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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Vom äußerlichen Gottesdienste.
den des Erdenlebens fühlen, und oft mit dem Mangel,
mit den Mühseligkeiten des Berufs, mit vielen Schwie-
rigkeiten streiten müssen, daß sie allen allerley wer-
den müssen,
(1 Cor. 8, 22.) und nicht Jesu Christi
Diener heißen könnten, wenn sie nicht den Armen, den
Niedrigen und Unwissenden im Volk das Evangelium
predigen wollten, daß sie durch den Eifer, durch die Auf-
merksamkeit, durch die Willigkeit der Zuhörer ermun-
tert, und durch ihre Fürbitte bey Gott unterstützt, und
zum Amt der Religion tüchtig gemacht werden müssen.
Können sie uns nur, so oft wir uns versammlen, den
Gott liebenswürdig machen, der Himmel und Erde
segnet, der für den Wurm im Wasserschlamm Nahrung
schafft, und für die Menschen seinen Sohn giebt! kön-
nen sie uns nur den Weg zum Grab eben, und die Aus-
sicht in Himmel groß und feyerlich machen *)! Ver-
säumen wir das, so kennen wir wahrlich das Glück der
Gerechten nicht. Wie viel Zeit, wie viel Arbeit, wie

viel
Laßt uns niemand ein Aergerniß geben, damit un-
ser Amt nicht verlästert werde! 2 Cor. 6, 3.
*) Der vortreffliche Erzbischof von Canterbury Secker,
hat auch die Entschuldigung, daß die wahre Andacht im
Herzen sey, und daß man selber ohne das Aeußerliche sich
erbauen könne, meisterhaft widerlegt; s. seine Predigten
Th. I. S. 144 etc. Aber alle träge und gewissenlose Predi-
ger sollten sich auch gesaget seyn lassen, was dieser Mann
mehr als an einem Ort sagt: "Die Vertheidiger des Un-
&q;glaubens sind so geschäftig, und wir wollen bey den be-
&q;sten Verheißungen so schläfrig seyn?" Jene lernen Phi-
losophie Geschichte, Belliteratur, Sprachen, und wir --
doch nein!

Vom äußerlichen Gottesdienſte.
den des Erdenlebens fühlen, und oft mit dem Mangel,
mit den Mühſeligkeiten des Berufs, mit vielen Schwie-
rigkeiten ſtreiten müſſen, daß ſie allen allerley wer-
den müſſen,
(1 Cor. 8, 22.) und nicht Jeſu Chriſti
Diener heißen könnten, wenn ſie nicht den Armen, den
Niedrigen und Unwiſſenden im Volk das Evangelium
predigen wollten, daß ſie durch den Eifer, durch die Auf-
merkſamkeit, durch die Willigkeit der Zuhörer ermun-
tert, und durch ihre Fürbitte bey Gott unterſtützt, und
zum Amt der Religion tüchtig gemacht werden müſſen.
Können ſie uns nur, ſo oft wir uns verſammlen, den
Gott liebenswürdig machen, der Himmel und Erde
ſegnet, der für den Wurm im Waſſerſchlamm Nahrung
ſchafft, und für die Menſchen ſeinen Sohn giebt! kön-
nen ſie uns nur den Weg zum Grab eben, und die Aus-
ſicht in Himmel groß und feyerlich machen *)! Ver-
ſäumen wir das, ſo kennen wir wahrlich das Glück der
Gerechten nicht. Wie viel Zeit, wie viel Arbeit, wie

viel
Laßt uns niemand ein Aergerniß geben, damit un-
ſer Amt nicht verläſtert werde! 2 Cor. 6, 3.
*) Der vortreffliche Erzbiſchof von Canterbury Secker,
hat auch die Entſchuldigung, daß die wahre Andacht im
Herzen ſey, und daß man ſelber ohne das Aeußerliche ſich
erbauen könne, meiſterhaft widerlegt; ſ. ſeine Predigten
Th. I. S. 144 ꝛc. Aber alle träge und gewiſſenloſe Predi-
ger ſollten ſich auch geſaget ſeyn laſſen, was dieſer Mann
mehr als an einem Ort ſagt: „Die Vertheidiger des Un-
&q;glaubens ſind ſo geſchäftig, und wir wollen bey den be-
&q;ſten Verheißungen ſo ſchläfrig ſeyn?“ Jene lernen Phi-
loſophie Geſchichte, Belliteratur, Sprachen, und wir —
doch nein!
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[221/0227] Vom äußerlichen Gottesdienſte. den des Erdenlebens fühlen, und oft mit dem Mangel, mit den Mühſeligkeiten des Berufs, mit vielen Schwie- rigkeiten ſtreiten müſſen, daß ſie allen allerley wer- den müſſen, (1 Cor. 8, 22.) und nicht Jeſu Chriſti Diener heißen könnten, wenn ſie nicht den Armen, den Niedrigen und Unwiſſenden im Volk das Evangelium predigen wollten, daß ſie durch den Eifer, durch die Auf- merkſamkeit, durch die Willigkeit der Zuhörer ermun- tert, und durch ihre Fürbitte bey Gott unterſtützt, und zum Amt der Religion tüchtig gemacht werden müſſen. Können ſie uns nur, ſo oft wir uns verſammlen, den Gott liebenswürdig machen, der Himmel und Erde ſegnet, der für den Wurm im Waſſerſchlamm Nahrung ſchafft, und für die Menſchen ſeinen Sohn giebt! kön- nen ſie uns nur den Weg zum Grab eben, und die Aus- ſicht in Himmel groß und feyerlich machen *)! Ver- ſäumen wir das, ſo kennen wir wahrlich das Glück der Gerechten nicht. Wie viel Zeit, wie viel Arbeit, wie viel *) *) Der vortreffliche Erzbiſchof von Canterbury Secker, hat auch die Entſchuldigung, daß die wahre Andacht im Herzen ſey, und daß man ſelber ohne das Aeußerliche ſich erbauen könne, meiſterhaft widerlegt; ſ. ſeine Predigten Th. I. S. 144 ꝛc. Aber alle träge und gewiſſenloſe Predi- ger ſollten ſich auch geſaget ſeyn laſſen, was dieſer Mann mehr als an einem Ort ſagt: „Die Vertheidiger des Un- &q;glaubens ſind ſo geſchäftig, und wir wollen bey den be- &q;ſten Verheißungen ſo ſchläfrig ſeyn?“ Jene lernen Phi- loſophie Geſchichte, Belliteratur, Sprachen, und wir — doch nein! *) Laßt uns niemand ein Aergerniß geben, damit un- ſer Amt nicht verläſtert werde! 2 Cor. 6, 3.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/227>, abgerufen am 25.11.2024.