Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Gleichmüthigkeit des Erlösers. nicht oft in Verwirrungen, die so schrecklich sind, daßwir beynahe fürchten müssen, alles Vertrauen auf Gott zu verlieren? Scheint es nicht oft, als wenn sich Gott gar nicht um uns bekümmerte, als wenn wir aus der Reihe seiner Geschöpfe ausgestrichen wären? Plagen uns nicht oft andere Menschen so sehr, daß wir beym er- sten Ueberfall der Empfindungen die Allmacht Gottes, Donner und Blitz gern zu Hülfe rufen möchten? Wie seltsam sind die Güter dieses Lebens ausgetheilt! Wie ungeschickt ist oft das Verhältniß der Geschäfte und Be- lohnungen! Begegnen uns nicht oft Menschen, die bey den besten Gesinnungen die Verachtung andrer tragen müssen, blos, weil sie das sogenannte Unglück haben, ei- nem angesehenen und mächtigen Mann in ihrem Gang, in ihrer Kleidung, in ihrem Ton, in ihren Manieren zu mißfallen? Steigt nicht oft ein andrer destomehr em- por, je lasterhafter er wird? Ist es nicht oft erlaubt in der Welt, einen würdigen, einen rechtschaffenen Mann zu drängen, ihn einzuschränken, und zu hindern? Leiden nicht viele unaufhörliche Gebrechen an ihrem Körper? Seufzen Tod unter der Königinn Maria, an die in Spanien
in unsern Zeiten zur Schande der Menschheit wieder auflebende Megäre Inquisition, an die harten Krän- kungen und Mißhandlungen des guten Königs Stanislaus Augustus in Polen, an den frühen Tod des Kaisers Joseph I., an die Verblendungen und Verführungen des gemeinen Volks in Amerika zur Rebellion gegen den sansten und liebenswürdigen Georg, an den Zustand der Protestanten in Frankreich, in Ungarn, an die Vlind- heit des gemeinen Mannes im Innersten von Spa- nien etc. etc. Gleichmüthigkeit des Erlöſers. nicht oft in Verwirrungen, die ſo ſchrecklich ſind, daßwir beynahe fürchten müſſen, alles Vertrauen auf Gott zu verlieren? Scheint es nicht oft, als wenn ſich Gott gar nicht um uns bekümmerte, als wenn wir aus der Reihe ſeiner Geſchöpfe ausgeſtrichen wären? Plagen uns nicht oft andere Menſchen ſo ſehr, daß wir beym er- ſten Ueberfall der Empfindungen die Allmacht Gottes, Donner und Blitz gern zu Hülfe rufen möchten? Wie ſeltſam ſind die Güter dieſes Lebens ausgetheilt! Wie ungeſchickt iſt oft das Verhältniß der Geſchäfte und Be- lohnungen! Begegnen uns nicht oft Menſchen, die bey den beſten Geſinnungen die Verachtung andrer tragen müſſen, blos, weil ſie das ſogenannte Unglück haben, ei- nem angeſehenen und mächtigen Mann in ihrem Gang, in ihrer Kleidung, in ihrem Ton, in ihren Manieren zu mißfallen? Steigt nicht oft ein andrer deſtomehr em- por, je laſterhafter er wird? Iſt es nicht oft erlaubt in der Welt, einen würdigen, einen rechtſchaffenen Mann zu drängen, ihn einzuſchränken, und zu hindern? Leiden nicht viele unaufhörliche Gebrechen an ihrem Körper? Seufzen Tod unter der Königinn Maria, an die in Spanien
in unſern Zeiten zur Schande der Menſchheit wieder auflebende Megäre Inquiſition, an die harten Krän- kungen und Mißhandlungen des guten Königs Stanislaus Auguſtus in Polen, an den frühen Tod des Kaiſers Joſeph I., an die Verblendungen und Verführungen des gemeinen Volks in Amerika zur Rebellion gegen den ſanſten und liebenswürdigen Georg, an den Zuſtand der Proteſtanten in Frankreich, in Ungarn, an die Vlind- heit des gemeinen Mannes im Innerſten von Spa- nien ꝛc. ꝛc. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0268" n="262"/><fw place="top" type="header">Gleichmüthigkeit des Erlöſers.