Vater der Natur, der Menschen, und deines Soh- nes -- höre mich, denn in dem traumerfüllten Leben ist ausser dir keine Ruhe, keine Zufrie- denheit.
Die Sterne gehen auf, und ich weine. Sie gehen unter, und meine Thräne grüßt den anbrechenden Mor- gen. Ach, daß du mir zu so vielem Guten und Schö- nen auch ein Herz gäbest, das dich froh und unschuldig lobte, so oft der Himmel in Osten und in Westen roth wird.
Denke du an mich, guter Gott! wenn Menschen nicht an mich denken. Niemand ist gut, als du -- Wenns auch dein Sohn nicht gesagt hätte, sagt es mir nicht diese Wiese, dies Thal, diese verborgene Quelle, diese Welt, die so herrlich und mild vor mir liegt?
Das Leben schleicht unter ewigen Abwechselungen hin. Wenn werde ich es recht mit unschuldiger Wollust genießen? Lehre mich die Kunst, mich über alles, was
ich
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I. Unterredungen mit Gott.
Vater der Natur, der Menſchen, und deines Soh- nes — höre mich, denn in dem traumerfüllten Leben iſt auſſer dir keine Ruhe, keine Zufrie- denheit.
Die Sterne gehen auf, und ich weine. Sie gehen unter, und meine Thräne grüßt den anbrechenden Mor- gen. Ach, daß du mir zu ſo vielem Guten und Schö- nen auch ein Herz gäbeſt, das dich froh und unſchuldig lobte, ſo oft der Himmel in Oſten und in Weſten roth wird.
Denke du an mich, guter Gott! wenn Menſchen nicht an mich denken. Niemand iſt gut, als du — Wenns auch dein Sohn nicht geſagt hätte, ſagt es mir nicht dieſe Wieſe, dies Thal, dieſe verborgene Quelle, dieſe Welt, die ſo herrlich und mild vor mir liegt?
Das Leben ſchleicht unter ewigen Abwechſelungen hin. Wenn werde ich es recht mit unſchuldiger Wolluſt genießen? Lehre mich die Kunſt, mich über alles, was
ich
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I.
Unterredungen mit Gott.
Vater der Natur, der Menſchen, und deines Soh-
nes — höre mich, denn in dem traumerfüllten
Leben iſt auſſer dir keine Ruhe, keine Zufrie-
denheit.
Die Sterne gehen auf, und ich weine. Sie gehen
unter, und meine Thräne grüßt den anbrechenden Mor-
gen. Ach, daß du mir zu ſo vielem Guten und Schö-
nen auch ein Herz gäbeſt, das dich froh und unſchuldig
lobte, ſo oft der Himmel in Oſten und in Weſten roth
wird.
Denke du an mich, guter Gott! wenn Menſchen
nicht an mich denken. Niemand iſt gut, als du —
Wenns auch dein Sohn nicht geſagt hätte, ſagt es mir
nicht dieſe Wieſe, dies Thal, dieſe verborgene Quelle,
dieſe Welt, die ſo herrlich und mild vor mir liegt?
Das Leben ſchleicht unter ewigen Abwechſelungen
hin. Wenn werde ich es recht mit unſchuldiger Wolluſt
genießen? Lehre mich die Kunſt, mich über alles, was
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/13>, abgerufen am 16.02.2025.
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