Sanders, Daniel: Brief an Johann Baptist Heindl. Altstrelitz, 23. November 1857.Daniel Sanders wurde am 12. Nov. 1819 in Altstrelitz im Großherzogthum Mecklenburg-
Das in dem letztgenannten Werk von Sanders niedergelegte Daniel Sanders wurde am 12. Nov. 1819 in Altstrelitz im Großherzogthum Mecklenburg-
Das in dem letztgenañten Werk von Sanders niedergelegte <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0002" n="[1v]"/> <p><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Daniel Sanders</persName> wurde am 12. Nov. 1819 in <placeName ref="http://www.geonames.org/2825922/">Altstrelitz</placeName> im Großherzogthum Mecklenburg-<lb/> Strelitz geboren. Sein Tod kostete der Mutter das Leben. Der Vater, der <add place="superlinear">ein geachteter Kaufmañ war</add> ein vortreffli-<lb/> cher Mensch <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> als solcher in weiten Kreisen geliebt <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> geehrt, gab seinen beiden Kindern<lb/> keine Stiefmutter, aber er ersetzte ihnen die fehlende Mutter durch doppelte Sorgfalt<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> Liebe. Mit dem um 2 Jahre ältern Bruder, <del rendition="#s">d</del> mit dem er im̃er in<lb/> einem selbst unter Geschwistern seltenen iñigen Verhältnis lebte, empfing Daniel den<lb/> ersten Unterricht bei einem Hauslehrer. Im Jahre 1827 aber wurde eine tüchtige öffent-<lb/> liche Schule in <placeName ref="http://www.geonames.org/2825922/">Strelitz</placeName> begründet und der Knabe trat nun als Zögling in die Anstalt,<lb/> deren Leiter er fünfzehn Jahre später selbst ward. Ostern 1832 verließ er diese<lb/> Schule <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> kam nach dem benachbarten <placeName ref="http://www.geonames.org/2864005">Neustrelitz</placeName> aufs <orgName ref="http://d-nb.info/gnd/4401631-1">Gymnasium</orgName>, wo er mit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102481237">Benno<lb/> Reinhardt</persName> ein iñiges Freundschaftsbündnis schloß, das bis zu dessen für die Heil-<lb/> kunde zu früh erfolgten Tode fortbestand. Beide Jünglinge <del rendition="#s">ging</del> verließen Michae-<lb/> lis 1838 das Gymnasium mit vorzüglichem Zeugnis der Reife; <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> ging nach<lb/><placeName ref="http://www.geonames.org/6547383">Berlin</placeName>, wohin ihm schon ein halbes Jahr später <persName ref="http://d-nb.info/gnd/4401631-1">Reinhardt</persName> folgte. Gemeinsam war ihnen<lb/> das Studium der Naturwissenschaften; außerdem beschäftigte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> hauptsächlich Ma-<lb/> thematik <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> Sprachstudium. Reges Interesse für die Dichtkunst aller Völker lenkte<lb/> ihn hier auf die Volkspoesie der Neugriechen <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> das Studium der Sprache brachte<lb/> ihn bald in engere Beziehung zu vielen in <placeName ref="http://www.geonames.org/6547383">Berlin</placeName> studierenden Griechen. Haupt-<lb/> sächlich befreundet wurde er mit dem jetzt als Professor der Zoologie in <placeName ref="http://www.geonames.org/264371">Athen</placeName><lb/> lebenden <hi rendition="#aq"><persName ref="https://www.wikidata.org/wiki/Q12877683">Iraklis Mitsopoulos</persName></hi> aus <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://www.geonames.org/255683/patra.html">Patras</placeName></hi> <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> durch diesen späterhin mit ei-<lb/> nem leider zu früh verstorbenen <persName>Spyridkon Kangelarios</persName> aus <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://www.geonames.org/264371">Athen</placeName></hi>, der mehr-<lb/> mals längere Zeit bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> in <placeName ref="http://www.geonames.org/2825922/">Strelitz</placeName> sich aufhielt, als dieser dort als<lb/> Direktor der Schule wirkte. Die nächste Frucht seiner neugriechischen Studien<lb/> war eine Übersetzung neugriechischer Volkslieder, deren Urtext er größten-<lb/> theils erst aus dem Munde seiner griechischen Freunde aufgezeichnet hatte.<lb/> Einen geringen Theil derselben veröffentlichte er in einer 1842 mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118951009"><choice><abbr>Heinr.