</fw><lb/> nicht oft in Verwirrungen, die ſo ſchrecklich ſind, daß<lb/> wir beynahe fürchten müſſen, alles Vertrauen auf Gott<lb/> zu verlieren? Scheint es nicht oft, als wenn ſich Gott<lb/> gar nicht um uns bekümmerte, als wenn wir aus der<lb/> Reihe ſeiner Geſchöpfe ausgeſtrichen wären? Plagen<lb/> uns nicht oft andere Menſchen ſo ſehr, daß wir beym er-<lb/> ſten Ueberfall der Empfindungen die Allmacht Gottes,<lb/> Donner und Blitz gern zu Hülfe rufen möchten? Wie<lb/> ſeltſam ſind die Güter dieſes Lebens ausgetheilt! Wie<lb/> ungeſchickt iſt oft das Verhältniß der Geſchäfte und Be-<lb/> lohnungen! Begegnen uns nicht oft Menſchen, die bey<lb/> den beſten Geſinnungen die Verachtung andrer tragen<lb/> müſſen, blos, weil ſie das ſogenannte Unglück haben, ei-<lb/> nem angeſehenen und mächtigen Mann in ihrem Gang,<lb/> in ihrer Kleidung, in ihrem Ton, in ihren Manieren zu<lb/> mißfallen? Steigt nicht oft ein andrer deſtomehr em-<lb/> por, je laſterhafter er wird? Iſt es nicht oft erlaubt in<lb/> der Welt, einen würdigen, einen rechtſchaffenen Mann<lb/> zu drängen, ihn einzuſchränken, und zu hindern? Leiden<lb/> nicht viele unaufhörliche Gebrechen an ihrem Körper?<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Seufzen</fw><lb/><note xml:id="n05b" prev="#n05a" place="foot" n="*)">Tod unter der Königinn <hi rendition="#fr">Maria,</hi> an die in Spanien<lb/> in unſern Zeiten zur Schande der Menſchheit wieder<lb/> auflebende Megäre <hi rendition="#fr">Inquiſition,</hi> an die harten Krän-<lb/> kungen und Mißhandlungen des guten Königs <hi rendition="#fr">Stanislaus<lb/> Auguſtus</hi> in Polen, an den frühen Tod des Kaiſers<lb/><hi rendition="#fr">Joſeph</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi>, an die Verblendungen und Verführungen<lb/> des gemeinen Volks in <hi rendition="#fr">Amerika</hi> zur Rebellion gegen den<lb/> ſanſten und liebenswürdigen <hi rendition="#fr">Georg,</hi> an den Zuſtand der<lb/><hi rendition="#fr">Proteſtanten</hi> in Frankreich, in Ungarn, an die Vlind-<lb/> heit des gemeinen Mannes im Innerſten von <hi rendition="#fr">Spa-<lb/> nien</hi> ꝛc. ꝛc.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0268]
Gleichmüthigkeit des Erlöſers.
nicht oft in Verwirrungen, die ſo ſchrecklich ſind, daß
wir beynahe fürchten müſſen, alles Vertrauen auf Gott
zu verlieren? Scheint es nicht oft, als wenn ſich Gott
gar nicht um uns bekümmerte, als wenn wir aus der
Reihe ſeiner Geſchöpfe ausgeſtrichen wären? Plagen
uns nicht oft andere Menſchen ſo ſehr, daß wir beym er-
ſten Ueberfall der Empfindungen die Allmacht Gottes,
Donner und Blitz gern zu Hülfe rufen möchten? Wie
ſeltſam ſind die Güter dieſes Lebens ausgetheilt! Wie
ungeſchickt iſt oft das Verhältniß der Geſchäfte und Be-
lohnungen! Begegnen uns nicht oft Menſchen, die bey
den beſten Geſinnungen die Verachtung andrer tragen
müſſen, blos, weil ſie das ſogenannte Unglück haben, ei-
nem angeſehenen und mächtigen Mann in ihrem Gang,
in ihrer Kleidung, in ihrem Ton, in ihren Manieren zu
mißfallen? Steigt nicht oft ein andrer deſtomehr em-
por, je laſterhafter er wird? Iſt es nicht oft erlaubt in
der Welt, einen würdigen, einen rechtſchaffenen Mann
zu drängen, ihn einzuſchränken, und zu hindern? Leiden
nicht viele unaufhörliche Gebrechen an ihrem Körper?
Seufzen
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*) Tod unter der Königinn Maria, an die in Spanien
in unſern Zeiten zur Schande der Menſchheit wieder
auflebende Megäre Inquiſition, an die harten Krän-
kungen und Mißhandlungen des guten Königs Stanislaus
Auguſtus in Polen, an den frühen Tod des Kaiſers
Joſeph I., an die Verblendungen und Verführungen
des gemeinen Volks in Amerika zur Rebellion gegen den
ſanſten und liebenswürdigen Georg, an den Zuſtand der
Proteſtanten in Frankreich, in Ungarn, an die Vlind-
heit des gemeinen Mannes im Innerſten von Spa-
nien ꝛc. ꝛc.
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