schen groß, unverdorben, edelmüthig, dankbar, und em- pfindsam beschrieben wird. Warum haben wir dann so wenig Liebe und Wärme gegen den, der es am meisten verdient? warum dul en wir dann diese Kaltsinnigkeit, diese Entfernung von allen Gesetzen der Religion öffent- lich unter uns?
Die Gleichgültigkeit in der Religion fängt damit an, daß man die Erkenntniß der Religion Jesu Christi nicht schätzt, und keinen Ernst beweist, sie zu erhalten, zu bewahren, zu berichtigen, und zu erweitern. Jst dieses nicht das klägliche Bild aller derer, die auf das Fleisch säen, wie der Apostel redt, (Galat. 6, 8.) d. h., die so leben, wie ihr verdorbenes Herz es eingiebt, die keine Regel, keine andere Anweisung annehmen, als das ungeordnete Verlangen der Seele, die keinen höhern Zweck kennen, als den: ihre ausschweifende Begierden zu sättigen, die an keine Verbesserung, an keine Sinnes- änderung denken, die den Beyspielen der Meisten, den Lockungen der Welt, den Blendwerken der Sinne folgen, sich gegen das Joch, das die Religion auflegen will, sträuben, und die Drohungen Gottes in der Hoffnung, daß es noch weit hin sey, verachten? Die wenigsten Men- schen lassen sich von der Größe ihres Elendes überzeugen, daher schätzen sie auch die Lehre des Heilandes entweder gar nicht, oder doch zu wenig. Was fragt ein Kranker nach dem Arzt, so lang er sich beredet, daß er keine Ge- fahr zu fürchten habe, oder sich selber helfen könne? Man meynt, daß es wenig Mühe koste, die christliche Lehre kennen zu lernen. Man ist mit dem Wenigen zu- frieden, was man in der Jugend dem Gedächtniß an-
vertraut
E
Frömmigkeit des Erlöſ. Unſre Gleichgült.
ſchen groß, unverdorben, edelmüthig, dankbar, und em- pfindſam beſchrieben wird. Warum haben wir dann ſo wenig Liebe und Wärme gegen den, der es am meiſten verdient? warum dul en wir dann dieſe Kaltſinnigkeit, dieſe Entfernung von allen Geſetzen der Religion öffent- lich unter uns?
Die Gleichgültigkeit in der Religion fängt damit an, daß man die Erkenntniß der Religion Jeſu Chriſti nicht ſchätzt, und keinen Ernſt beweiſt, ſie zu erhalten, zu bewahren, zu berichtigen, und zu erweitern. Jſt dieſes nicht das klägliche Bild aller derer, die auf das Fleiſch ſäen, wie der Apoſtel redt, (Galat. 6, 8.) d. h., die ſo leben, wie ihr verdorbenes Herz es eingiebt, die keine Regel, keine andere Anweiſung annehmen, als das ungeordnete Verlangen der Seele, die keinen höhern Zweck kennen, als den: ihre ausſchweifende Begierden zu ſättigen, die an keine Verbeſſerung, an keine Sinnes- änderung denken, die den Beyſpielen der Meiſten, den Lockungen der Welt, den Blendwerken der Sinne folgen, ſich gegen das Joch, das die Religion auflegen will, ſträuben, und die Drohungen Gottes in der Hoffnung, daß es noch weit hin ſey, verachten? Die wenigſten Men- ſchen laſſen ſich von der Größe ihres Elendes überzeugen, daher ſchätzen ſie auch die Lehre des Heilandes entweder gar nicht, oder doch zu wenig. Was fragt ein Kranker nach dem Arzt, ſo lang er ſich beredet, daß er keine Ge- fahr zu fürchten habe, oder ſich ſelber helfen könne? Man meynt, daß es wenig Mühe koſte, die chriſtliche Lehre kennen zu lernen. Man iſt mit dem Wenigen zu- frieden, was man in der Jugend dem Gedächtniß an-
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[63[65]/0071]
Frömmigkeit des Erlöſ. Unſre Gleichgült.
ſchen groß, unverdorben, edelmüthig, dankbar, und em-
pfindſam beſchrieben wird. Warum haben wir dann ſo
wenig Liebe und Wärme gegen den, der es am meiſten
verdient? warum dul en wir dann dieſe Kaltſinnigkeit,
dieſe Entfernung von allen Geſetzen der Religion öffent-
lich unter uns?
Die Gleichgültigkeit in der Religion fängt damit
an, daß man die Erkenntniß der Religion Jeſu
Chriſti nicht ſchätzt, und keinen Ernſt beweiſt, ſie zu
erhalten, zu bewahren, zu berichtigen, und zu erweitern.
Jſt dieſes nicht das klägliche Bild aller derer, die auf
das Fleiſch ſäen, wie der Apoſtel redt, (Galat. 6, 8.)
d. h., die ſo leben, wie ihr verdorbenes Herz es eingiebt,
die keine Regel, keine andere Anweiſung annehmen, als
das ungeordnete Verlangen der Seele, die keinen höhern
Zweck kennen, als den: ihre ausſchweifende Begierden
zu ſättigen, die an keine Verbeſſerung, an keine Sinnes-
änderung denken, die den Beyſpielen der Meiſten, den
Lockungen der Welt, den Blendwerken der Sinne folgen,
ſich gegen das Joch, das die Religion auflegen will,
ſträuben, und die Drohungen Gottes in der Hoffnung,
daß es noch weit hin ſey, verachten? Die wenigſten Men-
ſchen laſſen ſich von der Größe ihres Elendes überzeugen,
daher ſchätzen ſie auch die Lehre des Heilandes entweder
gar nicht, oder doch zu wenig. Was fragt ein Kranker
nach dem Arzt, ſo lang er ſich beredet, daß er keine Ge-
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 63[65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/71>, abgerufen am 16.07.2024.
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