frommer Empfindungen, vom Thau des Himmels be- feuchtet, auf.
Du bist der Gott, dem Wohlthun eine Lust ist; du kennest die Sterne alle mit ihren Namen, du hast alle Men- schen in deine Hände gezeichnet -- Erinnere uns dar- an, wenn unser sorgenvolles Herz mit dem Kummer ringt, und die Last der Erde schwer an uns hängt. Ge- wöhne uns nur, mit dir zu reden, so oft uns das Leben unruhig, und der Tod bange macht.
O du, der du auch die Bitterkeit des Todes ge- schmeckt hast, unterstütze alsdann den brechlichen Men- schen, wenn ich ausser einem schwachen Hauch des Le- bens nichts mehr übrig habe. Du, der du auch zu dei- nem Vater gebeten, und von ihm Muth und Stärke er- halten hast, als du zwischen Himmel und Erde schmach- tetest, zeige mir, wenn mir dann der Tod nahe ist, von weitem die Herrlichkeit, zu der ich berufen bin, beruhige das Gewissen, ordne du selber meine Wünsche, vergieb der wimmernden Menschheit, wenn sie sich regt, mache mir alsdann deine Treue recht fühlbar, wehre dem Miß- trauen und der Bangigkeit, mildere mir die Schmerzen nach deinem Willen, erhalte mir den Verstand, und laß mich zur Ehre deiner Religion auch sterbend etwas bey- tragen, erbarme dich über die, denen mein Tod wehe thun wird, decke die Asche deiner Christen, wenn auch ich unter ihnen liege, mit deinem Flügel, und stelle mich, von Sünden und Mängeln befreyt, deinem Vater dar.
Gott! wenn ich noch weit vom Hafen bin, so gieb mir nur Standhaftigkeit und guten Muth: gieb eine herzliche, zärtliche, treue Seele, die sich mit meiner
Seele
B
Unterredungen mit Gott.
frommer Empfindungen, vom Thau des Himmels be- feuchtet, auf.
Du biſt der Gott, dem Wohlthun eine Luſt iſt; du kenneſt die Sterne alle mit ihren Namen, du haſt alle Men- ſchen in deine Hände gezeichnet — Erinnere uns dar- an, wenn unſer ſorgenvolles Herz mit dem Kummer ringt, und die Laſt der Erde ſchwer an uns hängt. Ge- wöhne uns nur, mit dir zu reden, ſo oft uns das Leben unruhig, und der Tod bange macht.
O du, der du auch die Bitterkeit des Todes ge- ſchmeckt haſt, unterſtütze alsdann den brechlichen Men- ſchen, wenn ich auſſer einem ſchwachen Hauch des Le- bens nichts mehr übrig habe. Du, der du auch zu dei- nem Vater gebeten, und von ihm Muth und Stärke er- halten haſt, als du zwiſchen Himmel und Erde ſchmach- teteſt, zeige mir, wenn mir dann der Tod nahe iſt, von weitem die Herrlichkeit, zu der ich berufen bin, beruhige das Gewiſſen, ordne du ſelber meine Wünſche, vergieb der wimmernden Menſchheit, wenn ſie ſich regt, mache mir alsdann deine Treue recht fühlbar, wehre dem Miß- trauen und der Bangigkeit, mildere mir die Schmerzen nach deinem Willen, erhalte mir den Verſtand, und laß mich zur Ehre deiner Religion auch ſterbend etwas bey- tragen, erbarme dich über die, denen mein Tod wehe thun wird, decke die Aſche deiner Chriſten, wenn auch ich unter ihnen liege, mit deinem Flügel, und ſtelle mich, von Sünden und Mängeln befreyt, deinem Vater dar.
Gott! wenn ich noch weit vom Hafen bin, ſo gieb mir nur Standhaftigkeit und guten Muth: gieb eine herzliche, zärtliche, treue Seele, die ſich mit meiner
Seele
B
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Unterredungen mit Gott.
frommer Empfindungen, vom Thau des Himmels be-
feuchtet, auf.
Du biſt der Gott, dem Wohlthun eine Luſt iſt; du
kenneſt die Sterne alle mit ihren Namen, du haſt alle Men-
ſchen in deine Hände gezeichnet — Erinnere uns dar-
an, wenn unſer ſorgenvolles Herz mit dem Kummer
ringt, und die Laſt der Erde ſchwer an uns hängt. Ge-
wöhne uns nur, mit dir zu reden, ſo oft uns das Leben
unruhig, und der Tod bange macht.
O du, der du auch die Bitterkeit des Todes ge-
ſchmeckt haſt, unterſtütze alsdann den brechlichen Men-
ſchen, wenn ich auſſer einem ſchwachen Hauch des Le-
bens nichts mehr übrig habe. Du, der du auch zu dei-
nem Vater gebeten, und von ihm Muth und Stärke er-
halten haſt, als du zwiſchen Himmel und Erde ſchmach-
teteſt, zeige mir, wenn mir dann der Tod nahe iſt, von
weitem die Herrlichkeit, zu der ich berufen bin, beruhige
das Gewiſſen, ordne du ſelber meine Wünſche, vergieb
der wimmernden Menſchheit, wenn ſie ſich regt, mache
mir alsdann deine Treue recht fühlbar, wehre dem Miß-
trauen und der Bangigkeit, mildere mir die Schmerzen
nach deinem Willen, erhalte mir den Verſtand, und laß
mich zur Ehre deiner Religion auch ſterbend etwas bey-
tragen, erbarme dich über die, denen mein Tod wehe
thun wird, decke die Aſche deiner Chriſten, wenn auch
ich unter ihnen liege, mit deinem Flügel, und ſtelle mich,
von Sünden und Mängeln befreyt, deinem Vater dar.
Gott! wenn ich noch weit vom Hafen bin, ſo gieb
mir nur Standhaftigkeit und guten Muth: gieb eine
herzliche, zärtliche, treue Seele, die ſich mit meiner
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/23>, abgerufen am 25.07.2024.
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