Gnade und Friede. Salbe deine Diener mit himmli- scher Weisheit, daß der Müde gestärkt, und der Miß- müthige getröstet werde.
Jch sehe an allen Ordnungen und Ständen in dei- nem unermeßlichen Staat deine unaussprechliche Güte. Vor dir freut sich der Erzengel, und das geringste Ge- schöpf auf dem Felde trinkt vom Strom deiner Liebe.
Mein Herz sagt es mir, daß ich mich selber, alles, was ich bin und habe, meine Fähigkeiten, Vernunft, Wissenschaft, Munterkeit und Gesundheit, Heiterkeit und Fröhlichkeit, meine Stelle in der Welt, den Einfluß auf andre, das Gute, das meine Brüder durch mich ge- nießen, die Vortheile, die mir wieder durch ihren Um- gang, aus ihren Umarmungen zufließen, die Geschenke, die mir die Natur macht, das Licht, welches das Evan- gelium angezündet hat, den Trost, die Lehren, die Je- sus Christus mitbrachte, und die doch immer, trotz aller Afterweisheit und alles frechen Wahnsinns, die stärkste Säule für Millionen Menschen sind, und so lange seyn werden, bis die Sterne vom Himmel fallen, und die Welt selber wie ein Buch zusammengerollt werden wird, daß ich das alles, nicht als mein Werk, als mein Ver- dienst, nur als freywillige unverdiente Geschenke deiner Großmuth ansehen muß.
Meine eigenen traurigen Erfahrungen machen es mir zur angenehmen Pflicht, für so viele Gedrückte und Un- glückliche zu beten, an die sich die Welt nicht erinnert. Gott! im ruhigen Besitz so vieler Vortheile denk ich an das Elend meiner Brüder, die der Krieg und die Ty- ranney geisselt, die die Wasserfluth ängstigt, die der Hun-
ger
Unterredungen mit Gott.
Gnade und Friede. Salbe deine Diener mit himmli- ſcher Weisheit, daß der Müde geſtärkt, und der Miß- müthige getröſtet werde.
Jch ſehe an allen Ordnungen und Ständen in dei- nem unermeßlichen Staat deine unausſprechliche Güte. Vor dir freut ſich der Erzengel, und das geringſte Ge- ſchöpf auf dem Felde trinkt vom Strom deiner Liebe.
Mein Herz ſagt es mir, daß ich mich ſelber, alles, was ich bin und habe, meine Fähigkeiten, Vernunft, Wiſſenſchaft, Munterkeit und Geſundheit, Heiterkeit und Fröhlichkeit, meine Stelle in der Welt, den Einfluß auf andre, das Gute, das meine Brüder durch mich ge- nießen, die Vortheile, die mir wieder durch ihren Um- gang, aus ihren Umarmungen zufließen, die Geſchenke, die mir die Natur macht, das Licht, welches das Evan- gelium angezündet hat, den Troſt, die Lehren, die Je- ſus Chriſtus mitbrachte, und die doch immer, trotz aller Afterweisheit und alles frechen Wahnſinns, die ſtärkſte Säule für Millionen Menſchen ſind, und ſo lange ſeyn werden, bis die Sterne vom Himmel fallen, und die Welt ſelber wie ein Buch zuſammengerollt werden wird, daß ich das alles, nicht als mein Werk, als mein Ver- dienſt, nur als freywillige unverdiente Geſchenke deiner Großmuth anſehen muß.
Meine eigenen traurigen Erfahrungen machen es mir zur angenehmen Pflicht, für ſo viele Gedrückte und Un- glückliche zu beten, an die ſich die Welt nicht erinnert. Gott! im ruhigen Beſitz ſo vieler Vortheile denk ich an das Elend meiner Brüder, die der Krieg und die Ty- ranney geiſſelt, die die Waſſerfluth ängſtigt, die der Hun-
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Unterredungen mit Gott.
Gnade und Friede. Salbe deine Diener mit himmli-
ſcher Weisheit, daß der Müde geſtärkt, und der Miß-
müthige getröſtet werde.
Jch ſehe an allen Ordnungen und Ständen in dei-
nem unermeßlichen Staat deine unausſprechliche Güte.
Vor dir freut ſich der Erzengel, und das geringſte Ge-
ſchöpf auf dem Felde trinkt vom Strom deiner Liebe.
Mein Herz ſagt es mir, daß ich mich ſelber, alles,
was ich bin und habe, meine Fähigkeiten, Vernunft,
Wiſſenſchaft, Munterkeit und Geſundheit, Heiterkeit
und Fröhlichkeit, meine Stelle in der Welt, den Einfluß
auf andre, das Gute, das meine Brüder durch mich ge-
nießen, die Vortheile, die mir wieder durch ihren Um-
gang, aus ihren Umarmungen zufließen, die Geſchenke,
die mir die Natur macht, das Licht, welches das Evan-
gelium angezündet hat, den Troſt, die Lehren, die Je-
ſus Chriſtus mitbrachte, und die doch immer, trotz aller
Afterweisheit und alles frechen Wahnſinns, die ſtärkſte
Säule für Millionen Menſchen ſind, und ſo lange ſeyn
werden, bis die Sterne vom Himmel fallen, und die
Welt ſelber wie ein Buch zuſammengerollt werden wird,
daß ich das alles, nicht als mein Werk, als mein Ver-
dienſt, nur als freywillige unverdiente Geſchenke deiner
Großmuth anſehen muß.
Meine eigenen traurigen Erfahrungen machen es mir
zur angenehmen Pflicht, für ſo viele Gedrückte und Un-
glückliche zu beten, an die ſich die Welt nicht erinnert.
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/46>, abgerufen am 25.07.2024.
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