nenen Fliessen ausgesetzt sind. Das Schlöschen hat zwei Stockwerke, ein Eßzimmer, Kabinetter, und eine Aussicht auf 45. Fontainen. 3) Badenburg, wo al- les von Marmor ist, und im Eßzimmer sieht man antike Kaiserköpfe. Die Badwanne ist mit Blei ausgelegt, sie füllt sich über Nacht selber mit warmen, mit kalten, mit Seifenwasser, mit Milch, und hat auch wieder ihren Abfluß. Sie ist so gros, daß die Prinzen hier schwim- men lernen konnten. 4) Amalienburg, das noch Kai- ser KarlVII. gebaut hat. Ein Speisesaal, Jagdstü- cke von Horemanns, und gar vortreflich abgemahlte Kaninchen. -- Hierbei eine kleine Anekdote: Als Ama- lienburg einsmahls erleuchtet war, wollte ein altes Weib den Glanz des Fests auch in der Nähe sehen. Die Wache sties sie zurück, das Weib aber sagte ganz natür- lich, und laut: "Ich habe geglaubt, für unser Geld dürf- ten wir auch was sehen!"
Hr. Prof. Rittershausen aus dem Theatiner Klo- ster, der mir in diesen Tagen sehr viele Freundschaft er- wies, begleitete mich nach Tische auch nach Schleis- heim, das ebenfalls gros, weit, noch nicht ausgebaut, und in einer ungesunden Gegend angefangen ist. Der Garten dabei ist viel kleiner als der Nymphenburger, und hat auch noch ein kleines Schlöschen, das Lustheim heist. Aber im Schlosse selber sind anderthalb tausend Gemälde *), unter welchen keins schlecht ist. In einem
Saal
*) Man hat davon ein Verzeichnis, das 1775. in gr. 8. zu München unter dem Titel herauskommen ist: Beschreibung der Churfürstlichen Bildergallerie in Schleisheim. Es enthält 1050. Stücke, gibt aber blos deren Sujets und Grösse an. Herausgeber.
nenen Flieſſen ausgeſetzt ſind. Das Schloͤschen hat zwei Stockwerke, ein Eßzimmer, Kabinetter, und eine Ausſicht auf 45. Fontainen. 3) Badenburg, wo al- les von Marmor iſt, und im Eßzimmer ſieht man antike Kaiſerkoͤpfe. Die Badwanne iſt mit Blei ausgelegt, ſie fuͤllt ſich uͤber Nacht ſelber mit warmen, mit kalten, mit Seifenwaſſer, mit Milch, und hat auch wieder ihren Abfluß. Sie iſt ſo gros, daß die Prinzen hier ſchwim- men lernen konnten. 4) Amalienburg, das noch Kai- ſer KarlVII. gebaut hat. Ein Speiſeſaal, Jagdſtuͤ- cke von Horemanns, und gar vortreflich abgemahlte Kaninchen. — Hierbei eine kleine Anekdote: Als Ama- lienburg einsmahls erleuchtet war, wollte ein altes Weib den Glanz des Feſts auch in der Naͤhe ſehen. Die Wache ſties ſie zuruͤck, das Weib aber ſagte ganz natuͤr- lich, und laut: „Ich habe geglaubt, fuͤr unſer Geld duͤrf- ten wir auch was ſehen!“
Hr. Prof. Rittershauſen aus dem Theatiner Klo- ſter, der mir in dieſen Tagen ſehr viele Freundſchaft er- wies, begleitete mich nach Tiſche auch nach Schleis- heim, das ebenfalls gros, weit, noch nicht ausgebaut, und in einer ungeſunden Gegend angefangen iſt. Der Garten dabei iſt viel kleiner als der Nymphenburger, und hat auch noch ein kleines Schloͤschen, das Luſtheim heiſt. Aber im Schloſſe ſelber ſind anderthalb tauſend Gemaͤlde *), unter welchen keins ſchlecht iſt. In einem
Saal
*) Man hat davon ein Verzeichnis, das 1775. in gr. 8. zu Muͤnchen unter dem Titel herauskommen iſt: Beſchreibung der Churfuͤrſtlichen Bildergallerie in Schleisheim. Es enthaͤlt 1050. Stuͤcke, gibt aber blos deren Sujets und Groͤſſe an. Herausgeber.
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nenen Flieſſen ausgeſetzt ſind. Das Schloͤschen hat
zwei Stockwerke, ein Eßzimmer, Kabinetter, und eine
Ausſicht auf 45. Fontainen. 3) Badenburg, wo al-
les von Marmor iſt, und im Eßzimmer ſieht man antike
Kaiſerkoͤpfe. Die Badwanne iſt mit Blei ausgelegt,
ſie fuͤllt ſich uͤber Nacht ſelber mit warmen, mit kalten,
mit Seifenwaſſer, mit Milch, und hat auch wieder ihren
Abfluß. Sie iſt ſo gros, daß die Prinzen hier ſchwim-
men lernen konnten. 4) Amalienburg, das noch Kai-
ſer Karl VII. gebaut hat. Ein Speiſeſaal, Jagdſtuͤ-
cke von Horemanns, und gar vortreflich abgemahlte
Kaninchen. — Hierbei eine kleine Anekdote: Als Ama-
lienburg einsmahls erleuchtet war, wollte ein altes Weib
den Glanz des Feſts auch in der Naͤhe ſehen. Die
Wache ſties ſie zuruͤck, das Weib aber ſagte ganz natuͤr-
lich, und laut: „Ich habe geglaubt, fuͤr unſer Geld duͤrf-
ten wir auch was ſehen!“
Hr. Prof. Rittershauſen aus dem Theatiner Klo-
ſter, der mir in dieſen Tagen ſehr viele Freundſchaft er-
wies, begleitete mich nach Tiſche auch nach Schleis-
heim, das ebenfalls gros, weit, noch nicht ausgebaut,
und in einer ungeſunden Gegend angefangen iſt. Der
Garten dabei iſt viel kleiner als der Nymphenburger,
und hat auch noch ein kleines Schloͤschen, das Luſtheim
heiſt. Aber im Schloſſe ſelber ſind anderthalb tauſend
Gemaͤlde *), unter welchen keins ſchlecht iſt. In einem
Saal
*) Man hat davon ein Verzeichnis, das 1775. in gr. 8.
zu Muͤnchen unter dem Titel herauskommen iſt:
Beſchreibung der Churfuͤrſtlichen Bildergallerie in
Schleisheim. Es enthaͤlt 1050. Stuͤcke, gibt aber
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/84>, abgerufen am 24.11.2024.
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