bendig bin ich dein Eigenthum. Mein verklärter Geist wird dich preisen, mein verfaulter Leib wird wiederkom- men, wenn auf den Tod der Natur neue Schöpfung folgt.
Steh dem Missethäter bey, der im grauenvollen Kerker Jahre lang wimmern muß, und durch die Un- vollkommenheit menschlicher Gerichte tausendmal gefol- tert, alle Morgen mit dem schneidenden Gedanken er- wacht, sein Todesurtheil zu hören.
Erleuchte die, die sich einmal vom geraden Weg der Arbeitsamkeit, der Sparsamkeit, und der Ordnung ver- irrt haben, und nun im Labyrinth der Schulden schreck- lich gegen sich selber, und gegen andre sündigen.
Die geplagte und verwahrloste Menschheit fleht dich an um beßre Vormünder und Pfleger. Gieb Kö- nige nach deinem Willen, und Fürsten, die, ohne Schmeicheley, ihre Pflicht thun, wie der Tagelöhner die seinige thun muß.
Jch nehme wieder meine Zuflucht zu dir, und schütte mein Herz vor dir aus, weiser und gütiger Gott! Lehre du mich nur selber, was ich beklagen soll vor dir. Ach Gott, ich flehe jetzt nicht um die flüchtigen Güter der Erde, aber um Weisheit und Liebe zu dir, um Dank- barkeit gegen deinen Sohn, um lebendige Ueberzeugung von der Wahrheit deines Evangeliums, um Festigkeit und Treue bey meinen Entschliessungen.
Vergieb, wenn Leichtsinnigkeit und Unachtsamkeit deine Bemühungen in der Seele wieder vernichtet hat. Lösche du selber die bösen Eindrücke aus, die ich im Um- gang mit andern auffange.
Vor
Unterredungen mit Gott.
bendig bin ich dein Eigenthum. Mein verklärter Geiſt wird dich preiſen, mein verfaulter Leib wird wiederkom- men, wenn auf den Tod der Natur neue Schöpfung folgt.
Steh dem Miſſethäter bey, der im grauenvollen Kerker Jahre lang wimmern muß, und durch die Un- vollkommenheit menſchlicher Gerichte tauſendmal gefol- tert, alle Morgen mit dem ſchneidenden Gedanken er- wacht, ſein Todesurtheil zu hören.
Erleuchte die, die ſich einmal vom geraden Weg der Arbeitſamkeit, der Sparſamkeit, und der Ordnung ver- irrt haben, und nun im Labyrinth der Schulden ſchreck- lich gegen ſich ſelber, und gegen andre ſündigen.
Die geplagte und verwahrloſte Menſchheit fleht dich an um beßre Vormünder und Pfleger. Gieb Kö- nige nach deinem Willen, und Fürſten, die, ohne Schmeicheley, ihre Pflicht thun, wie der Tagelöhner die ſeinige thun muß.
Jch nehme wieder meine Zuflucht zu dir, und ſchütte mein Herz vor dir aus, weiſer und gütiger Gott! Lehre du mich nur ſelber, was ich beklagen ſoll vor dir. Ach Gott, ich flehe jetzt nicht um die flüchtigen Güter der Erde, aber um Weisheit und Liebe zu dir, um Dank- barkeit gegen deinen Sohn, um lebendige Ueberzeugung von der Wahrheit deines Evangeliums, um Feſtigkeit und Treue bey meinen Entſchlieſſungen.
Vergieb, wenn Leichtſinnigkeit und Unachtſamkeit deine Bemühungen in der Seele wieder vernichtet hat. Löſche du ſelber die böſen Eindrücke aus, die ich im Um- gang mit andern auffange.
Vor
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Unterredungen mit Gott.
bendig bin ich dein Eigenthum. Mein verklärter Geiſt
wird dich preiſen, mein verfaulter Leib wird wiederkom-
men, wenn auf den Tod der Natur neue Schöpfung
folgt.
Steh dem Miſſethäter bey, der im grauenvollen
Kerker Jahre lang wimmern muß, und durch die Un-
vollkommenheit menſchlicher Gerichte tauſendmal gefol-
tert, alle Morgen mit dem ſchneidenden Gedanken er-
wacht, ſein Todesurtheil zu hören.
Erleuchte die, die ſich einmal vom geraden Weg der
Arbeitſamkeit, der Sparſamkeit, und der Ordnung ver-
irrt haben, und nun im Labyrinth der Schulden ſchreck-
lich gegen ſich ſelber, und gegen andre ſündigen.
Die geplagte und verwahrloſte Menſchheit fleht
dich an um beßre Vormünder und Pfleger. Gieb Kö-
nige nach deinem Willen, und Fürſten, die, ohne
Schmeicheley, ihre Pflicht thun, wie der Tagelöhner
die ſeinige thun muß.
Jch nehme wieder meine Zuflucht zu dir, und
ſchütte mein Herz vor dir aus, weiſer und gütiger Gott!
Lehre du mich nur ſelber, was ich beklagen ſoll vor dir.
Ach Gott, ich flehe jetzt nicht um die flüchtigen Güter der
Erde, aber um Weisheit und Liebe zu dir, um Dank-
barkeit gegen deinen Sohn, um lebendige Ueberzeugung
von der Wahrheit deines Evangeliums, um Feſtigkeit
und Treue bey meinen Entſchlieſſungen.
Vergieb, wenn Leichtſinnigkeit und Unachtſamkeit
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Löſche du ſelber die böſen Eindrücke aus, die ich im Um-
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/30>, abgerufen am 25.07.2024.
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