Meine zärtlichsten Geheimnisse finden bey dir Erhö- rung. Meine verschwiegene sprachlose Klage tönt in dein Ohr, liebender Gott!
Jammervolle Menschen! wir werden doch immer, auch im Alter noch, einen Stab haben! Wir gehen zum Vater, und ruhen im Grab. Diese verwelkte Glieder predigen Auferstehung. Die Gebeine der Christen har- ren und warten des kommenden Lebens. Die Trompete des Richters wird die todte Asche erwecken, und den zer- streuten Staub zusammenbringen. Hauch Gottes! du wirst die verdorrten Ueberbleibsel beleben, und die ver- schwundenen Geschlechter wiederbringen!
Gieb meinen Gespielen der Unsterblichkeit alles Gute, und gönne sie noch lange der Erde, die an edeln Men- schen Mangel hat.
Laß mir die Freude, am Ende eines jeden verlebten Tages, wenn ich das Zimmer schließe, zu denken, daß ich dir und deinem Himmel näher bin, daß wenigstens die Bürden dieses Tages getragen sind, daß wenigstens diese Leiden nicht wieder kommen.
Herr! wir, deine arme von dir entfernte Christen! freuen uns über dein gutes Herz, und jauchzen auf Er- den über deine Größe. Vergiß deine Zusagen nicht, und denke an deine Brüder. Wir wallen im Staube, und sehen im Dunkeln das Licht nicht, das du bewohnest. Aber laß uns nur alle deinen kräftigen Einfluß spüren, und schenk uns deine Gesinnung. Beßre uns alle -- beßre uns so lange, bis wir ohne Flecken und Tadel, vor dir er- scheinen dürfen. Erhebe uns endlich über Grab und Tod, und mach uns selig bey dir. An deinem Herzen, an deinem Herzen, Vollendeter! Bester! Freund un-
srer
Unterredungen mit Gott.
Meine zärtlichſten Geheimniſſe finden bey dir Erhö- rung. Meine verſchwiegene ſprachloſe Klage tönt in dein Ohr, liebender Gott!
Jammervolle Menſchen! wir werden doch immer, auch im Alter noch, einen Stab haben! Wir gehen zum Vater, und ruhen im Grab. Dieſe verwelkte Glieder predigen Auferſtehung. Die Gebeine der Chriſten har- ren und warten des kommenden Lebens. Die Trompete des Richters wird die todte Aſche erwecken, und den zer- ſtreuten Staub zuſammenbringen. Hauch Gottes! du wirſt die verdorrten Ueberbleibſel beleben, und die ver- ſchwundenen Geſchlechter wiederbringen!
Gieb meinen Geſpielen der Unſterblichkeit alles Gute, und gönne ſie noch lange der Erde, die an edeln Men- ſchen Mangel hat.
Laß mir die Freude, am Ende eines jeden verlebten Tages, wenn ich das Zimmer ſchließe, zu denken, daß ich dir und deinem Himmel näher bin, daß wenigſtens die Bürden dieſes Tages getragen ſind, daß wenigſtens dieſe Leiden nicht wieder kommen.
Herr! wir, deine arme von dir entfernte Chriſten! freuen uns über dein gutes Herz, und jauchzen auf Er- den über deine Größe. Vergiß deine Zuſagen nicht, und denke an deine Brüder. Wir wallen im Staube, und ſehen im Dunkeln das Licht nicht, das du bewohneſt. Aber laß uns nur alle deinen kräftigen Einfluß ſpüren, und ſchenk uns deine Geſinnung. Beßre uns alle — beßre uns ſo lange, bis wir ohne Flecken und Tadel, vor dir er- ſcheinen dürfen. Erhebe uns endlich über Grab und Tod, und mach uns ſelig bey dir. An deinem Herzen, an deinem Herzen, Vollendeter! Beſter! Freund un-
ſrer
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Unterredungen mit Gott.
Meine zärtlichſten Geheimniſſe finden bey dir Erhö-
rung. Meine verſchwiegene ſprachloſe Klage tönt in
dein Ohr, liebender Gott!
Jammervolle Menſchen! wir werden doch immer,
auch im Alter noch, einen Stab haben! Wir gehen zum
Vater, und ruhen im Grab. Dieſe verwelkte Glieder
predigen Auferſtehung. Die Gebeine der Chriſten har-
ren und warten des kommenden Lebens. Die Trompete
des Richters wird die todte Aſche erwecken, und den zer-
ſtreuten Staub zuſammenbringen. Hauch Gottes! du
wirſt die verdorrten Ueberbleibſel beleben, und die ver-
ſchwundenen Geſchlechter wiederbringen!
Gieb meinen Geſpielen der Unſterblichkeit alles Gute,
und gönne ſie noch lange der Erde, die an edeln Men-
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Laß mir die Freude, am Ende eines jeden verlebten
Tages, wenn ich das Zimmer ſchließe, zu denken, daß
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die Bürden dieſes Tages getragen ſind, daß wenigſtens
dieſe Leiden nicht wieder kommen.
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Aber laß uns nur alle deinen kräftigen Einfluß ſpüren,
und ſchenk uns deine Geſinnung. Beßre uns alle — beßre
uns ſo lange, bis wir ohne Flecken und Tadel, vor dir er-
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/28>, abgerufen am 16.02.2025.
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