Menschenvater! so viele gemeine Christen und Chri- stinnen stehen die schwersten Trübsale mit einer wahrhaf- tig heldenmüthigen Seele, mit unüberwindlicher Ge- duld aus -- So laß sie denn erfahren, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen, daß noch eine Ruhe vorhanden ist, für das Volk Gottes, daß Er vor uns hingegangen ist, uns die Stätte zu bereiten.
Erbarmender Erlöser! was werden wir dann seyn, wenn nun unser Tagewerk in der Welt vollendet ist, wenn aller Kummer bald aufhört, wenn unsre Augen das wahre Leben im Himmel schon in der Nähe erblicken, wenn dies oft gepreßte, oft bestürmte, oft verwundete, oft verengte Herz weit wird -- Erlöser! wenns frey wird! -- wenn brennender Durst in der Seele, und Muth, und Hoffnung, und hohe Ahndung vom Anschauen Gottes, und göttlicher Sieg, und kostbare nie empfundene Frey- heit den seligen Uebergang vom Menschen zum Engel noch wonnevoller, noch süßer machen!
Herr! meine geheimsten Wünsche steigen zu dir hin- auf. Du wirst sie erhören, mit Segen vergelten, und uns in deinen Schooß sammlen.
Unter allen Geschäften der Erde, bey den schmeichel- haftesten Freuden dieses Lebens, auch in der Stunde des Traurens und Weinens laß nur meine Frömmigkeit nicht abnehmen, nicht sterben.
Ermuntre mich alle Tage zu der majestätischen Ruhe deines Sohnes hinzueilen, meine Seligkeit zu schaffen mit heiliger Aufmerksamkeit auf mich selber, und auch andre an der Hand zu nehmen, und mit ihnen zu dir zu gehen.
Wie
Unterredungen mit Gott.
Menſchenvater! ſo viele gemeine Chriſten und Chri- ſtinnen ſtehen die ſchwerſten Trübſale mit einer wahrhaf- tig heldenmüthigen Seele, mit unüberwindlicher Ge- duld aus — So laß ſie denn erfahren, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Beſten dienen müſſen, daß noch eine Ruhe vorhanden iſt, für das Volk Gottes, daß Er vor uns hingegangen iſt, uns die Stätte zu bereiten.
Erbarmender Erlöſer! was werden wir dann ſeyn, wenn nun unſer Tagewerk in der Welt vollendet iſt, wenn aller Kummer bald aufhört, wenn unſre Augen das wahre Leben im Himmel ſchon in der Nähe erblicken, wenn dies oft gepreßte, oft beſtürmte, oft verwundete, oft verengte Herz weit wird — Erlöſer! wenns frey wird! — wenn brennender Durſt in der Seele, und Muth, und Hoffnung, und hohe Ahndung vom Anſchauen Gottes, und göttlicher Sieg, und koſtbare nie empfundene Frey- heit den ſeligen Uebergang vom Menſchen zum Engel noch wonnevoller, noch ſüßer machen!
Herr! meine geheimſten Wünſche ſteigen zu dir hin- auf. Du wirſt ſie erhören, mit Segen vergelten, und uns in deinen Schooß ſammlen.
Unter allen Geſchäften der Erde, bey den ſchmeichel- hafteſten Freuden dieſes Lebens, auch in der Stunde des Traurens und Weinens laß nur meine Frömmigkeit nicht abnehmen, nicht ſterben.
Ermuntre mich alle Tage zu der majeſtätiſchen Ruhe deines Sohnes hinzueilen, meine Seligkeit zu ſchaffen mit heiliger Aufmerkſamkeit auf mich ſelber, und auch andre an der Hand zu nehmen, und mit ihnen zu dir zu gehen.
