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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Saal die vorigen Churfürsten zu Pferde. Thierstücke,
z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man
den Pelz, die Wolle greifen könne. Sandrart's zwölf
Monatsstücke. Ebendesselben Jäger mit Hasen auf dem
Rücken. Als dies Stück ankam, sprang ein Hund an
dem Hasen hinauf. -- So natürlich ist alles. Ein
Herkules von Spagnoletto. Ein Mosaikenkabi-
net.
Gemälde von einem noch lebenden Dörner. Die
Drehbank des verstorbenen Churfürsten. Ein Stück
von Quintin Messis, der in Antwerpen erst ein
Schmidt war. Christi Ausführung von Alb. Dü-
rer,
unvergleichlich kolorirt, und das Original zu Sade-
ler's
Kupferstich, den ich in Paris im Cab. d'Estam-
pes du Roi
sah. Von Teniers ein Markt in einer
niederländischen Stadt. Es sind gewis über tausend
Figuren darauf, Köpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa-
gen, Karren, Chaisen etc. und alles so leuchtend, so deut-
lich, so sichtlich, so kennbar! Von Tintoret eine Ma-
ria,
wie sie unter dem Kreuze weint, da ist das Wühlen
und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm-
lich ausgedrückt. Von Alb. Dürer zwei Apostel mit
einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im
grossen Styl, und doch in der Nähe so glatt gemahlt,
als wenn die Stücke geschliffen wären! Unter vielen Fa-
miliengemälden hängen zwei Bataillenstücke, die mit
unendlicher Mühsamkeit gemacht sind. Auch ein Cur-
tius
se devovens von 1540. Bären von Domi-
nicus Nollet. Tod
und Gericht von Frank, wo
alle Künste und Wissenschaften gestürzt da liegen. Ein
Bergstück von Schönefeld. Bildnisse französischer
Könige von Rigaud. Vieles von Holbein, Otto

Veen

Saal die vorigen Churfuͤrſten zu Pferde. Thierſtuͤcke,
z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man
den Pelz, die Wolle greifen koͤnne. Sandrart’s zwoͤlf
Monatsſtuͤcke. Ebendeſſelben Jaͤger mit Haſen auf dem
Ruͤcken. Als dies Stuͤck ankam, ſprang ein Hund an
dem Haſen hinauf. — So natuͤrlich iſt alles. Ein
Herkules von Spagnoletto. Ein Moſaikenkabi-
net.
Gemaͤlde von einem noch lebenden Doͤrner. Die
Drehbank des verſtorbenen Churfuͤrſten. Ein Stuͤck
von Quintin Meſſis, der in Antwerpen erſt ein
Schmidt war. Chriſti Ausfuͤhrung von Alb. Duͤ-
rer,
unvergleichlich kolorirt, und das Original zu Sade-
ler’s
Kupferſtich, den ich in Paris im Cab. d’Eſtam-
pes du Roi
ſah. Von Teniers ein Markt in einer
niederlaͤndiſchen Stadt. Es ſind gewis uͤber tauſend
Figuren darauf, Koͤpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa-
gen, Karren, Chaiſen ꝛc. und alles ſo leuchtend, ſo deut-
lich, ſo ſichtlich, ſo kennbar! Von Tintoret eine Ma-
ria,
wie ſie unter dem Kreuze weint, da iſt das Wuͤhlen
und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm-
lich ausgedruͤckt. Von Alb. Duͤrer zwei Apoſtel mit
einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im
groſſen Styl, und doch in der Naͤhe ſo glatt gemahlt,
als wenn die Stuͤcke geſchliffen waͤren! Unter vielen Fa-
miliengemaͤlden haͤngen zwei Bataillenſtuͤcke, die mit
unendlicher Muͤhſamkeit gemacht ſind. Auch ein Cur-
tius
ſe devovens von 1540. Baͤren von Domi-
nicus Nollet. Tod
und Gericht von Frank, wo
alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften geſtuͤrzt da liegen. Ein
Bergſtuͤck von Schoͤnefeld. Bildniſſe franzoͤſiſcher
Koͤnige von Rigaud. Vieles von Holbein, Otto

Veen
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[47/0085] Saal die vorigen Churfuͤrſten zu Pferde. Thierſtuͤcke, z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man den Pelz, die Wolle greifen koͤnne. Sandrart’s zwoͤlf Monatsſtuͤcke. Ebendeſſelben Jaͤger mit Haſen auf dem Ruͤcken. Als dies Stuͤck ankam, ſprang ein Hund an dem Haſen hinauf. — So natuͤrlich iſt alles. Ein Herkules von Spagnoletto. Ein Moſaikenkabi- net. Gemaͤlde von einem noch lebenden Doͤrner. Die Drehbank des verſtorbenen Churfuͤrſten. Ein Stuͤck von Quintin Meſſis, der in Antwerpen erſt ein Schmidt war. Chriſti Ausfuͤhrung von Alb. Duͤ- rer, unvergleichlich kolorirt, und das Original zu Sade- ler’s Kupferſtich, den ich in Paris im Cab. d’Eſtam- pes du Roi ſah. Von Teniers ein Markt in einer niederlaͤndiſchen Stadt. Es ſind gewis uͤber tauſend Figuren darauf, Koͤpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa- gen, Karren, Chaiſen ꝛc. und alles ſo leuchtend, ſo deut- lich, ſo ſichtlich, ſo kennbar! Von Tintoret eine Ma- ria, wie ſie unter dem Kreuze weint, da iſt das Wuͤhlen und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm- lich ausgedruͤckt. Von Alb. Duͤrer zwei Apoſtel mit einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im groſſen Styl, und doch in der Naͤhe ſo glatt gemahlt, als wenn die Stuͤcke geſchliffen waͤren! Unter vielen Fa- miliengemaͤlden haͤngen zwei Bataillenſtuͤcke, die mit unendlicher Muͤhſamkeit gemacht ſind. Auch ein Cur- tius ſe devovens von 1540. Baͤren von Domi- nicus Nollet. Tod und Gericht von Frank, wo alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften geſtuͤrzt da liegen. Ein Bergſtuͤck von Schoͤnefeld. Bildniſſe franzoͤſiſcher Koͤnige von Rigaud. Vieles von Holbein, Otto Veen

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/85>, abgerufen am 24.11.2024.