ich sehe und höre, zu freuen, und dir für alles stillen Dank zu opfern.
Laß mich das unschätzbare Glück der Rechtschaffen- heit überall schmecken, und stärke mich auch in den trau- rigen Stunden dieses gleitenden Lebens.
Vielleicht warten noch tausend auf mich -- Herr, daß sie mich nur nicht muthlos machen! daß sie nur die Seele nicht verderben, die dich liebt! daß nur Weis- heit und Aufstreben zu dir die süße Frucht meines Kum- mers sey!
Gieb mir das Herz eines guten Menschen zum Stab, und laß uns uns unter einander mit wahrer Zärtlichkeit liebhaben.
Bewahre mich vor der Thorheit, mir viel Mühe zu geben um ein Leben voll Unruhe, und ein Herz voll stür- mischer Sorgen.
Sieh herab auf die stille Tugend, die im Verbor- genen empfindet, an ihrer Würde oft zweifelhast wird, im Gedränge von rauhen Menschen weint, auf die Seite schleicht, sich niederbeugt, und schweigt.
Gieb mir oft süße Nachempfindungen deiner Größe und Güte, wenn ich in der Bibel lese, was Paulus sagt, und was Johannes mit Worten nicht sagen konnte.
Gewöhne mich, nichts zu begehren, was ich nicht unter der sicheren Leitung deiner weisen und väterlichen Vorsorge erhalten kann.
Walte über alle meine Umstände, Angelegenheiten, Bedürfnisse, Verhältnisse, Genießungen, Hoffnungen, Geschäfte, Kämpfe, Entwürfe, Freuden, Thränen und Leiden mit gnädigem und unaufhörlichem Erbarmen.
Laß
Unterredungen mit Gott.
ich ſehe und höre, zu freuen, und dir für alles ſtillen Dank zu opfern.
Laß mich das unſchätzbare Glück der Rechtſchaffen- heit überall ſchmecken, und ſtärke mich auch in den trau- rigen Stunden dieſes gleitenden Lebens.
Vielleicht warten noch tauſend auf mich — Herr, daß ſie mich nur nicht muthlos machen! daß ſie nur die Seele nicht verderben, die dich liebt! daß nur Weis- heit und Aufſtreben zu dir die ſüße Frucht meines Kum- mers ſey!
Gieb mir das Herz eines guten Menſchen zum Stab, und laß uns uns unter einander mit wahrer Zärtlichkeit liebhaben.
Bewahre mich vor der Thorheit, mir viel Mühe zu geben um ein Leben voll Unruhe, und ein Herz voll ſtür- miſcher Sorgen.
Sieh herab auf die ſtille Tugend, die im Verbor- genen empfindet, an ihrer Würde oft zweifelhaſt wird, im Gedränge von rauhen Menſchen weint, auf die Seite ſchleicht, ſich niederbeugt, und ſchweigt.
Gieb mir oft ſüße Nachempfindungen deiner Größe und Güte, wenn ich in der Bibel leſe, was Paulus ſagt, und was Johannes mit Worten nicht ſagen konnte.
Gewöhne mich, nichts zu begehren, was ich nicht unter der ſicheren Leitung deiner weiſen und väterlichen Vorſorge erhalten kann.
Walte über alle meine Umſtände, Angelegenheiten, Bedürfniſſe, Verhältniſſe, Genießungen, Hoffnungen, Geſchäfte, Kämpfe, Entwürfe, Freuden, Thränen und Leiden mit gnädigem und unaufhörlichem Erbarmen.
Laß
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Unterredungen mit Gott.
ich ſehe und höre, zu freuen, und dir für alles ſtillen
Dank zu opfern.
Laß mich das unſchätzbare Glück der Rechtſchaffen-
heit überall ſchmecken, und ſtärke mich auch in den trau-
rigen Stunden dieſes gleitenden Lebens.
Vielleicht warten noch tauſend auf mich — Herr,
daß ſie mich nur nicht muthlos machen! daß ſie nur die
Seele nicht verderben, die dich liebt! daß nur Weis-
heit und Aufſtreben zu dir die ſüße Frucht meines Kum-
mers ſey!
Gieb mir das Herz eines guten Menſchen zum Stab,
und laß uns uns unter einander mit wahrer Zärtlichkeit
liebhaben.
Bewahre mich vor der Thorheit, mir viel Mühe zu
geben um ein Leben voll Unruhe, und ein Herz voll ſtür-
miſcher Sorgen.
Sieh herab auf die ſtille Tugend, die im Verbor-
genen empfindet, an ihrer Würde oft zweifelhaſt wird,
im Gedränge von rauhen Menſchen weint, auf die Seite
ſchleicht, ſich niederbeugt, und ſchweigt.
Gieb mir oft ſüße Nachempfindungen deiner Größe
und Güte, wenn ich in der Bibel leſe, was Paulus
ſagt, und was Johannes mit Worten nicht ſagen konnte.
Gewöhne mich, nichts zu begehren, was ich nicht
unter der ſicheren Leitung deiner weiſen und väterlichen
Vorſorge erhalten kann.
Walte über alle meine Umſtände, Angelegenheiten,
Bedürfniſſe, Verhältniſſe, Genießungen, Hoffnungen,
Geſchäfte, Kämpfe, Entwürfe, Freuden, Thränen und
Leiden mit gnädigem und unaufhörlichem Erbarmen.
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/14>, abgerufen am 16.02.2025.
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