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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Arbeitsamkeit des Erlösers.
ten, seligen Menschen zu machen, nicht zusammen-
stimmte, ließ sie merken, daß ihm die unausgesetzte Be-
sorgung seiner Geschäfte viel größere Freude sey, als al-
ler Glanz, der am Hof schimmert, und in der Welt her-
umgaukelt, übrigens aber, wie ein hölzernes Bild ist,
aussen schön angestrichen, und inwendig leer. Sein Lohn
nach einer edeln guten That war das stille Bewußtseyn
des Gewissens, die stumme Beredtsamkeit des Herzens,
das leise Zeugniß einer sanften Seele, das Aufschauen
auf Gott, der heiße innige Dank gegen seinen Vater,
der ihm dazu Gelegenheit gegeben hatte, die Ueberlegung
und Prüfung aller Umstände dabey, und der warme
Wunsch, der in Gebet und Seufzer übergieng, daß das,
was er gethan und gesprochen hatte, nicht ohne Nutzen
für sein ganzes Volk, das nocht immer im Finstern tappte,
bleiben möchte. Er hatte immer die Pharisäer hinter
sich. Er hatte seine Treulosen, seine Verfolger, seine
Unredlichen, seinen Judas, und doch flehte er nie zu
Gott um Entlassung von seinem Dienst in der Welt.
Sobald ihn also das Volk verließ -- und er verlangte
keinen Schwarm von müßigen Nachfolgern, er verschaffte
ihnen kein Brod in der Wüsten, so bald ihre morgenlän-
dische Einbildungskraft erhitzt wurde! -- so ward er Va-
ter, Lehrer, Ermahner, der geduldigste Freund, der lieb-
reichste Gesellschafter für die Zwölfe, die er in der Absicht
angenommen hatte, daß sie diese nützliche immerwährende
Geschäftigkeit von ihm lernen, und eben so, wie er, nach
seinem Tod den Schatz der allerbesten Religion in der be-
dürftigen Welt ausbreiten sollten. So sorgte er also,
weil er um der Schwachheit seiner Zeitgenossen willen die
Grenzen des Vaterlandes nicht oft verlassen durfte, in

Palästi-
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Arbeitſamkeit des Erlöſers.
ten, ſeligen Menſchen zu machen, nicht zuſammen-
ſtimmte, ließ ſie merken, daß ihm die unausgeſetzte Be-
ſorgung ſeiner Geſchäfte viel größere Freude ſey, als al-
ler Glanz, der am Hof ſchimmert, und in der Welt her-
umgaukelt, übrigens aber, wie ein hölzernes Bild iſt,
auſſen ſchön angeſtrichen, und inwendig leer. Sein Lohn
nach einer edeln guten That war das ſtille Bewußtſeyn
des Gewiſſens, die ſtumme Beredtſamkeit des Herzens,
das leiſe Zeugniß einer ſanften Seele, das Aufſchauen
auf Gott, der heiße innige Dank gegen ſeinen Vater,
der ihm dazu Gelegenheit gegeben hatte, die Ueberlegung
und Prüfung aller Umſtände dabey, und der warme
Wunſch, der in Gebet und Seufzer übergieng, daß das,
was er gethan und geſprochen hatte, nicht ohne Nutzen
für ſein ganzes Volk, das nocht immer im Finſtern tappte,
bleiben möchte. Er hatte immer die Phariſäer hinter
ſich. Er hatte ſeine Treuloſen, ſeine Verfolger, ſeine
Unredlichen, ſeinen Judas, und doch flehte er nie zu
Gott um Entlaſſung von ſeinem Dienſt in der Welt.
Sobald ihn alſo das Volk verließ — und er verlangte
keinen Schwarm von müßigen Nachfolgern, er verſchaffte
ihnen kein Brod in der Wüſten, ſo bald ihre morgenlän-
diſche Einbildungskraft erhitzt wurde! — ſo ward er Va-
ter, Lehrer, Ermahner, der geduldigſte Freund, der lieb-
reichſte Geſellſchafter für die Zwölfe, die er in der Abſicht
angenommen hatte, daß ſie dieſe nützliche immerwährende
Geſchäftigkeit von ihm lernen, und eben ſo, wie er, nach
ſeinem Tod den Schatz der allerbeſten Religion in der be-
dürftigen Welt ausbreiten ſollten. So ſorgte er alſo,
weil er um der Schwachheit ſeiner Zeitgenoſſen willen die
Grenzen des Vaterlandes nicht oft verlaſſen durfte, in

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P 5
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[233/0239] Arbeitſamkeit des Erlöſers. ten, ſeligen Menſchen zu machen, nicht zuſammen- ſtimmte, ließ ſie merken, daß ihm die unausgeſetzte Be- ſorgung ſeiner Geſchäfte viel größere Freude ſey, als al- ler Glanz, der am Hof ſchimmert, und in der Welt her- umgaukelt, übrigens aber, wie ein hölzernes Bild iſt, auſſen ſchön angeſtrichen, und inwendig leer. Sein Lohn nach einer edeln guten That war das ſtille Bewußtſeyn des Gewiſſens, die ſtumme Beredtſamkeit des Herzens, das leiſe Zeugniß einer ſanften Seele, das Aufſchauen auf Gott, der heiße innige Dank gegen ſeinen Vater, der ihm dazu Gelegenheit gegeben hatte, die Ueberlegung und Prüfung aller Umſtände dabey, und der warme Wunſch, der in Gebet und Seufzer übergieng, daß das, was er gethan und geſprochen hatte, nicht ohne Nutzen für ſein ganzes Volk, das nocht immer im Finſtern tappte, bleiben möchte. Er hatte immer die Phariſäer hinter ſich. Er hatte ſeine Treuloſen, ſeine Verfolger, ſeine Unredlichen, ſeinen Judas, und doch flehte er nie zu Gott um Entlaſſung von ſeinem Dienſt in der Welt. Sobald ihn alſo das Volk verließ — und er verlangte keinen Schwarm von müßigen Nachfolgern, er verſchaffte ihnen kein Brod in der Wüſten, ſo bald ihre morgenlän- diſche Einbildungskraft erhitzt wurde! — ſo ward er Va- ter, Lehrer, Ermahner, der geduldigſte Freund, der lieb- reichſte Geſellſchafter für die Zwölfe, die er in der Abſicht angenommen hatte, daß ſie dieſe nützliche immerwährende Geſchäftigkeit von ihm lernen, und eben ſo, wie er, nach ſeinem Tod den Schatz der allerbeſten Religion in der be- dürftigen Welt ausbreiten ſollten. So ſorgte er alſo, weil er um der Schwachheit ſeiner Zeitgenoſſen willen die Grenzen des Vaterlandes nicht oft verlaſſen durfte, in Paläſti- P 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/239>, abgerufen am 24.11.2024.