Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.zu unserm Erlöser. nicht -- du, der du keine Raupe vergißt, und vonder Harfe des Erzengels dein Lob mit Beyfall tönen hörst! die in der Stille der Nacht ihren Kummer ver- seufzen, und sonst nirgends, als bey dir klagen können. Sey jedem Unglücklichen nahe, empfange das dankbare Lob dessen, der aus Gefahren errettet, mit Freuden und Beben vor dein Angesicht kommt. Labe die dürre Zunge des Kranken, gieb dem Bedrängten, der dich gerne sehen und umarmen möchte, deine Hand, brich den eisernen Arm der Ungerechtigkeit entzwey; wirke durch jeden Christen Gutes in der Welt, bringe viele zärtliche fühlbare Seelen durch deine Leitung zusam- men, und vereinige ihre Herzen durch die edelsten Grundsätze, und durch die angenehmsten Bande. Verschmähe unsre Festtage nicht, siehe auf jedes Volk, auf jede Stadt, auf jeden Menschen, den du lieb hast! Und endlich, großer, anbetungswürdiger Sieger! wir gehen den lichtvollen Pfad nicht, auf dem du den Him- mel fandest. Du siehest das geheime Zagen des hülf- losen Staubes -- Ach, höre nicht auf, Millionen Menschen zur Ewigkeit einzuführen. Herr, wenn die Natur die Schauer des Todes fühlt, wenn jede Ader anhält und stockt, wenn jeder Nerve mir ster- ben will, wenn das ganze verströmte Leben, wie ein Blitz in den Wolken, schnell vor meinen Augen vor- bey-
zu unſerm Erlöſer. nicht — du, der du keine Raupe vergißt, und vonder Harfe des Erzengels dein Lob mit Beyfall tönen hörſt! die in der Stille der Nacht ihren Kummer ver- ſeufzen, und ſonſt nirgends, als bey dir klagen können. Sey jedem Unglücklichen nahe, empfange das dankbare Lob deſſen, der aus Gefahren errettet, mit Freuden und Beben vor dein Angeſicht kommt. Labe die dürre Zunge des Kranken, gieb dem Bedrängten, der dich gerne ſehen und umarmen möchte, deine Hand, brich den eiſernen Arm der Ungerechtigkeit entzwey; wirke durch jeden Chriſten Gutes in der Welt, bringe viele zärtliche fühlbare Seelen durch deine Leitung zuſam- men, und vereinige ihre Herzen durch die edelſten Grundſätze, und durch die angenehmſten Bande. Verſchmähe unſre Feſttage nicht, ſiehe auf jedes Volk, auf jede Stadt, auf jeden Menſchen, den du lieb haſt! Und endlich, großer, anbetungswürdiger Sieger! wir gehen den lichtvollen Pfad nicht, auf dem du den Him- mel fandeſt. Du ſieheſt das geheime Zagen des hülf- loſen Staubes — Ach, höre nicht auf, Millionen Menſchen zur Ewigkeit einzuführen. Herr, wenn die Natur die Schauer des Todes fühlt, wenn jede Ader anhält und ſtockt, wenn jeder Nerve mir ſter- ben will, wenn das ganze verſtrömte Leben, wie ein Blitz in den Wolken, ſchnell vor meinen Augen vor- bey-
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zu unſerm Erlöſer.
nicht — du, der du keine Raupe vergißt, und von
der Harfe des Erzengels dein Lob mit Beyfall tönen
hörſt! die in der Stille der Nacht ihren Kummer ver-
ſeufzen, und ſonſt nirgends, als bey dir klagen können.
Sey jedem Unglücklichen nahe, empfange das dankbare
Lob deſſen, der aus Gefahren errettet, mit Freuden und
Beben vor dein Angeſicht kommt. Labe die dürre
Zunge des Kranken, gieb dem Bedrängten, der dich
gerne ſehen und umarmen möchte, deine Hand, brich
den eiſernen Arm der Ungerechtigkeit entzwey; wirke
durch jeden Chriſten Gutes in der Welt, bringe viele
zärtliche fühlbare Seelen durch deine Leitung zuſam-
men, und vereinige ihre Herzen durch die edelſten
Grundſätze, und durch die angenehmſten Bande.
Verſchmähe unſre Feſttage nicht, ſiehe auf jedes Volk,
auf jede Stadt, auf jeden Menſchen, den du lieb haſt!
Und endlich, großer, anbetungswürdiger Sieger! wir
gehen den lichtvollen Pfad nicht, auf dem du den Him-
mel fandeſt. Du ſieheſt das geheime Zagen des hülf-
loſen Staubes — Ach, höre nicht auf, Millionen
Menſchen zur Ewigkeit einzuführen. Herr, wenn die
Natur die Schauer des Todes fühlt, wenn jede
Ader anhält und ſtockt, wenn jeder Nerve mir ſter-
ben will, wenn das ganze verſtrömte Leben, wie
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Zitationshilfe: | Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/305>, abgerufen am 16.02.2025. |