</abbr><expan>Heinrich</expan></choice><lb/><choice><abbr>Bernhard</abbr><expan>und</expan></choice> Oppenheim</persName></hi> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119355841">Moritz Carriere</persName></hi> gemeinsam herausgegebene Schrift: Neu-<lb/> griechische Volks- <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice>. Freiheitslieder (<hi rendition="#aq">Grüneberg</hi> <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> <hi rendition="#aq">Leipzig</hi>); einen größeren<lb/> in einer 1844 (Mañheim bei <orgName ref="http://d-nb.info/gnd/1072941759">Bassermañ</orgName>) erschienenen, seinem Vater <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> seinen Freunde<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="https://www.wikidata.org/wiki/Q12877683">Iraklis Mitsopoulos</persName></hi> gewidmeten Schrift: Das Volksleben der Neugriechen, das<lb/> er schon als Oberlehrer in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://www.geonames.org/2825922/">Strelitz</placeName></hi> <del rendition="#s">veröffentlichte</del> herausgab. – Zwei Jahre nach<lb/> dem Erscheinen dieser Schrift verlor <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName></hi> seinen trefflichen <del rendition="#s">Vater, der<lb/> bis zum letzten</del> 76jährigen Vater, der, bis zum letzten Augenblick jugend-<lb/> frisch <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> als Menschenfreund thätig, sein Geschäft jedoch in den letzten<lb/> Jahren schon dem ältern Sohn<note type="editorial">Alexander Sanders</note> übergeben hatte. Dem Vater <del rendition="#s">setzte der</del><lb/> schrieb <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> auf den Grabstein:</p><lb/> <p> <quote rendition="#et">„Stein, wer ruht hier?“ Ein Mensch. – „Was that er im Leben?“ Er lebte.<lb/> Segnende gesegnet, so sank er wie die Soñe hinab.</quote> </p><lb/> <p>Das in dem letztgenañten Werk von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> niedergelegte<lb/> Urtheil über die Dichtungen von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119153262">Alexandros Rhisos Rhangawis</persName></hi> (<hi rendition="#aq">Ran-<lb/> gabé</hi>) <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> namentlich über dessen Versuche zur Einführung des Hexa-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[1v]/0002]
Daniel Sanders wurde am 12. Nov. 1819 in Altstrelitz im Großherzogthum Mecklenburg-
Strelitz geboren. Sein Tod kostete der Mutter das Leben. Der Vater, der ein geachteter Kaufmañ war ein vortreffli-
cher Mensch u als solcher in weiten Kreisen geliebt u geehrt, gab seinen beiden Kindern
keine Stiefmutter, aber er ersetzte ihnen die fehlende Mutter durch doppelte Sorgfalt
u Liebe. Mit dem um 2 Jahre ältern Bruder, mit dem er im̃er in
einem selbst unter Geschwistern seltenen iñigen Verhältnis lebte, empfing Daniel den
ersten Unterricht bei einem Hauslehrer. Im Jahre 1827 aber wurde eine tüchtige öffent-
liche Schule in Strelitz begründet und der Knabe trat nun als Zögling in die Anstalt,
deren Leiter er fünfzehn Jahre später selbst ward. Ostern 1832 verließ er diese
Schule u kam nach dem benachbarten Neustrelitz aufs Gymnasium, wo er mit Benno
Reinhardt ein iñiges Freundschaftsbündnis schloß, das bis zu dessen für die Heil-
kunde zu früh erfolgten Tode fortbestand. Beide Jünglinge verließen Michae-
lis 1838 das Gymnasium mit vorzüglichem Zeugnis der Reife; Sanders ging nach
Berlin, wohin ihm schon ein halbes Jahr später Reinhardt folgte. Gemeinsam war ihnen
das Studium der Naturwissenschaften; außerdem beschäftigte Sanders hauptsächlich Ma-
thematik u Sprachstudium. Reges Interesse für die Dichtkunst aller Völker lenkte
ihn hier auf die Volkspoesie der Neugriechen u das Studium der Sprache brachte
ihn bald in engere Beziehung zu vielen in Berlin studierenden Griechen. Haupt-
sächlich befreundet wurde er mit dem jetzt als Professor der Zoologie in Athen
lebenden Iraklis Mitsopoulos aus Patras u durch diesen späterhin mit ei-
nem leider zu früh verstorbenen Spyridkon Kangelarios aus Athen, der mehr-
mals längere Zeit bei Sanders in Strelitz sich aufhielt, als dieser dort als
Direktor der Schule wirkte. Die nächste Frucht seiner neugriechischen Studien
war eine Übersetzung neugriechischer Volkslieder, deren Urtext er größten-
theils erst aus dem Munde seiner griechischen Freunde aufgezeichnet hatte.
Einen geringen Theil derselben veröffentlichte er in einer 1842 mit Heinr.
Bernhard Oppenheim u. Moritz Carriere gemeinsam herausgegebene Schrift: Neu-
griechische Volks- u. Freiheitslieder (Grüneberg u Leipzig); einen größeren
in einer 1844 (Mañheim bei Bassermañ) erschienenen, seinem Vater u seinen Freunde
Iraklis Mitsopoulos gewidmeten Schrift: Das Volksleben der Neugriechen, das
er schon als Oberlehrer in Strelitz herausgab. – Zwei Jahre nach
dem Erscheinen dieser Schrift verlor Sanders seinen trefflichen 76jährigen Vater, der, bis zum letzten Augenblick jugend-
frisch u als Menschenfreund thätig, sein Geschäft jedoch in den letzten
Jahren schon dem ältern Sohn übergeben hatte. Dem Vater
schrieb Sanders auf den Grabstein:
„Stein, wer ruht hier?“ Ein Mensch. – „Was that er im Leben?“ Er lebte.
Segnende gesegnet, so sank er wie die Soñe hinab.
Das in dem letztgenañten Werk von Sanders niedergelegte
Urtheil über die Dichtungen von Alexandros Rhisos Rhangawis (Ran-
gabé) u namentlich über dessen Versuche zur Einführung des Hexa-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sebastian Göttel: Herausgeber.
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation.
Christian Thomas: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition.
(2017-11-06T15:02:54Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |