Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.am Ende seines Lebens. blick seiner Zuhörer die gewisse Zuversicht zu Gott, daßder, der in ihnen das gute Werk des Glaubens und der Tugend angefangen hatte, es auch erhalten, stärken, vermehren, und hinausführen werde bis auf den Tag Jesu Christi. (Philipp. 1, 6.) Und haben wir dann nicht alle Zeit genug, vor unserm all- mächtigen Vater niederzufallen, und um seine Gnade zu beten, und zu weinen? Sollten wir nicht gewiß glau- ben, daß uns Jesus auf dem Thron seiner Herrlichkeit allemal erhören werde, so oft ein warmes Gebet um sein Wohlgefallen, um Kraft zu unsrer Selbstverbesserung, ein mit Thränen vermischtes oft in stiller Nacht vor ihm ausgegossenes Flehen um Glauben, um Ruhe für unser Gewissen, um Tugend für unser Leben, um Vertrauen auf Gott wegen den zeitlichen Bedürfnissen, wegen der Versorgung der Unsrigen, die uns oft das Herz zusammendrücken, und um Muth beym Sterben, wenn das oft von unsern Lippen flösse? Sehen wir nicht so oft auf andre Menschen -- Das Beyspiel Jesu Chri- sti, das heilige Bild des Größten und Ehrwürdigsten unter allen sey unsre einzige Richtschnur. Fragen wir nicht lange, ob uns die Liebe Gottes, das beständige An- denken an ihn Mühe, Kampf und Arbeit kosten -- Denket an die Wohlthaten, die uns unser göttlicher Er- löser erzeigt hat, und in Ewigkeit erzeigen wird. Be- fürchten wir nicht, daß irgend eine Freude des Lebens, die sonst nicht unter der Würde des Menschen ist, die sonst die Tugend des Christen nicht befleckt, durch diese Nachahmung Jesu Christi möchte gestört werden -- Jede Tugend führt ihre eigne kostbare Belohnungen mit sich, und was kann dann für uns Verlust seyn, wenn
am Ende ſeines Lebens. blick ſeiner Zuhörer die gewiſſe Zuverſicht zu Gott, daßder, der in ihnen das gute Werk des Glaubens und der Tugend angefangen hatte, es auch erhalten, ſtärken, vermehren, und hinausführen werde bis auf den Tag Jeſu Chriſti. (Philipp. 1, 6.) Und haben wir dann nicht alle Zeit genug, vor unſerm all- mächtigen Vater niederzufallen, und um ſeine Gnade zu beten, und zu weinen? Sollten wir nicht gewiß glau- ben, daß uns Jeſus auf dem Thron ſeiner Herrlichkeit allemal erhören werde, ſo oft ein warmes Gebet um ſein Wohlgefallen, um Kraft zu unſrer Selbſtverbeſſerung, ein mit Thränen vermiſchtes oft in ſtiller Nacht vor ihm ausgegoſſenes Flehen um Glauben, um Ruhe für unſer Gewiſſen, um Tugend für unſer Leben, um Vertrauen auf Gott wegen den zeitlichen Bedürfniſſen, wegen der Verſorgung der Unſrigen, die uns oft das Herz zuſammendrücken, und um Muth beym Sterben, wenn das oft von unſern Lippen flöſſe? Sehen wir nicht ſo oft auf andre Menſchen — Das Beyſpiel Jeſu Chri- ſti, das heilige Bild des Größten und Ehrwürdigſten unter allen ſey unſre einzige Richtſchnur. Fragen wir nicht lange, ob uns die Liebe Gottes, das beſtändige An- denken an ihn Mühe, Kampf und Arbeit koſten — Denket an die Wohlthaten, die uns unſer göttlicher Er- löſer erzeigt hat, und in Ewigkeit erzeigen wird. Be- fürchten wir nicht, daß irgend eine Freude des Lebens, die ſonſt nicht unter der Würde des Menſchen iſt, die ſonſt die Tugend des Chriſten nicht befleckt, durch dieſe Nachahmung Jeſu Chriſti möchte geſtört werden — Jede Tugend führt ihre eigne koſtbare Belohnungen mit ſich, und was kann dann für uns Verluſt ſeyn, wenn
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am Ende ſeines Lebens.
blick ſeiner Zuhörer die gewiſſe Zuverſicht zu Gott, daß
der, der in ihnen das gute Werk des Glaubens und
der Tugend angefangen hatte, es auch erhalten,
ſtärken, vermehren, und hinausführen werde bis
auf den Tag Jeſu Chriſti. (Philipp. 1, 6.) Und
haben wir dann nicht alle Zeit genug, vor unſerm all-
mächtigen Vater niederzufallen, und um ſeine Gnade zu
beten, und zu weinen? Sollten wir nicht gewiß glau-
ben, daß uns Jeſus auf dem Thron ſeiner Herrlichkeit
allemal erhören werde, ſo oft ein warmes Gebet um ſein
Wohlgefallen, um Kraft zu unſrer Selbſtverbeſſerung,
ein mit Thränen vermiſchtes oft in ſtiller Nacht vor ihm
ausgegoſſenes Flehen um Glauben, um Ruhe für unſer
Gewiſſen, um Tugend für unſer Leben, um Vertrauen
auf Gott wegen den zeitlichen Bedürfniſſen, wegen
der Verſorgung der Unſrigen, die uns oft das Herz
zuſammendrücken, und um Muth beym Sterben, wenn
das oft von unſern Lippen flöſſe? Sehen wir nicht ſo
oft auf andre Menſchen — Das Beyſpiel Jeſu Chri-
ſti, das heilige Bild des Größten und Ehrwürdigſten
unter allen ſey unſre einzige Richtſchnur. Fragen wir
nicht lange, ob uns die Liebe Gottes, das beſtändige An-
denken an ihn Mühe, Kampf und Arbeit koſten —
Denket an die Wohlthaten, die uns unſer göttlicher Er-
löſer erzeigt hat, und in Ewigkeit erzeigen wird. Be-
fürchten wir nicht, daß irgend eine Freude des Lebens,
die ſonſt nicht unter der Würde des Menſchen iſt, die
ſonſt die Tugend des Chriſten nicht befleckt, durch dieſe
Nachahmung Jeſu Chriſti möchte geſtört werden —
Jede Tugend führt ihre eigne koſtbare Belohnungen
mit ſich, und was kann dann für uns Verluſt ſeyn,
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