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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Vorurtheile in der Religion.
"gen strafen, die uns natürlich sind." Jst es mög-
lich, daß man solches Heu und Stroh unter den edeln
Weizen mengen kann? Wer sagt uns das? Hören wir
hier einen unbekannten Schall, oder ist es die Sprache
unsrer Brüder? Das Gesetzbuch des Herrn droht den
Unzüchtigen mit dem Gericht Gottes, und der Mensch
wagt es, zu widersprechen? Wird man denn diese Stim-
me, die sich jezt so dreist erhebt, auch noch hören, wenn
einst die Welt in Trümmer fällt, und alle Fugen des
Himmels aus einander gehen? Sind wir dann ganz Kö--
per? Sind wir Thiere, die ihren sinnlichen Lüsten, so oft
sie aufbrausen, folgen müssen? Warum rufen wir dann
da die Vernunft nicht zu Hülfe, auf die wir sonst so stolz
sind? Ach, Christen! wir rufen nicht gern Lärmen,
wenn keine Gefahr ist, aber laßt ihr das so von Familie
zu Familie, von der Stadt auf das Land, von einem
Menschenalter zum andern, von unserm Jahrhundert
zum folgenden, vom Reden zum Schreiben, vom Vor-
nehmen zum Pöbel, von den Gelehrten zu den Unwissen-
den, vom Reichen zum Bürger und Handwerker, von
den Männern zum andern Geschlecht fortgehen -- wie
lange wird es währen, so öffnet diese schrankenlose Den-
kungsart allen Lastern und Verführungen den Weg, und
zerreißt die nothwendigen Bande zwischen der Religion
und dem Staat, der ohne ein großes Ansehen, das jene
haben muß, nicht bestehen kann! Einer sey unser
Meister,
(Matth. 23, 8.) Jesus Christus, Gott über
alles, hochgelobet in Ewigkeit! Eben der Ernst, womit
unser Erlöser seine Würde behauptete, ist für uns, für
uns, die wir seiner Stimme folgen, ungemein wichtig,
erfreulich, und erhebt die Seele. So wissen wir es

dann

Vorurtheile in der Religion.
„gen ſtrafen, die uns natürlich ſind.“ Jſt es mög-
lich, daß man ſolches Heu und Stroh unter den edeln
Weizen mengen kann? Wer ſagt uns das? Hören wir
hier einen unbekannten Schall, oder iſt es die Sprache
unſrer Brüder? Das Geſetzbuch des Herrn droht den
Unzüchtigen mit dem Gericht Gottes, und der Menſch
wagt es, zu widerſprechen? Wird man denn dieſe Stim-
me, die ſich jezt ſo dreiſt erhebt, auch noch hören, wenn
einſt die Welt in Trümmer fällt, und alle Fugen des
Himmels aus einander gehen? Sind wir dann ganz Kö--
per? Sind wir Thiere, die ihren ſinnlichen Lüſten, ſo oft
ſie aufbrauſen, folgen müſſen? Warum rufen wir dann
da die Vernunft nicht zu Hülfe, auf die wir ſonſt ſo ſtolz
ſind? Ach, Chriſten! wir rufen nicht gern Lärmen,
wenn keine Gefahr iſt, aber laßt ihr das ſo von Familie
zu Familie, von der Stadt auf das Land, von einem
Menſchenalter zum andern, von unſerm Jahrhundert
zum folgenden, vom Reden zum Schreiben, vom Vor-
nehmen zum Pöbel, von den Gelehrten zu den Unwiſſen-
den, vom Reichen zum Bürger und Handwerker, von
den Männern zum andern Geſchlecht fortgehen — wie
lange wird es währen, ſo öffnet dieſe ſchrankenloſe Den-
kungsart allen Laſtern und Verführungen den Weg, und
zerreißt die nothwendigen Bande zwiſchen der Religion
und dem Staat, der ohne ein großes Anſehen, das jene
haben muß, nicht beſtehen kann! Einer ſey unſer
Meiſter,
(Matth. 23, 8.) Jeſus Chriſtus, Gott über
alles, hochgelobet in Ewigkeit! Eben der Ernſt, womit
unſer Erlöſer ſeine Würde behauptete, iſt für uns, für
uns, die wir ſeiner Stimme folgen, ungemein wichtig,
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[127/0133] Vorurtheile in der Religion. „gen ſtrafen, die uns natürlich ſind.“ Jſt es mög- lich, daß man ſolches Heu und Stroh unter den edeln Weizen mengen kann? Wer ſagt uns das? Hören wir hier einen unbekannten Schall, oder iſt es die Sprache unſrer Brüder? Das Geſetzbuch des Herrn droht den Unzüchtigen mit dem Gericht Gottes, und der Menſch wagt es, zu widerſprechen? Wird man denn dieſe Stim- me, die ſich jezt ſo dreiſt erhebt, auch noch hören, wenn einſt die Welt in Trümmer fällt, und alle Fugen des Himmels aus einander gehen? Sind wir dann ganz Kö-- per? Sind wir Thiere, die ihren ſinnlichen Lüſten, ſo oft ſie aufbrauſen, folgen müſſen? Warum rufen wir dann da die Vernunft nicht zu Hülfe, auf die wir ſonſt ſo ſtolz ſind? Ach, Chriſten! wir rufen nicht gern Lärmen, wenn keine Gefahr iſt, aber laßt ihr das ſo von Familie zu Familie, von der Stadt auf das Land, von einem Menſchenalter zum andern, von unſerm Jahrhundert zum folgenden, vom Reden zum Schreiben, vom Vor- nehmen zum Pöbel, von den Gelehrten zu den Unwiſſen- den, vom Reichen zum Bürger und Handwerker, von den Männern zum andern Geſchlecht fortgehen — wie lange wird es währen, ſo öffnet dieſe ſchrankenloſe Den- kungsart allen Laſtern und Verführungen den Weg, und zerreißt die nothwendigen Bande zwiſchen der Religion und dem Staat, der ohne ein großes Anſehen, das jene haben muß, nicht beſtehen kann! Einer ſey unſer Meiſter, (Matth. 23, 8.) Jeſus Chriſtus, Gott über alles, hochgelobet in Ewigkeit! Eben der Ernſt, womit unſer Erlöſer ſeine Würde behauptete, iſt für uns, für uns, die wir ſeiner Stimme folgen, ungemein wichtig, erfreulich, und erhebt die Seele. So wiſſen wir es dann

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/133>, abgerufen am 24.11.2024.