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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Unterredungen mit Gott.

Laß uns auch im dreyfachen Leiden doch Weise und
Christen seyn. Verherrliche dich besonders an Trauri-
gen. Sprich in die dunkle Seele Zuversicht, und richte
uns auf im Gedränge mit deinem Trost.

Mische Freude in den Becher, der mit Jammer
gefüllt ist, und sende jedem einen Engel vom Himmel,
der auf Erden weder Vater noch Mutter hat.

Du giebst dem Meer seinen hellen Glanz. Gieb
auch dem wilden Matrosen, der dir im Sturm flucht,
mächtige Erschütterungen, und heilsame Rührungen.

Nimm dich der mishandelten und gequälten Scla-
ven in Africa und America väterlich an. Rette du die
Ehre der unterdrückten Menschheit, und laß die Un-
schuld nicht unter den Händen barbarischer Christen un-
gerächt sterben.

Sey für die Blume gepriesen, die der Biene, und
mir Honig trägt.

Sohn Gottes! jetzt bist du unser Lehrer, unser Bru-
der, unser Heiland, unser Freund, und unser Fürbitter.
Ach, du wirst gewiß auch unser Erretter und Seligma-
cher seyn, wirst einst unsern Staub nicht vergessen, und
den Geist, der zu dir hinaufstrebte, wirst du nicht zurück-
stoßen.

Gebiete über mein Leben, über meine Schicksale,
über meine Freuden und Thränen, wie es dir gefällt.
Herr, hie bin ich, vor dir wie der Thon in der Hand des
Töpfers; aber laß mich nur, wenn mich Dornen ver-
wunden, und steile Pfade ermüden, die Liebe, das Ver-
trauen, das Anhangen an dich nicht verlieren, immer
das Haupt erheben, und deine Zukunft erwarten.

Gott!
Unterredungen mit Gott.

Laß uns auch im dreyfachen Leiden doch Weiſe und
Chriſten ſeyn. Verherrliche dich beſonders an Trauri-
gen. Sprich in die dunkle Seele Zuverſicht, und richte
uns auf im Gedränge mit deinem Troſt.

Miſche Freude in den Becher, der mit Jammer
gefüllt iſt, und ſende jedem einen Engel vom Himmel,
der auf Erden weder Vater noch Mutter hat.

Du giebſt dem Meer ſeinen hellen Glanz. Gieb
auch dem wilden Matroſen, der dir im Sturm flucht,
mächtige Erſchütterungen, und heilſame Rührungen.

Nimm dich der mishandelten und gequälten Scla-
ven in Africa und America väterlich an. Rette du die
Ehre der unterdrückten Menſchheit, und laß die Un-
ſchuld nicht unter den Händen barbariſcher Chriſten un-
gerächt ſterben.

Sey für die Blume geprieſen, die der Biene, und
mir Honig trägt.

Sohn Gottes! jetzt biſt du unſer Lehrer, unſer Bru-
der, unſer Heiland, unſer Freund, und unſer Fürbitter.
Ach, du wirſt gewiß auch unſer Erretter und Seligma-
cher ſeyn, wirſt einſt unſern Staub nicht vergeſſen, und
den Geiſt, der zu dir hinaufſtrebte, wirſt du nicht zurück-
ſtoßen.

Gebiete über mein Leben, über meine Schickſale,
über meine Freuden und Thränen, wie es dir gefällt.
Herr, hie bin ich, vor dir wie der Thon in der Hand des
Töpfers; aber laß mich nur, wenn mich Dornen ver-
wunden, und ſteile Pfade ermüden, die Liebe, das Ver-
trauen, das Anhangen an dich nicht verlieren, immer
das Haupt erheben, und deine Zukunft erwarten.

Gott!
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[29/0035] Unterredungen mit Gott. Laß uns auch im dreyfachen Leiden doch Weiſe und Chriſten ſeyn. Verherrliche dich beſonders an Trauri- gen. Sprich in die dunkle Seele Zuverſicht, und richte uns auf im Gedränge mit deinem Troſt. Miſche Freude in den Becher, der mit Jammer gefüllt iſt, und ſende jedem einen Engel vom Himmel, der auf Erden weder Vater noch Mutter hat. Du giebſt dem Meer ſeinen hellen Glanz. Gieb auch dem wilden Matroſen, der dir im Sturm flucht, mächtige Erſchütterungen, und heilſame Rührungen. Nimm dich der mishandelten und gequälten Scla- ven in Africa und America väterlich an. Rette du die Ehre der unterdrückten Menſchheit, und laß die Un- ſchuld nicht unter den Händen barbariſcher Chriſten un- gerächt ſterben. Sey für die Blume geprieſen, die der Biene, und mir Honig trägt. Sohn Gottes! jetzt biſt du unſer Lehrer, unſer Bru- der, unſer Heiland, unſer Freund, und unſer Fürbitter. Ach, du wirſt gewiß auch unſer Erretter und Seligma- cher ſeyn, wirſt einſt unſern Staub nicht vergeſſen, und den Geiſt, der zu dir hinaufſtrebte, wirſt du nicht zurück- ſtoßen. Gebiete über mein Leben, über meine Schickſale, über meine Freuden und Thränen, wie es dir gefällt. Herr, hie bin ich, vor dir wie der Thon in der Hand des Töpfers; aber laß mich nur, wenn mich Dornen ver- wunden, und ſteile Pfade ermüden, die Liebe, das Ver- trauen, das Anhangen an dich nicht verlieren, immer das Haupt erheben, und deine Zukunft erwarten. Gott!

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/35>, abgerufen am 24.11.2024.