Wie
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0042"n="36"/><fwplace="top"type="header">Unterredungen mit Gott.</fw><lb/><p>Menſchenvater! ſo viele gemeine Chriſten und Chri-<lb/>ſtinnen ſtehen die ſchwerſten Trübſale mit einer wahrhaf-<lb/>
tig heldenmüthigen Seele, mit unüberwindlicher Ge-<lb/>
duld aus — So laß ſie denn erfahren, daß denen, die<lb/>
Gott lieben, alle Dinge zum Beſten dienen müſſen, daß<lb/>
noch eine Ruhe vorhanden iſt, für das Volk Gottes, daß<lb/>
Er vor uns hingegangen iſt, uns die Stätte zu bereiten.</p><lb/><p>Erbarmender Erlöſer! was werden wir dann ſeyn,<lb/>
wenn nun unſer Tagewerk in der Welt vollendet iſt, wenn<lb/>
aller Kummer bald aufhört, wenn unſre Augen das wahre<lb/>
Leben im Himmel ſchon in der Nähe erblicken, wenn dies<lb/>
oft gepreßte, oft beſtürmte, oft verwundete, oft verengte<lb/>
Herz weit wird — Erlöſer! wenns frey wird! —<lb/>
wenn brennender Durſt in der Seele, und Muth, und<lb/>
Hoffnung, und hohe Ahndung vom Anſchauen Gottes,<lb/>
und göttlicher Sieg, und koſtbare nie empfundene Frey-<lb/>
heit den ſeligen Uebergang vom Menſchen zum Engel<lb/>
noch wonnevoller, noch ſüßer machen!</p><lb/><p>Herr! meine geheimſten Wünſche ſteigen zu dir hin-<lb/>
auf. Du wirſt ſie erhören, mit Segen vergelten, und<lb/>
uns in deinen Schooß ſammlen.</p><lb/><p>Unter allen Geſchäften der Erde, bey den ſchmeichel-<lb/>
hafteſten Freuden dieſes Lebens, auch in der Stunde des<lb/>
Traurens und Weinens laß nur meine Frömmigkeit nicht<lb/>
abnehmen, nicht ſterben.</p><lb/><p>Ermuntre mich alle Tage zu der majeſtätiſchen Ruhe<lb/>
deines Sohnes hinzueilen, meine Seligkeit zu ſchaffen<lb/>
mit heiliger Aufmerkſamkeit auf mich ſelber, und auch<lb/>
andre an der Hand zu nehmen, und mit ihnen zu dir zu<lb/>
gehen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[36/0042]
Unterredungen mit Gott.
Menſchenvater! ſo viele gemeine Chriſten und Chri-
ſtinnen ſtehen die ſchwerſten Trübſale mit einer wahrhaf-
tig heldenmüthigen Seele, mit unüberwindlicher Ge-
duld aus — So laß ſie denn erfahren, daß denen, die
Gott lieben, alle Dinge zum Beſten dienen müſſen, daß
noch eine Ruhe vorhanden iſt, für das Volk Gottes, daß
Er vor uns hingegangen iſt, uns die Stätte zu bereiten.
Erbarmender Erlöſer! was werden wir dann ſeyn,
wenn nun unſer Tagewerk in der Welt vollendet iſt, wenn
aller Kummer bald aufhört, wenn unſre Augen das wahre
Leben im Himmel ſchon in der Nähe erblicken, wenn dies
oft gepreßte, oft beſtürmte, oft verwundete, oft verengte
Herz weit wird — Erlöſer! wenns frey wird! —
wenn brennender Durſt in der Seele, und Muth, und
Hoffnung, und hohe Ahndung vom Anſchauen Gottes,
und göttlicher Sieg, und koſtbare nie empfundene Frey-
heit den ſeligen Uebergang vom Menſchen zum Engel
noch wonnevoller, noch ſüßer machen!
Herr! meine geheimſten Wünſche ſteigen zu dir hin-
auf. Du wirſt ſie erhören, mit Segen vergelten, und
uns in deinen Schooß ſammlen.
Unter allen Geſchäften der Erde, bey den ſchmeichel-
hafteſten Freuden dieſes Lebens, auch in der Stunde des
Traurens und Weinens laß nur meine Frömmigkeit nicht
abnehmen, nicht ſterben.
Ermuntre mich alle Tage zu der majeſtätiſchen Ruhe
deines Sohnes hinzueilen, meine Seligkeit zu ſchaffen
mit heiliger Aufmerkſamkeit auf mich ſelber, und auch
andre an der Hand zu nehmen, und mit ihnen zu dir zu
gehen.
Wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/42>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.