich bin
andrerſeits doch auch, ſo ſehr ich mir in aller Be-
ſcheidenheit bewuſſt bin, nicht zu den ſchöpferiſchen
Mehrern unſerer Sprache zu gehören, weit davon
entfernt, von der meinem innern Trieb angemeſſenen
Thätigkeit und Wirkſamkeit eines Sammlers, Ordners,
Hüters und Wächters des deutſchen Sprachſchatzes ge-
ringſchätzig zu denken; und ſo hätte ich denn zur Ver-
hütung von Miſsverſtändniſſen jenem oben angeführten
ſechszeiligen Spruche aus Rückert’s „Weisheit des
Brahmanen“ etwa einen andern aus derſelben Quelle
geſchöpften, den 15ten des dritten Buches, hinzufügen
müſſen:
„Was deinem innern Trieb iſt angemeſſen, treibe,
Nur daſs fein auch der Trieb ein angemeſsner bleibe!
Und, was du liebend treibſt, laſs dir das Höchſte gelten,
Ohn’ Anderstreibende miſsliebig drum zu ſchelten.
Sei doch in jeder Art ein Höchſtes offenbart;
Du offenbare dein Höchſtes in deiner Art!“ —
oder ich hätte auch, falls mir der Raum dafür zu
Gebote geſtanden hätte, eingedenk des Wortes, welches
Leſſing am Schluſſe ſeiner „hamburgiſchen Dramaturgie“
ausgeſprochen, daſs ſeines Fleißes ſich Jedermann
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