Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Unsre Beruhigung beym Willen Gottes. der Befehl der Aeltern fordert. Täglich haben wir alleGelegenheit, die Befehle Gottes zu beobachten. Die christliche Religion heiligt alle unsre Verbindungen, ver- wandelt alles in Gottesdienst, und bahnt überall den Weg zu guten Werken. Werden wir also aufmerksam auf diese Gnade, wachsen wir in der Erkenntniß Jesu Christi, ringen wir so lange im Gebet, bis das Herz fest wird in der Verehrung, und im Anhangen an Gott, (Ebr. 13, 9.) übergeben wir uns ihm, stören wir nicht sel- ber die stille Kraft der Religion, wenn sie den Verstand überzeugen, und das Herz lenken will: Gott selber wird dann in uns schaffen, was vor ihm wohlge- fällig ist, (Ebr. 13, 21.) und wenn wir so recht unser Herz bey dem Willen Gottes beruhigen, alle Zweifel er- sticken, und alle Besorgnisse dämpfen wollen, so ver- schaffen wir uns nur durch treue Ausübung jeder aner- kannten Wahrheit den Genuß, die Ruhe, die Zufrieden- heit, die der Gehorsam gegen Gott in die Seele flößt. Betrachten wir öfters die Beyspiele der Tugend, des Ge- horsams, der Frömmigkeit, die die Bibel aufstellt. Gott! wie würden wir zurückweichen, wenn du so ein theures, schmerzhaftes Opfer von uns, wie vom Abra- ham, fordertest! Beobachten wir uns selber, und be- merken wir sorgfältig die ungereimten Wünsche, die sich oft leise in uns regen. Wie oft verdienen wir die Ant- wort, die der Herr jener Mutter gab: Ihr wisset nicht, was ihr bittet! (Matth. 20, 22.) Verstärket auch bey euch selber, Christen! die Menschenliebe, und sehet diese Gesellschaft als Eine Familie an, die einen gemein- schaftlichen Vater, und gemeinschaftliche Güter hat. Uebet, wenn ihr andre glücklich sehet, und wenn Gott andern S 4
Unſre Beruhigung beym Willen Gottes. der Befehl der Aeltern fordert. Täglich haben wir alleGelegenheit, die Befehle Gottes zu beobachten. Die chriſtliche Religion heiligt alle unſre Verbindungen, ver- wandelt alles in Gottesdienſt, und bahnt überall den Weg zu guten Werken. Werden wir alſo aufmerkſam auf dieſe Gnade, wachſen wir in der Erkenntniß Jeſu Chriſti, ringen wir ſo lange im Gebet, bis das Herz feſt wird in der Verehrung, und im Anhangen an Gott, (Ebr. 13, 9.) übergeben wir uns ihm, ſtören wir nicht ſel- ber die ſtille Kraft der Religion, wenn ſie den Verſtand überzeugen, und das Herz lenken will: Gott ſelber wird dann in uns ſchaffen, was vor ihm wohlge- fällig iſt, (Ebr. 13, 21.) und wenn wir ſo recht unſer Herz bey dem Willen Gottes beruhigen, alle Zweifel er- ſticken, und alle Beſorgniſſe dämpfen wollen, ſo ver- ſchaffen wir uns nur durch treue Ausübung jeder aner- kannten Wahrheit den Genuß, die Ruhe, die Zufrieden- heit, die der Gehorſam gegen Gott in die Seele flößt. Betrachten wir öfters die Beyſpiele der Tugend, des Ge- horſams, der Frömmigkeit, die die Bibel aufſtellt. Gott! wie würden wir zurückweichen, wenn du ſo ein theures, ſchmerzhaftes Opfer von uns, wie vom Abra- ham, forderteſt! Beobachten wir uns ſelber, und be- merken wir ſorgfältig die ungereimten Wünſche, die ſich oft leiſe in uns regen. Wie oft verdienen wir die Ant- wort, die der Herr jener Mutter gab: Ihr wiſſet nicht, was ihr bittet! (Matth. 20, 22.) Verſtärket auch bey euch ſelber, Chriſten! die Menſchenliebe, und ſehet dieſe Geſellſchaft als Eine Familie an, die einen gemein- ſchaftlichen Vater, und gemeinſchaftliche Güter hat. Uebet, wenn ihr andre glücklich ſehet, und wenn Gott andern S 4
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Unſre Beruhigung beym Willen Gottes.
der Befehl der Aeltern fordert. Täglich haben wir alle
Gelegenheit, die Befehle Gottes zu beobachten. Die
chriſtliche Religion heiligt alle unſre Verbindungen, ver-
wandelt alles in Gottesdienſt, und bahnt überall den
Weg zu guten Werken. Werden wir alſo aufmerkſam
auf dieſe Gnade, wachſen wir in der Erkenntniß Jeſu
Chriſti, ringen wir ſo lange im Gebet, bis das Herz
feſt wird in der Verehrung, und im Anhangen an Gott,
(Ebr. 13, 9.) übergeben wir uns ihm, ſtören wir nicht ſel-
ber die ſtille Kraft der Religion, wenn ſie den Verſtand
überzeugen, und das Herz lenken will: Gott ſelber
wird dann in uns ſchaffen, was vor ihm wohlge-
fällig iſt, (Ebr. 13, 21.) und wenn wir ſo recht unſer
Herz bey dem Willen Gottes beruhigen, alle Zweifel er-
ſticken, und alle Beſorgniſſe dämpfen wollen, ſo ver-
ſchaffen wir uns nur durch treue Ausübung jeder aner-
kannten Wahrheit den Genuß, die Ruhe, die Zufrieden-
heit, die der Gehorſam gegen Gott in die Seele flößt.
Betrachten wir öfters die Beyſpiele der Tugend, des Ge-
horſams, der Frömmigkeit, die die Bibel aufſtellt.
Gott! wie würden wir zurückweichen, wenn du ſo ein
theures, ſchmerzhaftes Opfer von uns, wie vom Abra-
ham, forderteſt! Beobachten wir uns ſelber, und be-
merken wir ſorgfältig die ungereimten Wünſche, die ſich
oft leiſe in uns regen. Wie oft verdienen wir die Ant-
wort, die der Herr jener Mutter gab: Ihr wiſſet nicht,
was ihr bittet! (Matth. 20, 22.) Verſtärket auch bey
euch ſelber, Chriſten! die Menſchenliebe, und ſehet
dieſe Geſellſchaft als Eine Familie an, die einen gemein-
ſchaftlichen Vater, und gemeinſchaftliche Güter hat.
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