Sanders, Daniel: Brief an Wilhelm Scherer. Altstrelitz, 28. Februar 1880.Beilage No. 344 vorigen Jahres und No. 36 und 42 von diesem Jahr Beilage No. 344 vorigen Jahres und No. 36 und 42 von diesem Jahr <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="[1v]"/> Beilage <hi rendition="#aq">No.</hi> 344 <choice><abbr>v. J.</abbr><expan>vorigen Jahres</expan></choice> und No. 36 <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> 42 von <choice><abbr>d.J.</abbr><expan>diesem Jahr</expan></choice><lb/> Eigentlich kañ das Minoritäts-<gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/> der orthographischen Kon-<lb/> ferenz, <choice><abbr>d.h.</abbr><expan>das heißt</expan></choice> Sie, Dr. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/121381129">Toeche</persName></hi> und ich, sich in dem jetzigen Stand der Angelegen-<lb/> heit eines errungenen Erfolgs rühmen, da von dem, was wir gegen<lb/> die Mehrheit (und unter dieser gegen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118787969">Raumer</persName></hi> selbst) bekämpften mussten,<lb/> in der bairischen und der preußischen Schulorthographie kaum irgend die<lb/> Rede ist. Über das mir in dem Kampf angethane Unrecht, worauf<lb/> ich – der Verteidiger der ursprünglichen <hi rendition="#aq">Raumer</hi>‘schen Vorlage gegen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118787969">Raumer</persName></hi><lb/> selbst – als Gegner dieser urspürnglichen Vorlage hingestellt werde, kañ ich<lb/> mich freilich um so leichter trösten, als alle Kundigen sofort die Falschheit<lb/> dieser Darstellung erkeñen werden oder erkañt haben. Was mich schmerzt,<lb/> ist nichts Persönliches, sondern rein sachlich die Wahrnehmung, daß<lb/> die allseitig erstrebte und erwünschte Einheit auf diesem Gebiet<lb/> so schnöde in die Brüche zu gehen droht und daß ein so großer<lb/> Bildungsstaat wie Preußen den Schulen ein so schmächlich gesu-<lb/> deltes, in sich widerspruchsvolles Machwerk (von wem mag es aus-<lb/> gearbeitet sein?) aufzuzwingen bestrebt ist. Meine letzte Hoff-<lb/> nung stützt sich hauptsächlich auf den Reichstag, in welchem gewiss<lb/> die Angelegenheit zur Sprache kom̃en wird und muss. Aber es<lb/> thut dazu dringend noth, die Mitglieder des Reichstages über<lb/> die preußische Schulorthographie gehörig aufzuklären. Ich an<lb/> meinem Theile habe gethan, was ich koñte, und werde auch<lb/> – so weit meine Kräfte reichen – noch weiter das Meinige<lb/> thun; aber zugleich wollte ich auch Sie dringenst bitten, durch<lb/> einen – weñ auch nur kurzem, aber schlagenden – Aufsatz viel-<lb/> leicht in der „<bibl>National-Zeitung</bibl>“ (die sich freilich bisher in ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[1v]/0002]
Beilage No. 344 v. J. und No. 36 u. 42 von d.J.
Eigentlich kañ das Minoritäts-_ der orthographischen Kon-
ferenz, d.h. Sie, Dr. Toeche und ich, sich in dem jetzigen Stand der Angelegen-
heit eines errungenen Erfolgs rühmen, da von dem, was wir gegen
die Mehrheit (und unter dieser gegen Raumer selbst) bekämpften mussten,
in der bairischen und der preußischen Schulorthographie kaum irgend die
Rede ist. Über das mir in dem Kampf angethane Unrecht, worauf
ich – der Verteidiger der ursprünglichen Raumer‘schen Vorlage gegen Raumer
selbst – als Gegner dieser urspürnglichen Vorlage hingestellt werde, kañ ich
mich freilich um so leichter trösten, als alle Kundigen sofort die Falschheit
dieser Darstellung erkeñen werden oder erkañt haben. Was mich schmerzt,
ist nichts Persönliches, sondern rein sachlich die Wahrnehmung, daß
die allseitig erstrebte und erwünschte Einheit auf diesem Gebiet
so schnöde in die Brüche zu gehen droht und daß ein so großer
Bildungsstaat wie Preußen den Schulen ein so schmächlich gesu-
deltes, in sich widerspruchsvolles Machwerk (von wem mag es aus-
gearbeitet sein?) aufzuzwingen bestrebt ist. Meine letzte Hoff-
nung stützt sich hauptsächlich auf den Reichstag, in welchem gewiss
die Angelegenheit zur Sprache kom̃en wird und muss. Aber es
thut dazu dringend noth, die Mitglieder des Reichstages über
die preußische Schulorthographie gehörig aufzuklären. Ich an
meinem Theile habe gethan, was ich koñte, und werde auch
– so weit meine Kräfte reichen – noch weiter das Meinige
thun; aber zugleich wollte ich auch Sie dringenst bitten, durch
einen – weñ auch nur kurzem, aber schlagenden – Aufsatz viel-
leicht in der „National-Zeitung“ (die sich freilich bisher in ein
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Zitationshilfe: | Sanders, Daniel: Brief an Wilhelm Scherer. Altstrelitz, 28. Februar 1880, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_scherer_1880/2>, abgerufen am 16.02.2025. |