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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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zusammengesetzt, und mit 60000. Gulden bezahlet wurde;
in eben dem Zimmer, wo dieser Tisch steht, hängen von
Teniers sehr schöne Stücke, z. B. gar kostbar ist die
Unterredung Christi mit dem Pharisäer wegen des
Schwersten im Gesetz. Der Ketzermacher blättert mit
einer redenden Begierde, und mit sichtbarer Geschäftig-
keit in der Thora, um eine Antwort auf Christi In-
stanz zu finden. Man sieht ihm den Eifer, den hei-
ligen Ernst, den orthodoxen Unwillen über die Neuerun-
gen an. Ein Stück, woran Teniers und Rubens ge-
arbeitet haben. Auch das Gesicht von Teniers Frau.
Kaminsteine, die in Paris gar prächtig gearbeitet sind.
In einem Gange hängen zehn Gemälde von Maitres-
sen.
Darneben eine Landschaft von Lucas von Uden,
die unvergleichlich gemahlt ist.

Der Garten allein erfordert etliche Stunden. Durch
eine von Marmor aufgesetzte Kaskade ist er geschlossen.

Im Schwezinger Garten ist mehr Geschmack,
mehr Abwechslung und Mannichfaltigkeit. Die ewigen
geradegeschnittenen Alleen, die so unnatürlich, so steif
und kalt da stehen! Am Wasser stehen viele Bildsäulen,
und Figuren, alle von Blei und mit Dukatengold vergol-
det. Unter den Statuen, die in den Spaziergängen ste-
hen, sind einige alt und aus Rom, andere sind von Holz,
sie sollen aber alle aus Marmor aufgestellt werden. Im
Garten selber sind wieder vier kleine Schlösser: 1) Eine
Eremitage, und darin eine Grotte, ein simpler Altar, und
eine kleine Bibliothek; ein alter Invalid hat die Aufsicht
darüber. Das Beste hier ist eine herrliche Magdale-
na
von M. A. Buonarotti. 2) Pagodenburg,
wo inwendig alle Wände mit blau und weissen porzella-

nenen

zuſammengeſetzt, und mit 60000. Gulden bezahlet wurde;
in eben dem Zimmer, wo dieſer Tiſch ſteht, haͤngen von
Teniers ſehr ſchoͤne Stuͤcke, z. B. gar koſtbar iſt die
Unterredung Chriſti mit dem Phariſaͤer wegen des
Schwerſten im Geſetz. Der Ketzermacher blaͤttert mit
einer redenden Begierde, und mit ſichtbarer Geſchaͤftig-
keit in der Thora, um eine Antwort auf Chriſti In-
ſtanz zu finden. Man ſieht ihm den Eifer, den hei-
ligen Ernſt, den orthodoxen Unwillen uͤber die Neuerun-
gen an. Ein Stuͤck, woran Teniers und Rubens ge-
arbeitet haben. Auch das Geſicht von Teniers Frau.
Kaminſteine, die in Paris gar praͤchtig gearbeitet ſind.
In einem Gange haͤngen zehn Gemaͤlde von Maitreſ-
ſen.
Darneben eine Landſchaft von Lucas von Uden,
die unvergleichlich gemahlt iſt.

Der Garten allein erfordert etliche Stunden. Durch
eine von Marmor aufgeſetzte Kaskade iſt er geſchloſſen.

Im Schwezinger Garten iſt mehr Geſchmack,
mehr Abwechslung und Mannichfaltigkeit. Die ewigen
geradegeſchnittenen Alleen, die ſo unnatuͤrlich, ſo ſteif
und kalt da ſtehen! Am Waſſer ſtehen viele Bildſaͤulen,
und Figuren, alle von Blei und mit Dukatengold vergol-
det. Unter den Statuen, die in den Spaziergaͤngen ſte-
hen, ſind einige alt und aus Rom, andere ſind von Holz,
ſie ſollen aber alle aus Marmor aufgeſtellt werden. Im
Garten ſelber ſind wieder vier kleine Schloͤſſer: 1) Eine
Eremitage, und darin eine Grotte, ein ſimpler Altar, und
eine kleine Bibliothek; ein alter Invalid hat die Aufſicht
daruͤber. Das Beſte hier iſt eine herrliche Magdale-
na
von M. A. Buonarotti. 2) Pagodenburg,
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[45/0083] zuſammengeſetzt, und mit 60000. Gulden bezahlet wurde; in eben dem Zimmer, wo dieſer Tiſch ſteht, haͤngen von Teniers ſehr ſchoͤne Stuͤcke, z. B. gar koſtbar iſt die Unterredung Chriſti mit dem Phariſaͤer wegen des Schwerſten im Geſetz. Der Ketzermacher blaͤttert mit einer redenden Begierde, und mit ſichtbarer Geſchaͤftig- keit in der Thora, um eine Antwort auf Chriſti In- ſtanz zu finden. Man ſieht ihm den Eifer, den hei- ligen Ernſt, den orthodoxen Unwillen uͤber die Neuerun- gen an. Ein Stuͤck, woran Teniers und Rubens ge- arbeitet haben. Auch das Geſicht von Teniers Frau. Kaminſteine, die in Paris gar praͤchtig gearbeitet ſind. In einem Gange haͤngen zehn Gemaͤlde von Maitreſ- ſen. Darneben eine Landſchaft von Lucas von Uden, die unvergleichlich gemahlt iſt. Der Garten allein erfordert etliche Stunden. Durch eine von Marmor aufgeſetzte Kaskade iſt er geſchloſſen. Im Schwezinger Garten iſt mehr Geſchmack, mehr Abwechslung und Mannichfaltigkeit. Die ewigen geradegeſchnittenen Alleen, die ſo unnatuͤrlich, ſo ſteif und kalt da ſtehen! Am Waſſer ſtehen viele Bildſaͤulen, und Figuren, alle von Blei und mit Dukatengold vergol- det. Unter den Statuen, die in den Spaziergaͤngen ſte- hen, ſind einige alt und aus Rom, andere ſind von Holz, ſie ſollen aber alle aus Marmor aufgeſtellt werden. Im Garten ſelber ſind wieder vier kleine Schloͤſſer: 1) Eine Eremitage, und darin eine Grotte, ein ſimpler Altar, und eine kleine Bibliothek; ein alter Invalid hat die Aufſicht daruͤber. Das Beſte hier iſt eine herrliche Magdale- na von M. A. Buonarotti. 2) Pagodenburg, wo inwendig alle Waͤnde mit blau und weiſſen porzella- nenen

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/83>, abgerufen am 24.11.2024.